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Gefahr für US-Aktien & Zahlen bei Nvidia und Salesforce

In der aktuellen Ausgabe des Podcasts unseres Goldesels Michael Flender und Daniel von Investflow sprechen unsere beiden Experten über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in den USA und mögliche Risiken für US-Aktien.

Darüber hinaus werfen Michael und Daniel einen Blick auf die Quartalszahlen von Salesforce und Nvidia. Beide Unternehmen konnten weiter durch den aktuellen KI-Boom profitieren und auch die Aussichten sind weiter vielversprechend.

Außerdem blicken wir auf die neue Nachrichtenlage rund um das Chipunternehmen Synopsys, die zu einem Kurseinbruch von zwischenzeitlich knapp 15 % führte.

Warum US-Aktien künftig Probleme bekommen könnten, was bei Synopsys los war und unsere Einschätzung zu den Zahlen von Nvidia und Salesforce, das und vieles mehr erfahrt ihr in der aktuellen Folge auf Apple PodcastSpotify oder direkt bei Youtube.

Aktuelle Marktlage und Stimmung: Vom Auf und Ab der Tech-Aktien

Zu Beginn der Woche war die Stimmung an den Märkten trotz einiger Unsicherheiten relativ positiv. Besonders im Technologiesektor zeigten einige Unternehmen starke Kursgewinne und steuerten wieder in Richtung ihrer Allzeithochs. Das war vor allem eine interessante Entwicklung nach der jüngsten Katerstimmung, die durch Handelszölle und politischen Wirbel ausgelöst wurde.

Ein Beispiel für den Aufschwung war Nvidia, dessen Quartalszahlen die Erwartungen deutlich übertrafen und damit für Rückenwind sorgten. Die Aktie konnte am Ende der Woche sogar um 3 % zulegen. Diese positive Entwicklung zog auch andere KI-bezogene Aktien mit nach oben.

Gleichzeitig zeigte sich allerdings, dass die Euphorie nicht von Dauer war. Am Donnerstag, trotz eines Feiertags, schloss der DAX mit einem leichten Minus von 0,4 %, und die US-Börsen gaben einen Großteil ihrer Gewinne wieder ab. Dies verdeutlicht, wie fragil die kurzfristige Stimmung ist und dass politische und wirtschaftliche Unsicherheiten weiterhin belasten.

Das Zolltheater: Gerichtsurteile und politische Turbulenzen

Ein wesentlicher Faktor für die Schwankungen war die Meldung eines Bundesgerichts, das die Anfang April von Donald Trump verkündeten Zölle für ungültig erklärte. Das Gericht argumentierte, dass Trump keine Befugnis für diese Zölle gehabt habe, da kein Notstand vorgelegen hätte. Diese Entscheidung sorgte zunächst für einen Schub an den Märkten, doch die Freude währte nicht lange.

Foto von David Veksler auf Unsplash

Bereits am nächsten Tag setzte ein Bundesberufungsgericht die Entscheidung vorübergehend aus, was den Konflikt um die Zölle weiter verlängert. Donald Trump reagierte gewohnt scharf und bezeichnete den Richter als „Gauner“, was die politische Eskalation nur weiter anheizte. Dieses Hin und Her zeigt exemplarisch, wie unübersichtlich und volatil das Thema Handelspolitik derzeit ist.

Die Unsicherheit um Handelsdeals bleibt groß. Trotz mehrfacher Ankündigungen, dass neue Abkommen kurz vor dem Abschluss stehen, passiert wenig Konkretes. Besonders die Verhandlungen mit China sind festgefahren, was die globalen Märkte belastet.

Trump als „Taco“: Ein Meme als Spiegel der politischen Realität

In den sozialen Medien hat sich das Meme „Taco“ etabliert, was für „Trump Always Chickens Out“ steht und auf Deutsch so viel bedeutet wie „Trump macht immer wieder Rückzieher“. Dieses Meme fasst die wiederholten Rückzieher Trumps bei Zoll- und Handelsthemen treffend zusammen und wurde sogar von Reportern thematisiert, was Trump sichtlich erzürnte.

Erstellt mit ChatGPT

Diese Dynamik zeigt, dass die Märkte zwar kurzfristig auf solche Nachrichten reagieren, langfristig aber eher gelassener sind, da sich die USA und andere Handelspartner oft wieder auf Kompromisse einigen. Dennoch bleibt die Gefahr von Handelskonflikten bestehen, die das globale Wirtschaftswachstum bremsen könnten.

