Blogartikelbild Anleihen 1×1: Das musst du als Anleger wirklich wissen

Anleihen 1×1: Das musst du als Anleger wirklich wissen

Lange kaum beachtet, jetzt zurück im Rampenlicht: Staatsanleihen erleben ein Comeback. Nicht zuletzt, weil sich auch die Risiken verschieben: Vor wenigen Tagen hat die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der USA von Aaa auf Aa1 gesenkt. Damit verliert die weltgrößte Volkswirtschaft als letztes Land unter den großen Ratingagenturen ihre Top-Bonitätsnote. Der Ausblick wurde auf stabil gesetzt. Hauptgründe sind die weiter wachsende Staatsverschuldung, die steigende Zinslast und fehlende politische Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung. Das Downgrade setzte den US-Dollar und die US-Staatsanleihen unter Druck.

Gerade vor diesem Hintergrund gewinnen Anleihen wieder an Bedeutung: Sie gelten als sicherheitsorientierter Anker im Portfolio – und werfen nach Jahren der Nullzinsen wieder attraktive Erträge ab. Doch viele Privatanleger sind mit der Anlageklasse kaum noch vertraut – gerade diejenigen, die erst seit wenigen Jahren an der Börse aktiv sind.

Zinswende nach der Nullzinsphase

Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, mit denen Staaten oder Unternehmen Kapital einsammeln. Anleger erhalten dafür regelmäßige Zinsen und am Ende der Laufzeit ihr Geld zurück. In der Nullzinsphase bis 2021 war das Segment weitgehend unattraktiv. Die Zinswende ab 2022 brachte den Turnaround: Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank erhöhten massiv die Leitzinsen – im Kampf gegen die Inflation. Seitdem sind auch die Renditen von Anleihen deutlich gestiegen. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren derzeit über 4 %, 30-jährige sogar über 5 % – ein Niveau, das lange nicht erreichbar schien.

Mit der Moody’s-Abstufung reagierten die Märkte sensibel: Die Renditen stiegen weiter, Risikoaufschläge zogen an – vor allem bei Unternehmensanleihen mit schwächerer Bonität. Gleichzeitig steigt das Interesse an Anleihe-ETFs und -Fonds, besonders bei jenen, die auf stabile Erträge in einem volatilen Umfeld setzen.

Was euch in dieser Topstory erwartet

In dieser Topstory zeigen wir, warum Anleihen aktuell wieder eine wichtige Rolle im Depot spielen – und worauf Anleger jetzt achten sollten. Wir erklären die ökonomischen Hintergründe, die Folgen der Zinswende und Moody’s-Abstufung und beleuchten, wie sich das auf Aktienmärkte, Staatshaushalte und Portfolios auswirkt. Dazu liefern wir konkrete Anlageansätze, damit ihr eine fundierte Entscheidung treffen könnt: Brauche ich Anleihen im Depot oder nicht?

Was Anleihen im Kern ausmacht – eine Einordnung

Auf den ersten Blick wirken Anleihen wie simple Zinsprodukte – doch ihr Verhalten am Kapitalmarkt ist alles andere als statisch. Entscheidend ist: Der Kupon, also der nominale Zinssatz einer Anleihe, bleibt über die Laufzeit konstant. Die Rendite, die Anleger tatsächlich erzielen, hängt jedoch vom aktuellen Marktpreis ab – und dieser schwankt täglich.

Was beeinflusst diesen Preis?

  • Laufzeit & Duration: Anleihen mit langer Restlaufzeit reagieren besonders empfindlich auf Zinsveränderungen. Wenn etwa die Leitzinsen steigen, sinkt der Kurs einer bestehenden, niedrig verzinsten Anleihe – bei langen Laufzeiten fällt der Kursrückgang meist deutlich stärker aus als bei kurzen.
  • Bonität & Risikoaufschlag: Die Kreditwürdigkeit des Emittenten spielt eine zentrale Rolle. Je geringer die Rückzahlungswahrscheinlichkeit eingeschätzt wird, desto höher muss die Rendite liegen, um das zusätzliche Risiko zu kompensieren. Dieser sogenannte „Credit Spread“ ist bei spekulativen Unternehmensanleihen deutlich größer als bei Schuldnern mit Top-Rating.
  • Liquidität & Marktmechanik: Auch die Frage, wie leicht sich eine Anleihe handeln lässt, beeinflusst ihren Preis. In Stressphasen – etwa im März 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie – konnten selbst als sicher geltende US-Staatsanleihen nur noch mit hohen Abschlägen verkauft werden. Breite Geld-/Brief-Spannen (Bid-Ask-Spreads) und Liquiditätsengpässe zeigten damals, wie fragil selbst große Märkte sein können.

