
Der Tesla-Earningscall – Analysten sind uneins
Tesla präsentierte gestern die Zahlen zum 3. Quartal. Im anschließenden Analystencall wurden viele spannende Aussagen getätigt und eine erstaunliche Prognose für die Tesla Aktie preisgegeben.
Die Probleme des 3. Quartals
Schwierigkeiten mit den Auslieferungen führten dazu, dass der Umsatz die Erwartungen der Analysten verfehlte. Ebenso fielen die Margen aufgrund hoher Rohstoffpreise, komplexer Logistik und eines starken Dollars geringer aus, als erwartet.
Das Problem mit der komplexen Logistik soll in Zukunft gelöst werden, indem die Auslieferungen innerhalb eines Quartals über 3 Monate verteilt werden. In der Vergangenheit wurden 2/3 der Auslieferungen im letzten Monat des Quartals getätigt, was aufgrund der Größe des Unternehmens nicht mehr zu meistern ist. Durch diese Umstellung sollen die Mitarbeiter entlastet, die Prozesse optimiert und die Kundenzufriedenheit gesteigert werden.
Elon Musk ließ sich von den enttäuschenden Geschäftszahlen nicht beirren und äußerte sich zuversichtlich über das langfristige Potenzial von Tesla. Das 4. Quartal soll laut dem CEO Rekorde brechen.
Die Versprechen der Vergangenheit
Der Tesla-Semi, das autonome Fahren und der Cybertruck sind Beispiele dafür, dass die Versprechen von Elon Musk nicht zu ernst genommen werden sollten. Der Semi-Truck wurde erstmals im November 2017 vorgestellt, die Produktion war für 2019 geplant. Der Cybertruck debütierte Ende 2019 mit dem Versprechen, bis 2021 auf den Markt zu kommen. Die lange Geschichte der “vollautonomen” Versprechungen von Musk wurde vielleicht am besten durch die Erklärung vom April 2019 deutlich, dass bis Ende 2020 1 Million Robotaxis auf der Straße sein würden.
Der Tesla-CEO äußerte sich am Mittwoch jedoch zu diesen Themen und blieb in vielen dieser Bereiche optimistisch.
Cybertruck und Tesla-Semi
“Wir sind in der letzten Runde für den Cybertruck”, sagte Musk. “Wir bauen eine Cybertruck-Linie hier bei Giga Texas und machen große Fortschritte bei der Entwicklung der Robotaxi-Plattform.”
Die frühe Produktion des Cybertrucks war für Mitte 2023 geplant. In der Zwischenzeit bekräftigte Musk, dass die Tesla-Semis am 1. Dezember an Pepsi ausgeliefert werden sollen. Im Anschluss wird die Produktion für den elektrischen LKW ausgeweitet, wobei das Ziel von 50.000 produzierten Einheiten in Nordamerika bis 2025 erreicht werden soll.
Updates zum Autonomen Fahren
Elon Musk kündigte im Earningscall an, dass das autonome Fahren im 4. Quartal über ganz Nordamerika ausgeweitet wird und jeder zukünftige oder aktuelle Besitzer mit dieser Funktion die Beta testen und nutzen kann. Zum Thema Sicherheit war der Tesla-CEO ebenfalls zuversichtlich.
Laut Elon Musk sei die Sicherheit im vollautonomen Modus deutlich höher als bei einer Fahrt mit menschlichem Fahrer. Mittlerweile sollen die Autos von Tesla über 60 Meilen am Stück autonom fahren können, wobei diese Zahl exponentiell weiter wächst.
Die robuste Nachfrage bleibt bestehen
Die Nachfrage nach Tesla-Fahrzeugen ist laut Elon Musk sehr robust. Jedes Modell soll auch in Zukunft weiter verkauft werden. So produzieren die Giga-Factories in maximaler Kapazität und Giga Berlin stellt mittlerweile über 2.000 Fahrzeuge die Woche her. Giga Texas soll diese Kapazität in kurzer Zeit auch erreichen.
