Der ultimative Beginner Guide zum Investieren und Traden
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1 – Die besten Gründe, um noch heute mit dem Investieren zu starten!
- Kapitel 2 – Die wichtigsten Grundlagen – kurz, knapp und verständlich
- Kapitel 3 – Die 6 wichtigsten Lektionen zum Investieren
- Kapitel 4 – Von Aktie bis Option – das weite Feld der Anlageklassen erklärt
- Kapitel 5 – Investieren vs. Trading – worauf unbedingt zu achten ist
Du bist neu an der Börse und interessierst dich fürs Investieren und für den aktiven Handel? Wir helfen dir bei den Grundlagen und den ersten wichtigen Schritten. In diesem Artikel erhältst du von uns verständliches, notwendiges Wissen und erfährst, was du für den langfristigen Erfolg auf jeden Fall vermeiden solltest.
Kapitel 1
Die besten Gründe, um noch heute mit dem Investieren zu starten
Die Gründe um an der Börse zu starten können vielfältig sein. Da du bereits hier gelandet bist, scheinst du schon eine gewisse Motivation zu haben, dich mit der Börse und dem Finanzmarkt zu beschäftigen. Damit hast du den wichtigsten Schritte bereits getan. Bei den weiteren Schritten sind wir dir gerne behilflich und unterstützen dich, sodass du im manchmal rauen Fahrwasser der Börse gelassen navigieren kannst.
Die häufigste Motivation für den Start an der Börse ist wohl meistens das Stichwort Geld. Allerdings erfüllt Geld dabei prinzipiell erstmal keinen Selbstzweck, da es für sich genommen kaum bis keinen Nutzen erfüllt. Interessant wird es dann, wenn man das Geld, das an der Börse als Rendite erzielt wurde, als Mittel einsetzt, um eigene Ziele und Wünsche zu erfüllen.
Diese Ziele und Wünsche können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie können sich auf einmalige und spezifische Ereignisse, wie die Erfüllung einer längeren oder teureren Reise, einem Auto oder einer Immobilie, beziehen. Sie können aber auch langfristiger und noch weitgehend wenig konkreter Natur sein. Als Ziel könnte im Raum stehen, sich später selbst aus Kapitalerträgen eine zusätzliche Rente zahlen zu können oder es kann sogar so weit gehen, dass Kapitalerträge eine finanzielle Freiheit begründen.
Über deine privaten Umstände und die Zuträglichkeit von Vermögensaufbau und Einkommen aus Kapitalvermögen solltest du dir zunächst selbst Gedanken machen.
Als Denkanstoß führen wir dir aber gerne ein paar Gründe auf, um mit dem Investieren an der Börse zu starten. Wir sind der Meinung, dass diese für eine Vielzahl an Leuten und deshalb wahrscheinlich auch für dich relevant sein können. Die aufgeführten Gründe beziehen sich hauptsächlich auf den Aktienmarkt und weniger auf andere Anlageklassen. Auf die Besonderheiten der einzelnen Anlageklassen gehen wir in einem der nächsten Abschnitte ein.
Kapitel 2
Die wichtigsten Grundlagen – kurz, knapp und verständlich
Du brauchst keine BWL- oder VWL Vorlesung, um die Grundzüge des Finanzmarktes zu verstehen. Die wichtigsten Punkte, denen man sich bewusst sein sollte, lassen sich in simple Grundsätze zusammenfassen.
Der Finanzmarkt im Allgemeinen dient Unternehmen dazu, Kapital aufzunehmen, um mit diesem zu wirtschaften. Es lässt sich zunächst aus Unternehmenssicht zwischen Fremdkapital und Eigenkapital unterscheiden.
Wie können Unternehmen Fremdkapital aufnehmen?
Im Zuge einer Anleihe-Emission (Ausgabe) überlassen mehrere Zeichner (Anleger) zunächst dem Emittenten (Ausgeber) für eine vereinbarte Laufzeit und Verzinsung ein bestimmtes Kapital.
Der aus dem Verkauf entstehende Erlös wird dem Unternehmen als Fremdkapital zugeführt, mit dem das Unternehmen dann bis zum festgelegten Rückzahlungsdatum arbeiten kann.