Diese Faktoren machen klar: Anleihen sind keine starren Zinsprodukte, sondern dynamische Instrumente, die auf Zinswenden, Risikobewertungen und Marktliquidität reagieren – manchmal sogar heftiger als Aktien.

Vor allem die Dauer der Restlaufzeit und die Einschätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit bestimmen, wie volatil sich ein Papier im Marktumfeld verhält – und welche Rolle es im Portfolio spielen kann: als stabiler Einkommensanker oder als bewusste Rendite-Chance mit Risikoaufschlag.

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Auf- und Abstufungen: Mechanismus, Ursachen, Wirkungen

Wie bewerten Ratingagenturen?

Die drei großen Ratingagenturen – Moody’s, S&P und Fitch – bewerten die Kreditwürdigkeit eines Staates oder Unternehmens anhand klar definierter Kriterien. Im Fokus stehen vier zentrale Pfeiler:

  • Wirtschaftskraft,
  • institutionelle Stabilität,
  • fiskalische Kennzahlen (z. B. Schuldenquote, Budgetsaldo),
  • sowie die Anfälligkeit für externe Schocks.

Die Gewichtung ist modellbasiert. Bei Moody’s fließt beispielsweise allein die fiskalische Stärke zu 40 % in das Rating ein.

Warum Downgrades so ins Gewicht fallen

Eine Herabstufung bedeutet nicht nur einen Vertrauensverlust – sie kann ganze Kettenreaktionen auslösen:

  • Indexanbieter wie Bloomberg Barclays müssen betroffene Anleihen ggf. aus wichtigen Benchmarks entfernen oder umgewichten.
  • Versicherungen und Pensionsfonds dürfen unter regulatorischen Vorgaben oft nur Anleihen mit bestimmter Mindestbonität halten – fällt eine Anleihe darunter, droht Verkaufsdruck.
  • Neuplatzierungen werden teurer: Emittenten müssen höhere Kupons bieten, um Investoren zu gewinnen.

Im Schnitt verlangen Investoren für jede verlorene Ratingstufe im Bereich A einen Aufschlag von 15 bis 25 Basispunkten – und das dauerhaft.

Warum Anleihen Krisen ankündigen: Die inverse Zinskurve

Die Zinskurve – also der Unterschied zwischen kurz- und langfristigen Anleiherenditen – gilt als einer der verlässlichsten Frühindikatoren für Rezessionen. In normalen Marktphasen rentieren langfristige Anleihen höher als kurzfristige. Dreht sich dieses Verhältnis um, spricht man von einer inversen Zinskurve – und genau das gilt als Warnsignal.

Quelle: OpenAI (via ChatGPT-generierte Grafik)
  • Seit Juli 2023 ist die Differenz zwischen 2- und 10-jährigen US-Staatsanleihen durchgehend negativ.
  • Im Dezember 2024 lag die Inversion bei -110 Basispunkten – der tiefste Stand seit über 40 Jahren.
  • Historisch ging jeder der letzten neun US-Rezessionen seit 1955 eine solche Inversion voraus – mit einem durchschnittlichen Vorlauf von rund 12 Monaten.

Warum ist das so gefährlich?

