
LVMH explodiert, BlackRock überzeugt & neue AI-Deals pushen
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Aktientalk” unseres Goldesels Michael Flender und Daniel von Investflow sprechen unsere Experten über die guten Zahlen bei LVMH, nach denen die Aktie zeitweise explosionsartig angestiegen ist und über die ebenfalls überzeugenden Zahlen von BlackRock – dem weltweit größten Vermögensverwalter.
Darüber hinaus geht es um die neusten Deals im AI-Universum, in dem weiter jeden Tag riesige Kooperationen gemeldet werden – diesmal unter anderem zwischen OpenAI und Walmart. Die Art wie wir einkaufen könnte sich zukünftig für immer verändern.
Weiterhin besprechen wir die Zahlen von Johnson & Johnson und den Poker zwischen China und den USA in Bezug auf Seltene Erden.
Warum LVMH nach den Zahlen sehr positiv reagiert hat, wie unfassbar viel Vermögen BlackRock jetzt verwaltet und was China für Trümpfe gegen die USA in der Hand hat, das und vieles mehr erfahrt ihr wie immer bei Apple Podcast, Spotify oder direkt bei Youtube.
Wochenrückblick: Volatilität, Panik und schnelle Erholung
Die Woche begann turbulent: Am Freitag gab es einen scharfen Rücksetzer – den schlechteste Tag seit April – ausgelöst durch eine Kombination aus geopolitischen Schlagzeilen und Panikmomenten. Es erregten vor allem Berichte über mögliche Exportkontrollen Chinas bei seltenen Erden Aufsehen.
Der Markt lebt von Erwartungen: Am Montag folgte eine starke Erholung – der beste Tag für einige Indizes seit Mai. Ein Großteil der Verluste wurde wieder aufgeholt. Doch schon am Dienstag gab es wieder Druck: Intraday-Verkäufe, Stop-Loss-Kaskaden und Unsicherheit rund um Handelsgespräche sorgten für Volatilität. Insgesamt zeigt sich: Die Marktbewegungen sind weiterhin sehr empfänglich für Nachrichten über Handel, Geopolitik und natürlich die großen AI-Deals, die Stimmung und Erwartungen massiv beeinflussen.
Warum so starke Schwankungen?
- Hohe Bewertung mancher Titel: Kleine negative Hinweise reichen, um Gewinne mitzunehmen.
- Geopolitische Unsicherheit (China-US): Exportkontrollen und Handelsthemen wirken direkt auf Sektoren wie Tech und Industrie.
- Berichtssaison: Banken wie BlackRock, JP Morgan und Goldman Sachs setzen oft die Richtung – starke Zahlen führen zu schnellen Rotationseffekten.
- AI-Hype: Nachrichten über Partnerschaften und Großaufträge können einzelne Titel in kurzer Zeit dramatisch bewegen.
China, seltene Erden & Lieferketten
Die Diskussion um seltene Erden ist keine Spielerei – sie ist strategisch. China hat angekündigt, Exportkontrollen für bestimmte Rohstoffe zu verschärfen. Solche Maßnahmen dienen als Hebel in Handelsgesprächen, haben aber auch gravierende Auswirkungen auf Industrien, die stark auf diese Materialien angewiesen sind: Hightech, AI-Hardware, aber vor allem auch Verteidigungsindustrie.
Wichtig zu wissen:
- Seltene Erden sind zentral für Magnetsysteme, Sensorik und spezielle Legierungen – also essentielle Bestandteile für AI-Server, Halbleiterfertigung und militärische Anwendungen.
- China kontrolliert einen großen Anteil der globalen Wertschöpfungskette bei vielen dieser Rohstoffe – das gibt geopolitischen Einfluss.
- Die USA reagieren mit massiven Investitionen, um Lieferketten zurückzuholen (Onshoring). In Europa dagegen fehlt bislang eine vergleichbare, koordinierte Antwort.
Was bedeutet das für Investoren?
- Unternehmen wie MP Materials oder Lynas profitieren kurzfristig von Nachfrage und Markt-Hype. Michael hat erste kleine Positionen bei MP Materials und Lynas etabliert.
- Vorsicht vor Überhype: Viele dieser Aktien werden aktuell in den Himmel gekauft. Der Einstieg nach einem Hype ist oft riskant.
- Geopolitische Risiken können ganze Industrien tangieren: Es lohnt sich, Abhängigkeiten in der eigenen Depotallokation zu prüfen.
Immer neue AI-Deals
AI dominiert die Nachrichten: Täglich neue Partnerschaften, Multi-Jahresverträge und Ankündigungen – und das nicht nur von offensichtlichen Playern wie NVIDIA. Beispiele der Woche:
- OpenAI und Broadcom: Multi-Jahres-Zusammenarbeit zur Entwicklung von AI-Accelerators. Die Zahlen: Es geht um rund 10 GW an Leistung (Gigawatt), die gemeinsam adressiert werden sollen.
- Oracle und AMD: Berichtete Lieferungen von rund 50.000 AMD-AI-Chips an Oracle – die Frage bleibt, wie viel davon neu ist und wieviel längst Teil bestehender Rahmenverträge war.
- OpenAI und Walmart: Integration von Shopping-Funktionen über ChatGPT – ein Hinweis darauf, wie generative AI in Konsumprozesse eingebettet wird.
10 GW – eine Größenordnung, die stutzig macht
10 Gigawatt klingt abstrakt – hier ein Vergleich, der hilft, die Dimension einzuordnen:
- New York City verbraucht etwa 5,7 GW.