Zudem hält der Vorstand von Tesla ein Aktienrückkaufprogramm für eine sehr gute Idee und es wird für sehr wahrscheinlich gehalten, dass bald Aktien in Höhe von 5 bis 10 Milliarden USD zurückgekauft werden. Der genaue Zeitpunkt ist aktuell noch nicht bekannt. Das Unternehmen betonte jedoch, dass ein Aktienrückkaufprogramm trotz eines möglicherweise schwächeren nächsten Jahres etabliert werden könnten.
Elon Musk sieht Vervielfachungspotenzial für die Tesla Aktie
Der langfristige Potenzial für Tesla soll laut Elon Musk immens sein. Sein Unternehmen sei zukünftig in der Lage, einen höheren Marktwert zu erreichen als der Öl-Riese Saudi Aramco und der iPhone-Hersteller Apple zusammen. Aktuell würde das einer Marktkapitalisierung von über 4 Billionen USD entsprechen.
Der CEO von Tesla und SpaceX betonte jedoch, dass dies kein einfacher Weg sein wird und es sehr viel Arbeit, kreative neue Produkte, weitere Expansionen und ein wenig Glück erfordern würde. Ob und wann Tesla dieses Ziel erreichen wird, ist aus heutiger Sicht noch nicht abschätzbar.
Analysteneinschätzungen
Adam Jonas, Analyst bei Morgan Stanley, sprach von einem sauberen Quartal für Tesla. Er lobte den unerwartet hohen Gewinn pro Aktie, welcher trotz geringerer regulatorischer Gutschriften, steigender Inputkosten, Gegenwind aus dem Devisenmarkt und Ineffizienzen in der Logistik erreicht wurde. Zudem hätte das Hochfahren der neuen Produktionsanlagen belastet. Er wies darauf hin, dass der Free Cash Flow von 3,3 Milliarden USD fast das Dreifache der Prognose des Unternehmens betrug.
Der Analyst von Wedbush Securities, Dan Ives, ließ sich von seiner optimistischen Haltung gegenüber Tesla ebenfalls nicht abbringen.
“Dieses Quartal war eine respektable Leistung in einem sehr schwierigen Umfeld mit Lieferkettenproblemen in Europa und China, die Tesla, das in den letzten Jahren trotz des Lieferkettenchaos in der gesamten Auto-/Technologiewelt wie ein Teflon war, eine weitere Dosis Realität bescherten.”
Mit Blick auf die Zukunft sagte Ives voraus, dass Tesla mit seiner riesigen Bargeldmenge Rückkäufe tätigen wird, um die Anleger zufrieden zu stellen.
In der Zwischenzeit ist Toni Sacconaghi von Bernstein immer noch nicht davon überzeugt, dass Tesla für Investoren auf einer Risiko-Ertrags-Basis Sinn macht.
“Während wir Teslas Innovation und finanziellen Erfolg anerkennen, fällt es uns weiterhin schwer, die Bewertung des Unternehmens zu rechtfertigen… Die Bewertung von TSLA scheint ein riesiges Volumen und eine branchenführende Rentabilität für die Zukunft zu implizieren, was historisch beispiellos ist.”
Des Weiteren gab es auch einige Abstufungen von Analysten. So senkt der Analyst von JPMorgan das Kursziel von 153 USD auf 150 USD und der Analyst von der DZ Bank von 325 USD auf 295 USD.
Technische Einordnung

Aus technischer Sicht befindet sich die Aktie nun an einer Schlüsselzone. Können die Jahrestiefs um 210 USD halten und einen potenziellen Boden bilden oder wird der exakt 1-jährige Abwärtstrend vom Allzeithoch fortgesetzt? Ein Tagesschlusskurs über 230 USD würde das erste Szenario bestätigen, ein Schlusskurs unter 205 USD jedoch das zweite Szenario.
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