Shortseller-Attacke von Hindenburg Research: Block wehrt sich

Der einflussreiche Shortseller Hindenburg Research erhebt schwere Vorwürfe gegen Block, die Betrug und Täuschung von Investoren beinhalten. Der amerikanische Zahlungsdienstleister hat inzwischen auf die Anschuldigungen reagiert und erfährt Unterstützung von mehreren Wall-Street-Analysten. Die Vorwürfe könnten die Stimmung an der Börse beeinflussen und strengere Kontrollen im Peer-to-Peer-Zahlungssektor zur Folge haben.

Die Anschuldigungen von Hindenburg Research

Block, ehemals Square, behauptet, eine innovative Finanztechnologie für Bevölkerungsgruppen entwickelt zu haben, die kaum Zugriff auf das Bankensystem bisher hatten, woraufhin eine zweijährige Untersuchung von Hindenburg Research offenbart haben soll, dass Block diese Gruppen systematisch ausgenutzt hat. Dabei soll das Fintech-Unternehmen Betrug an Verbrauchern begangen und der Regierung ermöglicht haben, zu umgehen. Außerdem habe man Investoren mit aufgeblasenen Metriken getäuscht.

Die Studie, basierend auf Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern, Partnern, Branchenexperten sowie einer Überprüfung von regulatorischen Unterlagen und Gerichtsakten, soll zeigen, dass Block seine echten Nutzerzahlen weit überschätzt hat. Ehemalige Mitarbeiter schätzten laut Hindenburg Research, dass 40 % bis 75 % der überprüften Konten gefälscht oder in Betrug verwickelt worden seien. Block soll demnach ein traditionell “underbanked” Segment der Bevölkerung angesprochen haben: Kriminelle. Durch laxen Umgang mit Compliance soll Betrügern ermöglicht worden sein, massenhaft Konten für Identitätsbetrug und andere Betrugsarten zu erstellen.

Außerdem soll Block die Anzahl der Personen auf der Cash App-Plattform verschleiert haben, indem es angeblich irreführende “transaktionsaktive” Metriken meldete, die mit gefälschten und doppelten Konten gefüllt sind. Die Plattform werde in Beschwerden des Justizministeriums als Haupt-App für den Sexhandel in den USA, einschließlich des Sexhandels mit Minderjährigen, genannt. Block ignorierte angeblich interne Bedenken und Hilfeersuchen von Nutzern, während Betrug auf der Plattform grassiert haben soll. Während der COVID-19-Pandemie ermöglichte die App laut Hindenburg Research eine massive Welle von staatlichen COVID-Hilfszahlungen, was zu betrügerischen Zahlungen geführt haben soll.

Zudem soll das Fintech-Unternehmen seine Rentabilität gesteigert haben, indem es eine wichtige Bankenregulierung umging, so Hindenburg Research, die zum Schutz von Händlern gedacht ist. Trotz 31 Milliarden USD an Vermögenswerten, umgehe Block diese Regulierung, indem es Zahlungen über eine kleine Bank abwickele und Händler mit erhöhten Gebühren belaste.

Die Übernahme von Afterpay im Wert von 29 Milliarden USD habe sich als als Flop erwiesen, da das Unternehmen in Australien keine verantwortungsvollen Kreditregeln beachten müsste und Kredite ohne Einkommensnachweis oder Bonitätsprüfung gewährt habe. Im Jahr 2022 verzeichnete Afterpay einen Verlust von 357 Millionen USD. Block soll außerdem alltägliche oder räuberische Einnahmequellen wie “Instant Deposit” als technologische Durchbrüche bewerben, obwohl Wettbewerber ähnliche Dienstleistungen anbieten.

Trotz dieser Probleme werde Block wie ein profitables Wachstumsunternehmen bewertet, im Gegensatz zu seinen Fintech-Konkurrenten. Analysten sollen auch in Zukunft mit GAAP-Unrentabilität rechnen. Gleichzeitig sieht sich Block Bedrohungen von Wettbewerbern wie Zelle, Venmo/Paypal und Zahlungslösungen von Smartphone-Giganten wie Apple und Google ausgesetzt.

Hindenburg Research ist außerdem der Ansicht, dass Block Investoren bei Schlüsselmetriken in die Irre geführt und räuberische Angebote sowie schlechte Compliance-Praktiken genutzt hat, um Wachstum zu fördern und von Betrug an Verbrauchern und der Regierung zu profitieren. Sie glauben auch, dass CEO Jack Dorsey ein Vermögen von 5 Milliarden USD angehäuft hat, indem er vorgab, sich um die demografischen Gruppen zu kümmern, die er ausgenutzt haben soll. Mit bereits über 1 Milliarde USD an verkauften Block-Aktien während des pandemiebedingten Kursanstiegs sollen Dorsey und andere Top-Führungskräfte sicher gestellt haben, dass sie unabhängig vom Ergebnis für alle anderen gut dastehen.

