
Netflix übertrifft Erwartungen im Q1 2025: Ein Blick auf den Earnings Call
Netflix hat im ersten Quartal 2025 erneut bewiesen, dass es ein Schwergewicht im Streaming-Markt bleibt. Der Umsatz kletterte um 13 % auf 10,54 Milliarden US-Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Wall Street von 10,52 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn je Aktie lag mit 6,61 US-Dollar, deutlich über den prognostizierten 5,71 US-Dollar, was zu einem Nettogewinn von 2,89 Milliarden US-Dollar führte – verglichen mit 2,33 Milliarden US-Dollar im Vorjahresquartal.
Erstmals hat Netflix darauf verzichtet, quartalsweise Abonnentenzahlen zu veröffentlichen, und setzt stattdessen auf Umsatz und andere finanzielle Kennzahlen als zentrale Leistungsindikatoren. Das Umsatzwachstum wurde durch gestiegene Einnahmen aus Abonnements und Werbung angekurbelt, unterstützt durch eine Preiserhöhung im Januar, die den Standardtarif auf 17,99 US-Dollar, den werbefinanzierten Tarif auf 7,99 US-Dollar und den Premiumtarif auf 24,99 US-Dollar anhob. Besonders die Werbesparte gewinnt an Bedeutung, da Netflix mit seiner neuen Ad-Tech-Plattform die Monetarisierung weiter vorantreibt.
Trotz eines unsicheren Marktumfelds, beeinflusst durch die Handelspolitik von Präsident Donald Trump, bleibt Netflix zuversichtlich und prognostiziert für das Gesamtjahr einen Umsatz zwischen 43,5 und 44,5 Milliarden US-Dollar. Der Aktienkurs legte nach den Ergebnissen im nachbörslichen Handel um etwa 2 % zu. Im Earnings Call gewährten die Führungskräfte spannende Einblicke in die Strategien und Pläne des Unternehmens. Wir blicken für euch auf die Highlights.
Langfristige Ambitionen und strategische Klarheit
Die Führungskräfte von Netflix nutzten den Earnings Call, um ihre Vision und operative Stabilität zu unterstreichen. Co-CEO Ted Sarandos sprach über langfristige Ziele, nachdem ein Bericht des Wall Street Journal interne Ambitionen erwähnte, den Umsatz bis 2030 zu verdoppeln und das Betriebsergebnis zu verdreifachen. Er betonte jedoch, dass es sich um Bestrebungen handle, nicht um feste Prognosen:
„Wir haben interne Diskussionen über langfristige Ziele, aber das ist nicht dasselbe wie eine Prognose.“
Co-CEO Ted Sarandos
Der Fokus liege darauf, das „meistgeliebte und wertvollste Unterhaltungsunternehmen“ zu werden, wobei die aktuellen Pläne mit den externen Prognosen übereinstimmen.
Widerstandsfähigkeit in unsicheren Zeiten
Inmitten wirtschaftlicher Unsicherheiten zeigte sich Co-CEO Greg Peters gelassen. Er erklärte, dass Netflix keine nennenswerten Veränderungen bei Kundenbindung, Tarifwahl oder Engagement beobachte. „Historisch gesehen hat sich die Unterhaltungsbranche in schwierigen Zeiten als resilient erwiesen“, sagte Peters und fügte hinzu, dass Netflix dank seines günstigen werbefinanzierten Tarifs für 7,99 US-Dollar gut aufgestellt sei, um in einem solchen Umfeld zu bestehen. Preisanpassungen erfolgen nicht nach einem festen Plan, sondern basieren auf Mitgliederfeedback und dem gebotenen Mehrwert – eine Strategie, die Flexibilität und Kundenzufriedenheit in den Vordergrund stellt.
„Wir nehmen Rücksicht darauf, dass Unterhaltung historisch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ziemlich widerstandsfähig war. Netflix war speziell ebenfalls ziemlich resilient.“
Co-CEO Greg Peters
Wachstum durch Werbung
Ein zentrales Thema des Calls war die Werbesparte, die für Netflix immer wichtiger wird. Peters kündigte an, dass das Unternehmen plane, die Werbeeinnahmen 2025 durch eine Kombination aus langfristigen Werbeverträgen (Upfront-Deals), automatisiertem Werbekauf (programmatische Expansion) und kurzfristigen Werbebuchungen (Scatter-Verkäufe) zu verdoppeln. Die Einführung einer eigenen Ad-Tech-Plattform in Kanada und den USA verlief erfolgreich, mit Plänen, diese in weitere Märkte auszudehnen. „Wir sind erst am Anfang“, sagte Peters über die Bemühungen, Werbung relevanter zu gestalten, und hob Fortschritte bei Targeting-Funktionen hervor, die auf Netflix’ einzigartigen Daten zu Lebensphasen, Interessen und Stimmungen basieren.