Als Anleiheinhaber ist man nicht am Unternehmen beteiligt, sondern hat lediglich Anspruch auf die vorher festgelegten Zinszahlungen und am Laufzeitende die Rückzahlung der Anleihe.
Wie kann ich in Fremdkapital investieren?
Die von Unternehmen emittierten Anleihen können in einer vorgegebenen Stückelung, Laufzeit und Zinssatz am Markt gehandelt werden.
Als Privatanleger wirst du aber eine Anleihe im Normalfall nicht im Rahmen einer Erstemission zeichnen, sondern diese über deinen Broker an einer Börse am Sekundärmarkt von einem anderen Marktteilnehmer erwerben.
Fremdkapitalgeber sind nicht am Unternehmen beteiligt und partizipieren deshalb auch nicht an der Entwicklung des Unternehmens. Dafür ist der Vorteil, dass der Zinsanspruch des Fremdkapitalgebers selbst in einem schlechten Jahr, abgesehen im Falle einer Insolvenz, immer bedient wird.
Wie können Unternehmen Eigenkapital aufnehmen?
Aktiengesellschaften können neues Eigenkapital durch eine Neuemission von Wertpapieren aufnehmen. Bei einer Emission werden zur Kapitalbeschaffung eines Unternehmens neue Wertpapiere ausgegeben. Während einer Emission werden Investoren Wertpapiere zum Kauf angeboten. Der aus dem Verkauf entstehende Erlös wird dem Unternehmen als Eigenkapital zugeführt, mit dem das Unternehmen dann arbeiten kann. Die emittierten Wertpapiere stellen eine Beteiligung an dem Unternehmen dar.
Wie kann ich in Eigenkapital investieren?
Du kannst in Eigenkapital investieren, indem du eine oder mehrere Aktien eines Unternehmens erwirbst. Wie bei den Anleihen wirst du dabei Aktien regelmäßig nicht in der Erstemission zeichnen, sondern über deinen Broker an einer Börse am sogenannten Sekundärmarkt. Das heißt, das Unternehmen ist hier nicht direkt involviert, sondern du kaufst die Aktien von einem anderen Marktteilnehmer.
Mit dem Kauf einer Aktie bist du anteilig an einem Unternehmen beteiligt. Damit partizipierst du an der Entwicklung dieses Unternehmens, sei es durch einen steigenden Unternehmenswert und damit einen steigenden Aktienkurs oder durch die Ausschüttung von Dividenden.
Fremdkapital vs. Eigenkapital
Als Eigenkapitalgeber trägst du ein höheres Risiko als ein Fremdkapitalgeber, da in einem schlechten Jahr die Dividende gestrichen werden kann oder der Aktienkurs sinken kann und du deshalb Buchverluste erleidest. Eine Dividende bemisst sich grundsätzlich an dem Vorjahresergebnis und einigen weiteren Faktoren und kann deshalb im Zweifel gekürzt oder gestrichen werden. Der fällige Fremdkapitalzins kann hingegen nicht einfach so gestrichen werden, da es sich hierbei um einen Vertrag handelt, der erfüllt werden muss.
Es wird deutlich, dass am Kapitalmarkt Risiko mit Rendite in Zusammenhang steht. Bin ich nur bereit ein niedriges Risiko einzugehen, kann ich nur eine begrenzte Rendite erwarten. Habe ich hingegen eine höhere Renditeerwartung, muss ich auch bereit sein, ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen. Das heißt aber nicht, dass jedes höhere Risiko gleichzeitig eine höhere Rendite bringt!
Möchte ich hingegen eine positive Realrendite, also nach Inflation, erzielen, dann muss ich mir bewusst sein, dass ich höhere Risiken eingehen muss. Dazu gehören dann in ausgewählten Jahren auch Buchverluste von den genannten 20 % oder sogar mehr.
Ein wichtiger Punkt zu Beginn eines Investorendaseins ist es, zu verstehen, wie überhaupt die langfristige Rendite in Aktien zustande kommt. Aus Unternehmenssicht sind, wie bereits erwähnt, Aktien eine mögliche Finanzierungsart. Finanzieren kann sich ein Unternehmen über Fremd- und Eigenkapital. Eigenkapital, haben wir bereits festgestellt, geht aus Investorensicht mit höheren Risiken als Fremdkapital einher. Jedes Kapital verursacht aus Unternehmenssicht Kosten. Die Fremdkapitalkosten liegen meist bei einem Wert, der sich aus dem Zinssatz einer risikolosen Staatsanleihe und einem individuellen Risikoaufschlag je nach Unternehmen ergibt.
