
Software-Aktien: Diese 3 Werte sind jetzt Schnäppchen!
Künstliche Intelligenz ist längst keine abstrakte Zukunftsmusik mehr, sondern eine disruptive Technologie, die derzeit bei fast jedem Konzern für Veränderungen sorgt. Doch während Hardware-Giganten wie Nvidia auf der Welle des Erfolgs reiten, herrscht im einstigen Lieblingsektor der Börse, der Software-Branche, pure Verunsicherung. Die große Frage, die die Börse verunsichert: Wird KI zur ultimativen Waffe für Software-Unternehmen oder zu ihrem Totengräber?
Das Narrativ an der Wall Street hat sich gedreht. Galt „Software as a Service“ (SaaS) jahrelang als das beste Geschäftsmodell der Welt, fürchten nun viele, dass KI einfache Coding-Aufgaben übernimmt und Software-Lizenzen überflüssig macht. Doch diese Angst greift zu kurz. Wer genau hinsieht, erkennt: KI ist nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Denn: Unternehmen, die tief in den Arbeitsprozessen ihrer Kunden verankert sind und über exklusive Daten verfügen, besitzen einen Burggraben, den keine KI so schnell überwinden kann. Für sie ist die Technologie kein Risiko, sondern der größte Hebel für Effizienz und Preissetzungsmacht seit der Erfindung des Cloud-Computings.
Doch aktuell dominiert noch die Skepsis. Die Kurse vieler Top-Player stagnieren oder korrigieren, obwohl die Zahlen oft stimmen. Warum behandelt der Markt diese Qualitätsunternehmen derzeit so schlecht? Gibt es hier die vielleicht größten Einstiegschancen seit Jahren?
Warum Software-Aktien gerade leiden
Die derzeitige Zurückhaltung der Investoren ist nicht allein auf Befürchtungen hinsichtlich technologischer Disruption zurückzuführen. Vielmehr sieht sich der Software-Sektor mit einem anspruchsvolleren makroökonomischen Umfeld sowie einer notwendigen Konsolidierung nach der pandemiebedingten Sonderkonjunktur konfrontiert.
Die wesentlichen Belastungsfaktoren im Überblick:
- Bewertungsdruck durch das Zinsniveau: Die Ära des „gratis Geldes“ ist vorbei. Zwar ist der Zinsgipfel bereits erreicht, doch mit US-Leitzinsen im Bereich von 4 % ist der „risikolose Zins“ wieder ein relevanter Faktor. Das führt zur Valuation Compression: Zukünftige Gewinne – die Hauptwährung von Wachstumsunternehmen – müssen stärker diskontiert werden, was den fairen Wert der Aktien heute rechnerisch drückt.
- Das KI-Budget-Dilemma: Viele IT-Leiter (CIOs) halten Budgets zurück oder schichten sie um. Geld fließt derzeit vorrangig in experimentelle KI-Hardware und -Infrastruktur statt in klassische Software-Lizenzen. Zudem zögern Firmen mit langfristigen Verträgen, solange unklar ist, welche Standard-Software durch KI bald obsolet werden könnte.
- Katerstimmung nach dem Corona-Boom: Der massive Digitalisierungsschub der Pandemie („Pull-Forward-Effekt“) ebbt ab. Kunden konsolidieren ihre während Corona wild gewachsenen IT-Landschaften, kündigen ungenutzte „Shelfware“ und prüfen Ausgaben strenger. Das Motto lautet jetzt: Effizienz vor blindem Wachstum.
Diese 3 Aktien gehören auf deine Watchlist!
Wolters Kluwer: Europas Software-Star
Während Investoren oft neidisch auf die großen US-Tech-Werte schielen, wird ein europäisches Schwergewicht oft übersehen: Wolters Kluwer. Das niederländische Unternehmen hat eine der beeindruckendsten Metamorphosen der jüngeren Wirtschaftsgeschichte vollzogen – vom klassischen Fachverlag hin zum hochprofitablen Anbieter digitaler „Expert Solutions“. Heute erwirtschaftet der Konzern über 80 % seiner Einnahmen wiederkehrend und ist aus den Bilanzen kaum wegzudenken.
