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Lars Weigand in Goldesel

20.11.2022 14:39

Blogartikelbild Deutsche Post im Interview: “Wir erwarten das beste Ergebnis aller Zeiten”

Deutsche Post im Interview: “Wir erwarten das beste Ergebnis aller Zeiten”

Die Deutsche Post AG hat sich von einer einst staatlichen Behörde zu einem der führenden Logistikunternehmen der Welt entwickelt. Der Paketzusteller aus Bonn ist in 5 Unternehmenssegmente unterteilt und beschäftigt aktuell etwa 590.000 Mitarbeiter in über 220 Ländern und Territorien.

Nachdem insbesondere das Segment E-Commerce auch bei Wettbewerbern wie FedEx in Corona-Zeiten boomte, tritt hier mittlerweile eine Normalisierung der Geschäftstätigkeiten ein. Nach einer Gewinnwarnung des amerikanischen Konkurrenten am 16. September 2022 brach zunächst auch der Kurs der Deutsche-Post-Aktie ein.

In einer am 10. Oktober 2022 veröffentlichten Ad hoc-Mitteilung kündigte das Unternehmen allerdings an, die Ergebnisprognose für 2022 im Rahmen der Quartalsergebnisse am 8. November 2022 zu erhöhen. Dies wurde wie angekündigt vor wenigen Tagen bestätigt.

Wie kommt diese Outperformance gegenüber den Wettbewerbern zustande?

Eine von vielen Fragen, auf die uns Martin Ziegenbalg – Head of Investor Relations der Deutschen Post DHL Group – in unserem Interview eine aufschlussreiche Antwort gab.

Martin Ziegenbalg ist “Head of Investor Relations” bei der Deutsche Post DHL Group.
Herr Ziegenbalg, im September musste mit FedEx einer Ihrer größten Konkurrenten eine Gewinnwarnung aussprechen. Wie kommt es dazu, dass die Deutsche Post hier weniger betroffen scheint und eine deutliche Outperformance gegenüber der Peergroup abliefern kann?

Rückblickend können wir mit unserem bisherigen Ergebnis sehr zufrieden sein. So erwarten wir für das laufende Geschäftsjahr das beste Ergebnis aller Zeiten. Doch auch mit dem Blick auf eine nachlassende globale Wachstumsdynamik sind wir gut aufgestellt.

Das liegt einerseits an unserem nach Dienstleistungen, Branchen und Regionen gleichermaßen ausbalancierten Portfolio. Mit unseren 5 Divisionen decken wir sehr heterogene Geschäftsbereiche ab. Entsprechend besteht keine übergroße Abhängigkeit von sektorspezifischen oder regionalen Entwicklungen. Diese Vielfältigkeit macht uns besonders resilient.

Zusätzlich ist unsere Flexibilität ein entscheidender Faktor für unseren Erfolg und wird es in Zukunft möglicherweise noch mehr sein. Dank der Anpassungsfähigkeit unserer Netzwerke können wir schnell und effizient auf einen kurzfristig schwankenden Bedarf reagieren. Insgesamt sind auch wir gegen einen konjunkturellen Abschwung nicht völlig immun. So beobachten wir die weltwirtschaftliche Entwicklung intensiv und greifen auf bewährte Steuerungsinstrumente, wie diszipliniertes Ertrags- und Kostenmanagement, zurück. Damit können wir auch in unsicheren Zeiten ein gutes Ergebnis erzielen und bleiben ein attraktives Investment.

Ein elektrischer DHL-Truck der Marke Volvo.
Was versprechen Sie sich angesichts drohender Konsumzurückhaltung vom diesjährigen Weihnachtsgeschäft?

Im 3. Quartal haben wir gespürt, dass die Nachfrage nach internationalen Transportdienstleistungen merklich zurückging, besonders in der Luft- und Seefracht. Eine Konsumzurückhaltung spiegelten unsere Sendungsmengen im nationalen Paketgeschäft jedoch nicht wider. Im Gegenteil zeigten diese jüngst einen positiven Trend. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft erwarten wir auch im Paketgeschäft auf der letzten Meile einen typischen saisonalen Verlauf mit Sendungsmengen auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Entsprechend rüsten wir uns für ein intensives Schlussquartal und legen einen besonderen Fokus auf Qualität. Dafür investieren wir in unser Personal, in unsere Netzwerke und schaffen effiziente Strukturen.

Der Logistikbereich ist mittlerweile auf Rang 2, bezogen auf die Segmentverteilung innerhalb des Konzerns (nach EBIT).
Unternehmen wie Nike und Adidas, aber auch Plattformbetreiber wie About You und Zalando sitzen auf vollen Lagern. About You hat kürzlich mit einer Rabattaktion von bis zu 50 % für Aufsehen gesorgt. Stehen uns im E-Commerce Rabattschlachten in großem Ausmaß bevor und kann die Deutsche Post hier aufgrund steigender Warensendungen als großer Gewinner hervorgehen?