Nicht elementar anders ist es bei den Eigenkapitalkosten. Auch Eigenkapital will verzinst werden und das wegen des höheren Risikos höher als Fremdkapital. Aktien werden bekanntlich aber nicht verzinst. Die Rendite entsteht also beim Aktionär über den steigenden Aktienkurs und die Dividende. Langfristig stellen deshalb die Eigenkapitalkosten der Unternehmen die Aktienrendite von circa 8 % pro Jahr dar.
Kapitel 3
Die 6 wichtigsten Lektionen zum Investieren
Es gibt, wie du oben lesen konntest, ausreichend Gründe, um mit dem Investieren zu beginnen. Trotzdem sollte man immer realistisch bleiben und einige Dinge beachten, um nicht mit falschen Vorstellungen zu starten und dann deshalb vielleicht enttäuscht und entmutigt aufzugeben.
Kapitel 4
Von Aktie bis Option – das weite Feld der Anlageklassen erklärt
In was sollte man überhaupt investieren und wie unterscheiden sich die Produkte, die bei einem Broker angeboten werden? Im folgenden Abschnitt wollen wir dir die relevanten Anlageklassen vorstellen, von denen einige mehr und andere weniger für Einsteiger geeignet sind.
Aktien – das fairste Produkt überhaupt?
Eine Aktie ist ein Anteil an einem Unternehmen, einer Aktiengesellschaft bzw. kurz AG. Wer eine Aktie kauft, wird dadurch als Aktionär Miteigentümer des Unternehmens.
Anteile in Form von Aktien geben Unternehmen aus, um sich z.B. Eigenkapital zur Finanzierung von neuen Investitionen zu beschaffen. Das Geld wird der Aktiengesellschaft auf unbestimmte Zeit überlassen, also nicht zurückgezahlt. An der Börse werden die Aktien auf dem so genannten Zweitmarkt gehandelt, sodass diese immer im Umlauf bleiben, außer ein Unternehmen kauft eigene Aktien zurück.
Als Anleger nimmst du durch Aktien an der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens teil. Das bedeutet, du trägst Verluste bis zur Höhe seiner Anlage mit und deine Aktien können im Falle einer Insolvenz wertlos werden. Erzielt ein Unternehmen Gewinne, wird der Preis der Aktie wahrscheinlich steigen und außerdem kann die Hauptversammlung entscheiden, Teile des Gewinns als Dividende an die Aktionäre auszuschütten.
Vorteile von Aktien:
Nachteile von Aktien:
ETFs – der heilige Gral?
Ein ETF, englisch für „Exchange Traded Fund”, ist ein börsengehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Index, wie beispielsweise dem DAX oder dem Nasdaq abbildet.
Ein ETF ist eine Fond und damit erstmal eine Sammelstelle für Anlagegelder. Man könnte bildlich sagen, dass viele Anlegerinnen und Anleger ihr Geld zusammenlegen und dem Fondsmanager den Auftrag erteilen, das Kapital im Rahmen einer vorgegebenen Anlagestrategie zu investieren.
Die meisten ETFs sind dabei passive Investmentfonds, die einen Index nachbilden. Es gibt aber inzwischen auch aktiv gemanagte ETFs, die dann aktive Investmentfonds sind.
Bei einem Indexfonds sorgt der Anbieter dafür, dass der Fonds die Entwicklung eines Index so genau wie möglich abbildet. Die im Fonds enthaltenen Wertpapiere und deren Gewichtung sind daher vom abgebildeten Index genau vorgegeben. Indizes sind Marktbarometer, welche die Wertentwicklung ganzer Märkte erfassbar machen.
Einer der beliebtesten Indizes, auf dem ETFs aufbauen, ist der sogenannte MSCI World. Dieser ist per se kein ETF, sondern ein Index, welcher über 1.400 Unternehmen aus 23 Ländern repräsentiert. Auf diesem Index können ETF-Anbieter wie Blackrock mit den iShares ETFs oder DWS mit den Xtrackers-ETFs ein Produkt aufbauen, das über einen Broker an der Börse gehandelt werden kann.
