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Florian Behlau in Börsennews

06.08.2025 11:06

Blogartikelbild Palantir-Aktie im Höhenflug: Lohnt sich jetzt noch der Einstieg?

Palantir-Aktie im Höhenflug: Lohnt sich jetzt noch der Einstieg?

Palantir Technologies gehört zu den spannendsten Unternehmen im Bereich Künstliche Intelligenz und Big Data. Einst für seine geheimnisvollen Regierungsaufträge bekannt, transformiert sich der US-Konzern zunehmend zu einem kommerziellen Softwareanbieter mit globalem Anspruch. Mit der AI-Plattform AIP stößt Palantir in immer mehr Branchen vor – von der Finanzwelt über das Gesundheitswesen bis zur Industrie.

Das zweite Quartal 2025 markiert dabei einen Meilenstein: Noch nie zuvor erzielte das Unternehmen so starkes Wachstum, hohe Margen und eine so breite Kundenbasis. Doch wie nachhaltig ist dieser Erfolg? Und ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau noch ein Kauf?

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Die Quartalszahlen im Überblick

GemeldetErwartetBeat
Umsatz
[Mio. USD]
1.004937,7+ 7,04 %
EPS
[USD/Aktie]
0,160,138+ 15,74 %
Q2’25 Zahlen im Überblick

Palantir hat im Q2 2025 die Erwartungen klar übertroffen: Der Umsatz lag mit 1,0 Mrd. USD rund 7 % über den Prognosen, der Gewinn je Aktie (EPS) mit 0,16 USD sogar fast 16 % darüber. Haupttreiber war das starke Wachstum im US-Kommerzgeschäft.

Das Geschäftsmodell von Palantir

Palantir operiert an der Schnittstelle zwischen Big Data, künstlicher Intelligenz und sicherheitskritischer Infrastruktur. Das Unternehmen bietet mit Gotham (für staatliche Akteure), Foundry (für Unternehmen) und dem neueren AIP (Artificial Intelligence Platform) skalierbare Softwarelösungen, die auf die Integration, Analyse und operative Nutzung großer Datenmengen ausgerichtet sind.

Government-Segment

  • Umsatzstärkster Bereich von Palantir, Fokus auf staatliche Kunden
  • Hauptprodukt: Gotham – Analyseplattform für Geheimdienste, Militär, Strafverfolgung
  • Kunden u. a.:
    • US-Verteidigungsministerium (DoD)
    • US-Geheimdienste
    • NATO und befreundete Staaten
    • US-Außenministerium (z. B. digitale Visa-Screenings)
  • Aufträge häufig mehrjährig, sicherheitsrelevant und politisch sensibel

Commercial-Segment

  • Stark wachsender Bereich, besonders in den USA
  • Hauptprodukte: Foundry und AIP
  • Ziel: Einsatz von KI zur Optimierung betrieblicher Abläufe
  • Kunden u. a.:
    • Fannie Mae (Betrugserkennung bei Hypotheken)
    • Land O’Frost (Produktionsplanung)
    • TeleTracking (Krankenhauslogistik)
    • Banken und Industriepartner via TWG-Partnerschaft
  • Fokus auf wiederkehrende SaaS-Umsätze und Plattformskalierung

Zahlen & Fakten

Börsenwert420 Mrd. USD
Gründungsjahr2003
Mitarbeiter3.940
CEOAlexander Karp

Umsatz & Gewinn

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Widget: revenue
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Palantir wächst sehr stark und dynamisch: Der Umsatz stieg im Q2 2025 um 48 % auf über 1,0 Mrd. USD, das bereinigte EPS kletterte auf 0,16 USD – ein Plus von fast 60 % gegenüber dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2025 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von ca 4,1 Mrd. USD sowie ein operatives Ergebnis (adjusted) von bis zu 1,92 Mrd. USD. Die starke operative Marge und der steigende Anteil wiederkehrender Umsätze lassen weiteres Gewinnwachstum erwarten – vorausgesetzt, das Momentum im Commercial-Segment hält an.

Solvenzkennzahlen

Gesamtkapital7,37 Mrd. USD
Eigenkapital6,03 Mrd. USD
Gesamtverschuldung/
Liquide Mittel6,00 Mrd. USD
Q2’25 Bilanz

Palantir zeigt im zweiten Quartal 2025 eine starke Bilanz: Bei einem Gesamtkapital von 7,37 Mrd. USD entfallen 6,03 Mrd. USD auf Eigenkapital – ein Zeichen hoher Stabilität. Klassische Finanzschulden fehlen komplett, verzinsliche Verbindlichkeiten gibt es keine. Mit 6,00 Mrd. USD an liquiden Mitteln ist Palantir schuldenfrei und sitzt auf einem komfortablen Nettocash-Polster. Das verschafft dem Unternehmen viel Spielraum – auch in turbulenten Zeiten.

Ist die Aktie überbewertet?

Die kurze Antwort: Ja, und zwar massiv.