Das Geschäftsmodell: Unverzichtbar per Gesetz
Wolters Kluwer liefert Software und Informationsdienste für Ärzte, Anwälte, Steuerberater und Compliance-Abteilungen. Der gigantische Burggraben („Moat“) dieses Geschäfts liegt in der Regulatorik: Wenn sich Steuergesetze ändern oder neue medizinische Leitlinien erscheinen, müssen Profis die Software von Wolters Kluwer nutzen, um rechtssicher zu arbeiten. In einer Welt, die immer bürokratischer und komplexer wird, ist dies ein eingebauter Wachstumsmotor. Die Kundenbindungsraten sind exzellent, da ein Wechsel der Kern-Software in Kanzleien oder Kliniken mit enormem Aufwand verbunden wäre.
Die KI-Perspektive: Daten als Goldmine
Ist KI eine Gefahr für juristische oder medizinische Datenbanken? Im Gegenteil. Generische KIs (wie ChatGPT) halluzinieren oft – ein absolutes No-Go im Gerichtssaal oder bei der Diagnose. Wolters Kluwer nutzt KI, um seine exklusiven, verifizierten Datenbanken für den Nutzer schneller durchsuchbar zu machen. Hier gilt: KI ist nur so gut wie die Datenbasis. Da Wolters Kluwer auf jahrzehntelang kuratiertem Fachwissen sitzt, wird die KI hier zum Effizienz-Turbo für den Kunden, für den dieser bereit ist, einen Aufpreis zu zahlen.
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Die Aktie von Wolters Kluwer hat ein schweres Jahr hinter sich. Seit Februar ist der Wert in einem starken Abwärtstrend gefangen. Langfristig ist der Abverkauf allerdings eine gesunde Korrektur und eine potentiell attraktive Einstiegschance. Das Momentum ist aktuell noch sehr bearish, und es sollte eine Stabilisierung bei der Unterstützung bei knapp 83 EUR abgewartet werden. Nach einer erfolgreichen Bodenbildung kann der Wert aber den langfristigen Aufwärtstrend fortsetzen.
Ein Einstieg lässt sich mit einem KO-Zertifikat der HSBC umsetzen (WKN: HT9UUM) Das Zertifikat hat eine KO-Schwelle bei 66,24 EUR und damit aktuell einen Hebel von ungefähr 3,51x.
Salesforce: Wachstum durch radikale Effizienz
Lange Zeit war Salesforce das Paradebeispiel für die „Wachstum um jeden Preis“-Mentalität im Silicon Valley. Umsätze wurden durch teure Übernahmen (Slack, Tableau) erkauft, während die Profitabilität zweitrangig war. Doch das Blatt hat sich gewendet. Unter dem Druck aktivistischer Investoren hat CEO Marc Benioff das Steuer herumgerissen: Salesforce ist heute eine disziplinierte Gewinn-Maschine, die ihre Margen priorisiert und sogar erstmals eine Dividende zahlt.
Das Geschäftsmodell: Das Betriebssystem für den Vertrieb
Salesforce ist der unangefochtene Marktführer für CRM-Software (Customer Relationship Management). Die Plattform ist tief in die Vertriebs-, Marketing- und Service-Prozesse von Großkonzernen integriert. Die Wechselkosten sind enorm: Wer seine kompletten Kundendaten und Vertriebsabläufe einmal auf Salesforce migriert hat, wechselt den Anbieter nur unter extremen Schmerzen. Diese „Klebrigkeit“ des Cashflows sorgt für stabile, wiederkehrende Einnahmen.
Die KI-Perspektive: Agenten statt nur Assistenten
Die größte Sorge der Skeptiker war, dass KI-Modelle CRM-Software zur bloßen Datenbank degradieren könnten. Salesforce hält mit „Agentforce“ dagegen. Die These: KI ist nutzlos ohne Kontext. Salesforce besitzt die wertvollsten Daten eines Unternehmens – die Kundenhistorie. Mit den neuen KI-Agenten können Unternehmen den Kundenservice automatisieren, ohne die Salesforce-Umgebung zu verlassen. Statt KI als Bedrohung zu sehen, integriert Salesforce sie als Premium-Feature, das die Abhängigkeit der Kunden von der Plattform sogar noch erhöht.
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Die Salesforce-Aktie konnte letzte Woche unter erhöhtem Volumen die einfache 200-Wochen-Linie (blau) verteidigen und damit einen möglichen Aufwärtsimpuls aus der jüngsten Seitwärtsphase einleiten. Sollte der Ausbruch nachhaltig sein, könnte die Aktie den langfristigen Aufwärtstrend fortsetzen. Dazu sollte konkret der 50er-SMA (gelb) und der kleine Widerstand bei ungefähr 265 USD überwunden werden.