„Unsere eigene Ad-Tech-Plattform ermöglicht mehr Flexibilität für Werbetreibende und erleichtert Transaktionen mit Netflix.“
Co-CEO Greg Peters
Wettbewerb und neue Schöpfer
Im Wettbewerb mit Plattformen wie YouTube betonte Co-CEO Greg Peters, dass Netflix für bestimmte Inhalte und Schöpfer ein überlegenes Umfeld biete, insbesondere durch effektivere Monetarisierungsmöglichkeiten für hochwertiges Storytelling. Co-CEO Ted Sarandos ergänzte, dass Netflix weltweit nach talentierten Schöpfern suche – nicht nur in traditionellen Zentren wie Hollywood, sondern überall, wo kreative Talente mit modernen Werkzeugen Geschichten erzählen. Er unterstrich, dass Netflix die ideale Plattform für Premium-Storytelling sei, da es ambitionierte Projekte finanziell absichere und kreative Risiken minimiere, im Gegensatz zu typischen Modellen für nutzergenerierte Inhalte. Erfolgreiche Beispiele wie Ms. Rachel, die seit ihrem Start wöchentlich in den Top 10 vertreten ist, oder Kill Tony, das bei Stand-up-Fans großen Anklang findet, zeigen, wie Netflix neue Creator-Formate erfolgreich integriert.
Innovation durch KI und Gaming
Ein weiterer spannender Punkt war der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Inhalteerstellung. Sarandos schilderte, wie KI-Tools die Effizienz steigern und kleineren Projekten Zugang zu fortschrittlichen visuellen Effekten ermöglicht. Er nannte das Beispiel des Films Pedro Páramo, bei dem De-Aging-Technologie für einen Bruchteil der Kosten von The Irishman eingesetzt wurde – ein Beweis für die Demokratisierung kreativer Möglichkeiten durch Technologie.

Im Gaming-Bereich sprach Peters über Fortschritte mit immersiven narrativen Spielen wie Squid Game: Unleashed und etablierten Titeln wie Grand Theft Auto. Netflix verfolge einen vorsichtigen Ansatz, um Investitionen mit Mitgliederwert abzustimmen, sehe jedoch großes Potenzial in diesem 140-Milliarden-Dollar-Markt.
Fazit und Ausblick
Netflix hat im ersten Quartal 2025 seine finanzielle Stärke und strategische Flexibilität unter Beweis gestellt. Das Unternehmen navigiert geschickt durch wirtschaftliche Unsicherheiten, setzt auf Werbewachstum und technologische Innovationen, um sein Angebot zu verbessern. Die Fokussierung auf Umsatz statt Abonnentenzahlen signalisiert eine reife Geschäftsstrategie, während die Expansion in Werbung und Gaming neue Wachstumspfade eröffnet. Für die Zukunft bleibt Netflix optimistisch, doch der Erfolg hängt davon ab, wie gut es seine ambitionierten Pläne umsetzt und auf ein dynamisches Marktumfeld reagiert.

Nach einem Anstieg der Netflix-Aktie um über 90 % im vergangenen Jahr hat sie im laufenden Jahr inklusive des nachbörslichen Anstiegs auf rund 1.000 USD etwa 12 % zugelegt. Derzeit steht die Aktie vor einer Widerstandszone zwischen 1.033 USD und 1.050 USD. Gelingt es ihr, diese zu durchbrechen, liegt das Allzeithoch nur etwa 1,5 % über der oberen Marke. Bei einer möglichen Korrektur könnte die Unterstützungszone zwischen 950 USD, wo aktuell die 50-Tage-Linie verläuft, und 933 USD greifen. Eine weitere Unterstützungszone findet sich darunter zwischen 900 USD und 887 USD.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
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