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Florian Behlau in Börsennews

07.01.2025 11:44

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Solltest auch du in Private Equity investieren?

Die kurze Antwort auf diese Frage: Es kommt, wie so oft, auf einige Faktoren an. Auf Social Media werden manchmal Möglichkeiten beworben, direkt in Private Equity zu investieren. Es wird teilweise mit festen Renditen von 8 % p. a. geworben. Wenn du solche Angebote siehst, solltest du nicht blind drauflos investieren. Richtiges Private Equity hat hohe Einstiegshürden und die guten Deals bekommt ganz sicher nicht der kleine Privatanleger.

Doch es gibt eine deutlich einfachere Möglichkeit über die Börse mittels zwei Konzernen in Private Equity zu investieren. Damit du die Möglichkeiten von Private Equity kennst, schauen wir uns das Thema einmal genauer an.

Was ist Private Equity?

Private Equity (PE) umfasst Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen mit dem Ziel, deren Wert durch Kapital, Expertise und strategische Maßnahmen zu steigern, um später Gewinne durch Verkauf oder Börsengang zu erzielen. Während PE-Investitionen hohe Renditechancen bieten, gehen sie mit signifikanten Risiken einher, wie dem möglichen Verlust des eingesetzten Kapitals und der langen Bindung der Investitionen. Zudem sind die Einstiegshürden für Privatanleger oft hoch, da große Summen und fundiertes Wissen erforderlich sind.

Zwei der bekanntesten Namen in der Welt des Private Equity sind Blackstone und KKR. Diese beiden Investmentriesen haben die Branche maßgeblich geprägt und setzen dabei auf unterschiedliche Ansätze und Strategien. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick darauf, wie sich die beiden Unternehmen positionieren und was sie voneinander unterscheidet.

Geschäftsmodell von Blackstone und KKR

Umsatzverteilung von Blackstone
Umsatzverteilung von Blackstone
Umsatzverteilung von KKR

Die Umsatzverteilung von KKR und Blackstone zeigt, wie breit Private-Equity-Giganten in verschiedenen Branchen aufgestellt sind. KKR fokussiert sich stark auf Vermögensverwaltung und Versicherungen, wobei letztere durch den Erwerb und die Verwaltung von Versicherungsportfolios für stetige Einnahmen sorgen. Blackstone ist hingegen deutlich diversifizierter: Immobilien machen einen großen Anteil aus, gefolgt von Private Equity, wo Unternehmen durch strategische Investitionen aufgewertet werden. Ergänzt wird dies durch Kredite & Versicherungen, die durch komplexe Finanzstrukturen stetigen Cashflow generieren, und Hedgefonds, die durch spekulative Strategien oft hohe, aber risikoreiche Gewinne anstreben.

Private Equity operiert jedoch häufig mit undurchsichtigen und kritischen Geschäftspraktiken. Insbesondere in der Immobilien- und Versicherungsbranche gibt es Bedenken: Firmen wie Blackstone kaufen große Immobilienportfolios auf, erhöhen die Mietpreise, lassen Gebäude verfallen oder führen fragliche Bewertungen ihrer Immobilienportfolios durch, um kurzfristige Renditen zu steigern. Im Versicherungssektor werden häufig extrem hohe Renditen mit dem Kauf und Verkauf von Versicherungsportfolios wie Lebensversicherungen generiert. Diese Praktiken stehen häufig in der Kritik, da sie zu sozialen und wirtschaftlichen Problemen führen können und für Außenstehende schwer nachvollziehbar sind. Diese Undurchsichtigkeit geht sowohl zu Lasten von Kunden, als auch von Investoren.

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Zahlen & Fakten

BlackstoneKKR
Börsenwert [Mrd. USD]213,36135,04
Gründungsjahr19851976
Mitarbeiter4.7404.490
HauptsitzNew York CityNew York City

Leistungskennzahlen

Der Umsatz und die Nettogewinne der Konzerne schwanken extrem stark. In starken Börsenjahren wie 2021 haben sowohl Blackstone als auch KKR sehr viele Positionen über IPOs zu hohen Preisen an der Börse platziert. Beispielsweise hat KKR 2021 den aktuellen Highflyer AppLovin mit einer Bewertung von 28,6 Mrd. USD über ein IPO veräußert. In schwachen Jahren wie 2022 mit einer restriktiven Fiskalpolitik und hohen Zinsen finden nahezu keine IPOs statt. Die Gewinnentwicklung ist also in großen Teilen abhängig von der Börsenstimmung. Die weiteren Geschäftsbereiche wie Kredite, Versicherungen und Immobilien können schwache Jahre nur begrenzt abfedern.

Solvenzkennzahlen

BlackstoneKKR
Gesamtkapital42,58360,66
Eigenkapital19,4658,38
Zinspflichtiges
Fremdkapital
11,8949,69
Liquide Mittel2,538,60
[Mrd. USD]

Blackstone verfügt über ein deutlich geringeres Gesamt- und Eigenkapital. Der Grund dafür liegt in den verschiedenen Strategien der Konzerne. Während KKR häufiger selbst als Investor auftritt und Anteile von Konzerne kauft und verkauft, fungiert Blackstone eher als Manager von Fonds und verfolgt ein sogenanntes light-asset-model. Blackstone verfügt also über eine schmale Bilanz, da die Vermögen in den nicht börsennotierten Fonds stecken.

