
Chemie-Aktien 2025: Schaffen BASF und Co. den Turnaround?
Sie ist seit Jahrzehnten das Rückgrat der deutschen Industrie und zugleich ein Seismograph für ihre Schwächen: Die Chemiebranche steckt tief in der Krise. Produktionsrückgänge, Standortdebatten, ausbleibende Investitionen und regulatorische Überforderung vermengen sich zu einer gefährlichen chemischen Reaktion – mit ungewissem Ausgang. Die einstige Vorzeigebranche verliert an Strahlkraft, ihre Aktien an Wert. Selbst Globalplayer wie BASF oder Covestro kommen nicht mehr auf Touren. Die Aktienkurse der Unternehmen notieren teils meilenweit unter früheren Höchstständen.
In dieser Goldesel-Topstory analysieren wir, woran es wirklich hapert: Warum die Chemiebranche als Fundament der deutschen Wirtschaft so ins Wanken geraten ist – und ob eine Trendumkehr realistisch erscheint. Im Anschluss blicken wir gezielt auf sieben große börsennotierte Chemieunternehmen. Welche Aktien bieten noch Chancen, wo überwiegen Risiken und von welchen Unternehmen sollte man lieber die Finger lassen? All das erwartet euch in dieser Story.
Woran kränkelt die Chemieindustrie?
Die Chemieindustrie war einst das industrielle Kraftwerk Deutschlands – ein milliardenschwerer Wachstumsmotor voller Energie, Know-how und Innovationskraft. Heute stottert dieser Motor bedenklich. Statt Impulsen sendet die Branche Alarmzeichen: Produktion, Beschäftigung und Investitionen sinken – und eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.
Laut Branchenverband VCI droht 2025 bereits das dritte Krisenjahr in Folge. Nach einem erneuten Produktionsrückgang 2024 soll die Branche im laufenden Jahr um weitere 3,5 % schrumpfen, der Umsatz um 4 %. Besonders alarmierend: Das sogenannte Deutschland-Geschäft – also die Inlandsproduktion – liegt bereits 20 % unter dem Vorkrisenniveau. Ganze Wertschöpfungsketten geraten ins Wanken.
Die Gründe sind vielfältig:
- Zölle & Wechselkurse: Die protektionistische Handelspolitik der USA bremst die Nachfrage, schwache Wechselkurse drücken zusätzlich auf die Marge.
- Hohe Energiepreise im internationalen Vergleich
- Überbordende Regulierung, insbesondere im Umweltbereich
- Fachkräftemangel, der Innovationen bremst
- Nachfrageschwäche in China und den USA
- Investitionsunsicherheit durch schleppende Standortentscheidungen
Die Folgen sind sichtbar: Werke werden heruntergefahren, Investitionen vertagt, Produktionslinien ins Ausland verlagert. Während anderswo neue Anlagen entstehen, ringen Politik und Industrie hierzulande um Wettbewerbsfähigkeit – und um die Zukunft eines ganzen Industriezweigs.
Das “Deutschland-Geschäft”

Ein Blick auf die Umsatzzahlen der deutschen Chemiebranche vermittelt zunächst ein trügerisches Bild: Zwischen 2020 und 2022 trieben Pandemie-Sonderkonjunktur, Lageraufbau und Preissteigerungen die Erlöse historisch in die Höhe. Doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise zeigt die Kurve klar nach unten. 2023 begann die Konsolidierung, 2024 galt als mögliches Tief – doch aktuelle Zahlen deuten darauf hin, dass es 2025 noch weiter bergab geht.
Noch gravierender als der Umsatzrückgang ist die schwindende Profitabilität: Schon seit 2018 sinken die Margen, hohe Kosten und Überregulierung drücken auf die Gewinne. Besonders kritisch aber ist der schleichende Verlust an Substanz – ganze Produktionslinien wandern ab, Investitionen fließen zunehmend in die USA oder nach Asien, wo Strom billiger und Genehmigungen schneller zu haben sind.
7 Chemie-Aktien auf dem Prüfstand
Covestro: Chemie im Wandel
Covestro zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Hightech-Polymeren. Die Produkte des Unternehmens finden sich in zahlreichen Branchen: von der Automobil- und Bauindustrie über die Elektronik bis hin zur Möbel- und Textilproduktion. Im Fokus stehen vor allem Polycarbonate, Polyurethane und Spezialchemikalien. Mit dem Transformationsprogramm „Sustainable Future“ will Covestro nachhaltiger und effizienter werden.
Neueste Zahlen & Ausblick
Im ersten Quartal 2025 erzielte Covestro stabile Umsätze von 3,48 Milliarden EUR, allerdings sank das EBITDA belastet durch Einmalkosten um rund 50 % auf 137 Millionen EUR. Für das Gesamtjahr wird ein operatives Ergebnis zwischen 1,0 und 1,4 Milliarden EUR erwartet. Die angekündigte Werksschließung in den Niederlanden sowie das Transformationsprogramm STRONG drücken kurzfristig aufs Ergebnis, sollen aber mittelfristig Einsparungen von bis zu 400 Millionen EUR bringen.
Der XRG-Deal mit Adnoc bleibt das zentrale Thema: Das Closing wird für die zweite Jahreshälfte 2025 erwartet – verbunden mit einer möglichen Sonderausschüttung von 62 EUR je Aktie. Analysten raten mehrheitlich zum Halten.
Umsatz, EBIT & Bewertung
Chart

