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Sebastian Paufler in Börsennews

25.03.2023 13:47

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Mastercard oder Visa? Eine Aktie ist im Vorteil

Im Bereich der Zahlungen mit Kredit- und Debitkarten bilden Visa und Mastercard eine Doppelspitze. Die Geschäftsmodelle beider Unternehmen sind in vielerlei Hinsicht gleich und beide glänzten in den vergangenen Jahren durch massives Wachstum. Die Performance der Aktienkurse von Visa und Mastercard übertraf die des S&P 500 um ein Vielfaches. Auch bei Dividendenjägern sind beide Unternehmen vor allem in Bezug auf das Wachstum eine beliebte Beute. Könnte ein Unternehmen trotz der vielen Gemeinsamkeiten die bessere Wahl sein?

Gleiches Geschäftsmodell, unterschiedliche Gebührenstruktur

Die Geschäftsmodelle von Visa und Mastercard unterscheiden sich nur marginal. Beide Unternehmen sind als globale Zahlungsnetze tätig und fungieren hierbei nicht nur als Kreditkartenanbieter, sondern auch als Zahlungsabwickler (Processor), der die Kreditkartendaten eines Kunden zwischen ihrem Kassensystem und dem Kartennetz oder der Bank des Kunden weiterleitet.

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Visa und Mastercard verdienen Geld, indem sie von Händlern, Finanzinstituten und anderen an der Abwicklung von Transaktionen beteiligten Parteien Gebühren erheben. Bei einer typischen Zahlungstransaktion kauft ein Kunde Waren oder Dienstleistungen bei einem Händler und bezahlt diese mit einer Kreditkarte von Visa oder Mastercard. Der Kunde gibt seine Kreditkarteninformationen ein, um die Transaktion zu autorisieren. Der Händler leitet diese Informationen an den Zahlungsabwickler weiter, der dann die Autorisierung bei der Kreditkartengesellschaft anfragt. Visa/Mastercard prüfen die Kreditkarteninformationen des Kunden und genehmigen bestenfalls die Transaktion.

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Visa und Mastercard sind Anbieter von Zahlungsnetzwerken (Quelle: Mastercard 2022 Annual Report, www.investor.mastercard.com).

Wenn die Transaktion genehmigt wird, kann der Händler mit dem Clearing-Prozess fortfahren. Im Clearing-Prozess werden die Transaktionsdaten von Visa/Mastercard an die Bank des Händlers weitergeleitet, um die Zahlung zu bestätigen und den Geldtransfer zu initiieren. Der Betrag der Transaktion wird vom Konto des Kunden abgebucht und auf ein temporäres Konto bei Visa/Mastercard übertragen. Am Ende des Tages oder zu einem festgelegten Zeitpunkt werden alle Transaktionen des Kreditkarten-Anbieters abgerechnet, wobei Visa/Mastercard Gebühren für die Transaktionen einbehalten. Der Restbetrag wird dann an die Bank des Händlers überwiesen.

Die beiden Kreditkarten-Giganten haben unterschiedliche Gebührenstrukturen: Visa verlangt tendenziell höhere Gebühren, während Mastercard oft niedrigere Gebühren anbietet, um neue Kunden zu gewinnen. Die höheren Abwicklungsgebühren von Visa sind zum Teil auf den größeren Marktanteil und den Bekanntheitsgrad des Unternehmens zurückzuführen. Beide Kreditkarten-Anbieter erheben Gebühren für Rückbuchungen. Auch hier sind die Gebühren von Visa tendenziell höher. Das liegt daran, dass das Unternehmen in der Regel strengere Anforderungen an Händler stellt, um Rückbuchungen von vornherein zu verhindern.

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Visa hat eine klare Vorstellung der zukünftigen Entwicklungsperspektiven und investiert auch in Start-ups (Quelle: Visa Annual Report 2022, www.investor.visa.com).

Visa konzentriert sich eher auf die Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte und Dienstleistungen, während Mastercard häufig mit anderen Unternehmen zusammenarbeitet, um neue Lösungen anzubieten. Visa ist auch im Fintech-Bereich aktiver und investiert in Start-ups und geht Partnerschaften mit diesen ein. Mastercard arbeitet traditionell enger mit etablierten Finanzinstituten zusammen.

