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Goldman-Sachs-Ökonom: Was für einen Rückgang der US-Inflation spricht

Viele verschiedene Probleme belasten die Aktienmärkte weltweit. Zu den Belastungsfaktoren gehören die Lieferkettenprobleme, ansteigende Zinsen und eine hohe Inflation. Letztere soll jedoch im Jahr 2023 signifikant zurückgehen, wenn es nach dem Ökonomen Jan Hatzius von der Goldman Sachs Group geht.

Auf Wiedersehen Inflation!

Der Ökonom erwartet für das Jahr 2023 eine deutliche Abschwächung der US-Inflation, die auf nachlassende Probleme in der Lieferkette, einen Höchststand bei der Inflation für Unterkünfte und ein langsameres Lohnwachstum zurückzuführen ist.

Er geht davon aus, dass die PCE-Kerninflationsrate, eine wichtige Inflationskennzahl der amerikanischen Zentralbank, bis Dezember 2023 von derzeit 5,1 % auf 2,9 % sinken wird. Jan Hatzius fügte noch hinzu, dass auch schwächere Rohstoffpreise und ein stärkerer Dollar die Inflation belasten werden.

In der vergangenen Woche deuteten die Daten auf eine Abkühlung der US-Verbraucherpreise (CPI) hin. Mit 7,7 % stieg die Inflation im Oktober so langsam wie seit Januar nicht mehr und die Aktienmärkte feierten die darauffolgenden 2 Handelstage mit einem Kursfeuerwerk.

US-Inflationsdaten (CPI) im Jahresvergleich (Diagramm selbst erstellt)

Die wichtigsten Punkte im Überblick

Der Goldman-SachsÖkonom Jan Hatzius erklärte in einer Notiz an seine Kunden die bedeutsamsten Gründe für eine sinkende Inflation im kommenden Jahr. Ein Überblick:

  • Der Beitrag der Güterkategorien, die mit Lieferengpässen die Kerninflation antreiben, wird sich nach den Prognosen von Goldman von derzeit + 0,6 % auf – 0,4 % bis Ende 2023 verringern. So soll diese Kategorie für fast die Hälfte des Rückgangs der gesamten Kerninflation verantwortlich sein.
  • Die Unterbrechung der Lieferketten und die Überlastung der Schifffahrt haben 2022 deutlich nachgelassen. Die Lagerbestände an Fahrzeugen und Konsumgütern haben sich außerdem von extrem niedrigen Niveaus erholt. Insbesondere die Versorgung der Halbleiter hat sich erheblich verbessert und die Auslieferungen von Mikrochips für die Automobilindustrie liegen nun 42 % über denen vom Jahr 2019.
  • Der 2. Grund, warum der Ökonom Jan Hatzius eine niedrigere Kerninflation erwartet, ist ein Höchststand der jährlichen Inflation bei den Häusern, den Hatzius bereits für das Frühjahr erwartet. So hat die starke Nachfrage nach Mietwohnungen bereits zu einer Reaktion des Angebots geführt: 1 Million Wohnungen sind im Bau oder genehmigt – die größte Pipeline an neuem Wohnraum seit 1974.
  • Der 3. Grund: Hatzius erwartet, dass das langsamere Lohnwachstum den Aufwärtsdruck auf die Dienstleistungsinflation bis Ende 2023 verringern wird. Dabei führt die Neuausrichtung des Arbeitsmarktes bereits zu einem geringeren Lohnwachstum, vorwiegend in Sektoren, in denen die Kluft zwischen Arbeitsplätzen und Arbeitnehmern stark abnimmt, wie etwa im Einzelhandel und in der Freizeitindustrie. Das jährliche Lohnwachstum soll bis Ende 2023 um 1,5 % auf 4 % sinken, was dazu beitragen könnte, die Inflation in arbeitsintensiven Dienstleistungskategorien zu dämpfen.

Technische Einordnung

Der Chart vom S&P 500 Leitindex – neuer Aufwärtstrend möglich?

Der S&P 500 befindet sich seit dem Allzeithoch im Januar 2022 in einem Abwärtstrend. Nach den Inflationsdaten in den USA konnte der Index in der letzten Woche die Marke von 3.900 durchbrechen und ist aktuell nah an der 200-Tage-Linie. Sollte diese durchbrochen werden, müsste der S&P 500 nachhaltig über der Abwärtstrendlinie bleiben, um einen neuen Aufwärtstrend zu signalisieren.

Übrigens: Bärenmarktrallye oder neuer Bullenmarkt? Das sagt Carl Icahn

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