Das Chartbild von Covestro ist schnell erklärt. Durch das Übernahmeangebot von Adnoc zu 62 EUR je Aktie, pendelt der Chart auf diesem Niveau. Rücksetzer sind nur im Falle des Scheiterns der Übernahme denkbar. Weitere Kursfantasie ist nicht in Sicht.
Lanxess: Restrukturierung mit Risiko
Lanxess ist ein weltweit tätiger Spezialchemiekonzern mit Sitz in Köln. Das Unternehmen produziert Zwischenprodukte, Additive, Spezialchemikalien und Kunststoffe – insbesondere für die Bau-, Automobil- und Elektronikindustrie. Nach dem Verkauf margenschwacher Bereiche wie dem Urethan-Geschäft richtet sich Lanxess strategisch neu aus und fokussiert sich auf profitablere Segmente.
Neueste Zahlen & Ausblick
Im ersten Quartal 2025 lag das EBIT bei -43 Millionen EUR, das EBITDA bei 135 Millionen EUR – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt gab es keine Überraschungen. Der Umsatz stagnierte bei rund 6,4 Milliarden EUR, wobei schwache Bauaktivität und geringe Nachfrage in Abnehmerindustrien belasteten. Für das Gesamtjahr peilt das Management ein EBITDA von 600 bis 650 Millionen EUR an.
Analysten sehen Kurspotenzial von durchschnittlich +8 %, bei einem Bewertungsband von 20 bis 38 EUR. Der Turnaround bleibt anspruchsvoll, doch mögliche Strompreis-Subventionen und ein strikter Sparkurs könnten mittelfristig wieder Fantasie in die Aktie bringen.
Umsatz & EBIT
Chart

Die Aktie von Lanxess handelt seit Anfang September 2023 in einer Seitwärtsphase zwischen rund 20 und 30 EUR. Erst ein nachhaltiger Ausbruch über die 30-EUR-Marke dürfte auch den charttechnischen Turnaround einleiten.
Brenntag: Chemie-Händler unter Druck
Brenntag ist so etwas wie der Großhändler der globalen Chemiebranche: Der Konzern kauft große Mengen an Industrie- und Spezialchemikalien ein, mischt, verpackt, lagert und liefert sie in exakt den Mengen und Qualitäten, wie sie die Industrie braucht – sei es für die Produktion von Medikamenten, Reinigungsmitteln oder Lebensmitteln. Mit über 18.000 Mitarbeitern und einem Netzwerk aus Lagerhäusern und Logistikzentren ist Brenntag in über 70 Ländern aktiv. Das Geschäftsmodell lebt vom globalen Handel. Das macht den Konzern anderseits auch besonders anfällig für Störungen der Lieferketten, zum Beispiel durch die Zollpläne von US-Präsident Trump.
Nachfrageschwäche führte zur Gewinnwarnung
Aktuell läuft es alles andere als rund. Wegen der angespannten Lage am globalen Chemiemarkt, einer mauen Industriekonjunktur und eines für den Konzern ungünstigen Wechselkurses, insbesondere EUR/USD, hat Brenntag seine Gewinnprognose für 2025 deutlich nach unten korrigiert. Das erwartete operative Ergebnis wurde um rund 15 bis 20 % gestutzt. Auch im zweiten Quartal rutschte der operative Gewinn deutlich ab und blieb unter den Analystenerwartungen. Besonders schmerzhaft: Die Nachfrage in vielen Abnehmerbranchen stockt, während der Preisdruck steigt. Die Börse quittierte die schlechte Nachricht prompt – die Aktie gab zum Wochenschluss spürbar nach.
Langsame Gewinnerholung nach 2026
Nach einem Rekordjahr 2022 mit einem Betriebsergebnis von über 1,38 Mrd. EUR ging das EBIT bei Brenntag zuletzt spürbar zurück – 2025 dürfte ein erneutes Übergangsjahr werden. Analystenschätzungen zufolge soll sich die Profitabilität ab 2026 jedoch schrittweise erholen. Bis 2028 wird ein Anstieg des EBIT auf knapp 1,3 Mrd. EUR erwartet. Damit bleibt Brenntag trotz des aktuellen Gegenwinds langfristig auf Wachstumskurs – vorausgesetzt, das Marktumfeld stabilisiert sich.
Chart & Ausblick

