Mein Tradingjahr 2022: Performance, Probleme, Aussichten
Hallo liebe Goldesel-Community,
das Jahr 2022 geht definitiv in die Geschichte ein, sowohl an der Börse, als auch im übergeordneten Bild in Sachen Politik und Wirtschaft. Selten gab es so heftige Kursbewegungen und Abstürze, Gegenbewegungen und weitere Korrekturen. Übertriebene Euphorie nach Corona, gefolgt vom Ukrainekrieg und einer massiven Inflation, einem zu späten Eingreifen der Notenbanken bis hin zum China-Taiwan Konflikt inklusive einer deutlichen Verschlechterung der Verhältnisse zwischen den USA und China. Hätte einem das jemand Ende 2021 gesagt, man hätte ihn wohl für verrückt erklärt.
Aber das ist eben Börse: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Als Trader und auch Investor muss man jede Phase überstehen, sei sie auch noch so schwierig. Manchmal geht es auch gar nicht mehr um Performance bzw. Gewinne, sondern ums wirtschaftliche Überleben des eigenen Depots. Dieses Jahr hat das Risikomanagement auf eine harte Probe gestellt und auch ich habe viele Fehler gemacht. Aber das gehört dazu und wird auch in Zukunft immer wieder passieren. Keiner kann in die Zukunft schauen und diese mit Sicherheit voraussagen. Selbst die besten CEOs und Vermögensverwalter lagen teilweise gehörig schief und müssen jetzt ihre Strategie anpassen. Die Entwicklung war so heftig und dynamisch, man musste aufpassen, buchstäblich nicht überrollt zu werden. Der Vorteil von uns kleinen Tradern ist: Wir können uns wie ein Schnellboot den Gegebenheiten anpassen. Große Firmen und Fonds mit Milliardenvolumen haben es dort deutlich schwerer. Entsprechend habe ich zwar teilweise spät reagiert, aber unter dem Strich doch deutlich besser als der Markt abgeschnitten.
Tradingperformance 2022
Ich bin seit 2007 hauptberuflich an der Börse als Trader tätig. Mein “Steckenpferd” ist der deutsche Markt. Hier handele ich seit vielen Jahren erfolgreich, vor allem folgende Szenarien:
- Vorbörsliche Übertreibungen nach oben bzw. unten. Also antizyklisches agieren (Trades werden in Discord gepostet)
- Stories am Markt entdecken und mehrere Tage und Wochen begleiten (alle Ideen findet ihr im Screener sowie täglich in den Kanälen der App per Push-Benachrichtigung)
Wieso war dieses Jahr so schwer?
Der Bärenmarkt hat dafür gesorgt, dass die Umsätze zurückgingen. Vor- und nachbörslich ging am deutschen Markt wenig. Viele Aktien waren ausgetrocknet. Und wenn es mal Übertreibungen gab, z.B. auf Tradegate, dann gab es ab neun Uhr auf Xetra keine Gegenwehr. Aktien sind einfach weiter gefallen. In so einem Umfeld ist es extrem schwer, mit einer Strategie wie ich sie habe, Geld zu verdienen. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, einfach mehrere Monate der Börse fern zu bleiben 😉 Aber es klingelt eben keiner und sagt: “Ab jetzt ist Bärenmarkt angesagt”. Es war ein schleichender Prozess, der mit der Zeit heftiger wurde. Ich habe dann noch den Fehler gemacht und habe bei stark gefallenen Aktien auf Rebounds gesetzt. Aber diese kamen nicht – Bärenmarkt eben. Bei Zalando, HelloFresh, Westwing und Co habe ich dann fünfstellige Verluste realisiert. Auch hier bin ich immer mal schrittweise vorgegangen, habe in Erholungsbewegungen Positionen abgebaut, in massive Schwäche wieder aufgestockt usw. Dadurch konnte ich die Performance etwas verbessern, habe unter dem Strich aber trotzdem massive Verluste realisiert. Was ich dieses Jahr auch nicht gemacht habe: in einer Panik alle Positionen über Bord zu werfen. Auch in einem Bärenmarkt gibt es Erholungsbewegungen – und zwar sehr heftige wie man sieht. Wenn Aktien querbeet in wenigen Tagen ohne News 20-30 % fallen, ist es meiner Meinung nach genau die falsche Strategie, dann die Reißleine zu ziehen. Hier habe ich dann erstmal den Schmerz ausgehalten und in die folgende Erholung hinein verkauft.
Zwei Depots – zwei Strategien
Ich habe seit vielen Jahre zwei Haupt-Tradingdepots: Bei Vitrade und Sino. Dazu gekommen sind im Laufe der Zeit noch Depots bei Interactivebrokers, Trade Republic, Flatex usw. All diese Depots sind aber deutlich kleiner. Hier fahre ich andere Strategien bzw. handele andere Märkte. Teilweise sind diese Depots auch nicht so erfolgreich wie meine Hauptdepots. Insbesondere der US-Markt, wo ich mit meinem Interactivebrokers Depot handele, ist einfach heftig. Kursbewegungen von 20-40 % nach Zahlen gibt es in Deutschland selten bis nie – in den USA dieses Jahr keine Seltenheit. Man kann also extrem schnell zerrissen werden. In diesem Depot bin ich in diesem Jahr auch rund 15 % im Minus. Dort handele ich fast nur Nasdaq-Aktien – und hier war dieses Jahr wenig zu holen bzw. ich war zu dumm 🙂 Mit Upstart, Cloudflare und einigen weiteren Titeln, habe ich auch massiv in die Sche*** gegriffen.