Ein Indexfonds hat den großen Vorteil, dass du stets weißt, worin du investiert bist. Denn die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index, wie zum Beispiel des DAX, ist bekannt und kann jederzeit eingesehen werden.
Die Rendite eines breit gestreuten ETFs, wie auf den MSCI World, wird langfristig durchschnittlich 8-10 % betragen. Dabei wird es Jahre geben, in denen eine negative Rendite erzielt wird und Jahre, in denen eine höhere Rendite als 8 % erzielt wird. Im Durchschnitt stellt sich eine Marktrendite von circa 8 % ein.
Hingegen sollte man darauf achten, nicht unwissend in einen der mittlerweile zahlreich existierenden Themen-ETFs zu investieren, die oft alles andere als diversifiziert sind. Am besten ist es, sich immer die Zusammenstellung eines ETFs anzuschauen, bevor man diesen erwirbt. ETFs, in denen die größte Position bereits mehr als 20 % des gesamten Fonds ausmacht, sollten mit einem kritischen Blick betrachtet werden.
Vorteile von ETFs:
Nachteile von ETFs:
Anleihen – das beste risikoarme Produkt?
Anleihen sind in der Regel festverzinsliche Wertpapiere mit einer festen Laufzeit – also Wertpapiere, die über eine vorher festgelegte Zeit regelmäßig Zinsen abwerfen, bei Anleihen auch Kupons genannt. Anleihen dienen, wie bereits erklärt, als Finanzierungsmittel von Fremdkapital für Unternehmen, aber auch für Staaten. Ein Unternehmen oder ein Staat leiht sich also über eine Anleihe für einen bestimmten Zeitraum Geld am Kapitalmarkt.
Mit dem Kauf einer Anleihe gewährst du als Zeichner dem so genannten Emittenten quasi einen Kredit. Als Käufer wirst du zum Gläubiger, der Emittent zum Schuldner. Wie bei einem üblichen Kredit muss der Emittent dem Käufer zum einen Zinsen bezahlen und zum anderen den vollen Kreditbetrag zum Ende der Laufzeit zurückzahlen.
Anleihen weisen im Gegensatz zu Aktien einige Besonderheiten auf:
- Die Anleihekurse werden in Prozent (%) und nicht wie bei Aktien in Euro oder einer anderen Währung angegeben. Der Anleihekurs bezieht sich auf den aktuellen Marktpreis, zu dem eine Anleihe gekauft oder verkauft werden kann.
- Anleihen besitzen eine Fälligkeit, das ist das Datum, an dem der Anleiheemittent den Nennwert an den Anleihegläubiger zurückzahlen wird.
- Es kann eine jährliche zu erwartende Rendite, der sogenannte Yield to Maturity (YTM) berechnet werden, welcher sich auf die annualisierte erwartete Gesamtrendite einer Anleihe bezieht, die bis zu ihrer Fälligkeit gehalten wird. Die Rendite berücksichtigt dabei alle Kuponzahlungen und die Rückzahlung des Nennwerts.
- Anleihen zahlen regelmäßig einen Kupon, das ist der feste jährliche Zinssatz, den der Emittent an die Anleihegläubiger zahlt.
Die Renditeerwartung von Anleihen, die bis zur Fälligkeit gehalten werden, ist auf den Yield to Maturity begrenzt. Bei Verkauf vor Fälligkeit kann je nach Zinsniveau und weiteren Faktoren auch eine höhere Rendite erzielt werden, auch diese hat jedoch logische Begrenzungen.
Das Risiko von Anleihen ist zwar geringer als bei Aktien, jedoch kann auch eine Anleihe wertlos werden, falls der Emittent insolvent geht. Deshalb ist es wichtig, auf die Bonität und das Rating einer Anleihe zu achten. Je höher das Rating, desto geringer die Ausfallwahrscheinlichkeit.
Vorteile von Anleihen:
Nachteile von Anleihen:
Optionen – Termingeschäfte fürs Depot
Eine Option ist ein Derivat. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihren Wert aus einem zugrunde liegenden Vermögenswert ableiten.
