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Florian Behlau in Börsennews

28.09.2025 10:34

Blogartikelbild China-Aktien starten durch – sollte man jetzt noch kaufen?

China-Aktien starten durch – sollte man jetzt noch kaufen?

China-Aktien zählen derzeit zu den meistdiskutierten Turnaround-Chancen am Markt. Nach jahrelangem Ausverkauf notieren viele Titel aus dem Reich der Mitte auf Bewertungsniveaus, die international kaum zu finden sind – teilweise mit 40 bis 60 % Abschlag auf US-Pendants. Gleichzeitig locken staatliche Stimuluspakete, erste Anzeichen einer konjunkturellen Belebung und vorsichtige Lockerungssignale bei der Regulierung. Doch trotz dieser Impulse bleiben Skepsis und Zurückhaltung groß: Internationale Investoren tasten sich nur langsam zurück. Für mutige Anleger eröffnen sich damit möglicherweise Chancen – wenn die Kurse inzwischen nicht schon davon gelaufen sind.

In dieser Goldesel Topstory werfen wir einen genauen Blick auf die aktuellen Treiber des Marktes und sieben China-Werte mit Turnaround-Potenzial.

Marktüberblick – Chancen und Risiken 

Chancen

  • Wirtschaft: Erste Belebung durch Stimulusprogramme. Neben neuen Kreditlinien für Infrastrukturprojekte setzt Peking auf Zinssenkungen und Förderungen für E-Mobilität und erneuerbare Energien. Investitionen in High-Tech-Sektoren legten im ersten Halbjahr 2025 um knapp 10 % zu, die Autoproduktion wuchs zweistellig.
  • Politik: Peking zeigt sich pragmatischer. Im Mai 2025 wurden die Regeln an den Börsen Hong Kong (HKEX) und Shenzhen (SZSE) für Auslandsaktien gelockert und Banken erhielten mehr Flexibilität bei der Immobilienfinanzierung. Zudem stützt das „National Team“ aktiv den Kapitalmarkt – ein klares Signal für Stabilisierung.
  • Bewertung der Indizes: Große China-Werte handeln deutlich unter historischen KGVs. Der MSCI China notiert aktuell bei einem KGV von rund 9 – das sind 40–50 % Abschlag gegenüber US-Indizes. Hintergrund des massiven Ausverkaufs: harte Regulierung in Tech und Immobilien, Kapitalabflüsse sowie geopolitische Spannungen.
  • Sentiment: Internationale Investoren kehren vorsichtig zurück. Im August 2025 verzeichneten Hongkong-Listings die stärksten Zuflüsse seit eineinhalb Jahren. Für mutige Anleger entstehen damit Turnaround-Chancen, sofern Politik und Konjunktur den eingeschlagenen Kurs bestätigen.

Risiken

So günstig China-Aktien derzeit wirken – die niedrigen Bewertungen haben klare Gründe.

  • Wirtschaftlich bleibt die Lage angespannt. China meldete im August 2025 das schwächste Wachstum bei Industrieproduktion (5,2 % YoY) und Einzelhandelsumsätzen (3,4 % YoY) seit Monaten. Auch die Exporte wuchsen nur um 4,4 %, während die Ausfuhren in die USA sogar um 33 % einbrachen. Die Immobilienkrise bleibt eine Dauerbelastung: Verkäufe und Investitionen sinken, Hypothekenboykotts in mehreren Städten zeigen den Vertrauensverlust.
  • Politik bietet wenig Sicherheit. Peking kündigte im Mai 2025 an, es für ausländische Tech-Firmen zu erleichtern, sich auch an den heimischen Börsenplätzen listen zu lassen. Doch Beobachter warnen: Der „Tech-Crackdown“ sei keineswegs vorbei. Zudem beschloss China Ende 2024 Exportbeschränkungen für kritische „dual-use“-Rohstoffe – ein Beispiel dafür, wie Regulierung zum geopolitischen Druckmittel wird.
  • Geopolitik bleibt ein dauerhafter Risikofaktor. Die USA planen neue Einschränkungen für chinesische Tech-Firmen und deren Tochtergesellschaften. Die Taiwan-Frage sorgt weiter für Unsicherheit: Investoren warnen vor massiven Folgen für Lieferketten im Falle eines Konflikts. Erst kürzlich belegte China sechs US-Unternehmen mit Sanktionen als Reaktion auf Waffenlieferungen an Taiwan.
  • Vertrauen ist schwer zurückzuerobern. Nach abrupten Eingriffen in Tech-, Immobilien- und Bildungssektor haben sich viele internationale Anleger zurückgezogen. In einer aktuellen Umfrage gaben zahlreiche US- und EU-Unternehmen an, Investitionen in China zu reduzieren oder zu verschieben – aus Sorge vor neuen politischen Schocks.
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7 China-Aktien im Goldesel-Check