Konstantes Wachstum und beinahe mafiöse Margen

In den letzten zehn Jahren ist der Umsatz von Visa von 10,4 auf 29,3 Milliarden USD gewachsen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 11 %. Der Gewinn ist mit 21 % pro Jahr (CAGR) noch deutlich stärker gestiegen. Mit Blick auf die Dividende fällt auch dort das starke Wachstum auf: Seit 2012 wurde die Dividende um Durchschnitt 20 % p. a. angehoben. Allerdings liegt die Dividendenrendite meist deutlich unter 1 %.

Der Umsatz von Mastercard ist seit 2012 mit 12 % pro Jahr in einem ähnlichen Maß gewachsen wie bei Visa. Das Gewinnwachstum war mit durchschnittlich 14 % pro Jahr etwas geringer als beim Konkurrenten. Dafür wurde Dividende mit rund 33 % p. a. angehoben, wobei auch hier die absolute Dividendenrendite häufig im Bereich um bzw. unter 1 % lag.

Absolut herausragend sind die beinahe mafiartigen Margen beider Unternehmen. Mastercard hat eine Brutto-Marge von 96-98 %, eine operative Marge von rund 55 % und eine Netto-Marge von ca. 45 %. Die Free Cash Flow-Marge liegt bei rund 48 %. Visa hat eine Brutto-Marge von rund 97 %, eine etwas höhere operative Marge von 67 % und eine Netto-Marge von ca. 51 %. Die Free Cash Flow-Marge ist mit etwa 61 % ebenfalls höher als die von Mastercard.

Technische Einordnung von Visa und Mastercard

Die Aktienkurse beider Unternehmen liefen in den letzten zehn Jahren fast im Gleichlauf, wobei sich der Total Return unterscheidet. Seit dem 1. Januar 2012 ist der Aktienkurs von Visa um 858 % bzw. durchschnittlich 24 % pro Jahr gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist der Aktienkurs von Mastercard um 961 % bzw. 25 % pro Jahr gestiegen. Zum Vergleich: Der S&P 500 hat im selben Zeitfenster 365 % bzw. 14 % p. a. zugelegt.

Im Juli 2021 hat Visa das bisherige ATH bei rund 251 USD markiert. Bis zum Verlaufstief im Oktober 2022 ging es auf rund 175 USD bergab. In der seit Oktober laufenden Erholung kletterte der Kurs wieder bis an den Widerstandsbereich bei 234 USD heran, prallte dort jedoch ab und wurde im Bereich um 216 USD wieder aufgefangen. Aktuell liegt der Kurs knapp unter der 50-Tage-Linie. Bei rund 228 USD ist ein Widerstandsbereich aus wenigen Zwischenhochs zu erwarten. Unter dem Kurs liegen die Unterstützungsbereiche bei 216 USD und 210 USD.

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Aktuell liegt Visa zwischen einem Unterstützungsbereich bei 216 USD und einem Widerstandsbereich bei 228 USD.

Das bisherige ATH von Mastercard liegt im Bereich um 400 USD und wurde bereits im April und Juli 2021, sowie im Februar 2022 und nochmal im Januar 2023 erfolglos getestet. Wie Visa hat Mastercard im Oktober 2022 ein Zwischentief markiert (278 USD), von welchem ein bisher anhaltender Aufwärtstrend eingeleitet wurde. Nachdem die Aktie im Januar dieses Jahres am ATH gescheitert war, fiel der Kurs bis auf einen Unterstützungsbereich bei 340-345 USD zurück. Dort liegt zurzeit auch die 200-Tage-Linie. Über dem Kurs liegt aktuell ein Widerstandsbereich bei 365-370 USD und die 50-Tage-Linie.

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Mastercard hat bereits vier Mal das bisherige ATH bei rund 400 USD erfolglos angelaufen.

Fazit: Visa leicht im Vorteil

Obwohl Visa und Mastercard ein fast identisches Geschäftsmodell haben, liefert Visa eine etwas bessere operative Performance ab. Hierbei zeichnet sich Visa vor allem durch ein deutlich höheres Gewinnwachstum und höhere Margen aus, die immer noch wachsen. Auch wenn sich die Aktienkurse derzeit beiderseits etwas unentschlossen zeigen, sieht das Chartbild von Visa etwas einladender aus und in Bezug auf wichtige Unterstützungszonen hat die Aktie noch etwas mehr Luft nach unten.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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