Eine Option kann sich auf verschiedene Basiswerte wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Währungspaare beziehen. Beim Kauf einer Option erwirbt man das Recht, den zugrunde liegenden Vermögenswert zu einem festgelegten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen. Dieser Zeitpunkt wird als Ausübungszeitpunkt bezeichnet, weshalb Optionen auch oft als Termingeschäfte bezeichnet werden.
Eine zentrale Eigenschaft von Optionen besteht darin, dass der Käufer lediglich das Recht erwirbt, die Option auszuüben, jedoch nicht dazu verpflichtet ist. Der Verkäufer der Option ist hingegen verpflichtet, den zugrunde liegenden Vermögenswert zum vereinbarten Preis zum Zeitpunkt der Ausübung zu kaufen oder zu verkaufen.
Es gibt Call- und Put-Optionen und zu jeder Option gibt es einen Käufer und einen Verkäufer. Bei einer Call-Option profitiert der Käufer von einem steigenden Kurs des Basiswertes. Nehmen wir einmal ein, man kauft eine Call-Option auf eine Aktie, die gerade bei 100 Euro liegt. Der Ausübungspreis sei 105 Euro. Steigt die Aktie jetzt auf 110 Euro, dann ist die Option für den Käufer werthaltig, da dieser das Recht hat, die Aktie trotzdem zu 105 Euro zu kaufen und deshalb über die Option 5 Euro Gewinn macht. Der Verkäufer (auch Short genannt) dieser Option hat dann die Pflicht, die Option zu 105 Euro zu verkaufen und macht deshalb einen entsprechenden Verlust in Höhe von 5 Euro.
Jede Option hat dabei eine sogenannte Optionsprämie, die vom Käufer an den Verkäufer dafür gezahlt wird, dass dieser das Recht zum Kauf oder Verkauf bekommt. Die Prämie setzt sich aus dem inneren Wert und dem Zeitwert der Option zusammen. Die Details sind hochkomplex, aber einfach gesagt ist der Zeitwert einer Option, der Wert, der die Chance quantifiziert, dass eine Option bis zum Ende der Laufzeit werthaltig wird. Der innere Wert einer Option ist der Wert, der zeigt, wie stark eine Option ‘im Geld’, also werthaltig ist. Eine Option ist dann ‘im Geld’, wenn bei einer Call-Option der Basispreis über den Ausübungspreis steigt und bei einer Put-Option, wenn der Basispreis unter den Ausübungspreis fällt.
Auf der Long-Seite (also als Käufer) sind sowohl beim Call als auch beim Put die möglichen Gewinne quasi unbegrenzt. Auf der Short-Seite (also als Verkäufer) sind die möglichen Gewinne auf die Optionsprämie begrenzt. Dieses Ungleichgewicht wird dadurch ausgeglichen, dass Optionen regelmäßig höher durch den Markt gepreist sind, als angemessen wäre, so dass die Optionen meist wertlos verfallen und der Verkäufer die Optionsprämie behält.
Auf der Long-Seite ist der Verlust auf die gezahlte Optionsprämie begrenzt, während auf der Short-Seite die Verluste unbegrenzt sind. Diese potentiellen Verluste lassen sich aber durch ein Risikomanagement oder auch kombinierte Optionsstrategien verringern.
Vorteile von Optionen:
Nachteile von Optionen:
Optionsscheine – guter oder schlechter Hebel?
Mit Optionsscheinen kannst du überproportional an der Kursentwicklung eines bestimmten Basiswertes teilhaben. Optionsscheine haben deshalb eine Hebelwirkung. Wie bei der Option hast du das Recht, eine bestimmte Menge eines Basiswertes, z.B. einer Aktie, zu einem festgelegten Termin und Preis zu verkaufen. Dahingehend gleicht der Optionsschein einer Option. Auch kann man über Optionsscheine sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen. Soweit gleichen diese den Optionen.
Trotzdem weisen Optionsscheine einige Unterschiede zu Optionen auf und sollten nicht mit diesen verwechselt werden. Optionsscheine unterscheiden sich dahingehend von den Optionen, dass diese von einem Emittenten herausgegeben werden und meist außerbörslich gehandelt werden. Ein Optionsschein ist ein strukturiertes Produkt, das von einem Emittenten wie der HSBC, der DZ Bank oder anderen Banken speziell an Retail-Kunden gerichtet herausgegeben wird, weshalb das Risiko besteht, dass der Emittent insolvent geht und die Produkte nicht geschützt sind. Die Preisbildung eines Optionsscheins ist außerdem weniger transparent als die einer Option, da Spielraum bei Preiskomponenten wie der impliziten Volatilität besteht.