Alibaba: E-Commerce-Ikone mit Cloud-Hebel

Aktienverlinkung: KYG017191142

Alibaba bleibt trotz Gegenwind der dominierende Onlinehändler Chinas. Über die Plattformen Taobao und Tmall erreicht der Konzern hunderte Millionen aktive Nutzer, während mit AliExpress und Lazada das internationale Geschäft gestärkt wird. Neben E-Commerce zählen auch Logistik (Cainiao), digitale Medien und vor allem die Cloud-Sparte (Alibaba Cloud) zu den Kernbereichen. Gerade im Cloud-Business setzt Alibaba seit 2024 verstärkt auf KI-gestützte Produkte, um den Abstand zu westlichen Hyperscalern zu verringern.

Aktienverlinkung: KYG017191142
Widget: revenue

Operativ zeigte sich 2025 eine leichte Stabilisierung: Im ersten Quartal stieg der Konzernumsatz um 7 % auf 224,8 Milliarden RMB, die Cloud-Sparte legte sogar um 12 % auf 26,1 Milliarden RMB zu. Der Nettogewinn erreichte 31,4 Milliarden RMB, während der Free Cashflow 33,7 Milliarden RMB betrug. Trotz anhaltender Belastungen im Kerngeschäft (Preiskämpfe, schwache Konsumlaune) belegt die Profitabilität, dass Alibaba weiterhin über Skalenvorteile und Preissetzungsmacht verfügt.

An der Börse notiert Alibaba aktuell mit einem KGV von rund 10 und einem EV/EBITDA von knapp 7 – Werte, die 50–60 % unter US-Tech liegen. Chancen liegen in der Monetarisierung der Cloud-Services, der Internationalisierung über Lazada sowie einer möglichen Lockerung der Regulierungen im Plattformgeschäft. Risiken bleiben schwache Binnennachfrage, geopolitische Spannungen und ein erneuter staatlicher Eingriff. Für Investoren, die auf eine zyklische Erholung und KI-basierte Cloud-Dynamik setzen, gehört Alibaba jedoch klar zu den spannendsten Turnaround-Kandidaten.

Chart

Die Aktie von Alibaba hat im Zuge der jüngsten KI-Fantasie eine deutliche Rallye aufs Parkett gelegt. Nach dem Ausbruch über den vorherigen Widerstand bei 125 USD ist die Aktie ohne größere Gegenwehr bis zum aktuellen Widerstand zwischen 170 und 183 USD gelaufen. Hier hat die Aktie Ende vergangener Woche reagiert. Bei einem Rücklauf in Richtung 150 oder sogar 125 USD ist die Aktie einen Blick wert. Mit den positiven Nachrichten könnte jedoch auch ein Ausbruch über 183 USD anstehen. Der RSI ist allerdings mit 78 schon überkauft eine Korrektur würde dem Aufwärtsdrang der Aktie guttun. Auch die Entfernung zur 200-Wochenlinie ist mittlerweile sehr groß.

Tencent: Gigantischer Internetkonzern

Aktienverlinkung: KYG875721634

Tencent ist mit Abstand der größte Internetkonzern Chinas und vereint Social Media, Gaming, Fintech und Cloud-Dienste unter einem Dach. Mit WeChat betreibt das Unternehmen die dominierende Plattform im Alltag von über einer Milliarde Menschen – Kommunikation, Bezahlen und Unterhaltung laufen hier zusammen. Dazu kommt das weltweit führende Gaming-Geschäft, das zuletzt durch KI-getriebene Innovationen neue Dynamik gewann.

