
Der X-Faktor bei Goldesel
Diese Woche war viel los: Elon Musks Neuralink schreibt Medizingeschichte, die globale Pharmaindustrie jongliert mit politischen Risiken und milliardenschweren Chancen. Und Amazon? Gerät ins Visier von Donald Trump – wieder einmal. Wer wissen will, wie technologische Visionen, politische Machtspiele und Börsentrends diese Woche auf X diskutiert wurden, ist hier richtig.
News von Neuralink
Neben vielen Posts, die seine Arbeit bei DOGE (Department of Government Efficiency) loben, gab es diese Woche auch wieder interessantere News von Elon Musk zu lesen: sein Unternehmen Neuralink hat bei einem weiteren Patienten erfolgreich einen Gehirnchip implantiert, Musk selbst bestätigte dies in einem Podcast. Der Patient, der wie der vorangegangene an einer Rückenmarksverletzung leidet, erhielt ein Implantat mit 1.024 Elektroden, von denen bereits 400 aktiv Signale im Gehirn aufzeichnen. Musk äußerte sich optimistisch über die Funktionalität des Chips und kündigte an, dass im Laufe des Jahres acht weitere Implantationen im Rahmen klinischer Studien geplant seien.

Neuralink verfolgt das langfristige Ziel, Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz mithilfe von Gehirn-Computer-Schnittstellen neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Jüngste Erfolge untermauern diesen Anspruch: Ein erster Patient konnte bereits durch Gedankenkraft einen Computer steuern und Videospiele spielen. Die Implantation des Chips gilt als Meilenstein auf dem Weg zu einer Technologie, die das Potenzial hat, die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit schweren neurologischen Einschränkungen deutlich zu verbessern.
Ein Börsengang von Neuralink ist bislang nicht offiziell angekündigt. Er könnte jedoch realistisch werden, sobald zentrale regulatorische Hürden überwunden sind und die Marktreife der Technologie näher rückt.
Wo stehen die Pharma-Industrie und Novo Nordisk aktuell?
Die globale Pharmaindustrie steht 2025 im Spannungsfeld tiefgreifender regulatorischer Veränderungen, geopolitischer Unsicherheiten und neuer technologischer Entwicklungen. Besonders die politischen Weichenstellungen in den USA unter Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. sowie die Marktperformance großer Player wie Novo Nordisk und Pfizer prägen aktuell das Stimmungsbild der Branche.

Globale Branchentrends 2025: Laut einer Analyse von Evaluate rechnet die Pharmaindustrie 2025 mit über 70 neuen Arzneimittelzulassungen und einem Umsatzwachstum von rund 82 Milliarden US-Dollar. Zu den zentralen Wachstumstreibern zählen vor allem neue Therapien gegen Fettleibigkeit, Krebs und Autoimmunerkrankungen. Gleichzeitig sorgen regulatorische Eingriffe wie der Inflation Reduction Act in den USA für zunehmenden Margendruck – mit potenziell bremsender Wirkung auf künftige Innovationen und Zulassungsverfahren.
Politische Risiken und neue Impfskepsis: Die Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. zum US-Gesundheitsminister im Februar 2025 hat weitreichende Auswirkungen auf die Branche. Kennedy, der für seine impfkritische Haltung bekannt ist, hat bereits 20.000 Stellen im öffentlichen Gesundheitswesen gestrichen und 11 Milliarden US-Dollar an Subventionen gekürzt. Zudem erwägt er, die COVID-19-Impfung aus dem Impfplan für Kinder zu streichen, was Hersteller wie Pfizer verunsichert. Die Folgen sind bereits zu spüren: In den USA kam es zu einem Masernausbruch mit über 600 Fällen, darunter auch Todesfälle bei ungeimpften Kindern. Experten machen Kennedys widersprüchliche Kommunikation und die Förderung alternativer Heilmittel für die Krise mitverantwortlich.
Bei X wird besonders häufig über Novo Nordisk diskutiert. Das dänische Unternehmen verzeichnete im Jahr 2024 hohe Umsätze mit den GLP-1-Präparaten Ozempic und Wegovy. Für 2025 prognostiziert Novo Nordisk jedoch ein moderateres Wachstum von 16-24 %. Trotz der Aufhebung der Lieferengpässe durch die FDA bleibt der Aktienkurs aufgrund zunehmender Konkurrenz, regulatorischer Unsicherheiten und rückläufiger Verschreibungszahlen in den USA unter Druck und verlor allein in diesem Jahr über 36 Prozent an Wert.

