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Nemetschek – ist die Erfolgsstory noch intakt?

Die Aktie des deutschen Softwarekonzerns Nemetschek Group ist ein spannender Wert aus der zweiten Reihe. Am Donnerstag machte das im MDAX notierte Unternehmen seine Quartalszahlen publik und übertraf die Erwartungen querbeet. Nemetschek hat im ersten Vierteljahr den Umsatz kräftig gesteigert und die Ziele für das Geschäftsfsjahr bestätigt. Die Aktie schoss daraufhin 7 % ins Plus. Wir schauen uns die Zahlen sowie die Einschätzungen der Analysten genauer an.

Was macht Nemetschek?

Man kann Nemetschek als einen Hidden Champion der deutschen Software-Szene bezeichnen. Das Münchner Unternehmen ist ein Vorreiter bei der digitalen Transformation der Baubranche, in der auch im Jahr 2023 noch größtenteils analog gearbeitet wird. Genau deshalb hat Nemetschek noch viel Wachstumspotenzial, auch wenn es von Jahr zu Jahr zu neuen Rekorden eilt. Hinzu kommen der Ausbau der Abo-Verträge (Software as a Service, kurz SaaS), die verlässliche Cashflows generieren.

Nemetschek entwickelt seine Softwarelösungen nicht nur, sondern produziert und vertreibt diese auch. Im Mittelpunkt steht die Bauwerksdatenmodellierung, die alle relevanten Informationen zu einem Bauprojekt digital erfasst. Mit der Software von Nemetschek können sich alle am Bau beteiligten Mitarbeiter – Architekten, Ingenieure, Statiker usw. – miteinander vernetzen. Das macht die Prozesse einfacher, schneller und kostengünstiger.

Das Unternehmen wurde 1963 vom Bauingenieur Georg Nemetschek gegründet und hat seinen Hauptsitz in München. Nemetschek beschäftigt rund 3400 Mitarbeiter.

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Die neusten Quartalszahlen

Zur Erklärung: Nemetschek stellt sein Geschäftsmodell von Lizenzverkäufen auf Subskriptions- und SaaS-Modelle um, was bisweilen kostspielig ist und den Gewinn bzw. die Margen schmälert. Durch diesen Prozess gibt es immer noch Belastungen, weil Einmalzahlungen aus Lizenzverkäufen fehlen. Das wurde allerdings vom Management so erwartet und ist auch üblich, wenn ein Unternehmen eine derartige Umstellung vollzieht.

  • Im ersten Quartal kletterte der Konzernumsatz um rund 7 % auf 204,6 Millionen EUR. Prognostiziert wurden 198 Millionen EUR.
  • Das operative Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank um 13 % auf 61,0 Millionen EUR, lag aber deutlich über den Erwartungen von 56,1 Millionen EUR.
  • Die EBITDA-Marge verringerte sich von 36,3 auf 29,8 %. Prognostiziert wurden 27,9 %.
  • Die jährlich wiederkehrenden Umsätze (ARR) stiegen gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum deutlich um 23,5 % auf 597,4 Millionen EUR.
  • Haupttreiber waren erneut die Umsätze aus Subskriptions- und SaaS-Angeboten, die mit 40,6 % deutlich überproportional zum Umsatz auf 63,8 Millionen EUR stiegen (Vorjahr: 45,4 Mio. Euro).
  • Für das Gesamtjahr erwartet Nemetschek-CEO Yves Padrines weiter ein Umsatzwachstum von 4 bis 6 % und eine Ebitda-Marge von 28 bis 30 %.

„Neben der starken Dynamik bei Subskription und SaaS treiben wir auch unsere weiteren strategischen Themen konsequent voran, um die Wachstumschancen in unseren Märkten optimal zu nutzen. Dazu zählen neue Technologien wie digitale Zwillinge, künstliche Intelligenz und Cloud-Lösungen, aber auch die Internationalisierung, die konzernweite Go-to-Market-Strategie sowie die stetige Erhöhung der internen Effizienz“, sagte Padrines. „Mit dem ersten Quartal haben wir eine gute Grundlage geschaffen, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen.“

Das sagen die Analysten

Kurz nach Bekanntgabe des Q1-Zahlenwerks von Nemetschek haben sich die ersten Analysten zu Wort gemeldet.

Warburg Research belässt Nemetschek auf “hold”, auch das Kursziel von 58 EUR bleibt unverändert. Die Umstellung auf das Abomodell mache dem Unternehmen zu schaffen, das schwache Marktumfeld des vierten Quartals 2022 habe sich hingegen etwas stabilisiert, so ein Analyst.

Die Baader Bank hat die Einstufung für Nemetschek auf “add” mit einem Kursziel von 71 EUR belassen. Das Unternehmen sei gut ins Jahr gestartet, so Analyst Knut Woller. Zu verdanken sei dies in erster Linie dem gut laufenden Design-Segment.

Chart und Einschätzung

Der Chart der Nemetschek-Aktie von stock3.com.

Die Nemetschek Group scheint die Umstellung auf das Subskriptionsmodell gut zu meistern. Kurzfristig ist dieser Prozess eine Belastung, aber die wiederkehrenden Umsätze sind neue Wachstumstreiber.

Von ihrem Allzeithoch bei 116 EUR (Dez. 2021) notiert die Aktie derzeit bei aktuell 66 EUR rund 60 % tiefer. Kein Einzelfall, denn viele Tech- bzw. Softwareaktien haben in den letzten ein, zwei Jahren gehörig auf den Deckel bekommen.

Nemetschek bietet eine spannende Story und ist in seiner Nische der große Gewinner. Wer nachkaufen oder eine erste Position aufbauen will: Aktuell ist dafür keine schlechte Zeit. Die Aktie startet derzeit einen Ausbruchsversuch. Der nächste Widerstand steht bei rund 72 EUR. Vorsicht: Die Aktie ist volatil!

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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