Aktienverlinkung: US88032Q1094
Widget: ebit

Im zweiten Quartal 2025 legte der Umsatz um 15 % auf 185 Milliarden RMB zu, der operative Gewinn stieg sogar um 18 %. Wachstumstreiber waren neben Gaming auch das Werbegeschäft, das nach einer längeren Schwächephase zweistellig zulegte. Der Free Cashflow von 162 Milliarden RMB im Jahr 2024 und ein EBIT von über 200 Milliarden RMB unterstreichen die finanzielle Stärke. Auch die Cloud-Sparte entwickelt sich stark.

An der Börse wird Tencent derzeit mit einem KGV von rund 26 und einem EV/EBITDA von gut 22 bewertet – kein Schnäppchen, aber angesichts der dominanten Marktstellung und zweistelligen Wachstumsraten vertretbar. Chancen ergeben sich vor allem durch KI-Initiativen, neue Gaming-Titel und die Expansion im Cloud-Bereich. Risiken bleiben regulatorische Eingriffe und Beschränkungen beim Zugang zu westlichen Chips, die mittelfristig die Margen belasten könnten.

Chart

Die Tencent-Aktie gibt ein ähnliches Bild ab wie Alibaba zuvor. Der Ausbruch über den wichtigen Bereich von 57 EUR wurde zunächst deutlicher korrigiert, ehe die Aktie weiter durchgezogen ist. Im aktuellen Preisbereich, zwischen 70 und 72,80 EUR, liegen ältere Hochs aus 2020 und 2021, eine kurzfristige Reaktion auf den Widerstand kann nicht ausgeschlossen werden. Rücksetzer in Richtung 65 oder 57 EUR könnten Einstiegsgelegenheiten darstellen. Auch der RSI deutet bei Tencent aktuell eher auf eine Korrektur hin, da er über 70 liegt.

XPeng: Herausforderer mit Premium-Anspruch

Aktienverlinkung: US98422D1054

XPeng gehört zu den innovativsten Herausforderern im chinesischen Elektroauto-Markt. Der Fokus liegt auf Premium-SUVs und Limousinen mit starker Software-Integration und autonomen Fahrfunktionen. Besonders das Modell G9 sowie die Limousine P7i setzen auf High-Tech-Features, die XPeng als „Smart EV“ positionieren. Parallel treibt das Unternehmen mit der Plattform XNGP (Navigation Guided Pilot) autonome Fahrassistenzsysteme voran – ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber vielen Rivalen.

Aktienverlinkung: US98422D1054
Widget: ebit

Operativ steigerte XPeng im zweiten Quartal 2025 seine Auslieferungen auf 34.422 Fahrzeuge (+28 % YoY), der Umsatz kletterte auf 8,6 Milliarden RMB (+31 %). Trotz hoher Investitionen in Forschung und Vertrieb schrieb der Konzern weiterhin rote Zahlen, konnte den operativen Verlust jedoch um 15 % reduzieren. Chancen ergeben sich aus der Premium-Nische, internationalen Partnerschaften (u. a. mit Volkswagen) und der geplanten Skalierung neuer Modelle. Risiken bleiben die Margenschwäche, hoher Wettbewerb (BYD, Tesla) und die starke Kapitalbindung.

Trade mit XPeng bei Goldesel Premium

Auch im Goldesel Premium Tradingdepot ist XPeng ein aktiver Wert. Am 1. September haben wir eine Einstiegsposition von 250 Stück zu 18,35 Euro aufgebaut, nachdem die Aktie einen Rücksetzer in die Unterstützungszone um 18 Euro vollzog. Aktuell notiert der Wert rund 7 % im Plus, was einem Buchgewinn von über 300 Euro entspricht. Die Position bleibt damit ein fester Bestandteil des Depots – mit der Perspektive, von einer weiteren Erholung des Titels und möglichen Impulsen aus neuen Modellvorstellungen zu profitieren.

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Chart

Xpeng hat sich von den Tiefs im August 2024 bei 6,75 USD um über 200 % erholt. Aktuell arbeitet die Aktie am Ausbruch über den Widerstandsbereich bei 25 USD. Der Ausbruch über die letzte Unterstützung bei 16,20 USD wurde schnell vollzogen – ein erneuter Retest dieses Bereichs wäre auch ein möglicher Einstieg. Der RSI hat mit 59 noch etwas Luft nach oben.

Long über 25 USD mit Stop unter 23,50 USD – mittelfristiges Ziel über 35 USD.

