Perlen aus dem DAX: Munich Re
Die Munich Re ist nicht nur das größte Rückversicherungsunternehmen der Welt (nach Bruttobeiträgen) sondern auch im Geschäft der Direktversicherung (Erstversicherung) tätig. Seit 1996 ist das Unternehmen Teil des Dax. Die Konzern-Geschichte geht aber deutlich weiter zurück. 1880 als Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft in München gegründet, erfolgte 2009 im Zuge einer weltweiten Marken-Neuausrichtung die Umbenennung in Munich Re. Auch der Auftritt im Erstversicherungsbereich unter dem Namen „ERGO“ gehörte zur konzernweiten Marken-Neuausrichtung.
Oft gilt die Versicherungsbranche aufgrund ihres konservativen Geschäfts als verstaubt. Die Munich Re zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist und Technologie kein Fremdwort für Versicherer sein muss. Der Konzern bleibt nicht stehen: Fortschritt und Innovationskraft ist das, was die Munich Re ständig antreibt.
“Munich Re treibt die digitale Transformation voran. Unser Ziel ist, den Kunden noch bessere, effizientere und bedarfsgerechtere Lösungen zu bieten.“
Joachim Wenning, Vorsitzender des Vorstands, Munich Re
Geschäft der Munich Re
Wenn man als Privatperson an Versicherungen denkt, dann fallen einem sofort Kranken-, Lebens-, Haftpflicht- und Kfz-Haftpflichtversicherungen ein. All diese Leistungen des Unternehmens werden als sogenannte Erstversicherungen bezeichnet. Dabei besteht ein Versicherungsvertrag zwischen einem Versicherer und einem Versicherungsnehmer. Auch die Munich Re betreibt diese Art von Geschäft über ihre Tochterunternehmen. Diese sind gebündelt unter dem Markennamen „ERGO“. Im Gegensatz dazu wird beim Rückversicherungsgeschäft das Risiko von einem Versicherungs- auf ein Rückversicherungsunternehmen übertragen. Quasi die Versicherung eines Versicherers. Dies dient neben der Minderung von Auswirkungen auf das Ergebnis, insbesondere von Großschadensereignissen wie z.B. Naturkatastrophen, auch als Kapitalersatz.
Erstversicherungsgeschäft
Unter dem Dach der ERGO agieren vier separate Einheiten. Die ERGO Deutschland AG bündelt das Deutschland-Geschäft. Die ERGO International AG steuert das internationale Geschäft. Die ERGO Digital Ventures AG ist für die Digitalisierung zuständig und die ERGO Technology & Services Management AG lenkt alle Technologieaktivitäten.
Die ERGO bietet Produkte in allen wesentlichen Versicherungssparten an. Hier zählen:
– Lebensversicherung
– Krankenversicherung
– nahezu sämtliche Schadens- und Unfallversicherungen inklusive der Reiseversicherung sowie der Rechtsschutzversicherung
In Deutschland ist die ERGO mit den folgenden Angeboten im Markt vertreten:
– ERGO Versicherung: bietet nahezu alle Sparten in der Schadens- / Unfallversicherung
– ERGO Vorsorge Lebensversicherung: bietet Lebensversicherungen für kapitalmarktnahe und biometrische Produkte
– DKV Deutsche Krankenversicherung: bietet das komplette Portfolio im Gesundheitsbereich
– ERGO Krankenversicherung: bietet Ergänzungsprodukte für gesetzliche Krankenversicherte
– ERGO Reiseversicherung: bietet Reiseversicherungen
– D.A.S Rechtschutzversicherung International: bietet Rechtschutzversicherung
– ERGO Lebensversicherung und Victoria Lebensversicherung: wickeln den Rest-Bestand an klassischer Lebensversicherung ab
Spannend im Zusammenhang mit der zukünftigen Ausrichtung ist die Rolle der Tochter Digital Ventures. Diese hat zur Aufgabe, den Konzern durch Digitalisierung auf ein sich zunehmend schneller veränderndes Kundenverhalten vorzubereiten. Durch die Digitalisierung wandeln sich auch die Versicherungsmärkte immer stärker. Für viele ist die Versicherungsbranche veraltet und eingestaubt, aber auch hier wird der Gebrauch von Robotics, KI und Sprachassistenten zunehmen (müssen).
Rückversicherungsgeschäft
Die Rückversicherung betreibt das Lebens- und Gesundheits- sowie das Schadens- und Unfallrückversicherungsgeschäft. Als Rückversicherer zeichnet die Munich Re Geschäft im direkten Kontakt mit Erstversicherern über Makler und im Rahmen strategischer Partnerschaften. Neben dem traditionellen Rückversicherungsgeschäft beteiligt sich das Unternehmen ebenso an Versicherungspools und Public Private Partnerships.
