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Michael Flender in Wissen

24.06.2023 09:36

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Umgehen mit Verlusten

Erst hat man kein Glück, dann kommt auch noch Pech dazu. Ich habe an der Börse oft erlebt, dass es Tage gibt, an denen alles zusammenkommt und man dann nur noch ko**** möchte. Leider ist auch das alles andere als ungewöhnlich. Mich hat es beispielsweise diesen Freitag wieder erwischt. Zunächst war der Markt sowieso schon schwach und einige Positionen im Minus, eine Opendoor sogar 8b%. Ich habe mir dann gesagt: „Ok erstmal den Kopf frei bekommen und etwas Sport machen“, weil ich ziemlich mies gelaunt war.
Dann kam es mit der Prognoseerhöhung bei SMA Solar noch zum Supergau. Ich war just am Freitag Short in der Aktie gegangen, da der Chart angeschlagen und die Peer-Group in den USA extrem schwach war. Zudem gibt es laut mehrerer Aussagen aus der Branche eine Abkühlung der Nachfrage. Dank des Dpa ProFeeds und der Pushmeldung, bin ich dann zum PC gestürmt. Die Aktie war aber schon in einer Volatilitätsunterbrechung nach oben. Solch eine Unterbrechung folgt am Handelsplatz Xetra, wenn sich eine Aktie zu schnell in die eine oder andere Richtung bewegt. Der nächste Kurs war dann 90 Euro. Hier habe ich die Aktie dann eingedeckt.

SMA-Solar Prognoseerhöhung

Das Problem: Ich war auch zusätzlich mit einem KO-Schein Short. Hier ist es in der Praxis so, dass der Emittent erstmal keine Kurse stellt, bis sich der Kurs beruhigt hat. Man ist hier also deutlich weniger flexibel als beim direkten Handel mit der Aktie. Andererseits ist bei solch einem direkten Handel mit der Aktie problematisch, dass man eine Leihe braucht. Diese kostet Geld oder man deckt die Aktie am selben Tag wieder ein.
Den Schein konnte ich dann erst verkaufen, als die Aktie im Bereich 100-101 Euro stand. Als Wochenendgeschenk habe ich dann unterm Strich um die 5.000 Euro verloren. Meine Laune war gestern Abend entsprechend „angespannt“ 😀

Intradaychart SMA Solar

Wie also umgehen damit?

Zuallererst: Verluste sind Teil des Spiels, sie gehören dazu und werden sich nicht vermeiden lassen. Wichtig ist immer nur eine Frage: Bleibe ich handlungsfähig – auch bei „worst-case-Szenarien?“. Hier kann ich sagen: JA. Auch wenn 5.000 Euro für mich viel Geld sind, sind es am Ende „nur“ 1 % von meinen Tradingkonten. Also doch ziemlich im Rahmen. Verstärkt hat sich der Verlust durch den insgesamt schwachen Markt, wodurch sich meine Stimmung zusätzlich eingetrübt hat.
Ich habe dann gestern nochmal überlegt, ob ich einen Fehler gemacht habe oder ob es einfach Pech war. Und hier muss ich sagen: Für mich einfach Pech.
Freitagnachmittag so eine AdHoc in einem Umfeld der Abkühlung, einer schwachen Peer-Group und eines bröckelnden Aktienkurses war für mich sehr überraschend. Ähnlich überraschend, wie diese Prognoseerhöhung war für mich übrigens auch die Prognosesenkung bei Siemens Energy. Nichts hat darauf hingedeutet, dass hier so eine desaströse Meldung kommt. Hier war ich zum Glück nicht dabei – es hätte also noch schlimmer kommen können, wenn man es positiv sieht.
Am Ende sind es die Launen von Mr. Market, die man eben aushalten muss. Die Börse gibt, die Börse nimmt – das muss man akzeptieren. Mund abwischen und weiter machen. Und eins ist ganz wichtig: Neue Chancen gibt es jeden Tag. Wie oft habe ich erlebt, dass kurz nach schwachen Tagen mit viel Pech auch schnell wieder eine Glückssträhne folgt, zum Beispiel mit einer Prognoseerhöhung bei einer Aktie, die man im Depot hat.
Was man nicht tun sollte: Zwanghaft versuchen, die Verluste wieder reinzuholen, indem man Risiken erhöht. Damit reitet man sich am Ende noch tiefer in die Sche****. Mein Motto: Nach einem größeren Verlust oder miesen Trade kurz Abstand gewinnen, sich mit was anderem beschäftigen (Sport, Garten usw.) und dann mit freiem Kopf wieder neu angreifen.
Ich kann euch eins sagen: Es geht jedem so, egal wie lange er schon an der Börse ist. Hochs und Tiefs, Glück und Pech – all das sind Wegbegleiter an der Börse. Wir müssen es hinnehmen und akzeptieren, sonst wird die Börse uns beherrschen und nicht wir sie. Stay strong 🙂

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