Trotz Kursverlusten ist Novo Nordisk operativ sehr stark. Der Rückgang reflektiert eher überhöhte Erwartungen und politische Risiken (z.B. Preisdiskussionen in den USA) als echte fundamentale Probleme.

Diese Woche gab es außerdem die News, dass Novo Nordisk mit Hims & Hers kooperiert, um das Adipositas-Medikament Wegovy als Komplettpaket für 599 US-Dollar pro Monat anzubieten – inklusive medizinischer Betreuung und Ernährungsberatung. Ziel ist ein breiterer Zugang zur Behandlung von Fettleibigkeit.

Die Nachricht ließ nicht nur die Aktie von Hims explodieren, sondern führte auch dazu, dass einige Marktteilnehmer bei wieder Novo zugriffen:

Im Jahr 2025 werden europäische Pharmaunternehmen mit möglichen Zöllen und Preisregulierungen in den USA konfrontiert sein, hier denkt man zum Beispiel an GSK, Sanofi, AstraZeneca oder Roche. Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Branche robust, unterstützt durch Innovationen in der personalisierten Medizin und Investitionen in die Biotechnologie.
Fazit: Die Pharmaindustrie steht 2025 vor einem Umbruch. Innovationen in der Behandlung von Fettleibigkeit und Krebs bieten große Wachstumschancen. Gleichzeitig erfordern politische Unsicherheiten, insbesondere in den USA, und regulatorische Eingriffe eine umsichtige strategische Planung. Einige Unternehmen versuchen, unabhängiger von den USA zu werden, zum Beispiel durch mehr Fokus auf Europa und Asien.
Mehr Minister vom Fach braucht das Land!
Der CEO von Ceconomy, Karsten Wildberger, soll in der neuen Bundesregierung der Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung werden – wie passend!

Der Post zeigt: Während seiner Zeit als CEO hat Ceconomy den deutschen Gesamtmarkt (CDAX-Index) deutlich unterboten – um 46 Prozentpunkte. Aber: Vergleicht man Ceconomy mit Branchenkollegen (z.B. Best Buy, Fnac Darty oder dem Glore E-Commerce-Index), hat Ceconomy besser abgeschnitten.
Es gibt auch Kritik an dieser Besetzung. Ein Artikel aus dem Surplus-Magazin befürchtet zum Beispiel, dass durch die Besetzung von Ministerposten mit Wirtschaftseliten das demokratische Gleichgewicht gestört wird und sich die Politik zunehmend an den Interessen der Reichen orientiert, was die Glaubwürdigkeit der Regierung und das Vertrauen der Bevölkerung in die Demokratie untergraben könnte.

Unter anderem wird angeführt, dass die Berufung von Top-Managern wie Katherina Reiche (ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und Chefin von Westenergie), Karsten Wildberger (CEO der Mediamarkt-Saturn-Gruppe) und Wolfram Weimer (Publizist und Verlagsgeschäftsführer) in Ministerämter Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte wecken und dass ihre Entscheidungen als Minister eher den Interessen der Wirtschaftseliten als dem Gemeinwohl dienen. Ich stimme dem nicht zu, sondern sehe es im Gegenteil ähnlich wie Christian Röhl:

Amazon mit Ärger aus dem Weißen Haus
Wenn Präsident Trump persönlich zum Hörer greift, klingeln bei Unternehmen wie Amazon die Alarmglocken – genau das erlebte Jeff Bezos am Dienstag. Was war passiert?
Amazon musste am Dienstag einen Medienbericht zurückweisen, dem zufolge das Unternehmen geplant habe, auf seiner Plattform künftig die durch US-Importzölle entstehenden Zusatzkosten für Verbraucher offen auszuweisen. Der Bericht hatte in Washington für Aufsehen gesorgt – insbesondere, nachdem das Weiße die angeblichen Pläne als „feindselig und politisch motiviert“ kritisierte.
Die Nachrichtenseite Punchbowl News hatte zuvor unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person berichtet, dass Amazon beabsichtige, auf der Discount-Plattform „Amazon Haul“ transparent darzustellen, wie stark Trumps neue Zölle den Preis einzelner Produkte beeinflussen.
In einem Briefing teilte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Leavitt, mit: „Das ist ein feindseliger und politischer Akt von Amazon. Warum hat das Unternehmen keine vergleichbare Maßnahme ergriffen, als die Inflation unter Präsident Biden historische Höchststände erreichte?“

