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31.01.2023 11:13

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Notenbankbilanzen: „Nur“ noch 8 Billionen zu viel!

Die meisten Notenbanken heben nicht nur die Zinsen an, sie reduzieren auch ihre Wertpapierbestände. 1,5 Billionen sind schon geschafft. Es fehlen aber noch acht weitere.

Kaum eine Notenbank hat während des ersten Pandemiejahres auf Quantitative Easing verzichtet. War dies bis zur Pandemie vor allem Notenbanken in Industrieländern vorbehalten, machten dieses Mal alle mit. Das Ausmaß der Interventionen fiel jedoch unterschiedlich aus. In Emerging Markets waren die Wertpapierkäufe durch die Notenbanken meist stark limitiert. Die Käufe waren auch zeitlich sehr begrenzt. Während die EZB erst vor etwas über einem halben Jahr ihre Wertpapierkäufe beendete, haben Emerging Markets einen Großteil der Politik bereits wieder rückgängig gemacht.

Industrieländer folgen nun dem Beispiel. Die Normalisierung ist dabei in Kanada und der Schweiz weit fortgeschritten. Die Bilanzsumme in der Schweiz ist fast wieder auf Vorkrisenniveau. Die Bank of Canada hat die Hälfte ihres Quantitative Easing (QE) Programms rückgängig gemacht.

QE, also der Kauf von Anleihen und anderen Wertpapieren, war nicht die einzige Art, wie der Markt mit Geld geflutet wurde. Die EZB stellte Banken über Langfristrefinanzierungen einen Billionenbetrag zur Verfügung. So kann es sein, dass die Bilanzsummen schrumpfen, obwohl noch keine Wertpapiere verkauft wurden. Das ist etwa bei der Bank of England (BoE) der Fall (Grafik 1).

Nennenswerte Verkäufe von Staatsanleihen haben bisher nur die australische, kanadische und US-Notenbank durchgeführt. Die Bilanzreduktion der EZB ist auf eine Rückzahlung der Langfristrefinanzierungsgeschäfte zurückzuführen (Grafik 2).


Die Bank of Japan (BoJ) bildet noch die große Ausnahme. Sie hat ihre Bilanzsumme seit Pandemiebeginn allerdings auch weniger stark ausgeweitet. Im Vergleich zur EZB und Fed war die Bilanzausweitung mit nicht einmal einer Billion Euro bescheiden.

Die BoJ will an ihrer Politik des billigen Geldes festhalten. Ob das in einigen Monaten immer noch der Fall ist, wenn ein neuer Vorsitzender ernannt ist, wird man sehen. Die großen sieben Notenbanken haben jedenfalls noch viel Arbeit vor sich. Knapp 10 Billionen Euro wurden im Zuge der Pandemie in den Markt gepumpt. Allein 6 Billionen entfallen auf Staatsanleihen (Grafik 3).


Trotz beginnender Wertpapierverkäufe wurden erst 1,5 Billionen abgebaut. Wollten Notenbanken ihre Bilanzsumme wieder auf Anfang 2020 zurückdrehen, müssen sie noch acht Billionen loswerden. Da die Wirtschaft inzwischen gewachsen ist, wird die Bilanzausweitung nicht vollständig rückgängig gemacht. Dennoch bleibt viel Arbeit vor den Notenbanken.

Das wird bei dem Fokus auf die Zinserhöhungen gern vergessen. Quantitative Tightening hat gerade erst begonnen. Beim aktuellen Tempo bleibt es uns noch zwei oder drei Jahre erhalten. Anleger mögen sich daran gewöhnt haben, sodass eine Krise ausbleibt. Gegenwind bedeutet schwindende Liquidität dennoch. Je länger QT dauert, desto stärker wird der Gegenwind zu verspüren sein.

Clemens Schmale

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