Brenntag handelt aktuell in einer spannenden Zone im Wochenchart. Die Unterstützung reicht bis ins Jahr 2017 zurück und bot zuletzt mehrfach zuverlässigen Halt. Allerdings wurde die Zone zuletzt im April bereits kurz gebrochen. Sollte auf dem aktuellen Niveau keine Gegenbewegung einsetzen, droht die Aktie als nächsten charttechnischen Halt bis ans Corona-Tief bei rund 30 EUR abzurutschen. Einzig das hohe Volumen unter der aktuellen Unterstützung ist hier noch positiv zu werten.
Bei Kursen über 58,50 EUR kann man sich den Titel wieder auf die Watchlist packen.
Unter 51,70 EUR könnte man die Aktie auf der Short-Seite handeln. Short unter 51,70 mit Stop über 55 EUR. Erstes Ziel die runde 40-EUR-Marke mit übergeordnetem Ziel am Corona-Tief bei 30 EUR. Das vorgestellte Szenario könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der HSBC, WKN: HS5BAJ (2,41er Hebel) umgesetzt werden.
Evonik: Spezialchemie mit Gegenwind
Evonik zählt zu den weltweit führenden Anbietern im Bereich der Spezialchemie – also chemischer Produkte, die nicht in Massen, sondern für spezifische Anwendungen hergestellt werden. Ob in der Automobil-, Bau- oder Kosmetikindustrie: Die Additive, Polymere und funktionellen Materialien des Konzerns stecken in unzähligen Alltagsprodukten. Im Gegensatz zur klassischen Basischemie setzt Evonik stark auf margenstarke, technologieintensive Anwendungen.
Evonik trotzt noch globalen Unsicherheiten
Evonik hat das erste Quartal 2025 mit einem bereinigten EBITDA von rund 560 Millionen EUR abgeschlossen. Dies entspricht einem Zuwachs von 7 % gegenüber dem Vorjahr und lag über den Erwartungen der Analysten. Besonders das Segment „Nutrition & Care“, etwa Aminosäuren für Tiernahrung, zeigte sich robust. Der Konzern betonte jedoch, dass die Konjunktur unsicher bleibt – insbesondere durch protektionistische US-Zölle und geopolitische Risiken. Entsprechend bestätigte Evonik seine Jahresprognose. Für 2025 peilt man ein EBITDA von 2,0 bis Milliarden EUR an, getragen von Kostendisziplin und margenstarken Geschäftslinien.
Analysten halten die Bewertung für zu pessimistisch
Trotz der angespannten Lage sehen Analysten in Chemiewerten wie Evonik weiter Aufwärtspotenzial. Laut einer aktuellen Oddo-BHF-Studie sind die Markterwartungen teils übertrieben vorsichtig – die Konsensschätzungen für 2025 liegen bereits unter den Unternehmensprognosen. Bei Evonik sprechen sich viele Analysten klar für einen Kauf aus, das Kursziel liegt mit 18 bis 25 EUR spürbar über dem aktuellen Niveau – rund 24 % Potenzial. Oddo-Analyst Michael Schäfer sieht nach dem Sommer Chancen für eine Erholung, etwa durch staatliche Investitionen und mögliche Zollentspannung.
Chart