Bank of China: Staatsbank mit stabilen Gewinnen

Aktienverlinkung: CNE1000001Z5

Die Bank of China zählt zu den vier großen Staatsbanken der Volksrepublik und ist ein zentraler Pfeiler im chinesischen Finanzsystem. Mit einem breiten Geschäft in Retail Banking, Unternehmensfinanzierung und internationalem Zahlungsverkehr spielt sie auch auf den globalen Märkten eine bedeutende Rolle. Für Anleger gilt sie als klassisches Value-Investment.

Im ersten Halbjahr 2025 stieg der operative Umsatz um 3,6 % auf 329,4 Milliarden RMB. Der Nettogewinn blieb mit 126,1 Milliarden RMB stabil. Besonders positiv fiel der Free Cashflow auf, der sich 2024 auf über 520 Milliarden RMB belief. Auch das Betriebsergebnis lag mit 350 Milliarden RMB auf hohem Niveau. Die Ausschüttungsquote bleibt bei 30 %, die Dividendenrendite damit attraktiv.

Aktienverlinkung: CNE1000001Z5
Widget: key-figures

An der Börse ist die Bank mit einem KGV von rund 6 extrem günstig bewertet. Analysten sehen im Schnitt ein Kurspotenzial von knapp 30 %. Chancen ergeben sich durch den Ausbau digitaler Plattformen und neue KI-Initiativen im Wealth Management und Zahlungsverkehr. Belastungsfaktoren bleiben jedoch niedrige Zinsen und die Immobilienkrise, die auf die Margen drücken könnten. Für einkommensorientierte Anleger bleibt die Aktie dennoch ein solides Dividenden-Investment mit Turnaround-Potenzial.

Chart

Die Bank of China hat im Vergleich zu den großen Tech-Konzernen noch einiges an Nachholpotential. Der Ausbruch über 0,50 EUR erweist sich aktuell als Fehlausbruch. Die Unterstützung zwischen 0,428 und 0,441 EUR könnte demnächst halt bieten. In den letzten Tagen hat die Aktie jedoch bereits auf den Preisbereich um 0,46 EUR reagiert.

JD.com: E-Commerce-Schwergewicht mit Europa-Option

Aktienverlinkung: US47215P1066

JD.com ist nach GMV und Fulfillment-Tiefe einer der dominierenden Onlinehändler Chinas – mit starker Vertikalisierung über eigene Logistik (JD Logistics) und Healthcare (JD Health). Im Fokus steht 2025 neben dem Kerngeschäft der Vorstoß in neue Kategorien (v. a. Lebensmittellieferungen) sowie die Expansion nach Europa: Ende Juli kündigte JD eine strategische Partnerschaft und ein freiwilliges Übernahmeangebot für CECONOMY (MediaMarkt/Saturn) an; am 18. September hat das Bundeskartellamt die Transaktion freigegeben. Der Deal (Angebot 4,60 EUR je Aktie, Abschlussziel H1 2026) würde JD Zugang zu einem europaweiten Omnichannel-Netz und Synergien bei Tech & Supply Chain eröffnen.

Aktienverlinkung: US47215P1066
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Operativ lieferte JD im Q2 2025 den stärksten Umsatzanstieg seit Jahren: Konzernerlöse +22,4 % auf 356,7 Milliarden RMB; JD Retail steuerte 310,1 Milliarden RMB (+20,6 %) bei. Gleichzeitig halbierte sich der Periodengewinn auf 6,2 Milliarden RMB, vor allem wegen hoher Anlaufkosten im neuen Lieferdienst-Geschäft und stärkerer Promotionen (non-GAAP-Gewinn 7,4 Milliarden RMB, -49 %). Positiv: die operative Marge bei JD Retail stieg auf 4,5 %, die Logistikumsätze wuchsen zweistellig.

Die Chancen liegen darin, JDs Fulfillment-Moat – die extrem schnelle, zuverlässige Zustellung – weiter auszuspielen, Marktanteile bei Supermarkt- und Alltagsgütern zu gewinnen und das neue Essensliefergeschäft als Cross-Selling-Trichter für den Kernhandel zu nutzen. Die geplante CECONOMY-Transaktion wäre zudem ein möglicher Türöffner für paneuropäische Partnerschaften. Auf der Risikoseite stehen harte Preiskämpfe gegen Meituan und Ele.me (führende chinesische On-Demand-/Food-Delivery-Plattformen), Margendruck durch Subventionen sowie Integrations- und Genehmigungsrisiken in Europa.