Ein Einstieg könnte sich dann prozyklisch ergeben, welchen du mit einem KO-Zertifikat der DZ Bank (WKN: DY7PV1) umsetzen kannst. Das KO-Zertifikat hat eine KO-Schwelle bei 150,42 USD und damit aktuell einen Hebel von ungefähr 2,36x.
Descartes Systemes: Profiteur durch Handels-Chaos
Wenn Lieferketten reißen, Zölle erhöht werden oder geopolitische Konflikte Handelsrouten blockieren, herrscht bei den meisten Unternehmen Panik – außer bei Descartes Systems. Das kanadische Unternehmen ist der stille Riese im Hintergrund des Welthandels. Es ist spezialisiert auf Logistik-Software und Supply-Chain-Management, aber mit einem entscheidenden Twist: Descartes verkauft nicht nur Software, sondern betreibt das Netzwerk, über das die Daten fließen.
Das Geschäftsmodell: Das Nervensystem der Logistik
Herzstück ist das „Global Logistics Network“ (GLN). Man kann es sich vorstellen wie ein LinkedIn für Fracht: Fluggesellschaften, Reedereien, Speditionen, Zollbehörden und Händler sind alle an dieses Netzwerk angeschlossen, um Dokumente und Daten auszutauschen. Der Burggraben ist gigantisch, denn der Wert des Netzwerks steigt mit jedem neuen Teilnehmer (Netzwerkeffekt). Wer einmal integriert ist, verlässt das System praktisch nie, da die Alternative wäre, hunderte individuelle Verbindungen zu Geschäftspartnern manuell aufzubauen.
Die KI-Perspektive: Komplexität als Treibstoff
Während viele Tech-Firmen unter einer schwachen Konjunktur leiden, spielt Descartes ein anderes Spiel. Das Unternehmen profitiert massiv von Unsicherheit. Ob Brexit, Handelskriege, neue ESG-Vorschriften oder Störungen im Roten Meer – jede neue Hürde im Welthandel zwingt Unternehmen dazu, mehr Technologie einzusetzen, um ihre Waren rechtzeitig und legal ans Ziel zu bringen. KI spielt hier eine unterstützende Rolle, indem sie hilft, in diesem Daten-Ozean die effizientesten Routen vorherzusagen, doch das eigentliche Asset bleibt die exklusive Infrastruktur.
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Ähnlich wie Salesforce konnte auch Descartes Systemes letzte Woche ordentlich zulegen und notiert aktuell im Bereich des 200er SMAs bei knapp 80 USD. Das Problem: Der mittelfristige Abwärtstrend ist bis zum tieferen Hoch bei ca. 85 USD weiterhin intakt, wo auch ein wichtiger Widerstand liegt. Ich würde die Reaktion am Widerstand abwarten und erst bei einem potentiellen Bruch prozyklisch einsteigen.
Ein weiteres mögliches Szenario ist die Fortsetzung des Abwärtstrendes bis zur Unterstützung bei knapp 64 USD. In diesem Bereich sollte dann eine Stabilisierung erfolgen.
Fazit: Die Spreu trennt sich vom Weizen
Der pauschale Abgesang auf die Software-Branche ist übertrieben – und genau darin liegt die Chance. Während der Markt derzeit noch versucht, die Gewinner und Verlierer der KI-Revolution zu sortieren, werden Qualitätsaktien oft in Sippenhaft genommen.
Die Analyse von Wolters Kluwer, Salesforce und Descartes Systems zeigt ein klares Muster für erfolgreiches Investieren in dieser neuen Ära:
- Weg vom Hype, hin zur Substanz: Es zählt nicht mehr das bloße Umsatzversprechen in fünf Jahren, sondern der Free Cash Flow und die Profitabilität heute.
- Datenhoheit ist der Schlüssel: KI ist keine Bedrohung für jene, die auf proprietären, exklusiven Daten sitzen. Sie ist vielmehr der Hebel, um diese Daten noch teurer zu verkaufen.
- Unverzichtbarkeit: In volatilen Zeiten sind Produkte, die Kunden aus rechtlichen oder operativen Gründen nicht kündigen können.
Für Anleger bedeutet das: Die aktuelle Unsicherheit ist kein Signal zum Ausstieg, sondern eine Einladung zum selektiven „Stock-Picking“. Wer sich auf Unternehmen mit tiefen Burggräben und echten Gewinnen konzentriert, findet in der aktuellen Korrekturphasen wahrscheinlich attraktive Einstiegskurse für die Marktführer von morgen.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Der Artikel dient nur Informationszwecken und stellt keinen Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren da.
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