- Berlin liegt bei rund 1,5 GW, Hamburg bei 1,4 GW.
Das heißt: Die geplanten AI-Kapazitäten könnten in Summe Strom in einer Größenordnung benötigen, die mehrere Großstädte zusammen übersteigt. Und wenn man die geplanten Investitionen anschaut – in der Diskussion war eine Zahl von rund 1,56 Billionen US-Dollar, um die angekündigten Gigawatt-Kapazitäten zu erreichen – dann wird klar: Die AI-Infrastruktur ist kapitalintensiv und hat große Auswirkungen auf Energiebedarf, Versorgungssicherheit und CO2-Debatten.
Worauf Investoren achten sollten
- Handelt es sich um neue Meldungen oder Wiederholung bereits kommunizierter Abkommen? Manche Ankündigungen wirken wie aufgewärmte Nachrichten
- Welche Unternehmen profitieren wirklich? Hardware-Produzenten (Broadcom, AMD), Rechenzentrumsbetreiber und Energiefirmen (Strominfrastruktur) sind Kandidaten.
- Energiepreise und -versorgung werden ein zentraler Faktor für AI-Kapazitätsaufbau. Hier können Versorgungsengpässe oder Regulierungen starke Auswirkungen haben.
Die Quartalszahlen: BlackRock, Johnson & Johnson, LVMH
BlackRock: Monsterzahlen, aber gemischte Reaktion
BlackRock meldete sehr starke Top-Line-Daten: Assets under Management (AUM) stiegen kräftig auf rund 13,46 Billionen US-Dollar – ein neuer Rekord. Einnahmen stiegen auf etwa 6,5 Milliarden US-Dollar (plus ~25% gegenüber dem Vorjahr). Besonders bemerkenswert waren die Nettozuflüsse: Rund 200 Milliarden US-Dollar neue Mittel sind ein massiver Beweis für Vertrauen und Momentum im ETF-/Asset-Management-Geschäft.
Wesentliche Details:
- Umsatzanstieg von ca. 5,2 auf 6,5 Mrd. USD (circa +25%).
- Operatives Ergebnis (bereinigt) wuchs um rund 23%.
- Nettoergebnis sank nominal um 19% aufgrund einmaliger Effekte
Unser Eindruck: Zahlen technisch hervorragend, Markt reagierte aber moderat (aktienseitig +3–4%), weil vieles schon eingepreist war. BlackRock bleibt eine hervorragende Position mit enormer Skalierbarkeit – für langfristige Depotplätze weiterhin sehr interessant.
Johnson & Johnson: Solide Gesundheitswerte und Aussicht auf Rotation
Johnson & Johnson lieferte sehr ordentliche Quartalszahlen. Wesentliche Eckpunkte:
- Umsatzanstieg um rund 7% auf etwa 24 Milliarden USD.
- Bruttogewinn stieg um 7,6% – Kosten des verkauften Produkts nur +4,9%.
- Nettoergebnis im Quartal nahezu verdoppelt (+91%) – getrieben durch positive Sondereffekte.
- Guidance und Perspektive positiv – Orthopädie-Sparte soll in den nächsten zwei Jahren veräußert werden.
Für Anleger interessant: Forward-KGV liegt bei etwa 17 und die Dividendenrendite ist jenseits von 4% – damit ist J&J ein defensiver, dividendenstarker Wert im Gesundheitssektor. Die Aktie hat bereits eine Erholungsbewegung hinter sich, ist aber für langfristige Anleger weiterhin attraktiv, vor allem wenn man auf Sektor-Rotation setzt: Nach starken Tech-Zuwächsen könnten Anleger zunehmend in Healthcare umschichten.
LVMH: Die Luxuswende beginnt?
LVMH hat eine erfreuliche Überraschung geliefert: Organisches Wachstum im Q3 +1% – für ein Luxusunternehmen, das im letzten Jahr deutliche Schwächephasen, vor allem in Fashion & Leather Goods und Wines & Spirits, gesehen hat, ist das ein positives Signal. Die Zahlen im Detail:
- Gesamt: organisches Wachstum +1% im Q3.
- Wines & Spirits: +1% (erste positive Zeichen nach schwierigen Zeiten).
- Fashion & Leather Goods: Year to date noch negativ (über 9 Monate), aber im letzten Quartal nur noch -2% – der Trend verbessert sich.
- Perfumes & Cosmetics: +2%, Watches & Jewelry: +2%, Selective Retailing: +7%.
Die Aktie reagierte positiv: Nach anfänglichem Rückgang folgte eine deutliche Erholung – insgesamt eine schöne Trendwende-Bestätigung. Die Marktmeinung ist: Luxusgüter beginnen sich zu stabilisieren, China/Asien zeigen erste Erholungszeichen, und Broker wie UBS/Deutsche Bank sehen die Branche jetzt optimistischer.
Unsere persönliche Sicht: LVMH hat das Potenzial für eine echte Trendwende, besonders weil der Titel traditionell starke, schnelle Aufwärtsbewegungen erfährt, wenn die Nachfrage zurückkommt. Daniel plant, sein Exposure wieder auszubauen – aber schrittweise und nicht auf einmal.
Werbung – Depot-Tracking mit Parqet
Die aktuelle Ausgabe unseres Podcasts wird von Parqet unterstützt. Wenn ihr ein hervorragendes Tracking-Tool sucht, dann testet Parqet gerne mal. Michael nutzt es mittlerweile beispielsweise, um sein Dividendendepot zu tracken.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: LVMH.
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