Dabei bietet die Munich Re nicht nur klassische Rückversicherung an. Neben der Übernahme versicherungstechnischer Risiken unterstützt das Unternehmen beispielsweise Kunden bei der Entwicklung neuer Lebensversicherungsprodukte. In Zeiten niedriger Zinsen und steigender Lebenserwartungen befindet sich das Lebensversicherungsgeschäft in einem herausfordernden Umfeld. Verträge, die zu Zeiten höherer Zinsen abgeschlossen wurden, beinhalten Garantiezinsen von bis zu 4 %. Eben solche Verträge kommen jetzt zur Auszahlung. Diese garantierten Leistungen wollen in dem aktuellen Zinsumfeld erstmal verdient werden. Im Vergleich dazu liegt der Garantiezins aktuell bei 0,25 %. Hier bietet die Munich Re individuelle Produkte für Erstversicherungsunternehmen an – auch konzernextern.
Für Kapitalmarktrisiken, die in Sparprodukten häufig enthalten sind, steigt der Rückversicherungsbedarf ebenso.
Unter dem Deckel der Rückversicherung bietet die Munich Re weiterhin ein breites Spektrum an Spezialprodukten, maßgeschneiderten Versicherungslösungen und Services und tritt beim Geschäft in spezialisierten Nischensegmenten auch als Erstversicherer auf.
Gewinnziele übertroffen und Rekorddividende
Ende Februar meldete Munich Re die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022. Die Zahlen können sich durchaus sehen lassen. Trotz des schwierigen Jahres 2022 konnte ein Konzerngewinn in Höhe von 3,42 Milliarden Euro erzielt und damit die eigenen Gewinnziele von 3,3 Milliarden übertroffen werden.
Der größte Teil, nämlich 2,59 Milliarden Euro, resultierten dabei aus dem Rückversicherungsgeschäft. Trotz größerer Belastungen aufgrund des Hurrikans „Ian“ und einem gesunkenen Kapitalanlageergebnis, aufgrund des allgemeinen Marktumfelds und den gestiegenen Zinsen, wurde auch hier das angepeilte Ziel (2,5 Mrd. Euro) leicht übertroffen. Grund hierfür war im Wesentlichen eine gesteigerter Profitabilität.
Auch das Geschäft mit der Erstversicherung ist weiterhin auf Wachstumskurs. In allen drei Segmenten konnten Steigerungen der Beitragsprämien erzielt werden. Mit einem Gewinn von 826 Millionen Euro lag man 36,5 % über dem Vorjahr und deutlich über dem eigenen Gewinnziel von 800 Millionen Euro, welches bereits in Q3 nach oben angepasst wurde.
Freuen können sich auch die Aktionäre, werden sie doch am Erfolg der Unternehmensgruppe beteiligt. Neben einer Rekord-Dividende in Höhe von 11,60 Euro pro Aktie wurde ein neues Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro bis zur Hauptversammlung 2024 aufgesetzt.
Gelingt ein neues Allzeithoch?
Während des fortlaufenden Zinsanstiegs wurden neben den Banken auch immer wieder die (Rück-)versicherungsunternehmen als mögliche Profiteure genannt. Auch am Markt wurden die Aktien beider Branchen vermehrt gespielt. Entsprechend legte auch die Aktie der Munich Re, von Mitte Oktober 2022 bis Ende Januar 2023 eine beeindruckende Rallye von mehr als 40 % auf das Börsenparkett und konnte ein neues Allzeithoch erklimmen.
Eine gewisse Korrelation zwischen den Aktien von Banken und Versicherungen ist aber eben auch in die andere Richtung zu sehen. Die Krise im Bankenbereich um die Silicon Valley Bank ging auch am Aktienkurs der Munich Re nicht spurlos vorbei. Innerhalb von 4 Tagen ging es um über 10 % gen Süden. Für ein solch soliden Wert eine eher ungewöhnlich heftig Kursbewegung. Doch nach einem kurzen Schüttler ist der Kurs bereits wieder auf dem Weg Richtung neuem Allzeithoch.
Dieses Pullback-Szenario ist aufgrund der bereits erfolgten Erholung aktuell nicht mehr attraktiv. Aber auch ein Ausbruch-Trade mit einem Einstieg beim Sprung über das letzte Allzeithoch wäre im Sinne der Trendfolgestrategie denkbar. Wer dies mit einem Derivat umsetzen möchte, findet ein passendes möglicherweise in der WKN HG6FR9 mit einem Hebel von 4,04.
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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist in dem besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert.
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