Das hat vor allem mit dem Geschäftsmodell der Banken zu tun: Sie finanzieren sich kurzfristig (etwa über Einlagen oder Geldmarktinstrumente), vergeben aber langfristige Kredite. Wenn nun kurzfristige Zinsen höher sind als langfristige, geraten Margen und Risikomodelle unter Druck – Kreditvergabe wird unattraktiv, Investitionen gehen zurück. In der Folge kann sich eine inverse Kurve zu einer sich selbst verstärkenden Spirale entwickeln:

Wirtschaftliche Aktivität nimmt ab, Unternehmen fahren Investitionen zurück, Arbeitslosigkeit steigt – eine klassische Rezessionsdynamik.

Historische Beispiele untermauern das Risiko:

  • 1994 (Tequila-Krise): Kapitalabzug aus Schwellenländern nach US-Zinsanhebung.
  • 2008 (Finanzkrise): Inverse Kurve 2006/07 – zwei Jahre später folgte der Lehman-Kollaps.
  • 2023 (Regionalbanken-Stress): Banken wie die Silicon Valley Bank scheiterten, weil sie kurzfristige Abflüsse nicht mit ihren langlaufenden Anleihebeständen bedienen konnten.

Zudem verstärken sogenannte Liquidity Runs im Anleihemarkt – also panikartige Verkäufe – die Dynamik noch zusätzlich. Selbst Staatsanleihen können in solchen Phasen kurzfristig illiquide werden, was Druck auf alle Assetklassen ausübt. Die Zinskurve ist also weit mehr als eine technische Beobachtung – sie ist ein Frühwarnsystem für systemische Risiken.

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Auswirkungen auf andere Anlageklassen

Die Entwicklung am Anleihemarkt bleibt selten ohne Folgen – insbesondere für Aktienmärkte und Staatsfinanzen. Denn steigende Renditen und Bonitätsveränderungen beeinflussen nicht nur direkte Anleiheinvestments, sondern verschieben ganze Kapitalströme.

A) Aktienmärkte: Konkurrenz um Kapital

Anleihen und Aktien konkurrieren um dasselbe Kapital – insbesondere bei institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds, Versicherungen oder Stiftungen. Solange sichere Staatsanleihen kaum Rendite abwerfen, bleibt die Aktie trotz Kursschwankungen alternativlos. Doch mit steigenden Zinsen verändert sich das Bild grundlegend: Plötzlich bieten „risikofreie“ Anlagen wie US-Staatsanleihen wieder Renditen von 4 % und mehr – ohne das unternehmerische Risiko eines Aktieninvestments.

Die zentrale Vergleichsgröße in diesem Kontext ist die Equity Risk Premium (ERP) – also jener Renditeaufschlag, den Anleger für das höhere Risiko von Aktien erwarten. Sinkt diese Prämie, verlieren Aktien an relativer Attraktivität. Laut aktuellen Berechnungen von Prof. Aswath Damodaran (Dozent für Corporate Finance Universität von New York) lag die ERP für US-Aktien im ersten Quartal 2025 nur noch bei 3,4 % – der niedrigste Stand seit der Vorkrisenzeit 2007. Für viele Investoren ein klares Signal: Risiko lohnt sich nicht mehr wie früher.

Die Folgen zeigen sich bereits in den Kapitalflüssen: Nach der Herabstufung der US-Bonität zogen Anleger innerhalb einer Woche über 11 Milliarden US-Dollar aus Aktienfonds ab – während Anleihefonds parallel hohe Zuflüsse verzeichneten. In Zeiten höherer Zinsen wird die Aktie als Assetklasse stärker hinterfragt – insbesondere, wenn die Unternehmensgewinne nicht im gleichen Tempo wachsen oder sich die Volatilität erhöht. Das erklärt auch, warum sich Tech-Werte – die besonders zinssensibel sind – zuletzt wieder schwerer taten.

B) Staatsschulden: Zinslast und politische Konsequenzen

Auch für Staaten hat die neue Zinswelt drastische Konsequenzen. Jahrzehntelang profitierten viele Länder von historisch niedrigen Zinsen – was Haushaltsdefizite und hohe Schulden tragbar erscheinen ließ. Diese Phase ist vorbei. Laut Internationalem Währungsfonds liegt die durchschnittliche Zinslast der G20-Staaten mittlerweile bei über 10 % ihrer Fiskaleinnahmen – mit teils stark steigender Tendenz. Das belastet die Haushalte – insbesondere in Ländern mit geringem Wirtschaftswachstum oder bereits hoher Schuldenquote.