Optionsscheine sind nichts für unerfahrene und unbedarfte Privatanleger. Es ist wichtig, sich erstmal mit den unterschiedlichen Optionsschein-Strategien vertraut zu machen, bevor man mit diesen handelt. Mit einer gewissen Erfahrung ist es aber durchaus legitim, auch mal einen Optionsschein zu nutzen, um sich entweder abzusichern oder an einer Aufwärtsbewegung überproportional teilzuhaben. Generell ist zu raten, nur einen geringen Teil des Vermögens in Optionsscheine zu investieren, um so mögliche Verluste besser verkraften zu können.
Optionsscheine erfreuen sich großer Beliebtheit bei Privatanlegern. Jedoch gibt es einiges, das beim Handel dieser zu beachten ist. Wir haben deshalb das Wichtigste für dich in einem eigenen Optionsschein-Guide zusammengefasst.
Vorteile von Optionsscheinen:
Nachteile von Optionsscheinen:
Futures – Termingeschäfte (nur) für die Institutionen
Futures sind Terminkontrakte, bei denen sich der Verkäufer verpflichtet, die vereinbarte Menge eines Basiswertes, zu einem festgelegten Preis sowie zu einem bestimmten Zeitpunkt und einer definierten Qualität an einem bestimmten Ort zu liefern. Gleichzeitig verpflichtet sich der Käufer, diese abzunehmen.
Ein Future ist also ein unbedingtes Termingeschäft, das für beide Parteien, Käufer und Verkäufer, juristisch bindend ist. Anders als bei Optionen gibt es kein Wahlrecht für den Käufer. Der Marktpreis des Basiswertes zum Zeitpunkt der Erfüllung des Vertrages ist dabei nicht relevant.
Unternehmen können Terminkontrakte nutzen, um sich für einen festgelegten Zeitraum Ein- und Verkaufspreise oder Wechselkurse zu sichern. Dadurch können sie ihre Finanzen besser planen. Ein Beispiel ist ein Nahrungsmittelkonzern, der mit Terminkontrakten den aktuellen Weizenpreis festschreibt, obwohl die Lieferung erst in einem halben Jahr erfolgt. Für solche Zwecke sind oft Kontrakte mit physischer Lieferung sinnvoll.
Für Privatanleger haben Futures weniger Bedeutung, da potentielle Verluste nicht limitiert sind. Die Kursbewegungen können durch einen Hebeleffekt in beide Richtungen verstärkt werden und sich sowohl positiv als auch negativ auswirken. Beim Handel mit Futures wird grundsätzlich nur eine Margin hinterlegt, so dass mit einem geringen Einsatz sehr viel Kapital bewegt werden kann. Deshalb besteht das Risiko, dass die potentiellen Verluste schnell die Margin übersteigen.
Vorteile von Futures:
Nachteile von Futures:
Kapitel 5
Investieren vs. Trading – worauf unbedingt zu achten ist
Eine Überlebensstrategie fürs Depot
Wir freuen uns, dass wir dich für den Aktienmarkt und die Börse begeistern konnten und hoffentlich noch weiter motiviert haben. Wichtig ist aber zum Abschluss nochmal das Investieren vom aktiven Handel (Trading) abzugrenzen. Es kann ansonsten sehr leicht passieren, dass man beides vermischt und letztendlich mit einer nicht funktionierenden Strategie sowohl beim Investieren als auch beim Trading endet.
Viele werden sich in ihrer frühen Börsenkarriere schonmal dabei erwischt haben, wie man einen ursprünglich als Trade geplanten Kauf zur “Investition” werden zu lässt, weil dieser gegen einen läuft. Andersherum haben wohl auch viele schonmal eine langfristige Investition schnell für einen kleinen Gewinn in der Angst veräußert, Gewinne wieder zu verlieren oder weil es zum jeweiligen Unternehmen aktuelle negative News gab.