Natürlich setzen Rabattaktionen vorhersehbare Mechanismen in Gang. Mit steigenden Verkaufszahlen gehen in der Regel auch steigende Sendungsmengen einher. Davon profitieren vor allem unsere Divisionen Post & Paket Deutschland und DHL eCommerce Solutions, aber auch DHL Express, die Transportdienstleistungen auf der letzten Meile anbieten. Ob solche Rabattaktionen von großen Onlinehändlern auch für unsere anderen Unternehmensbereiche von Vorteil sind, hängt davon ab, wie schnell Regale und Läger wieder gefüllt werden. Entsprechend ergibt sich der Bedarf nach Transport-Dienstleistungen im Bereich der Luft- und Seefracht, wo wir zuletzt eine nachlassende Dynamik gespürt haben. Bei einem unverändert stabilen Konsumverhalten, sollte das langfristig auch wieder eine positive Wirkung auf das B2B-Geschäft entfalten.

Das Paket-Geschäft soll zum Weihnachtsquartal wieder auf Vorjahresniveau anziehen.
Spüren Sie erste Auswirkungen einer Entglobalisierung angesichts des Ukraine-Krieges und der damit einhergehenden Lieferkettenproblemen?

Nicht erst aufgrund des Ukraine-Kriegs standen Unternehmen extremen Produktionsproblemen entgegen. Wir haben dies besonders ausgeprägt beim Chip-Mangel beobachten können. Treiber waren hier insbesondere lokale Fabrikschließungen, sodass die Auftragsbücher und Lieferzeiten immer weiter gewachsen sind. Ausgehend von den Lieferengpässen haben Kunden stärker begonnen ihre Lieferketten zu diversifizieren. So kristallisieren sich Südost- und Südasien als neue Pole des Handelswachstums heraus. Unternehmen siedeln hier immer mehr Produktion an. Das erhöht die Komplexität und erfordert Logistik Know-how. Bereits heute sind wir dort stärker als unsere Wettbewerber aufgestellt. Diese Position wollen wir weiter stärken und investieren gezielt, um weiterhin der beste Partner für unsere Kunden zu sein.

Die Herausforderungen der Vergangenheit und solche, die uns noch bevorstehen, machen deutlich, wie wichtig robuste Lieferketten und eine funktionierende Logistik sind. Dies erkennen heute immer mehr Unternehmen und begreifen unsere Dienstleistung zunehmend als einen Wert- anstatt einen Kostentreiber. Diese veränderte Haltung wird sich langfristig positiv in unserem Ergebnis bemerkbar machen, genauso wie der intakte Trend zum E-Commerce.

E-Commerce ist auch bei der Deutschen Post auf dem Vormarsch.

Charttechnik

Mittelfristig befindet sich der Kurs der Post-Aktie noch im Abwärtstrend. Dieser wird seitens der Marktstruktur erst mit Überschreiten des Bereichs zwischen 42 und 43 EUR gebrochen. Trotzdem könnte der Kursverlauf einen nachhaltigen Boden formen. So bildet sich aktuell, durch einen kurzen Rücksetzer an der Zone um 39 EUR, eine inverse Schulter-Kopf-Formation.

Chart der Deutsche Post Aktie – Bodenbildung vollzogen?

Fazit

Die Aktie der Deutschen Post ist aus meiner Sicht ein solides langfristiges Investment. Dieser Eindruck begründet sich auf den Erkenntnissen, die aus dem Interview mit Herrn Ziegenbalg gewonnen werden konnten und der Tatsache, dass es dem Bonner Paketspezialisten gelungen ist, die gesamte Peergroup hinter sich zu lassen. Bei einem Rücksetzer in den Bereich um 34 EUR könnte eine erste Tranche gekauft werden. Wem das zu riskant erscheint, der steigt auf den fahrenden Zug auf, sobald das Zwischenhoch jenseits der 43-EUR-Marke überwunden wird. Danach könnte gelten: Der Zug hat keine Bremse!

Innerhalb der Goldesel-Community wurde bereits seit längerem über die attraktive Einstiegsgelegenheit bei der Aktie der Deutschen Post diskutiert. Vor einigen Wochen habe auch ich mich mit einer ersten Position im Langfristdepot positioniert. Zu den langfristigen Aussichten hatte Christian Berlich innerhalb von Goldesel Premium zudem eine sehr aufschlussreiche Videoanalyse erstellt. Seit Christians Einschätzung ist die Aktie bereits über 15 % im Plus. Die Analyse sollte sich jeder anschauen, der bereits investiert ist oder darüber nachdenkt: Deutsche Post – Qualitätsaktie zum Schnäppchenkurs?

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