
So könnte die KI-Blase platzen & Sektoren, bei denen jetzt Chancen lauern
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Aktientalk” unseres Goldesels Michael Flender und Daniel von Investflow sprechen unsere beiden Experten über die aktuelle Marktlage, den nächsten „Big-Short“ von Michael Burry unter anderem bei Palantir und ein konkretes Szenario, wie die KI-Blase platzen könnte.
Darüber hinaus geht drei Sektoren, die auch bei einer Korrektur im Tech-Universum spannend werden könnten.
Welche Aktien aus defensiven Sektoren jetzt spannend sind, warum Michael Burry gegen Palantir wettet und was die KI-Blase zum platzen bringen könnte, das und vieles mehr erfahrt ihr in der aktuellen Episode auf Apple Podcast, Spotify oder direkt bei Youtube.
Die Märkte sind nervös. Technologiewerte, vor allem hoch bewertete KI- und Growth-Titel, zeigen Anfälligkeiten, während einige Sektoren, die lange im Schatten standen, plötzlich wieder attraktiv wirken. Gleichzeitig mehren sich Warnsignale, die nicht außer Acht gelassen werden sollten. Kreditversicherungspreise steigen, Cashflows schrumpfen bei einigen Schwergewichten, und prominente Anleger wie Michael Burry warnen vor strukturellen Risiken. Wir stellen einige Sektoren vor, die auch bei einer nahenden Tech-Korrektur Chancen bieten könnten.
Warum die Nervosität jetzt steigt
In den letzten Wochen haben mehrere Faktoren dazu beigetragen, die Stimmung an den Märkten zu dämpfen:
- Starke Kursbewegungen im Nasdaq und bei KI-gestützten High-Growth-Titeln.
- Unklarheit über den weiteren Zinskurs des Fed und ob es im Dezember zu einer Zinssenkung kommt.
- Berichte über massiven Cashburn bei KI-Unternehmen wie OpenAI und steigende Kosten für Cloud-Infrastruktur bei Anbietern wie Microsoft Azure.
- Marktindikatoren wie Credit Default Swaps (CDS), die für bestimmte Unternehmen deutlich anziehen — ein klassisches Frühwarnsignal für steigende Ausfallrisiken.
Diese Kombination aus Bewertungsdruck, Unsicherheit über Finanzierung und echten Kostensteigerungen führt dazu, dass Stimmung und Risikobereitschaft nachlassen. Besonders betroffen sind Firmen, deren Wachstum stark investitionsgetrieben ist und die kurzfristig viel Kapital benötigen.
Abschreibungen der Cap-Ex-Investitionen
Große Tech-Konzerne haben in kurzer Zeit ihre Abschreibungszeiträume für Hardware deutlich ausgeweitet. Während im Jahr 2020 üblicherweise drei Jahre angesetzt wurden, liegt der Wert 2024/2025 bei manchen Firmen inzwischen bei fünf bis sechs Jahren. Meta, Google und Microsoft haben hier deutliche Anpassungen vorgenommen.
Diese Praxis verzerrt kurzfristig die Profitabilität. Die operative Marge steigt scheinbar, weil die Abschreibungen pro Jahr kleiner ausfallen. Das Ergebnis pro Aktie kann besser aussehen, obwohl das Unternehmen weiterhin hohe Investitionen tätigt.
Warum das gefährlich ist
Weil irgendwann die Kosten real anfallen. Wenn die Hardware häufiger ersetzt werden muss als prognostiziert oder wenn Investitionen zwecks Leistungsfähigkeit doch schneller erforderlich sind, kommen die Ausgaben auf einmal — und zwar in Cash. Zudem maskiert eine verlängerte Abschreibung die wahre Kapitalintensität eines Geschäftsmodells. Anleger, die nur auf das EPS schauen, können so in die Irre geführt werden.
Hier lauern die größten Gefahren
Die AI-Ökonomie hat zwei treibende Kostenblöcke: Training und Inferenz. Trainingsläufe benötigen extrem leistungsstarke GPUs/TPUs und riesige Datenmengen. Inferenz bedeutet, dass Tausende bis Millionen von Anfragen schnell beantwortet werden müssen — und das ist sehr rechen- und damit kostenintensiv.
Eine kurze Übersicht:
- Cloud-Kosten für Inferenz sind bereits hoch. Schätzungen sprechen von mehreren Milliarden Euro allein bei großen Providern für bestimmte Quartale.
- Unternehmen wie OpenAI verbrennen aktuell erhebliche Summen für Infrastruktur und Entwicklung. Solche Cashburns müssen finanziert werden — solange Investoren bereit sind, Geld nachzuschießen, funktioniert das Modell. Sobald dieses Vertrauen nachlässt, wird es eng.
- Hardware-Hersteller und Betreiber von spezialisierten Rechenzentren stehen in direkter Abhängigkeit von den Bestellungen und langfristigen Kapazitätsverträgen der KI-Player.
