
Chancen in diesem Sektor, Nike Turnaround, FICO explodiert
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Aktientalk” unseres Goldesels Michael Flender und Daniel von Investflow sprechen unsere Experten über die aktuellen Zahlen bei Nike und eine Kursexplosion bei Fair Isaac (FICO).
Darüber hinaus geht es um einen der Sektoren, der zuletzt deutlich gelitten hat und nun vor einem Turnaround stehen könnte – der Gesundheitssektor.
Warum Nike noch nicht über den Berg ist, warum Fair Isaac explodiert ist und was den Gesundheitssektor jetzt so spannend macht, das und vieles mehr erfahrt ihr wie immer bei Apple Podcast, Spotify oder direkt bei Youtube.
Aktuelle Marktlage – Shutdown in den USA
Die Märkte waren in den letzten Tagen deutlich in Bewegung hier die Hintergründe:
- Politik vs. Markt: In den USA gab es erneut Schlagzeilen rund um einen Shutdown, politische Querelen und Verhandlungen. Überraschenderweise zeigten die Märkte wenig Nervosität — jedenfalls keine nachhaltige. Die Tech- und AI-Sektoren laufen weiter stark.
- AI-Hype & Deals: Große Deals zwischen Tech-Giganten und Cloud-/AI-Anbietern (z. B. Microsoft) sorgen weiterhin für Nachfrage nach Chips, Cloud-Infrastruktur und Services. Auch Aussagen, dass Nachfrage unterschätzt wurde, treiben die Kurse.
- DAX & Europa: Trotz Sorgen um die Wirtschaft hat sich der DAX zuletzt stabilisiert und ist in die Nähe der Allzeithochs gerückt.
- Volatilität in Einzelwerten: Kleine, spekulative Aktien (Quantum / Gaming / Space / Drone-Security) zeigen weiterhin enorme Ausschläge nach oben wie unten — typisch für Phasen mit viel Spekulation.
Historisch ist der September oft ein nervöser Monat, während der Oktober traditionell stärker läuft. Ob das dieses Jahr auch so kommt, ist nicht garantiert. Die Stimmung ist insgesamt recht euphorisch für einzelne Tech- und KI-Werte, während andere Sektoren (z. B. einige Konsumwerte) weiterhin ihre Probleme auskurieren.
Tech, AI & die Bubble-Diskussion
Wenn riesige Summen für Unternehmen ohne Produkte gezahlt werden, erinnert das manche an frühere Blasen (z. B. die Dotcom-Zeit). Jeff Bezos hat das zuletzt auch angedeutet. Aber auch aus früheren Hypes kommen oft echte, nachhaltige Innovationen heraus. Als Investor muss man unterscheiden: welche Geschäftsmodelle sind nachhaltig, welche reiten nur die Welle.
Kommt bei Nike jetzt der Turnaround?
Viele von euch haben Fragen zu Nike gestellt — die Zahlen sind raus, und sie sorgen für Diskussionen. Als langjähriger Anleger stellt sich auch Michael die Frage: War das jetzt der Start einer nachhaltigen Erholung oder nur ein kurzes Strohfeuer?
Die wichtigsten Ergebnisse der Zahlen:
- Umsatz: leichtes Plus von 1 %
- Running-Segment: starkes Wachstum, teilweise +20 %
- Gross Profit (Bruttomarge): Rückgang um ca. 6 %
- Converse: deutlich schwächer, Rückgang um ca. 27 %
- Risiken: US-Zölle / Tarife, mögliche Belastungen (~1,5 Mrd. USD als Szenario)
1% Umsatzwachstum klingt zunächst nach wenig — aber im Kontext von Nike, das in den letzten Jahren unter Druck war, ist es ein Zeichen der Stabilisierung. Wichtig ist jedoch: Umsatzwachstum alleine reicht nicht. Wenn die Marge schrumpft (Bruttomarge -6 %), dann bleibt am Ende weniger übrig. Converse als einstige Lifestyle-Marke zeigt weiterhin große Probleme — das ist ein Zahnrad im Nike-Getriebe, das sich erst wieder drehen muss.
