Nebenberuflich Traden: So gelingt dir der erfolgreiche Start
Trading wird oft als Tätigkeit gesehen, bei der man mit vergleichsweise wenig Arbeit einen hohen Ertrag erzielen kann. Nebenberuflich Traden erscheint als einfacher Weg, zusätzlich zum Hauptberuf schnell eine Menge Geld zu verdienen. Meistens ist aber genau das Gegenteil der Fall. Der Weg zum Trader bedarf zwar keiner Ausbildung mit Abschlussprüfung der IHK oder gar einem Studium, dennoch gehen viele Anfänger mit überspitzten Erwartungen an das Traden heran.
Wie kann man erfolgreich neben dem Beruf traden?
Erfolgreiches Trading bedeutet grundsätzlich, dass du nach Abzug der Steuern mehr Gewinne als Verluste realisierst und dadurch einen wachsenden Kapitalstock aufbauen kannst. Danach gilt es zu unterscheiden, ob du Trading als Hobby neben dem Beruf ansiehst, oder ob du auf die zusätzlichen Geldströme angewiesen bist. Im letzteren Fall sollte dein Profit am Jahresende höher sein als die Performance einer vergleichbaren Benchmark. Andernfalls kannst du auch mit weniger Aufwand in einen ETF investieren – zum Beispiel in den S&P 500, dessen Performance in den letzten 100 Jahren durchschnittlich bei 10 % pro Jahr lag. Zum Vergleich: Als Peter Lynch zwischen 1977 und 1990 bei Fidelity als Fondsmanager für den Magellan Fund zuständig war, erreichte der Fund eine Rendite von mehr als 29 % pro Jahr.
Erfahrung als Schlüssel zum Erfolg
Der Weg zum langfristig profitablen Handeln ist steinig und da es keine einheitliche Ausbildung gibt, sind eigene Erfahrungen das wichtigste Asset beim Traden. Die meisten Vollzeittrader begannen ihren Weg neben dem Beruf. Eine Faustregel, wie viel Zeit vergeht, bevor du möglicherweise deinen Hauptjob für das Traden an den Nagel hängen kannst, gibt es nicht. Selbst wenn du deine ersten Monate erfolgreich gehandelt hast, kann eine Veränderung der Marktphase dein Kapital erheblich reduzieren.
Die passende Tradingstrategie
Beim Trading als Berufstätiger ist es wichtig, dass deine Strategie zu deinem Zeit- und Handelsrahmen passt.
Beim sogenannten Scalping werden Trades innerhalb kürzester Zeit geöffnet und geschlossen. Dadurch wird versucht von den geringen Kursbewegung im Zeitraum von Sekunden oder wenigen Minuten zu profitieren. Das bedeutet, dass der Markt sehr eng beobachtet werden muss, was in vielen Fällen neben dem Beruf schwer umzusetzen ist.
Den nächstgrößeren Zeitrahmen spannt das Daytrading. Bei dieser Strategie werden an einem Handelstag eine oder mehrere Positionen geöffnet und geschlossen. Manche Trades werden auch über Nacht gehalten. Dennoch ist Daytrading ähnlich zeitaufwendig wie Scalping, da die Ein- und Ausstiegszeitpunkte oft nur wenige Stunden auseinander liegen.
Gut zu wissen: Unabhängig von der Strategie wird die Charttechnik von den meisten Tradern mindestens als Hilfsmittel genutzt. Der Charttechnik-Grundlehrgang bietet dir eine umfangreiche Einführung in die technische Analyse.
Beim Swing Trading werden die Positionen über mehrere Tage oder Wochen gehalten. Die Ein- und Ausstiegsszenarien werden nicht mehr nur auf Grundlage der technischen Analyse definiert, sondern häufig auch unter Berücksichtigung der fundamentalen Entwicklung. Da bei dieser Tradingstrategie keine permanente Beobachtung der Marktbewegungen erforderlich ist, kann Swing Trading als eine geeignete Strategie für Berufstätige betrachtet werden.
Eine weitere Strategie ist das sogenannte Newstrading. Kurse machen Nachrichten heißt es oft, aber nicht immer sind gute Nachrichten bereits im Kurs enthalten. Newstrading ist eine Strategie, die darauf setzt, von diesen Nachrichten zu profitieren.
5 wichtige Fragen für Trading neben dem Beruf
1. Kann man Traden nebenberuflich lernen?
Ja, Trading ist auch neben dem Hauptberuf erlernbar. Viele Vollzeittrader haben nebenberuflich mit dem Handeln begonnen.
Für den Großteil aller Trading-Anfänger ist ein Demokonto bei einem Broker sinnvoll. Dadurch wird nicht sofort das eigene Kapital aufs Spiel gesetzt. Mithilfe dieses Demokontos könnt ihr euch beispielsweise ein solides Grundwissen zur technischen Analyse aneignen und einen Trading-Stil finden, der zu euch und eurem Alltag passt.