Charttechnisch ist die Aktie von Evonik ebenfalls in einer Seitwärtsphase gefangen, die sich zwischen den Marken von 16,30 und 22,30 EUR erstreckt. Aktuell handelt die Aktie mit 17,50 EUR (Stand 19. Juli) nahezu am unteren Ende der Range. Eine positive Entwicklung auf der Nachrichtenseite könnte der Aktie dazu verhelfen, wieder das obere Ende der Range anzulaufen. Ein Trade drängt sich allerdings auch hier nicht auf. Die Aktie gehört für eine allgemeine Erholung im Chemiesektor aber auf die Watchlist – das obere Ende der Range könnte bei besserer Stimmung im Sektor wieder angelaufen werden, auch wenn viel Volumen über dem aktuellen Kurs liegt.
Wacker Chemie: Schwäche bei Hightech Materials
Wacker Chemie ist ein global tätiger Technologiekonzern mit Fokus auf Spezialchemie und Hochleistungsmaterialien. Das Münchner Unternehmen produziert unter anderem Polysilizium für Solarmodule, Silikone für Elektronik und Medizin, sowie Polymere, die in der Bauindustrie, bei Farben oder Klebstoffen zum Einsatz kommen. Die Produkte von Wacker stecken damit in unzähligen Alltagsanwendungen – von Dichtstoffen über Shampoos bis hin zu Photovoltaikmodulen. Mit Standorten in über 30 Ländern zählt der Konzern zu den Schlüsselakteuren in der europäischen Chemie- und Materialbranche.
Erholung bleibt aus – Prognose deutlich gesenkt
Am vergangenen Freitag reagierte Wacker Chemie auf die anhaltend schwache Nachfrage in wichtigen Abnehmerbranchen und passte seine Jahresprognose spürbar nach unten an. Der Konzern rechnet nun mit einem Umsatz von 5,5 bis 5,9 Milliarden EUR und einem operativen Gewinn (EBITDA) zwischen 500 und 700 Millionen EUR – das sind jeweils rund 10 bis 25 % weniger als bisher geplant. Besonders betroffen ist das Geschäft mit Polysilizium, das unter globalen Überkapazitäten sowie den anhaltenden US-Zolldiskussionen leidet.
Auch die Bauwirtschaft, ein wichtiger Absatzmarkt für Wackers Polymere, schwächelt weiter. Im zweiten Quartal sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 %, der operative Gewinn brach sogar um mehr als 25 % ein. Trotz dieser Zahlen hielt sich die Reaktion an der Börse in Grenzen – die Aktie verlor lediglich rund 1 %. Doch der Trend zeigt: Auch Wacker ist nicht immun gegen die zunehmend angespannte Lage in der Chemiebranche.
Chart & Ausblick

Die Aktie von Wacker Chemie hat das Kursniveau von vor knapp 10 Jahren erreicht, nachdem die Aktie zwischenzeitlich als Zulieferer der Solarindustrie regelrecht gehyped wurde. Von Kursen über 180 EUR hat sich die Aktie mittlerweile gedrittelt.
Zwischen 58,50 und 63 EUR hat sich eine Unterstützung gebildet, die in den letzten Jahren nur im Corona-Crash unterschritten wurde. Ein gutes Zeichen war die Reaktion auf die beschriebene Prognosesenkung. In der aktuellen Bewertung der Aktie scheint schon viel Negatives eingepreist zu sein. Bei Kursen über dem Hoch vom 29. April bei 72,50 EUR könnte der charttechnische Turnaround Formen annehmen.
BASF: Der Gigant im Krisenmodus
BASF ist der weltgrößte Chemiekonzern und ein wahres Allround-Talent in der Branche: Von Basischemikalien über Kunststoffe und Spezialitäten bis hin zu Agrarprodukten und Ölförderung – das Ludwigshafener Unternehmen deckt nahezu das gesamte Spektrum ab. Mit Standorten in über 80 Ländern und einem Fokus auf integrierte Verbundstrukturen, die Ressourcen effizient nutzen, gilt BASF als Inbegriff der deutschen Chemieindustrie. Doch gerade diese Verbundsysteme machen den Konzern anfällig für Energiepreisschocks und globale Nachfrageschwankungen, wie die aktuelle Krise zeigt.
Neueste Zahlen & Ausblick
Im zweiten Quartal 2025 sanken die Umsätze um 2,1 % auf 15,77 Milliarden EUR (Q2 2024: 16,11 Milliarden EUR), hauptsächlich bedingt durch negative Währungseffekte in allen Segmenten. Das Nettoergebnis brach dramatisch um 77 % ein, während der Free Cash Flow bei 0,53 Milliarden EUR lag – getrieben durch operative Aktivitäten und reduzierte Investitionen. Belastet durch US-Zölle und eine schwache globale Wirtschaft, hat BASF seine Jahresprognose nach unten korrigiert. Das EBITDA wird nun niedriger erwartet, und der Konzern warnt vor anhaltendem Druck auf Margen. Analysten sehen die Aktie unter Druck, mit einem Kursrückgang von rund 15 % seit Jahresbeginn.
Der Konzern leidet derzeit unter globalem Überangebot, sinkenden Preisen und schwacher Nachfrage in Schlüsselsektoren wie Automobil und Bau, verstärkt durch geopolitische Spannungen und Wechselkursbelastungen. Innerhalb der Branche schneidet BASF vergleichsweise schlecht ab, da seine breite Aufstellung es anfällig für Konjunkturschwächen macht. Dennoch positioniert sich BASF für eine stabilere Zukunft, mit Kosteneinsparungen von bis zu 1,7 Milliarden EUR bis Ende 2025, Investitionen in margenstarke Nischen wie Halbleiter-Chemikalien und einem Fokus auf grüne Transformation.
Chart & Ausblick