Ein weiterer Stressfaktor ist die sogenannte Roll-over-Quote – also der Anteil der Staatsverschuldung, der in naher Zukunft neu finanziert werden muss. Länder wie Italien oder Brasilien haben relativ kurze durchschnittliche Laufzeiten ihrer Staatsanleihen und müssen in den kommenden zwei Jahren bis zu 30 % ihrer Gesamtverschuldung neu begeben – zu Konditionen, die heute deutlich schlechter sind als noch vor wenigen Jahren. Jede Refinanzierung wird damit zur Kostenfalle.

Hinzu kommt die politische Dimension: Zinslast und Schuldenregeln sind nicht nur ökonomische, sondern auch gesellschaftliche Themen. Gerade in Wahljahren neigen Regierungen dazu, unpopuläre Sparmaßnahmen zu vermeiden – selbst wenn sie ökonomisch geboten wären. Ratingagenturen beobachten solche Entwicklungen genau. Moody’s etwa verwies bei der jüngsten US-Abstufung explizit auf die zunehmende politische Polarisierung und die strukturelle Blockadefähigkeit des Kongresses als Risiko für die langfristige Zahlungsfähigkeit.

Portfolio-Gewichtung mit Anleihen: Für wen wie viel sinnvoll ist

Lange galt sie als Standard: die 60/40-Regel – 60 % Aktien für Wachstum, 40 % Anleihen zur Stabilisierung. Sie geht zurück auf die moderne Portfoliotheorie von Harry Markowitz und wurde über Jahrzehnte von großen Vermögensverwaltern wie Vanguard propagiert. Die Idee: Wer breit streut und Risiko glättet, erzielt langfristig bessere risikoadjustierte Renditen. Doch in der Nullzinsphase geriet das Modell unter Druck. Viele fragten sich: Warum Anleihen halten, wenn sie kaum Ertrag bringen? Mit der Zinswende ändert sich das Bild – und damit auch die Diskussion um die richtige Gewichtung.

Welche Strategien gibt es, wenn ich Anleihen im Portfolio möchte?

  • 60/40: Klassiker für ausgewogene Portfolios, allerdings etwas “altbacken” und sehr defensiv.
  • 70/30 oder 80/20: wachstumsorientiert, für junge Anleger mit langem Anlagehorizont.
  • Barbell-Ansatz: setzt auf zwei Extreme – zum Beispiel 80 % in risikoarmen Kurzläufern, 20 % in spekulativen Aktien oder High-Yield-Anleihen. Die Mitte wird bewusst vermieden, um entweder Stabilität oder überdurchschnittliche Renditechancen zu nutzen.
Quelle: OpenAI (via ChatGPT-generierte Grafik)
  • All-Weather-Portfolio (z. B. Ray Dalio): gewichtet nicht starr, sondern nach Konjunkturphasen. Ziel ist ein Portfolio, das in jedem wirtschaftlichen Umfeld funktioniert – z. B. mit Anteilen an Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Inflationsschutzpapieren.

Was spricht heute für Anleihen?

  • Stabilität im Depot bei volatilen Aktienmärkten.
  • Planbare Zinseinnahmen – vor allem bei kurzlaufenden Papieren.
  • Diversifikation, um nicht einseitig von Aktien abhängig zu sein.

Die Praxis

Wie kann man nun in Anleihen investieren? Hier gibt es einige grundlegende Unterschieden, die man zunächst für sich klären muss und auf die wir in diesem Abschnitt eingehen werden:

  1. Möchte ich direkt in Staatsanleihen investieren oder über einen ETF oder Fonds an deren Entwicklung partizipieren?
  2. In welchen Märkten und Ländern möchte ich aktiv werden?
  3. Welches ist die beste Strategie, um in Anleihen zu investieren?

ETF, Fonds oder direktes Investment?