Chart

Beim Chart von JD.com wird auch deutlich, dass im Unternehmen aktuell weniger KI-Fantasie als bei Alibaba oder Baidu zu bieten hat. Über der 50-Wochenlinie bei 36 USD könnte allerdings etwas Schwung in die Aktie kommen. Nächster Halt: der Widerstand zwischen 46 und 48 USD.

Long über 36 USD mit Stop unter 34 USD – Ziel der Widerstand bei 46 USD.

Baidu: KI-First mit Robotaxi-Hebel

Aktienverlinkung: US0567521085

Baidu hat seine „AI-native“ Transformation spürbar beschleunigt: Im Q2 2025 sank der Konzernumsatz zwar um 4 % auf 32,7 Milliarden RMB, doch die nicht-werblichen Erlöse von Baidu Core – getrieben von AI Cloud/Qianfan – sprangen erstmals über 10 Milliarden RMB (+34 % YoY). Der berichtete Nettogewinn stieg auf 7,3 Milliarden RMB (u. a. Bewertungsgewinne), während hohe KI-Investitionen den Free Cashflow temporär ins Minus drehten. Baidu meldete zudem 735 Millionen MAUs in der App und eine schnelle Durchdringung von AI-Antworten in der mobilen Suche.

Aktienverlinkung: US47215P1066
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Ein zweiter Wachstumsmotor ist autonomes Fahren: Apollo Go lieferte im Q2 über 2,2 Millionen vollständig fahrerlose Fahrten (+148 % YoY) und kündigte mehrjährige Partnerschaften mit Uber (Asien/Mittlerer Osten) und Lyft (Europa, Start 2026 in DE & UK) an. Damit verlagert Baidu einen Teil der Monetarisierungsperspektive ins Ausland, wo Genehmigungen teils schneller erfolgen. Die Kombination aus eigenem Robotaxi-Stack (RT6), Cloud-Plattform und generativen Modellen (ERNIE 4.5, MuseSteamer Video) stützt das KI-Narrativ.

Bewertungstechnisch bleibt Baidu trotz starker KI-Assets deutlich unter den Multiples der US-Big-Techs. Mögliche Katalysatoren sind wachsende Aufträge in der AI-Cloud, zusätzliche internationale Robotaxi-Piloten, laufende Aktienrückkäufe (677 Millionen USD im laufenden Jahr; 2,3 Milliarden USD kumuliert) sowie eine Erholung des Werbemarkts bei freundlichere m Makro. Dem gegenüber stehen als Hauptrisiken steigende Chip- und Rechenkosten, geopolitische Exportauflagen sowie regulatorische Zulassungen und Haftungsfragen beim Roll-out autonomer Fahrzeuge.

Chart

Bei Baidu hat die KI-Fantasie voll im Chart eingeschlagen. Die Aktie ist zuletzt über den Widerstandsbereich bei rund 117 USD ausgebrochen und steuert nun auf den Widerstand zwischen 155 und 161 USD zu. Der RSI ist mit über 76 allerdings schon überkauft und könnte zunächst für eine Korrektur sprechen. Rücksetzer in den Bereich um 117 USD könnten zum Einstieg genutzt werden.

Xiaomi: Vom Smartphone zur E-Auto-Offensive

Aktienverlinkung: KYG9830T1067

Xiaomi hat sich in den vergangenen zehn Jahren von einem reinen Smartphone-Hersteller zu einem breit aufgestellten Technologiekonzern entwickelt. Das Unternehmen ist heute nicht nur eine der größten Handymarken der Welt, sondern auch ein führender Anbieter von Wearables, Fernsehern und Smart-Home-Geräten. Herzstück ist das „AIoT“-Ökosystem, in dem mittlerweile über 700 Millionen Geräte miteinander vernetzt sind – ein Fundament für Cross-Selling, Datennutzung und Kundenbindung. Mit seiner Strategie, hochwertige Technik zu günstigen Preisen anzubieten, hat Xiaomi sowohl in China als auch international Millionen Nutzer gewonnen.

Mit dem Modell SU7 wagte Xiaomi 2024 den Einstieg in die Elektromobilität. Die vollelektrische Limousine (0–100 km/h in 2,8 Sekunden, Reichweite bis 800 km) verzeichnete bis Mitte 2025 über 120.000 Vorbestellungen. Ziel ist es, binnen drei Jahren in die Top 5 der chinesischen E-Auto-Hersteller vorzustoßen.