Auch am Chart von BASF erkennt man, wie ähnlich sich die Charts in der Branche doch sind. Die Aktie von BASF handelt ebenfalls in einer Seitwärtsphase zwischen 38,50 und 55 EUR. Was die untere Unterstützung allerdings von den anderen Unternehmen unterscheidet ist, dass BASF bereits das Corona-Tief mehrfach getestet hat. Auch hier ist die Aktie bei einer allgemeinen Sektor-Erholung durchaus dafür gut, das obere Ende der Range wieder anzulaufen.

Unter 37,50 EUR (tiefste Tageskurse während dem Corona-Crash und Anfang April 2025) würde die BASF-Aktie jedoch ins charttechnische Niemandsland abrutschen mit dem nächsten charttechnischen Halt bei rund 20 EUR.
Hier könnte man bei Kursen unter 37,50 EUR ebenfalls über einen Short nachdenken. Stop über 40,20 EUR mit erstem Ziel bei 35 EUR. Langfristig dürfen dann aber sogar die Ziele bei 29,50 oder gar 20,30 EUR (Tief aus dem Jahr 2009) liegen. Das vorgestellte Szenario könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der DZ-Bank, WKN: DJ6PAX (2,6er Hebel) umgesetzt werden.
Bayer: Fokus auf Crop Science – Monsanto im Rampenlicht
Bayer, traditionell ein Pharma- und Agrarriese, hat durch die Übernahme von Monsanto 2018 seinen Chemiebereich massiv gestärkt – insbesondere in der Crop Science-Sparte. Hier dreht sich alles um Pflanzenschutzmittel, Saatgut und digitale Landwirtschaftslösungen, die Erträge steigern und Ressourcen schonen sollen. Monsanto-Produkte wie Roundup (Glyphosat) stehen im Zentrum, bringen aber auch rechtliche und regulatorische Risiken mit sich. Der Fokus liegt auf nachhaltiger Landwirtschaft, doch die Sparte leidet unter globalem Marktdruck und Wettbewerb.
Neueste Zahlen & Ausblick
Im ersten Quartal 2025 fielen die Umsätze in der Crop Science-Division um 3,3 % (währungsbereinigt) auf 7,58 Milliarden EUR, vor allem durch regulatorische Einschränkungen, die margenstarke Produkte trafen. Die EBITDA-Marge lag bei 33,7 %, während das Gesamtergebnis der Division spürbar nachgab. Auf Konzernebene sanken die Umsätze leicht auf 13,74 Milliarden EUR, das Nettoergebnis um 35,1 % auf 1,30 Milliarden EUR.
Für das Gesamtjahr 2025 erwartet Bayer Umsätze zwischen 45 und 47 Milliarden EUR sowie ein EBITDA von 9,5 bis 10 Milliarden EUR, getragen von Pharma-Wachstum, während Crop Science weiter unter geopolitischen Risiken leidet. Analysten bleiben optimistisch für langfristiges Potenzial in grüner Agrarchemie, raten aber zu Geduld angesichts anhaltender Rechtsstreitigkeiten. Zuletzt konnte das Unternehmen jedoch auch einige neue Zulassungen und erste Erfolge bei neuen Wirkstoffkandidaten vermelden. Das Nachrichtenumfeld um das Unternehmen hellt sich in den letzten Wochen etwas auf, was auch im Chart bereits zu sehen ist.
Chart & Ausblick

Die Bodenbildung der Bayer-Aktie zwischen 18,30 und 19 EUR scheint abgeschlossen. Der Ausbruch über den Bereich von 25 bis 25,80 EUR kann als starkes Zeichen gewertet werden. Dieses Niveau bietet nun eine solide Unterstützung. Sollte die Aktie hierhin nochmal zurücksetzen, könnte man sich antizyklisch eine Position ins Depot legen.