Salesforce: Stark gestartet, aber am Ende Enttäuschung

Aktienverlinkung: US79466L3024

Die Zahlen von Salesforce sorgten für gemischte Reaktionen. Zunächst sah es danach aus, als würde die Aktie deutlich profitieren, doch im Verlauf des Handelstages geriet die Aktie unter Druck. Trotz eines Umsatzes von 9,8 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn pro Aktie von 2,58 US-Dollar, was beides über den Erwartungen lag, gab es Gründe für die Zurückhaltung der Anleger.

Zum einen war die Prognose des Unternehmens weniger optimistisch als erhofft. Salesforce erwartet weiterhin ein mittleres bis hohes einstelliges Wachstum, was im Vergleich zu den früheren zweistelligen Wachstumsraten eine deutliche Verlangsamung darstellt. Zum anderen kündigte Salesforce eine große Übernahme im Datenmanagement-Bereich an, die mit rund 8 Milliarden US-Dollar zu Buche schlägt.

Historisch betrachtet sind große Übernahmen an der Börse oft mit Skepsis verbunden, da sich nur etwa 30 % der Deals langfristig als wertsteigernd für die Unternehmen erweisen. Analysten und Investoren sehen daher das Risiko, dass Salesforce zu viel bezahlt und die Integration der neuen Firma Herausforderungen mit sich bringt.

KI als Wachstumstreiber bei Salesforce

Positiv hervorzuheben ist jedoch der starke Wachstumstrend im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Salesforce vermeldete für seinen KI-Agentenbereich beeindruckende Zahlen: Über 8.000 Verträge, davon 50 % bereits bezahlt, und ein Umsatzwachstum von über 120 % auf mehr als eine Milliarde US-Dollar. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig KI-Technologien für das zukünftige Geschäft sind.

Auch andere große Softwareunternehmen wie SAP und ServiceNow setzen verstärkt auf KI und können davon profitieren. Experten sehen in KI-Agenten einen disruptiven Trend, der die Art und Weise, wie wir online einkaufen, buchen oder mit Unternehmen interagieren, grundlegend verändern wird.

Synopsys: Exportbeschränkungen als Schock für den Chip-Software-Spezialisten

Aktienverlinkung: US8716071076

Ein besonders dramatisches Thema beschäftigte Anleger und Analysten rund um Synopsys, einem der weltweit führenden Anbieter von Software für Chipdesign. Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen fiel die Aktie nachbörslich zweistellig, was für ein ansonsten solides Unternehmen ungewöhnlich ist.

Grund für den Kurssturz sind vor allem die zunehmenden Exportbeschränkungen, die etwa 10 % des Umsatzes von Synopsys betreffen. Das Unternehmen musste daraufhin seine Prognosen für das dritte Quartal und das Geschäftsjahr 2025 aussetzen, da die Unsicherheit über die weitere Entwicklung groß ist.

Synopsys befindet sich damit inmitten eines geopolitischen Konflikts, der weitreichende Folgen für die gesamte Halbleiter- und Technologiebranche haben könnte. Die Exportkontrollen erschweren den Zugang zu wichtigen Märkten, insbesondere in China, wo Synopsys eine bedeutende Rolle spielt.

Synopsys im globalen Chipdesign-Markt

Synopsys ist ein zentraler Player im Bereich der elektronischen Design-Automation (EDA), also der Software, mit der Halbleiterchips entworfen werden. Nur wenige Unternehmen weltweit beherrschen diesen Markt, und Synopsys gehört zu den führenden Anbietern.

Die Exportbeschränkungen treffen somit nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch die gesamte Chipindustrie, die auf moderne Design-Tools angewiesen ist. Diese Einschränkungen könnten langfristig zu einer Zweiteilung des Marktes führen, in der westliche und chinesische Unternehmen jeweils eigene Ökosysteme entwickeln.

Die größte Gefahr für die USA: Technologische Vorherrschaft und Exportkontrollen

Ein zentrales Thema, das in den letzten Wochen und Monaten immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Frage, wie sich die USA mit ihren Exportbeschränkungen und Handelskonflikten selbst schaden könnten. Besonders im Fokus steht dabei Nvidia, das mit seinen Grafikprozessoren (GPUs) eine Schlüsselrolle im Bereich Künstliche Intelligenz einnimmt.

Jensen Huang, CEO von Nvidia, hat in seinem jüngsten Earnings Call betont, dass die technologische Vorherrschaft der USA auf dem Spiel steht. Die Exportbeschränkungen gegenüber China führen dazu, dass viele chinesische Unternehmen nicht mehr auf Nvidia-Hardware zugreifen können und stattdessen auf heimische Alternativen setzen müssen.