Performance Sino Depot
Bei meinem Sino Depot habe ich im Laufe des Bärenmarktes die Strategie radikal geändert, auf 100 % Cash gestellt und erstmal nur noch Intraday gehandelt. Ich habe mir gesagt: Egal was passiert (Schwarzer Schwan Ereignis, viel schlimmerer Bärenmarkt, zwei Jahre Abwärtstrend usw.), ich will handlungsfähig bleiben. Entsprechend habe ich nur noch intraday gehandelt bzw. die letzten Wochen meist mindestens 70 % Cash gehalten. Ich konnte damit große Verluste vermeiden, gleichzeitig aber die Rallye zuletzt auch nur bedingt mitnehmen – es waren so 5-6 % Rendite, während der DAX knapp 20 % gemacht hat.
Bei Sino gab es dieses Jahr einen Wechsel der abwickelnden Bank. Bis August war es die HSBC, ab Oktober dann die Baader Bank. Knapp zwei Monate habe ich dann wegen meinem Urlaub und dem Umzug des Geldes in diesem Depot nicht gehandelt (Mitte August – Oktober).
- Depotgröße: 250.000 Euro, wegen Hauskauf wurden unterjährig 50.000 Euro abgezogen
- Abgeltungssteuer gezahlt gesamt: 10.659 Euro
- Gewinn brutto (vor Steuern, nach Gebühren): 42.636 Euro
- Rendite ~15-20 %
Performance Vitrade Depot
Bei meinem Vitrade Depot war die Volatilität dieses Jahr heftig. Ich war bis September mit dem Depot im Minus, weil ich an vielen Positionen festgehalten habe. Deutsche Nebenwerte und vor allem auch US-Techwerte haben zu großen Verlusten geführt. Bei vielen Aktien habe ich dann auch die Reißleine gezogen und habe zum ersten Mal in meiner “Tradingkarriere” den Verlustverrechnungstopf gefüllt. In diesem Depot bin ich aber stark investiert geblieben. Die Wende kam dann mit den Verbraucherpreisen, die am Markt für eine massive Rallye gesorgt und mein Depot in zwei Tagen um 50.000 Euro angeschoben haben. Auch die Tage danach lief es weiter gut. Ich konnte auch auf der Short-Seite mit Aktien wie Uniper Geld verdienen (Stichwort: vorbörsliche Übertreibungen), sodass ich auch in diesem Depot mittlerweile auf Jahresbasis solide im Plus bin. Kurzfristige Trades wie Uniper oder andere vorbörslichen Ideen poste ich täglich in unserem Discord Kanal im #trading-chat
- Depotgröße: 400.000 Euro – unterjährig wurden wegen des Hauskaufs 100.000 Euro abgezogen
- gezahlte Abgeltungssteuer 7.082 Euro
- Gewinn brutto 28.328 Euro ( vor Steuer, nach Gebühren)
- Rendite: ~8 %
Privater Handel vs. öffentliche Depots
Wieso unterscheitet sich meine private Performance stark von öffentlichen Depots? Zum Beispiel auch der Trade Republic Challenge? Zum einen, weil ich bei Trade Republic nur long handeln kann. Kurzfristige vorbörsliche Übertreibungen kann ich nicht nutzen, zudem hat man einen sehr großen Nachteil dadurch, dass es nur Lang & Schwarz als Handelsplatz gibt. Stopwellen, Volatitätsunterbrechungen usw. kann ich dort nicht nutzen.
Noch schwieriger ist aber der “öffentliche Druck” – läuft ein Trade nicht gut, muss ich direkt überlegen, wie es weiter geht. Es kommen Fragen und Zweifel. Oft entscheide ich mich dann anders und ziehe die Reißleine, obwohl ich im Privatdepot die zehnfache Stückzahl habe und ganz entspannt bleibe 🙂 Insgesamt war ich im Endeffekt viel zu vorsichtig und habe Cash gehalten, obwohl es ja explizit ein Zockdepot ist. Ich muss hier überlegen, wie ich den Hebel umgelegt bekomme, damit ich “frei agieren” kann.
Erfolgreich eigenständig handeln mit Goldesel
Um erfolgreich an der Börse zu handeln, müsst ihr eigenständig Entscheidungen treffen. Wir wollen hier für die Community täglich Tradingideen mit konkreten Szenarien und auch Trades liefern. Dazu viele weitere Informationen und Tools, die einen bestmöglich unterstützen. Am Ende muss aber immer jeder für sich entscheiden: welche Ideen setze ich um, wo liegt mein Stop, wann nehme ich Gewinne mit usw. Blindes kopieren wird niemals funktionieren, da man im falschen Moment ohne eigene Strategie die falschen Entscheidungen trifft. Das konnte dieses Jahr bei vielen Menschen beobachtet werden. Im dunkelsten Moment haben sie die Reißleine gezogen und haben sich von der Börse verabschiedet. Jeder der denkt, man kann ganz einfach Geld verdienen, wurde dieses Jahr eines besseren belehrt. Es gibt Marktphasen, da klappt scheinbar alles, auch Fehler werden verziehen, weil quasi alles steigt. Aber dann kommen eben Jahre wie 2022 und der Markt trennt die Spreu vom Weizen. Viele werden rausgespült – es findet eine Bereinigung statt – danach beginnt die Party wieder von vorne. Jeder, der diesen Text liest, ist noch dabei – hat also schon vieles richtig gemacht, weil er das Interesse nicht verloren hat 🙂
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