
Crash bei The Trade Desk: Ist die Aktie jetzt ein Kauf?
Mit seinen neuesten Quartalszahlen hat The Trade Desk (TTD) die Anleger eiskalt erwischt. Umsatz und Ausblick blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück – ein seltener Makel in der Historie des Werbetechnologie-Spezialisten, der bislang als Wachstumswunder der Branche galt. Am Freitag folgte der Schock an der Börse: Fast 40 % Kursverlust in nur einem Handelstag.
Wir sehen kurzfristige Gegenwinde, die unsere Wachstumsrate belasten
CEO Jeff Green | CEO von The Trade Desk
CEO Jeff Green räumte kurzfristige Risiken für die kommenden Quartal ein und verwies auf schwächere Werbebudgets in wichtigen Segmenten. Doch auch wenn das Management langfristig optimistisch bleibt, fragen sich viele Investoren, ob der Einbruch lediglich ein temporärer Ausrutscher ist – oder das Signal für einen nachhaltigen Bruch im Wachstumstrend. Bietet sich jetzt ein Einstieg bei der Aktie an?
Das Geschäftsmodell: Wie verdient The Trade Desk Geld?
The Trade Desk betreibt eine Demand-Side Platform (DSP) – eine Softwarelösung, über die Werbekunden digitale Anzeigenflächen in Echtzeit einkaufen können. Das Unternehmen agiert dabei nicht als klassischer Vermittler, sondern stellt eine Self-Service-Plattform bereit, auf der Kunden ihre Kampagnen eigenständig steuern.
Wesentliche Erlösquellen:
- Programmatic Advertising: Automatisierter Einkauf von Werbeflächen in Echtzeit-Auktionen.
- Omnichannel-Abdeckung: Connected TV, Online-Video, Display, Audio, Mobile, Digital Out-of-Home.
- Daten- und Analyse-Tools: Zusatzeinnahmen durch präzises Targeting, Attribution und Kampagnenoptimierung.
- Retail- & Shopper-Marketing: Aktivierung von Kundendaten großer Einzelhändler.
Wettbewerbsvorteile laut Management:
- Hohe Transparenz und detailliertes Reporting (über 300 Variablen messbar)
- Unabhängigkeit von großen Plattformbetreibern wie Google oder Amazon
- Globale Reichweite mit mehr als 35 Standorten und Kunden in allen großen Werbemärkten
Das Modell skaliert stark: Mit jedem zusätzlichen Werbedollar auf der Plattform steigen die Einnahmen – ohne dass die Kosten im gleichen Maß wachsen. Dadurch konnte The Trade Desk in den vergangenen Jahren hohe Margen erzielen. Die jüngsten Zahlen zeigen jedoch, dass auch dieses Modell nicht immun gegen konjunkturelle Werbeflauten ist.
Zahlen & Fakten
Börsenwert | 26,51 Mrd. USD |
Hauptsitz | Ventura, CA, USA |
Mitarbeiter | 3.520 |
Die aktuellen Quartalszahlen
Erwartet | Gemeldet | |
---|---|---|
Umsatz [Mio. USD] | 685,47 | 694,04 |
EPS | 0,178 | 0,18 |
Im zweiten Quartal 2025 konnte The Trade Desk sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn je Aktie (EPS) die Erwartungen der Analysten leicht übertreffen: Der Umsatz lag mit 694,04 Mio. USD über den prognostizierten 685,47 Mio. USD, der EPS mit 0,18 USD knapp über den erwarteten 0,178 USD. Allerdings hatten Anleger angesichts der bisherigen Wachstumsstory einen deutlich größeren „Beat“ erwartet. Die Enttäuschung verstärkte sich durch den Ausblick: Die Prognosen für das Gesamtjahr 2025 sowie die mittelfristigen Wachstumserwartungen blieben klar unter dem Konsens von Analysten und Investoren – ein Signal, das den massiven Kursrutsch maßgeblich auslöste.
Umsatz & Gewinn
In den vergangenen Jahren konnte The Trade Desk seinen Umsatz stetig steigern – 2024 wurden rund 2,44 Mrd. USD erzielt, was einer deutlichen Zunahme gegenüber den Vorjahren entspricht. Allerdings zeigt die Wachstumsrate einen klaren Abwärtstrend, und auch die Prognosen für die kommenden Jahre deuten auf fallende Dynamik hin. Beim Gewinn je Aktie (EPS) lag der Wert 2024 bei 0,80 USD. Nach einer Phase stark schwankender Entwicklung und einem außergewöhnlichen Anstieg 2023 wird für die nächsten Jahre zwar wieder Wachstum erwartet, jedoch in einem deutlich flacheren Tempo als in der Boomphase zuvor. Dennoch bleibt das Wachstum sehr solide und der Konzern sollte auch in Zukunft nachhaltig Gewinn erwirtschaften.
Solvenzkennzahlen: Wie liquide ist der Konzern?
Gesamtkapital | 5.960 |
Eigenkapital | 2.700 |
Gesamtverschuldung | 343,6 |
Liquide Mittel | 1690 |
Die Bilanz von The Trade Desk zeigt eine robuste finanzielle Basis: Das Unternehmen verfügt über ein solides Eigenkapitalpolster und deutlich mehr liquide Mittel als verzinste Schulden. Diese Struktur verschafft Spielraum für Investitionen in Technologie, internationale Expansion und mögliche Übernahmen – selbst in schwächeren Marktphasen. Die geringe Verschuldung reduziert zudem das Fremdkapital- und Zinsrisiko, während die hohe Liquidität Flexibilität bei strategischen Entscheidungen sichert.