Das Ergebnis könnte eine beschleunigte Entwicklung chinesischer KI-Chips sein, die in einigen Bereichen bereits sehr konkurrenzfähig sind. Huawei beispielsweise hat bereits Chips entwickelt, die Nvidia nahekommen, und bietet diese zu deutlich niedrigeren Preisen an. Diese Chips sollen nicht nur in China, sondern auch weltweit verkauft werden.

Die Gefahr einer Zweiteilung der Welt in Technologieblöcke

Die aktuelle Situation deutet auf eine mögliche Zweiteilung der Welt hin, bei der westliche und chinesische Technologiekreise ihre eigenen Systeme und Lieferketten aufbauen. Für die USA birgt dies das Risiko, ihre globale Führungsrolle zu verlieren, wenn China schneller aufholt als erwartet.

Diese Entwicklung wird durch die chinesische Regierung aktiv unterstützt, die eigene Unternehmen fördert und auf Unabhängigkeit setzt. Gleichzeitig versuchen US-Unternehmen wie Nvidia, die Bedeutung Chinas als Markt nicht zu verlieren, was die Lage zusätzlich verkompliziert.

Marktreaktionen und Zukunftsaussichten bei Nvidia

Aktienverlinkung: US67066G1040

Trotz der Exportbeschränkungen zeigt Nvidia weiterhin beeindruckende Wachstumszahlen. Im Juli-Quartal wird mit einem Umsatz von 45 Milliarden US-Dollar gerechnet, auch wenn rund 8 Milliarden US-Dollar aufgrund der Beschränkungen fehlen. Das Unternehmen bleibt damit ein zentraler Player im KI-Bereich.

Die Nachfrage nach Nvidias GPUs steigt weiter exponentiell, insbesondere durch die zunehmende Verbreitung von KI-Anwendungen und -Agenten. Innerhalb eines Jahres hat sich die Generierung von KI-Inferenz-Token verzehnfacht, was die rapide Expansion des Marktes verdeutlicht.

Allerdings sind die Bewertungen bei Nvidia inzwischen auf einem hohen Niveau angekommen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 29 und einem EV/EBIT von 39 ist das Unternehmen zwar kein Schnäppchen, bleibt aber aufgrund seiner Wachstumsaussichten attraktiv. Im Vergleich zu Microsoft, das breiter aufgestellt ist und eine stabilere Bewertung hat, ist Nvidia stärker von der Entwicklung einzelner Geschäftsfelder abhängig.

Visionen für die Zukunft: KI und Robotik

Jensen Huang sieht in KI nicht nur eine technologische Revolution, sondern auch eine Chance für neue Anwendungsbereiche wie humanoide Robotik. Nvidia positioniert sich als Vorreiter, ähnlich wie Elon Musk mit seinen Visionen, und setzt auf langfristiges Wachstum trotz möglicher kurzfristiger Rücksetzer.

Die Herausforderung für Investoren wird sein, die Balance zwischen hohen Bewertungen und nachhaltigem Wachstumspotenzial zu finden. Gerade die hohe Volatilität im Technologiesektor macht eine sorgfältige Analyse und ein gutes Risikomanagement unerlässlich.

Fazit: Chancen und Risiken in einem dynamischen Marktumfeld

Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie komplex und volatil die aktuelle Börsenlandschaft ist. Politische Unsicherheiten, Handelskonflikte und technologische Umbrüche prägen das Bild ebenso wie beeindruckende Unternehmenszahlen und innovative Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz.

Für Anleger heißt das, wachsam zu bleiben und sowohl Chancen als auch Risiken genau abzuwägen. Unternehmen wie Nvidia und Salesforce bieten weiterhin Wachstumspotenzial, stehen aber auch vor Herausforderungen wie hohen Bewertungen oder Integrationsrisiken bei Übernahmen.

Die Situation bei Synopsys verdeutlicht, wie stark geopolitische Faktoren den Technologiemarkt beeinflussen können. Die Exportbeschränkungen und der sich anbahnende Technologiekonflikt zwischen den USA und China könnten die globale Industrie nachhaltig verändern und neue Wettbewerbsdynamiken schaffen.

Insgesamt bleibt die technologische Vorherrschaft ein zentrales Thema, das weit über einzelne Quartalszahlen hinausgeht. Die USA stehen vor der Herausforderung, ihre Führungsrolle zu verteidigen, ohne dabei den globalen Handel und die Zusammenarbeit zu gefährden.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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