Aktienverlinkung: KYG9830T1067
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Im Q2 2025 stieg der Umsatz um 13 % auf 77,2 Milliarden RMB, der Nettogewinn um 21 % auf 4,7 Milliarden RMB. Während die E-Mobility-Sparte noch Anlaufverluste schreibt, bleibt das Smartphone-Geschäft profitabel und stabil. Bewertet wird Xiaomi aktuell mit einem KGV von knapp 35 – zwar teuer aber immmer noch klar unter westlichen Tech-Pendants.

Chancen ergeben sich aus der Skalierung der E-Autos und der Verknüpfung mit dem eigenen Software-/IoT-Ökosystem. Risiken sind hohe Investitionskosten und intensiver Wettbewerb. Gelingt die Platzierung günstiger High-Performance-EVs, könnte Xiaomi zu einem Tech-Konzern mit doppeltem Wachstumshebel werden.

Chart

Der Dauerbulle der letzten Quartale ist an den chinesischen Börsen definitiv die Xiaomi-Aktie. Mit dem guten Start des E-Auto-Segments und der allgemein guten operativen Performance ist die Aktie über die Hochs aus 2021 bei 4 EUR ausgebrochen. Zwischen 6,50 und 7,30 EUR hat sich ein Widerstandsbereich gebildet. Ein Rücksetzer Richtung der 50-Wochenlinie bei 5,20 EUR könnte zum Einstieg genutzt werden.

Fazit

China bleibt ein „High-Beta-Call“ auf Politik und Konjunktur – aber selten so günstig bewertet: Nach Jahren der Underperformance sind viele Titel weiter deutlich unter US-Multiples zu haben, während Politiksignale (z. B. Unterstützung für Auslandslistings, Kapitalmarkt-Stabilisierung) und gezielte Stimuli den Boden festigen. Gleichzeitig nehmen Shareholder-Returns (Dividenden/Buybacks) spürbar zu. Für Investoren mit Risikobudget eröffnen sich Turnaround-Setups – selektiv und mit Fokus auf Qualitätsmoats.

Was diesmal anders ist als vor ein paar Jahren? Erstens: Mehr Pragmatismus in Peking bei Kapitalmarkt-/Listing-Fragen und eine aktivere „National Team“-Stützung im Aktienmarkt. Zweitens: Ein reiferes Aktionärsnarrativ mit Buybacks/Dividenden quer über Sektoren. Drittens: Neue, klar monetarisierbare Wachstumstreiber – vor allem KI-Stacks (Cloud/Modelle) und Export von Plattform-Kompetenzen (z. B. Robotaxis ins Ausland) – die nicht nur von Inlandsnachfrage abhängen. Dennoch gilt: Geopolitik, Regulierung und Immobiliensektor bleiben Bremsklötze – Timing und Diversifikation sind entscheidend.

Unter den Einzeltiteln stechen für uns Tencent, Baidu und JD.com hervor: Tencent überzeugt mit einem einzigartigen Plattform-Moat rund um WeChat, wieder anziehendem Werbe- und Gaming-Geschäft sowie massiver Cash-Generierung, die die KI- und Cloud-Offensive finanziert. Regulatorische Risiken bleiben, doch die Breite des Ökosystems stabilisiert Margen und Wachstum. Baidu punktet mit klarer „AI-first“-Ausrichtung: Die AI-Cloud gewinnt an Traktion, und Apollo Go bietet als Robotaxi-Plattform einen zusätzlichen, skalierbaren Hebel – die im Branchenvergleich niedrige Bewertung plus laufende Buybacks machen das Chance-Risiko-Profil attraktiv, auch wenn Chipkosten und Zulassungen bremsen können. JD.com schließlich bringt einen schwer kopierbaren Fulfillment-Vorsprung in Stellung, gewinnt im Supermarkt- und Alltagssegment Marktanteile und erhält mit der geplanten CECONOMY-Beteiligung eine europaweite Omnichannel-Option – Gegenwind durch Preiskämpfe im Lieferdienst ist einkalkuliert, solange die Retail-Marge intakt bleibt.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Die Autoren dieses Beitrages sind in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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