Im Endeffekt gibt es zwischen einem Aktien-ETF wie einem ETF auf den MSCI World und einem Anleihen ETF keine großen Unterschiede. Auch bei Anleihen setzt man mit einem ETF auf einen breit gestreuten Korb aus verschiedensten Anleihen unterschiedlicher Schuldner. Der einzige Unterschied ist, dass man als Käufer von Aktien-ETFs tatsächlich in den Besitz der darin enthaltenen Wertpapiere gelangt. Bei Anleihe-ETFs hingegen wird man nur Gläubiger gegenüber dem Emittenten der Anleihe, welcher sich im Gegenzug für den Kauf dazu verpflichtet, deine Zinsen auszuzahlen und dein Geld nach Laufzeitende zurückzugeben.

Bei Anleihefonds ist wie auch bei Aktienfonds zu beachten, dass das managen des Fonds Verwaltungsgebühren und weitere Kosten verursachen kann, die man sich durch ein direktes Investment oder einen ETF in der Regel sparen kann.

Ein weiterer Aspekt, den man insbesondere im Bereich der Anleihe ETFs bedenken sollte ist, dass viele ETFs auf Unternehmensanleihen ausgelegt sind. Hier gibt es auch die Möglichkeit in ETFs mit festen Laufzeiten, die sogenannten “iBonds” zu investieren. Diese sammeln Anleihen mit ähnlichen Fälligkeitsdaten und bieten Anlegern so die Möglichkeit in einen breit gestreuten Korb von Anleihen mit ähnlichen Ablaufdaten zu investieren. Bei Unternehmensanleihen sollte man aber noch mehr darauf achten, die Bonität der jeweiligen Schuldner zu prüfen, da das Ausfallrisiko von Unternehmen im Vergleich zu Staaten deutlich erhöht sein kann. Insolvenzen von Unternehmen kommen alleine schon historisch gesehen deutlich häufiger vor, als das ganze Staaten zahlungsunfähig werden.

In welche Länder möchte ich investieren?

Ähnlich wie bei Aktien gibt es auch bei Anleihen eine scheinbar unbegrenzte Anzahl an möglichen Investments und es ist ebenso die Aufgabe von uns Investoren herauszufinden, bei welchen Anleihen für uns das beste Chance-Risiko-Verhältnis herausspringt. Wer Anleihen natürlich ausschließlich als Sicherheitsanker im Depot haben möchte, der sollte sich auf Unternehmen und Staaten mit den höchsten Bonitäten festlegen. Hier eine Übersicht über die Renditen von 10-jährigen Anleihen:

LandRendite aktuell (Stand 23.05.2025)
Schweiz0,37 %
China1,69 %
Deutschland2,57 %
Spanien3,23 %
Italien3,68 %
USA4,52 %
Indien6,22 %
Bangladesch11,83 %
Uganda17,75 %
Türkei31,03 %
Quelle: Investing.com

Es wird schnell deutlich, dass es große Unterschiede bei den Renditen der einzelnen Anleihen gibt. Die Türkei beispielsweise lockt aktuell mit sehr hohen Renditen, befindet sich aber auch in einer drastischen Wirtschaftskrise, welche die finanzielle Zukunft des Landes unsicherer erscheinen lässt. Demgegenüber stehen Renditen unter 1 bei der Schweiz, die als eines der finanziell stabilsten Länder der Welt gilt. Spannend sind auch die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen, die aktuell auf hohem Niveau liegen. Die Abstufung der Rating-Agentur Moodys hat die Renditen weiter befeuert. Hier könnte sich für Investoren, die weiter an die USA als starke Wirtschaftsmacht glauben, eine attraktive Chance ergeben.

Welche Strategien gibt es?

Bei Staatsanleihen gibt es verschiedene Möglichkeiten bzw. Strategien für ein Investment. Mit der immer beliebter werdenden Strategie der “kurzen Duration” setzt man auf Anleihen mit einer geringen Restlaufzeit. Dies sorgt dafür, dass die Renditen nur einer sehr geringen Volatilität unterliegen, was sie interessant für risikoscheue Anleger macht.