Allerdings ist es etwas komplizierter. Denn Palantir ist keine Aktie wie jede andere. Als Pionier im Bereich Künstliche Intelligenz und datengetriebener Softwareplattformen wird dem Unternehmen ein enormer Zukunftswert zugesprochen – insbesondere durch seine AIP-Lösungen, die bereits in kritischen Sektoren wie Verteidigung, Gesundheit und Finanzen implementiert sind.

Trotzdem zeigt ein Blick auf klassische Bewertungskennzahlen, wie viel der Markt aktuell vorwegnimmt:

KGV508,47
KUV114,92
KBV67,11
Aktuelle Bewertungskennzahlen von Palantir

Ein weiteres Instrument zur Bewertung von Aktien ist die Nettoertragswertmethode, ein klassisches DCF-Modell, das zukünftige Gewinne abzinst und auf den heutigen Unternehmenswert zurückführt.

Was ist die Nettoertragswertmethode?

Die Nettoertragswertmethode schätzt den Unternehmenswert basierend auf zukünftig erwarteten Gewinnen, diskontiert mit einem risikoangepassten Zinssatz (WACC). Sie ist besonders bei stabilen, gut kalkulierbaren Geschäftsmodellen üblich.

Nettoertragswertmethode für Palantir

Im Fall von Palantir ergibt dieses Verfahren selbst mit sehr optimistischen Werten gerechnet nur einen fairen Wert von nur rund 27,87 USD je Aktie, verglichen mit dem aktuellen Kurs von knapp 173 USD. Das entspricht einem rechnerischen Abwärtspotenzial von fast 84 %.

Natürlich ist dieser Wert mit großer Vorsicht zu genießen – gerade weil Palantirs Wachstumspotenzial, Plattformeffekte und strategische Relevanz schwer in Zahlen zu fassen sind. Dennoch zeigt sich: Die Aktie preist heute bereits sehr viel Zukunft ein.

Chancen: Commercial als Wachstumstreiber

  • KI-First-Strategie: Mit der AIP-Plattform positioniert sich Palantir als zentraler Anbieter für operative Künstliche Intelligenz in Echtzeit – über Branchengrenzen hinweg.
  • Skalierbarkeit: Einmal integrierte Softwarelösungen erzeugen hohe Wechselkosten – Kundenbindung und Cross-Selling steigen.
  • US-Kommerz als Wachstumslokomotive: +93 % Umsatzwachstum in Q2 2025 unterstreicht die Dynamik.
  • Geopolitische Relevanz: In einer zunehmend fragmentierten Welt gewinnt Palantirs sicherheitsorientiertes Geschäftsmodell an strategischem Wert.

Risiken: Zwischen Sicherheit und Überwachung

  • Gesellschaftliche Akzeptanz: Palantir steht immer wieder in der Kritik wegen seiner Nähe zu Geheimdiensten und der Nutzung sensibler Daten – insbesondere im Bereich Predictive Policing oder Migration.
  • Regulatorischer Druck: Datenschutzgesetze (z. B. DSGVO, AI Act) könnten Palantirs kommerzielle Skalierung in Europa und anderen Märkten erschweren.
  • Bewertungsrisiko: Die Aktie handelt mit extremen Multiples – bereits kleine operative Enttäuschungen könnten starke Kursreaktionen auslösen.
  • Abhängigkeit von US-Regierung: Trotz wachsendem Kommerzanteil bleibt ein großer Teil der Umsätze von politischen Budgets abhängig.

Chart: Geht die Rallye weiter?

Tages-Chart von Palantir | Quelle: stock3
Tages-Chart von Palantir | Quelle: stock3

Seit Anfang 2023 hat die Palantir-Aktie eine geradezu parabolische Rallye hingelegt – mit einem Kursplus von fast 3.000 % in weniger als drei Jahren. Der Börsenwert liegt mittlerweile bei über 410 Mrd. USD. Solche Übertreibungen können sich in Hype-Phasen durchaus fortsetzen, gerade im Umfeld eines KI- und Rüstungs-Booms. Doch die Geschichte zeigt: Auch Palantir ist nicht immun gegen Realitätsschocks. Zwischen 2021 und 2022 verlor die Aktie bereits einmal rund 87 % ihres Werts – eine Erinnerung daran, wie schnell Euphorie kippen kann. Früher oder später dürfte auch die aktuelle Rallye eine Korrektur erfahren.

Fazit

Palantir liefert im zweiten Quartal 2025 beeindruckende Zahlen – operativ stark, bilanziell solide und mit einem klaren Fokus auf die Kommerzialisierung seiner KI-Plattform. Doch so viel operative Stärke hat ihren Preis: Die Bewertung ist aus klassischer Sicht absurd hoch und birgt entsprechend Risiken. Wer investiert, setzt nicht auf die Gegenwart, sondern auf eine technologische Zukunft, in der Palantir als zentraler Infrastrukturanbieter für Künstliche Intelligenz agiert. Wer daran glaubt, bekommt mit Palantir ein einzigartiges Wachstumsunternehmen – allerdings zum Preis extremer Erwartungen.

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