Im Tageschart arbeitet die Bayer-Aktie an einem Kaufsignal bei einem Schlusskurs über 28 EUR. Hier könnte man prozyklisch folgen, da zuletzt auch das Nachrichtenumfeld der Aktie deutlich verbessert ist. Long bei Schlusskursen über 28 EUR, erstes Ziel bei knapp 30 EUR – Stop unter 27,50 EUR. Das vorgestellte Szenario könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der HSBC, WKN: HS3FUM (2,94er Hebel) umgesetzt werden.

Chancen/Ausblick
Trotz der aktuellen Talfahrt birgt die Chemiebranche Chancen für einen grünen Turnaround. Ab 2026 will die Bundesregierung mit einem Sofortprogramm Investitionen in nachhaltige Technologien anstoßen – etwa durch eine 20-prozentige Forschungszulage, höhere Fördergrenzen, Strompreisstützen und Steuererleichterungen. Der VCI erwartet zwar erst 2026 eine Erholung, doch die Weichen sind gestellt.
Die grüne Transformation bietet enormes Potenzial. Viele Unternehmen investieren in klimaneutrale Prozesse wie wasserstoffbasierte Produktion – laut Prognosen könnten dafür bis 2045 über 600 Terawattstunden Strom nötig sein. Studien betonen die Bedeutung von Recycling und Abfallvermeidung: 90 % der Firmen sehen hier große Hebel. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie zielt auf weniger Primärrohstoffe und mehr Innovation bei Sekundärmaterialien. Für BASF oder Evonik eröffnen sich so neue Märkte – etwa mit Bio-Chemikalien oder nachhaltigen Polymeren.
Der GreenTech Atlas 2025 sieht enormes Wachstum, getrieben durch EU-Vorgaben und grüne Investitionen. Doch ohne bezahlbare Energie und stabile Rahmenbedingungen droht die Transformation ins Stocken zu geraten.
Fazit
Die Chemiebranche, einst das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, ringt 2025 mit einer toxischen Mischung aus hohen Energiepreisen, regulatorischer Überforderung und schwächelnder globaler Nachfrage – ein Seismograph, der derzeit mehr Beben als Stabilität registriert. Doch inmitten der Krise keimt Hoffnung: Ab 2026 sollen Stromsubventionen, Forschungsanreize und steuerliche Erleichterungen den Turnaround einleiten, Investitionen anstoßen und Abwanderung bremsen. Bis dahin bleibt die Branche anfällig für geopolitische Stürme – von US-Zöllen bis zur Nachfrageschwäche in China und den USA. Ein klarer Appell an Politik und Industrie: Jetzt gemeinsam handeln.
Unter den sieben analysierten Chemie-Aktien stechen Evonik und Bayer hervor: Evonik punktet mit stabilem EBITDA-Wachstum und Fokus auf margenstarke Spezialchemie, was Analysten zu Kaufempfehlungen veranlasst. Bayer zeigt den deutlichsten Turnaround: über 60 % Kursplus seit Jahresbeginn, positive Zulassungen, starke Quartalszahlen und ein klarer charttechnischer Ausbruch. BASF und Wacker Chemie dagegen kämpfen mit Prognosesenkungen, während Lanxess, Brenntag und Covestro durch Umstrukturierungen, Preisdruck und Unsicherheiten gebremst werden – hier ist Vorsicht angebracht.
Der langfristige Ausblick hängt an der grünen Transformation: Investitionen in Kreislaufwirtschaft, Wasserstoff und nachhaltige Materialien eröffnen neue Wachstumsfelder – sofern der regulatorische Rahmen stabilisiert und der internationale Wettbewerb fairer wird. Wer jetzt antizyklisch investiert, setzt auf ein Comeback mit Substanz – aber auch mit langem Atem.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
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