2. Wie viel Startkapital benötigt man?
Dank der beliebten Neobroker wie Trade Republic oder Scalable kannst du bereits für 1 € pro Order handeln. Hinzu kommt natürlich noch das Kaufvolumen für die Position, auf welche du setzt. Dieses hängt davon ab, mithilfe von welchem Finanzprodukt du handelst.
Bei Aktien oder ETF’s ist der Preis klar anhand des Kurses erkennbar – manchen Aktien kosten nur wenige Cent (“Pennystocks”), andere mehrere Tausend Euro. Diese Variante ist für die meisten Anfänger am besten zu durchschauen, weil der Kurs eindeutig den Wert deiner Position widerspiegelt. Bei den meisten Brokern kannst du nur auf steigende Kurse setzen (Long). Für das sogenannte Shortselling, das heißt, die Wette auf fallende Kurse, ist nur bei wenigen Brokern möglich.
Weiterhin gibt es die Kategorie der Hebelprodukte. Darunter fallen sogenannte CFD’s (Differenzkontrakte), Optionsscheine und Hebelzertifikate, z. B. Knock-Out Zertifikate. Durch die Hebelwirkung können hohe Volumina mit nur geringem Kapitaleinsatz gehandelt werden. Diese Produkte können bei den allermeisten Brokern sowohl für Long (Call)- als auch für Short-Trades (Put) gehandelt werden. Die Preisbildung bei einem CFD ist am besten nachvollziehbar, da der Preis den Basiswert 1:1 reflektiert. Bei Zertifikaten und Optionsscheinen ist der Preis beispielsweise von der Volatilität und der Restlaufzeit abhängig.
Darüber hinaus gibt es noch den Handel mit Optionen (keine Optionsscheine!), welche das Recht, aber nicht die Pflicht, die Aktie zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Kurs zu handeln. Hierfür ist auch ein Startkapital von mehreren hundert Euro einzuplanen.
Neben dem Handel mit Aktien ist der Handel mit Devisen möglich – das sogenannte Forex-Trading. Hierfür ist nur ein kleines Startkapital nötig und wie bei Aktien können die meisten Währungen mit Hebel gehandelt werden.
3. Welche Kosten kommen auf mich zu?
Wenn du nebenberuflich Traden möchtest, solltest du versuchen deine laufenden Kosten so gering wie möglich zu halten.
Der wichtigste Kostenfaktor sind die Ordergebühren. Je nachdem , welchen Broker du wählst, kannst du bereits ab 1 € pro Order handeln. Weitere Kosten können für Tools anfallen, welche dir das Traden neben dem Beruf erleichtern. Darunter fallen die Pro-Versionen von beispielsweise Stock3 oder Tradingview für die technische Analyse oder Tools für die fundamentale Analyse wie der Aktienfinder.
4. Welcher ist der beste Broker?
Deine Strategie entscheidet über den besten Broker für dich. Für den Handel mit Aktien, ETF’s oder gängigen Derivaten sind Neobroker wie Trade Republic oder Scalable anfangs eine gute Wahl. Die Auswahl ist mittlerweile ausreichend groß und die Ordergebühren gering. Der größte Nachteil der Neobroker ist der eingeschränkte Zugang zu Handelsplätzen und damit eingeschränkte Handelszeiten. Außerdem gab es in der Vergangenheit in Phasen hoher Volatilität, wie dem Corona-Crash im März 2020, vermehrt Meldungen, dass der Handel bei den Neobrokern ausgesetzt werden musste.
Die meisten fortgeschrittenen Trader setzen deshalb auf etablierte Broker wie beispielsweise Interactive Brokers. Diese lassen sich größtenteils mit einer komfortablen Handelssoftware verbinden, sind aber mit höheren Kosten verbunden.
Weiter Informationen zu dem besten Trading-Broker haben wir in einer Übersicht zusammengefasst.
5. Welche Steuern fallen beim Trading als Zweitjob an?
Wenn du tradest, musst du nur die die Gewinne versteuern – vorausgesetzt du machst Gewinne. Den Gewinn musst du dann mit der sogenannten Abgeltungssteuer versteuern, welche zur Zeit 25 % beträgt. Hinzu kommen Soli und unter Umständen die Kirchensteuer. Für Kapitaleinkünfte steht zunächst ein Freibetrag von 801 Euro zur Verfügung. Dieser ist von der Abgeltungssteuer freigestellt.
Solltest du über einen deutschen Broker traden, dann wird die Abgeltungssteuer meistens schon mit einberechnet und teilweise auch automatisch abgeführt.
Da dies natürlich keine Steuerberatung ist, solltest du im Zweifelsfalls einen Steuerberater konsultieren. Dies ist insbesondere ratsam, wenn du Depots bei mehreren Brokern hast, deren Gewinne / Verluste gegeneinander zu verrechnen sind.
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