
Johnson & Johnson – nach der Abspaltung von Kenvue zu neuen Allzeithochs?
Das Gesundheitsunternehmen Johnson & Johnson ist als Dividendenkönig vor allem bei Einkommensinvestoren eine beliebte Position im Depot. In den letzten Jahren hat die Profitabilität in einzelnen Segmenten allerdings stark gelitten. Mit der Abspaltung der wachstumsschwachen Consumer Health-Sparte in das neue Unternehmen Kenvue möchte sich Johnson & Johnson auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Nach einem Vergleichsangebot zur Beilegung des Rechtsstreits um die Babypuder-Klagen kam wieder Leben in die Aktie und die nächsten Handelstage werden richtungsweisend für den mittelfristigen Trend.
Gesundheits- und Konsumgüter-Riese mit langer Historie
Johnson & Johnson ist ein multinationaler Gesundheits- und Konsumgüter-Riese, der auf eine mehr als 130-jährige Firmengeschichte zurückblicken kann. Heute beschäftigt das Unternehmen weltweit mehr als 130.000 Mitarbeiter in über 60 Ländern und erzielt seine Einnahmen aus drei Hauptgeschäftsbereichen: Consumer Health (Konsumgüter), Medical Devices (Medizinische Geräte / Medizintechnik) und Pharmaceuticals (Pharmazeutika).
Das Segment Consumer Health umfasst beispielsweise rezeptfreie Arzneimittel, Schönheits- und Hautpflegeprodukte, Babypflegeprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. Zu den bekanntesten Produkten aus diesem Segment gehören das Schmerzmittel Tylenol, das Antihistaminikum Zyrtec, das bekannte Mundwasser Listerine, die Hautpflegeprodukte von Neutrogena und eine Produktlinie für Babypflegeprodukte namens Johnson’s Baby.

Im Segment Medical Devices werden medizinische Geräte hergestellt. Das Produktportfolio reicht von chirurgischen Instrumenten über orthopädische Implantate, wie künstlich Gelenke, bis hin zu diversen Diagnosegeräten, wie Endoskopiegeräte oder Blutzuckermessgeräte. Johnson & Johnson vertreibt diese Produkte an diverse Gesundheitsdienstleister beispielsweise Krankenhäuser und Kliniken.
Das Segment Pharmaceuticals konzentriert sich auf die Entwicklung und Vermarktung von verschreibungspflichtigen Medikamenten für eine Reihe von Erkrankungen. Die Produktpalette umfasst innovative Medikamente in den Bereichen Onkologie, Immunologie, Neurologie, Infektionskrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen therapeutischen Bereichen wie Diabetes. Zu den bekanntesten Produkten zählen Remicade zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Zytiga zur Behandlung von Prostatakrebs, Imbruvica zur Behandlung von bestimmten Arten von Leukämie und Lymphom, Xarelto zur Vorbeugung von Schlaganfällen und Blutgerinnseln oder Darzalex zur Behandlung von multiplem Myelom.

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Kenvue – die Abspaltung der Consumer-Health-Sparte
Im November 2021 hat Johnson & Johnson angekündigt, die Consumer Health-Sparte voraussichtlich im Jahr 2023 abzuspalten. Gemäß der damaligen Ankündigung soll der Bereich in ein eigenständiges Unternehmen überführt werden und an die Börse gehen. Mittlerweile ist bekannt, dass das neue Unternehmen den Namen „Kenvue“ tragen wird.
Die Abspaltung ist Teil einer strategischen Neuausrichtung von J&J, die darauf abzielt, das Unternehmen agiler und fokussierter zu machen und das Wachstumspotenzial seiner Kerngeschäfte im Bereich Medizintechnik und Pharmazeutika zu maximieren. Außerdem kann J&J das Geschäftsfeld flexibler gestalten und schneller auf Veränderungen reagieren, da es unabhängig von den anderen Geschäftsbereichen agieren kann. Die Abspaltung bietet der Consumer Health-Sparte auch mehr Wachstumsmöglichkeiten, da sich das neue Unternehmen besser auf die sich verändernden Bedürfnisse der Verbraucher konzentrieren und in neue Märkte expandieren kann.