In Anbetracht der Untersuchungsergebnisse von Hindenburg Research und der fundamentalen Daten erwarten sie einen Kursrückgang von 65 % bis 75 % bei der Block-Aktie.

Im Jahr 2022 verzeichnete Block einen Umsatzrückgang von 1 % gegenüber dem Vorjahr und einen GAAP-Verlust von 540,7 Millionen USD.

Blocks kurze Antwort

In ihrer Antwort auf die Leerverkäufer-Meldung von Hindenburg Research weist das Management von Block die Anschuldigungen als sachlich falsch und irreführend zurück. Das Unternehmen bekräftigt seine Absicht, mit der SEC zusammenzuarbeiten und erwägt rechtliche Schritte gegen Hindenburg Research. Block betont zudem, dass Hindenburg für solche Angriffe bekannt sei, die lediglich darauf abzielten, Leerverkäufern zu ermöglichen, von einem sinkenden Aktienkurs zu profitieren.

Das Fintech-Unternehmen gibt an, den Bericht im Zusammenhang mit ihren eigenen Daten geprüft zu haben und ist der Meinung, dass dieser darauf abzielt, die Anleger zu täuschen und zu verwirren. Als stark reguliertes öffentliches Unternehmen vertraut Block auf seine Produkte, Berichterstattung, Compliance-Programme und Kontrollen. Abschließend betonte Block in einem Statement noch, dass es sich nicht durch typische Leerverkäufer-Taktiken ablenken lasse.

Analysten der Wall Street melden sich zu Wort

Mittlerweile haben sich einige Analysten zur Verteidigung von Block geäußert.

Truist-Analyst Andrew Jeffrey, der Block zum Kauf empfiehlt, bezeichnet die Einschätzung von Hindenburg als “schlichtweg falsch”. Er erklärt, dass, obwohl die Cash App wie jede andere Peer-to-Peer-Zahlungs-App einen gewissen Betrug aufweisen könnte, es aber äußerst unwahrscheinlich sei, dass eines der fortschrittlichsten Fintechs in den USA von systematischem Betrug durchdrungen sei.

Laut Jeffrey stammt der Großteil des Bruttogewinns von Cash App aus der Cash Card, für die ein legitimes Bankkonto erforderlich ist. Der Analyst betonte dies in einer Mittteilung an seine Kunden.

Oppenheimer-Analyst Dominick Gabriele äußerte sich ähnlich und hält es für sehr unwahrscheinlich, dass Block absichtlich ein Auge zudrücken würde, um die Nutzerzahlen in die Höhe zu treiben. Er erwartet, dass Block strengere Kontrollen für die Kundenakquise einführt und seinen Kundenstamm offenlegt.

Gabriele merkt jedoch an, dass selbst wenn die Anschuldigungen falsch seien, der Kurzbericht wahrscheinlich die Stimmung belasten und möglicherweise eine genauere Prüfung durch die Regulierungsbehörden im Peer-to-Peer-Zahlungssektor auslösen wird.

Ein Analyst von Wedbush erklärte, dass seiner Meinung nach die Kommentare von Hindenburg bezüglich der schwachen Performance von Afterpay und der Bewertung von Block bereits bekannt und verstanden seien.

Die Citibank zeigt sich allerdings enttäuscht, dass Block keine detailliertere Antwort oder Widerlegung der Anschuldigungen von Hindenburg geliefert hat. Die Bank merkt an, dass das “Ausloten rechtlicher Schritte” wahrscheinlich nicht ausreichen wird, um die Bedenken der Anleger auszuräumen.

Technische Einordnung

Seit einem markanten Abwärtstrend der Block-Aktie von Ende 2021 bis Mitte 2022, verharrt diese seit Juli 2022 in einer Seitwärtsphase. Trotz der Anschuldigungen von Hindenburg Research konnte die Unterstützungszone, die sich zwischen 55 und 51 USD erstreckt, halten. Sollte die Aktie jedoch darunter sinken, wäre das nächste Auffangniveau das Corona-Tief bei ungefähr 37 USD. Um einen erneuten Aufschwung der Block-Aktie einzuleiten, müsste sie dauerhaft sowohl die 50- als auch die 200-Tage-Linie durchbrechen und die Widerstandszone zwischen 76 und 90 US-Dollar überwinden.

Siehe auch: Nvidia: “iPhone-Moment der KI” – Viele Aufstufungen

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Block.