Der Anteil von Fremdkapital zu Eigenkapital (Debt-To-Equity) liegt bei KKR mit 85,1 % wesentlich höher als bei Blackstone mit 61,1 %. Dieser höhere Hebel sorgt für höhere Renditen, erhöht gleichzeitig allerdings auch das Risiko. KKR ist allerdings mit liquiden Mitteln in Höhe von 8,6 Mrd. USD sicherer aufgestellt als Blackstone.

Bewertungskennzahlen

BlackstoneKKR
KGV59,7346,15
KUV12,695,25
KBV30,295,50

Wie bereits erwähnt, schwanken die Umsatz- und Gewinnzahlen extrem. Aufgrund dessen sind weder KGV noch KUV besonders aussagekräftig. Die nicht realisierten Gewinne der Portfolios von Private Equity tauchen nicht in dem Income- oder Cashflow Statement auf.

Beim KBV fällt auf, dass Blackstone massiv höher als KKR bewertet ist. Die Gründe dafür liegen an der bereits angesprochenen light-asset-Strategie von Blackstone. Aufgrund des geringeren Gesamt- und Eigenkapitals von Blackstone gegenüber KKR, ist dementsprechend auch das KBV deutlich höher.

Top 5 der interessantesten Akquisitionen

Blackstone und KKR, zwei der weltweit führenden Private-Equity-Firmen, haben in den vergangenen Jahren mit strategischen Übernahmen und Investitionen politisch und gesellschaftlich kontroverse Debatten ausgelöst. Hier sind fünf besonders bemerkenswerte Beispiele:

  • Axel Springer (KKR, 2019):
    KKR erwarb eine Mehrheitsbeteiligung am deutschen Medienkonzern Axel Springer. Dies führte zu Bedenken über den Einfluss von Finanzinvestoren auf die journalistische Unabhängigkeit und die Medienlandschaft.
  • Ancestry.com (Blackstone, 2020):
    Blackstones Übernahme des Genetikdienstleisters, der genetische Daten von Millionen von Menschen verwaltet, löste Diskussionen über Datenschutz und die Nutzung sensibler genetischer Informationen aus.
  • Fossile Energien und LNG-Terminals (KKR):
    KKR investiert weiterhin in fossile Brennstoffe und hält ein großes Portfolio an LNG Gasterminals in den USA. Diese strategischen Investitionen in den Energiesektor werfen Fragen zur Nachhaltigkeit und politischen Einflussnahme auf.
  • Packers Sanitation Services Inc. (PSSI) (Blackstone):
    Die Beteiligung von Blackstone an PSSI geriet in die Kritik, nachdem Enthüllungen über illegale Kinderarbeit in dem Unternehmen bekannt wurden. Dies führte zu gesellschaftlicher Empörung und Diskussionen über die Verantwortung von Investoren.
  • Simon & Schuster (KKR, 2023):
    Mit der Übernahme des renommierten Buchverlags stieß KKR auf Bedenken über die zunehmende Konzentration im Verlagswesen und deren Auswirkungen auf die Vielfalt der veröffentlichten Inhalte.

Diese Beispiele zeigen, wie tiefgreifend die Entscheidungen von Private-Equity-Giganten in gesellschaftliche und politische Diskussionen hineinwirken und welche Herausforderungen sie für Transparenz und Verantwortung darstellen.

Chart

Vergleich zwsichen Blackstone und KKR | Quelle: stock3
Vergleich zwsichen Blackstone und KKR in den letzten 5 Jahren | Quelle: stock3

Beide Aktien haben sich die letzten Jahre sehr parallel zum US-Aktienmarkt entwickelt. Allerdings ist jüngst seit 2023 Blackstone mit seiner light-asset-Strategie deutlich in der Performance zurückgefallen. In Zeiten starker Aktienmärkte, wie wir sie in den letzten 2 Jahren hatten, profitiert eindeutig KKR mit seinem hohen Kapital und einer bedeutenden Fremdkapitalquote.

Sollte es an den Börsen allerdings in nächster Zeit unsicherer werden, würde Blackstone sehr wahrscheinlich KKR outperformen, da sie als Manager von Portfolios etwas unabhängiger vom Aktienmarkt sind.

Fazit

Private Equity bietet durch Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen hohe Renditechancen, geht jedoch mit erheblichen Risiken wie Kapitalverlust, langen Investitionsdauern und mangelnder Transparenz einher. Die zwei Branchenriesen Blackstone und KKR zeigen, wie diversifiziert und strategisch unterschiedlich solche Unternehmen operieren. Während KKR stärker auf eigene Investments setzt, agiert Blackstone eher als Fondsmanager mit einem diversifizierteren Modell. Beide Konzerne stehen oft in der Kritik für undurchsichtige Praktiken und kontroverse Übernahmen, die gesellschaftliche und politische Debatten auslösen.

Für Privatanleger bietet die Börse über Aktien dieser Konzerne einen einfacheren Zugang zu Private Equity. Dennoch ist Vorsicht geboten: Die Abhängigkeit von der Börsenstimmung und die Risiken der Geschäftsmodelle erfordern Wissen und Verständnis der Märkte. Kurzum: Private Equity kann über börsennotierte Konzerne eine interessante Anlageklasse sein, aber jeder Investor sollte dabei die Risiken kennen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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