Analysten und Management sind gespalten: Einige sehen erste positive Signale (Running als Treiber), andere warnen vor weiterem Gegenwind (Zölle, strukturelle Veränderungen im Konsumverhalten). Michael bleibt investiert, hat aber nicht nachgekauft. Nike ist nach wie vor eine starke Marke mit enormer Reichweite, aber die Erholung muss jetzt in den nächsten Quartalen nachgewiesen werden.
Fair Isaac (FICO) explodiert
Fair Isaac, das Unternehmen hinter dem FICO-Score (ähnlich der deutschen SCHUFA), machte einen heftigen Satz nach oben. Eine Anpassung des Lizenz- bzw. Preismodells, die auf den ersten Blick kundenfreundlicher und transparenter wirkt. Kunden sehen künftig klarer, was sie zahlen müssen und können dadurch Kosten sparen.
Auf den ersten Blick wäre das doch schlecht für den Anbieter, wenn Kunden weniger bezahlen – richtig? Die Preistransparenz reduziert eine große Hürde für Neukunden. Wenn Unternehmen vorher unsicher waren, wieviel die Nutzung kostet und deshalb gezögert haben, führt Transparenz oft zu mehr Nachfrage. Mehr Nutzer können Skaleneffekte und stabilere Einnahmen bedeuten. Genau das erwarten viele Analysten nun für Fair Isaac.
Die Folge: Ein starker Kursanstieg, weil Investoren antizipieren, dass die Umsatzbasis breiter wird und trotz geringerer Preise die Margen stabil bleiben oder sich sogar verbessern, weil die Anzahl der zahlenden Kunden stark steigt. Das ist ein klassisches Beispiel, wie Produkt- und Preisgestaltung die Marktbewertung direkt beeinflussen können. Die Bewertung des gesamten Unternehmens bleibt aber weiter ambitioniert. iming kann man schöne Gewinne erzielen — aber das ist nicht die Regel.
Warum Healthcare wieder auf dem Radar ist
Der Healthcare-Sektor zeigt Anzeichen einer nachhaltigen Erholung — und das könnte eine echte Investmentchance sein. Der Auslöser war ein Deal zwischen der US-Regierung und Pfizer, der Unsicherheit in Bezug auf mögliche Preisbegrenzungen und Tarife deutlich reduziert hat.
- Pfizer verhandelte eine Vereinbarung über Preisgestaltung, die bestehende Medikamente und neue Medikamente auf einer Plattform regelt.
- Ein Kernpunkt: Transparenteres Pricing und in Teilen deutlich niedrigere Preise für Patienten, aber im Gegenzug bestimmte Ausnahmen (z. B. Übergangsfristen) und politische Vereinbarungen, die die kurzfristige Belastung für Pharmaunternehmen abmildern.
- Die Folge: Marktteilnehmer rechnen nun damit, dass ähnliche Deals mit anderen Pharmafirmen folgen könnten — das nimmt das Damoklesschwert über den Pharmawerten etwas weg.
Spannende Werte im Sektor
- Thermo Fisher: Lieferant für Laborausrüstung und Reagenzien. Hatte bereits einen starken Bounce, aber bleibt aus fundamentaler Sicht attraktiv, weil die Nachfrage nach Laborinfrastruktur und Diagnostik stabil ist.
- Merck: Bewertungskennzahlen: Forward P/E im einstelligen Bereich (~9,7) und eine Free-Cash-Yield von über 6 % — das macht Merck aus Sicht von Value-Investoren sehr interessant. Natürlich ist das Angesichts des Patentauslaufes von Blockbustern nicht ohne Risiko, aber Merck hat Pipeline-Assets und Biotech-Kapazitäten, die das kompensieren können.
- Bristol Myers Squibb: Hatte starke Kursschwankungen, wurde dieses Jahr teils deutlich zurückgeworfen, aber hat auch Medikamente in der Pipeline, die echte Wachstumstreiber werden könnten. Patentausläufe sind ein Risiko – das dürfte aber eingepreist sein.
- Johnson & Johnson: Ein Klassiker, der deutlich tiefer bewertet wird als in der Vergangenheit. Forward P/E von ca. 17 — früher war J&J oft im Bereich von 25 P/E. Wenn das Business stabil bleibt, könnte hier ein guter Einstieg warten, insbesondere wegen der Dividende und der Stabilität des Geschäfts.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Thermo Fisher.
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