Das sind typische Beispiele, die man um jeden Preis vermeiden sollte, da sie langfristig Rendite kosten und für Verunsicherung sorgen.
Am besten stellt man sich vor, man würde bei einem Aktienkauf als Investition statt in eine Aktiengesellschaft in ein Unternehmen ohne Börsenlisting investieren, dessen Anteile illiquide sind und nicht zu jedem Zeitpunkt wieder veräußert werden können. Man investiert in ein Unternehmen und nicht in einen hoffentlich steigenden Chart. Charttechnik insgesamt sollte beim Investieren eine wenn überhaupt sehr untergeordnete Rolle spielen. Im Vordergrund stehen das Unternehmen, das Geschäftsfeld, das Management, Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Cashflow-Verhältnis oder die Margen und weitere individuelle unternehmensbezogene Faktoren.
Der Preis der Aktie sollte beim Investieren nur als Proxy des Unternehmenswertes gesehen werden. Eine Investition nur nach dem Kriterium Preis zu verkaufen macht wenig Sinn. Sollten sich fundamentale Faktoren im Unternehmen geändert haben, dann macht es durchaus Sinn, eine Aktie (auch im Verlust) zu verkaufen. Dies sollte aber nicht ausschließlich wegen eines sinkenden Preises getan werden. Eine Immobilie in guter Lage würde man ja auch nicht verkaufen, nur weil man Angebote für diese unter dem Einkaufspreis erhält.
Beim Trading gibt es eine Vielzahl von Ansätzen und Unterschieden. Trading kann extrem kurzfristig orientiert sein, mit einer geplanten Haltedauer von Minuten bis sogar nur wenigen Sekunden, das sogenannte ‘Scalping’. Beim ‘Day-Trading’ hält man Wertpapiere auch mal einige Stunden, schließt aber grundsätzlich die offenen Positionen vor Handelsschluss. Swing-Trading bezieht sich auf Trades, die einige Tage bis Wochen offen gehalten werden. Außerdem gibt es noch das Positions-Trading, bei dem Positionen planmäßig einige Wochen bis Monate gehalten werden. Je länger die Haltedauer, desto mehr spielen auch Aspekte des Investierens mit ins Trading. Gerade beim Positions-Trading ist der Übergang zum Investieren stellenweise fließend, da für die eher lange Haltedauer deutlich mehr fundamentale Daten eines Unternehmens betrachtet werden müssen, als dies beim Scalping oder Day-Trading der Fall ist.
Unterscheiden kann man beim Trading weiterhin, mit welcher Strategie ein Trade angegangen wird. Die Herangehensweisen reichen von reinem News-Trading, bei dem sehr schnell auf Neuigkeiten reagiert und sich positioniert wird, bis hin zu reinem Handel nach der technischen Analyse, bei dem die Kauf- und Verkaufsentscheidungen einzig auf einem oder mehreren Indikatoren bzw. der reinen Preisentwicklung im Chart (Price action) basieren.
Wenn du die technische Analyse zum Trading verwenden möchtest, legen wir dir unseren Technischen Analyse Guide nah, der dir die wichtigsten Techniken mit praktischen Beispielen erklärt!
Es ist dabei extrem wichtig, dass man Investieren und Trading voneinander trennt, am besten in 2 unabhängigen Depots, sodass eines strikt nur zum Investieren und das andere nur zum aktiven Handeln genutzt wird. Als Beginner, gerade mit einem eher kleinen Depot, sollte der Fokus auf den langfristigen Vermögensaufbau durch Investieren gelegt werden. Hierbei können breit gestreute ETFs oder eine diversifizierte Auswahl an Aktien in Betracht gezogen werden. Steht ein solches Depot einmal und ist man mit dem Börsengeschehen etwas vertrauter, dann kann man in Erwägung ziehen, auch mit dem aktiven Handeln mit Aktien oder gelegentlich auch mal Optionen bzw. Optionsscheinen zu beginnen.
Wahrscheinlich hast du auch noch über diesen Guide hinaus einige Fragen, zum Beispiel welche Broker überhaupt in Frage kommen, sieh dir dazu gerne unseren großen Depotvergleich an! Bei weiteren Fragen sind wir dir auch gerne in der Community auf Discord behilflich.
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