Im Rahmen der inflationären Tendenzen der letzten Monate bzw. Jahre wurden auch die “inflationsgeschützten Anleihen” immer attraktiver. Das Prinzip ist denkbar einfach: Sofern meine Anleihe, in die ich beispielsweise 10.000 EUR investiere inflationsgeschützt ist und die Inflation beträgt über meinen Investitionszeitraum 5 %, so erhalte ich bei der Rückzahlung meiner Anleihe 10.500 EUR zurück. Diese Absicherung ist allerdings über weniger Rendite der Anleihe insgesamt erkauft, was die Gesamtrendite negativ beeinflussen kann.

Zuletzt wirkt auch der “High Yield Ansatz” auf den ersten Blick sehr reizvoll. Bei diesem Investmentansatz setzt man bewusst auf Anleihen von Emittenten mit schwacher Bonität, wie etwa in unserem Beispiel der 10-jährigen türkischen Anleihen. Das überproportionale Renditepotential erkauft man sich in diesen Fällen in der Regel mit einem drastisch gesteigerten Ausfallrisiko der entsprechenden Emittenten.

Welche Strategie die beste ist, um in Anleihen zu investieren, das muss jeder für sich selbst entscheiden, denn die Wahl sollte mit Bedacht auf die eigene Risikoneigung getroffen werden und im angemessenen Verhältnis zum gewünschten Absicherungseffekt des eigenen Depots stehen.

Anleihen beim Broker kaufen

Wie Aktien haben auch Anleihen eine individuelle Kennnummer für Wertpapiere (ISIN). Sofern ihr bei eurem Broker beispielsweise die ISIN LU1324516050 sucht, findet ihr einen Anleihe ETF, der verschiedene Staatsanleihen von Ländern mischt, die zu den Emerging Marktes gehören. Die Top-Positionen in diesem ETF sind beispielsweise Staatsanleihen von Uruguay, Ecuador oder der Dominikanischen Republik.

Bei z.B. Trade Republic habt ihr auch die Möglichkeit, über die Suche etwas nach unten zu scrollen. Hier findet ihr unter den Kryptowährungen auch die Möglichkeit nach Anleihen zu suchen. Leider sind hier hauptsächlich Unternehmensanleihen zu finden, aber auch z.B. deutsche Staatsanleihen.

Insgesamt ist es zusammenfassend gar nicht so leicht, die passende Anleihe zu finden und diese dann auch noch kaufen zu können. Wer sich hier positionieren möchte, könnte beispielsweise mit der ISIN: LU1931975319 beginnen. Hierbei handelt es sich um einen von Amundi ausgegeben ETF der einjährige US-Anleihen beinhaltet. Aktuelle Rendite: 4,26 %.

Fazit: Anleihen sind zurück – aber nicht planbar langweilig

Staatsanleihen feiern ihr Comeback – nicht, weil sie plötzlich sexy wären, sondern weil das Umfeld es verlangt: steigende Zinsen, wachsende Unsicherheiten und ein wachsendes Bedürfnis nach Stabilität im Depot. Wer früher meinte, Anleihen seien reine „Zinsprodukte zum Einschlafen“, sollte umdenken. Moody’s Downgrade zeigt, dass selbst US-Bonds Risiken tragen – und dass Timing, Bonität und Laufzeit heute entscheidender denn je sind.

Was zählt:

  • Zinsen lohnen sich wieder, vor allem bei kurzlaufenden Papieren und in Schwellenländern – sofern man das Risiko tragen kann.
  • Die Zinskurve warnt: Eine anhaltende Inversion deutet auf Rezessionsgefahr – und bremst auch den Aktienmarkt.
  • Diversifikation durch Anleihen ist wieder sinnvoll, gerade bei nervösen Märkten. Aber: Nicht blind kaufen, sondern gezielt auswählen.
  • ETF, Fonds oder Direktkauf? Je nach Vorwissen, Gebührenpräferenz und Renditeerwartung. iBonds & Co. können interessante Nischenlösungen sein.

Kurzum: Anleihen sind kein Selbstläufer, aber ein unterschätztes Werkzeug im Portfolio – besonders für alle, die zwischen Totalrisiko und Tagesgeld ein Mittelmaß suchen. Wer klug streut und die Basics versteht, kann mit Bonds wieder solide bauen.

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