Dominoeffekt bei nachlassender Finanzierung
Wenn zum Beispiel Großkunden plötzlich Bestellungen kürzen oder Finanzierung ausbleibt, können die Effekte wie folgt aussehen:
- Kunden kürzen Kapazitätsaufträge bei Rechenzentrumsbetreibern.
- Diese Betreiber haben bereits in Rechenkapazität und Standortinfrastruktur investiert und stehen vor hohen Fixkosten.
- Wenn Einnahmen ausbleiben, steigen die Ausfallrisiken — das zeigt sich in teureren CDS-Preisen.
- Schließlich greifen Ketteneffekte: Zulieferer, Energieversorger und Cloud-Partner merken die Wucht, potentielle Überkapazitäten drücken Margen weiter.
Das Szenario ist nicht hypothetisch. Es ist genau die Art von Risiko, vor der z. B. Michael Burry warnt: Die Bilanzkennzahlen mögen kurzfristig besser aussehen, aber die zugrunde liegende Finanzierung muss langfristig stimmen.
Michael Burry und der nächste „Big-Short“
Bekannt geworden ist die Kontroverse um Palantir, bei der Michael Burry öffentlich seine negative Sicht äußerte und langfristig starke Kursverluste prognostizierte. Es gab eine öffentliche Debatte zwischen Michael Burry und Palantir CEO Alex Karp. Michael Burry hatte bekanntgegeben, eine extrem hohe Summe in Put-Optionen auf Palantir abgeschlossen zu haben. Hierbei ist der Unterschied zwischen Shortselling und Put-Optionen aber entscheidend.
- Beim Short-Verkauf sind potenzielle Verluste theoretisch unbegrenzt, weil der Kurs unendlich steigen kann.
- Bei Put-Optionen ist das maximale Risiko in der Regel auf die eingesetzte Prämie begrenzt. Gleichzeitig ist das Timing bei beidem extrem schwierig.
Sektoren, bei denen jetzt Chancen lauern – auch in einer Tech-Korrektur
Wenn Tech schwächelt, suchen viele Anleger nach Stabilität: Branchen mit stabilen Cashflows, defensiver Nachfrage oder festen Verträgen rücken in den Fokus. Drei Sektoren stechen aktuell heraus.
1. Versicherungsmakler
Makler vermitteln Risiken, verkaufen nicht selbst die Policen. In Phasen, in denen Versicherungen (Erst- und Rückversicherung) volatil sind, wächst der Bedarf an kompetenter Beratung. Makler profitieren in zweierlei Hinsicht:
- Sie sind weniger zyklisch als einige Industrien, weil Versicherungsbedarf kontinuierlich besteht.
- Bei steigender Komplexität von Risikoabsicherungen (z. B. Cyber, KI-bezogene Risiken) steigt die Nachfrage nach spezialisierten Vermittlern.
Daniel hat hier insbesondere drei spannende Unternehmen erwähnt:
- Brown & Brown
- Arthur J. Gallagher
- Aon
Diese Firmen sind Dauerläufer mit skalierbaren Geschäftsmodellen und haben zuletzt unter Druck gestanden — ein mögliches Einstiegsfenster für langfristig orientierte Anleger.

Das wird insbesondere am Chartbild von Brown & Brown deutlich. Die Aktie hat im Wochenchart perfekt auf eine Unterstützung zwischen 73,30 und 76,30 USD reagiert. Nun gilt es noch die 200-Wochenlinie zurückzuerobern. Der RSI ist mit 28 noch deutlich überverkauft. Bei dem Dauerläuferunternehmen aus dem Versicherungsbereich könnte sich aktuell eine langfristige Einstiegsgelegenheit ergeben.
2. Systemgastronomie
Fast-Food-Ketten und Franchises haben bewiesen, dass sie in vielen Marktphasen resilient sind. Gründe:
- Stabile Nachfrage nach günstigen und bequemen Mahlzeiten.
- Skaleneffekte und hohe Cash-Konversion durch Franchise-Modelle.
- Viele Unternehmen in dieser Branche bieten steigende Dividenden und zuverlässige Free Cashflow-Profile.
Folgende Aktien könnten spannend werden:
- McDonald’s
- Chipotle Mexican Grill
- Texas Roadhouse
- Yum Brands
- Starbucks
3. Industriesektor
Industriewerte, die reale Produkte und Dienstleistungen liefern (z. B. Gase, Entsorgung, Energieinfrastruktur), haben oft langfristig stabile Umsatzquellen. Daniel hat hier aktuell insbesondere Linde im Auge, die eigentlich schon immer zu teuer war.
Nvidia-Zahlen als kurzfristiger Trigger
Nvidia ist ein Schlüsselunternehmen im KI-Ökosystem. Die Quartalszahlen können die Marktstimmung kurzfristig stark beeinflussen. Erwartet werden starke Zahlen, aber je stärker die Erwartung ist, desto höher der Druck — und desto empfindlicher die Reaktion, sollte irgendetwas nicht perfekt sein. Wir werden am kommenden Mittwoch versuchen, die Zahlen wieder mit einem Live-Stream zu begleiten. Wir freuen uns auf euch!

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.
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