Übernahme von Abiomed untermalt die strategische Neuausrichtung von Johnson & Johnson
Nach der Abspaltung sollen vor allem die Bereiche Pharmaceuticals und Medical Devices im Fokus stehen. Da die Medizintechnik-Sparte in den letzten Jahren im Wachstum eher zurück hing, möchte sich Johnson & Johnson in diesem Bereich verstärken. Kurz vor Weihnachten des letzten Jahres wurde die Übernahme von Abiomed abgeschlossen. Abiomed entwickelt Technologien zur Behandlung koronarer Herzerkrankungen und Herzinsuffizienz. Dazu gehören Impella-Herzpumpen, die bei Patienten mit schweren Herzerkrankungen eingesetzt werden. Mit Abiomed fügt J&J seinem Portfolio ein Unternehmen mit rasantem Wachstum hinzu. Der Umsatz stieg im letzten Geschäftsjahr um 22 % auf mehr als eine Milliarde USD. Das ist weit mehr als das Doppelte des Jahresumsatzes, den das Unternehmen noch vor fünf Jahren verzeichnete.
Das Übernahmeangebot von Johnson & Johnson für alle ausstehenden Aktien von Abiomed waren 380 USD pro Aktie in bar, was einem Unternehmenswert von etwa 16,6 Milliarden USD entsprach. Abiomed wird als eigenständiges Unternehmen innerhalb der Medizintechnik-Sparte von Johnson & Johnson operieren. In Verbindung mit dem Abschluss der Transaktion wurde der Handel der Abiomed-Aktien an der Nasdaq eingestellt.

Dividendenkönig mit geringem, aber kontinuierlichem Wachstum
Johnson & Johnson ist ein klassisches Value-Unternehmen, was nur noch vergleichsweise langsam wächst. Im Jahr 2012 lag der Gesamtumsatz bei rund 67,2 Millionen USD, im Jahr 2022 bei 94,9 Millionen USD. Dies entspricht einem Wachstum von immerhin jährlich 4 % (CAGR). Auffällig ist, dass ausschließlich die Sparte Pharmaceutical der Wachstumstreiber war. Der Umsatz in diesem Segment ist in den letzten 10 Jahren mit ca. 8 % pro Jahr gewachsen. Der Umsatz in den Sparten Medical Devices und Consumer Health hat sich seit 2012 nicht nennenswert verändert – 0 % CAGR in beiden Sparten. Dadurch hat sich der Umsatzanteil der Pharmaceutical-Sparte sukzessive von 38 % auf mittlerweile 55 % erhöht. In diesem Kontext ergibt auch die strategische Neuausrichtung Sinn. Die Consumer Health Sparte mit den aus Sicht des Managements schlechtesten Wachstumsaussichten wird abgestoßen und die Medical Devices Sparte durch Zukäufe wie Abiomed verstärkt.
Die Dividende ist in den letzten 61 Jahren mit durchschnittlich 6,2 % pro Jahr gewachsen. Obwohl die Dividende zuletzt stärker gewachsen ist als der Umsatz, besteht keine Gefahr: die Ausschüttungsquote liegt bei rund 56 % bezogen auf den Gewinn und 52 % bezogen auf den Free Cashflow.


Tradingszenario zu Johnson & Johnson
Im Mai 2022 markierte Johnson & Johnson zuletzt ein Allzeithoch bei rund 186 USD. Seitdem befindet sich die Aktie mittelfristig im Abwärtstrend. Ende März 2023 lief die Aktie den Unterstützungsbereich bei rund 150 USD an und bildete das aktuelle Verlaufstief. Dass dieser Bereich gehalten hat, war besonders für den langfristigen Blick relevant: bei 150 USD kreuzte auch eine markante Aufwärtstrendlinie den Kurs, welche seit November 2016 auf Wochenbasis besteht.
Anfang April gab J&J bekannt, einen 8,9 Milliarden USD schweren Vergleich zur Beilegung der Babypuder-Klagen zu akzeptieren. Infolgedessen übersprang der Kurs den Bereich um 158 – 160 USD, der nun als Unterstützung unter der Aktie liegt. Solange das Papier nicht unter diese Marke rutscht, könnte sich die Erholung in Richtung 166-168 USD fortsetzen. In diesem Bereich besteht die Möglichkeit, dass die 200-Tage-Linie zunächst für Gegenwind sorgt.
Eine Korrektur bis in den Bereich 151 – 155 USD wäre unproblematisch. Ein Unterschreiten dieses Unterstützungsbereich würde einerseits für eine Fortsetzung des Abwärtstrends sprechen (tieferes Tief) und zudem die markante Aufwärtstrendlinie brechen.


Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist in folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Johnson & Johnson. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
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