Bewertungskennzahlen
Für 2024 weist The Trade Desk ein hohes Bewertungsniveau auf: Das KGV lag bei 146,77, das KUV bei 23,60. Selbst nach dem rund 40 %-Einbruch der Aktie bleiben die Kennzahlen mit einem indizierten KGV von etwa 106,5 und einem KUV von rund 16,35 aktuell deutlich über dem Marktdurchschnitt. Damit ist klar: Die Aktie wird trotz der jüngsten Korrektur weiterhin mit einer hohen Wachstumsprämie gehandelt, was bei künftigen Enttäuschungen bei Umsatz- oder Gewinnentwicklung weiterhin für Abwärtspotential sorgen könnte.
Chancen & Risken
Trotz des jüngsten Rückschlags bleibt The Trade Desk ein profitabler, finanziell gesunder Konzern mit einer soliden Bilanz und hoher Liquidität. Seit 2013 arbeitet das Unternehmen nachhaltig profitabel und generiert regelmäßig positiven Cashflow – eine Seltenheit in der Adtech-Branche. Die langfristigen Wachstumstreiber sind intakt, wenngleich die kurzfristige Unsicherheit zugenommen hat.
Chancen:
- Solide Finanzbasis mit hoher Liquidität und ohne signifikante Verschuldung
- Nachhaltige Profitabilität und starke Margen
- Struktureller Trend zu Programmatic Advertising und Connected TV
- Internationale Expansion in bislang wenig durchdrungene Märkte
Risiken:
- Konjunkturabhängigkeit der Werbeausgaben
- Starker Wettbewerb durch Tech-Giganten wie Google, Amazon und Meta
- Regulatorische Risiken bei Datenschutz und Tracking
- Vertrauensverlust nach schwächerem Ausblick und Prognoseverfehlungen
Das sagen die Analysten: Chance nach dem Crash?
Trotz des jüngsten Kurseinbruchs bleibt die Analystengemeinde überwiegend optimistisch: Im Schnitt stufen sie die Aktie als „Kaufen“ ein, mit einem durchschnittlichen Kursziel von rund 79,97 USD – was vom aktuellen Niveau aus einem Potenzial von fast 48 % entspricht. Auch prominente Investoren sehen Chancen: Star-Investorin Cathie Wood nutzte den Ausverkauf am Freitag, um ihre Position in The Trade Desk über ihre ARK-ETFs weiter auszubauen. Das deutet darauf hin, dass zumindest einige Marktteilnehmer den Einbruch eher als Gelegenheit denn als Warnsignal interpretieren.
Beliebt bei Goldesel Premium

Bei Goldesel Premium war The Trade Desk in den vergangenen Wochen ein Paradebeispiel für aktives Portfoliomanagement: Noch vor Veröffentlichung der Quartalszahlen haben wir die Position vollständig mit Gewinn verkauft – und damit das Risiko eines möglichen Rückschlags vermieden. Nach dem massiven Kurssturz nutzten wir die Gelegenheit, um deutlich günstiger wieder einzusteigen. So konnten wir nicht nur Gewinne realisieren, sondern auch eine aussichtsreiche Wachstumsaktie zu einem attraktiveren Preis zurück ins Depot holen.
Chart: Stabilisierung nach dem Crash?

The Trade Desk hat bereits im Februar nach den Q4’24-Zahlen einen massiven Abverkauf erlebt und in den darauffolgenden Wochen über 60 % an Wert verloren. Zwar folgte daraufhin eine deutliche Erholung, die den Kurs bis an die Region um 90 USD führte, doch der erneute Einbruch nach den Q2-Zahlen hat den Aufwärtstrend abrupt beendet. Aktuell notiert die Aktie bei rund 54 USD und steht damit wieder deutlich unter der 50- und 200-Tage-Linie. Ein weiterer Rückgang ist technisch nicht ausgeschlossen – insbesondere die langjährige Unterstützungszone um 42 USD könnte noch einmal in den Fokus geraten, falls die aktuelle Schwäche anhält. Das erhöhte Handelsvolumen unterstreicht die Nervosität im Markt und deutet auf eine mögliche volatile Bodenbildungsphase hin.
Ein Einstieg würde sich dementsprechend antizyklisch ab ca 46 USD anbieten. Die Aktie könnte anschließend in das Gap zurücklaufen und eine größere Bodenbildung beginnen. Erster Take Profit wäre bei ungefähr 67 USD. Wichtig wäre dabei, einen Stop Loss von knapp 40 USD streng einzuhalten. Falls die Aktie unter diese Unterstützung fällt, wird das Chartbild sehr düster. Das Szenario kannst du mit einem Knock-Out Zertifikat der HSBC (WKN: HT4BTG) umsetzen. Das KO-Level liegt bei 32,97 USD, woraus ein Hebel von aktuell 2,41x resultiert.
Fazit
The Trade Desk bleibt trotz des heftigen Kursrutsches ein führender Player im Bereich Programmatic Advertising mit klaren Wettbewerbsvorteilen, solider Bilanz und langfristigen Wachstumstreibern. Der aktuelle Rückschlag ist vor allem auf enttäuschte Erwartungen beim Ausblick zurückzuführen – weniger auf eine akute Verschlechterung der Geschäftsbasis. Für langfristig orientierte Anleger könnte das ein attraktiver Einstiegszeitpunkt sein, vorausgesetzt, sie können die anhaltende Volatilität und mögliche weitere Rücksetzer, etwa in Richtung der Unterstützungszone um 42 USD, aushalten.
Die hohe Bewertung signalisiert allerdings, dass der Markt auch künftig starke Wachstumsraten sehen will – bleibt diese aus, droht weiteres Abwärtspotenzial. Wer investiert, setzt auf die Erholung des digitalen Werbemarkts und die Fähigkeit von The Trade Desk, seine führende Position auszubauen.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.
Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
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