Die Kritik des Weißen Hauses an Amazon basiert auf einem Vergleich zweier nicht äquivalenter wirtschaftlicher Phänome:
- Inflation ist ein makroökonomisches Phänomen, das durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird, darunter Geldpolitik, Angebot und Nachfrage sowie globale Ereignisse wie Pandemien oder geopolitische Spannungen. Sie wirkt sich breit auf die gesamte Wirtschaft aus und beeinflusst Preise auf vielfältige Weise.
- Zölle sind spezifische politische Maßnahmen, die gezielt auf bestimmte Importgüter erhoben werden. Sie führen direkt zu Preissteigerungen bei den betroffenen Produkten, da die zusätzlichen Kosten in der Regel an die Verbraucher weitergegeben werden.
Eine sachliche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Zöllen auf Verbraucherpreise wäre angebrachter als der Versuch, durch solche Vergleiche von der eigenen Verantwortung abzulenken – oder gar die Schuld Joe Biden zuzuschieben.
Amazon-Sprecher Tim Doyle erklärte gegenüber Seeking Alpha, dass das für „Amazon Haul“ zuständige Team zwar darüber nachgedacht habe, Einfuhrzölle auf bestimmten Produkten gesondert auszuweisen, diese Überlegungen jedoch weder genehmigt worden seien noch umgesetzt würden.
Wenig später berichtete CNN, dass Trump persönlich mit Amazon-Gründer Jeff Bezos telefoniert habe, um seinen Unmut über die kolportierten Pläne auszudrücken. Anschließend lobte der Präsident Bezos öffentlich für die schnelle Aufklärung.

Nach dieser Presse-Konferenz verlor die Amazon-Aktie im vorbörslichen Handel zeitweise um bis zu 2,6 Prozent, was nichts mit der Performance des Unternehmens zu tun hatte.
Leavitt nutzte die Gelegenheit zudem für weitergehende Kritik und verwies auf einen Reuters-Bericht aus dem Jahr 2021, dem zufolge Amazon mit einem chinesischen Propagandaarm kooperiert haben soll: „Ein weiterer Grund, warum Amerikaner amerikanisch einkaufen sollten“.

Noch einmal kurz zur Einordnung des aktuellen Handelskonflikts: Die Trump-Regierung hat zuletzt Importzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Produkte angekündigt – ein Schritt, der das Preisgefüge bei Plattformen wie Amazon, Shein und Temu spürbar beeinflusst. Während einige Anbieter die gestiegenen Kosten offen kommunizieren, hält sich Amazon bislang mit Anpassungen zurück.
Interessant im politischen Kontext: Das Verhältnis zwischen Donald Trump und Jeff Bezos, lange als unterkühlt bekannt, scheint sich zuletzt entspannt zu haben. Bezos unterstützte Trumps zweite Amtseinführung finanziell und nahm auch persönlich daran teil.
Trotz der angespannten geopolitischen Lage legte Amazon gestern überzeugende Quartalszahlen vor: Der Umsatz stieg um 8,7 Prozent auf 155,7 Milliarden US-Dollar und lag damit rund 580 Millionen über den Erwartungen. Der Gewinn je Aktie erreichte 1,59 US-Dollar – deutlich über dem Konsens. Das operative Ergebnis wuchs um 20 Prozent auf 18,4 Milliarden US-Dollar.
Besonders stark bleibt das Cloudgeschäft: AWS erzielte ein Umsatzplus von 17 Prozent auf 29,3 Milliarden US-Dollar – bei einer beeindruckenden operativen Marge von 39 Prozent, auch wenn der Markt hier etwas mehr erwartet hatte. Im Bereich Künstliche Intelligenz zeigte sich CEO Andy Jassy optimistisch und sprach von einem „Multi-Milliarden-Dollar-Geschäft mit dreistelligen Wachstumsraten“.
Amazon bleibt Dank seiner Diversifizierung, der starken Markenwirkung in Krisenzeiten und Investitionen in KI und Satelliteninternet (Projekt Kuiper) langfristig gut aufgestellt und investiert auch weiter:

Jassy zeigt die Pläne von Amazon zur Expansion in ländlichen Regionen der USA mit dem Ziel, Lieferungen zu beschleunigen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Vielen Dank für’s Lesen! Wir sehen uns entweder nächste Woche hier oder auf X – eure Lara / eure @peppershares
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