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Lars Weigand in Börsennews

06.11.2025 17:44

Blogartikelbild Blutroter Dienstag, Zahlen bei AMD, Novo Nordisk, Palantir & Uber

Blutroter Dienstag, Zahlen bei AMD, Novo Nordisk, Palantir & Uber

In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Aktientalk” unseres Goldesels Michael Flender und Daniel von Investflow blicken unsere beiden Experten auf die Mini-Korrektur am blutroten Dienstag, den 04. November, die am darauffolgenden Mittwoch, den 05. November, bereits wieder leicht korrigiert wurde. Am heutigen Donnerstag, den 06. November, ist der Abgabedruck allerdings schon wieder zurück.

Darüber hinaus geht es um die Quartalszahlen von AMD, Novo Nordisk, Palantir und Uber. Insbesondere Palantir, AMD und Uber konnten mit ihrem Zahlenwerk überzeugen. Die Aktien fielen jedoch zunächst, da die Steigungswinkel zuvor sehr hoch waren – ein klassischer „Sell-the-news“-Effekt.

Wie die Zahlen von AMD, Novo Nordisk, Palantir und Uber ausgefallen sind, warum die Börsen am Dienstag einen Mini-Crash hingelegt haben und was sonst noch an den Märkten passiert ist, das und vieles mehr erfahrt ihr in der aktuellen Episode auf Apple PodcastSpotify oder direkt bei Youtube.

Blutroter Dienstag – Mini-Crash

Am Dienstag hat sich die Stimmung an den Märkten deutlich eingetrübt. Es gab keinen einzigen „großen“ Auslöser, eher eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die zusammen eine spürbare Marktspannung erzeugten. Ein Überblick über einige bemerkenswerte Entwicklungen:

  • Sehr gute Zahlen führen teilweise zu heftigen Kursverlusten: Ein Paradebeispiel ist Palantir, das starke Zahlen geliefert hat, aber trotzdem massiv abverkauft wurde. Wenn gute Ergebnisse nicht belohnt werden, ist das ein Warnsignal.
  • Technologiesektor schwächelt: Viele hoch bewertete und bereits stark gelaufene Titel sind erstmals seit langer Zeit etwas zurückgekommen. Das verstärkt die Volatilität und verschärft Korrekturen.
  • Unsicherheit rund um KI-Deals: Große Kooperationen zwischen KI-Anbietern und Tech-Firmen werfen Fragen zur Finanzierung, Profitabilität und Nachhaltigkeit auf. Werden diese Deals jemals die riesigen Umsatzprognosen rechtfertigen?
  • Makrodaten fehlen oder sind unklar: Der Shutdown von Datenauslieferungen und Unsicherheit um Arbeitsmarktdaten sorgen für zusätzliche Nervosität.
  • Marktstimmung: Der CNN Fear & Greed Index zeigt wieder extreme Angst, während die großen Indizes nahe den Hochs verharren, sind viele Einzelaktien weit von ihren Höchstständen entfernt.

AMD – Starke Zahlen, Aktie fällt leicht

Aktienverlinkung: US0079031078

AMD hat im dritten Quartal beeindruckende Zahlen vorgelegt, und doch reagiert der Markt nicht euphorisch.

  • Umsatz: Erwartet wurden 8,7 Milliarden US-Dollar, geliefert wurden 9,25 Milliarden. Ein klarer Beat.
  • Data Center Revenue: 4,3 Milliarden statt erwarteter 4,1 Milliarden. Auch hier ein deutlicher Pluspunkt.
  • Bereinigtes EPS: In den Kommentaren fiel die Aussage, dass die Konsenserwartung bei 1,7 lag und AMD 2,0 USD geliefert hat. Das ist ein signifikanter Outperformance-Wert.
  • Q4 Umsatzprognose: Angesetzt wurde 9,3 bis 9,9 Milliarden – selbst das unterste Szenario liegt über der Markterwartung von 9,2 Milliarden.
  • Bereinigte Bruttomarge: Erwartet wurden 54,5 Prozent – und genau dort landete AMD. Das ist der Punkt, an dem die Euphorie gebremst wurde.

Darum konnte die Aktie nach den Zahlen nicht zulegen:

  1. Die Aktie war im Vorfeld massiv gelaufen – nach dem OpenAI-Deal bildete sich ein riesiges Gap und AMD hatte in kurzer Zeit deutlich zugelegt.
  2. Wenn Margen so ausfallen wie erwartet, genügt das vielen Investoren nicht mehr. Es herrscht eine Price-to-Perfection-Dynamik: Unternehmen müssen nicht nur liefern, sie müssen überliefern.

„Unsere Partnerschaft mit OpenAI wird unser KI-Geschäft im Rechenzentrumsbereich erheblich beschleunigen mit dem Potenzial in den nächsten Jahren weit über 100 Milliarden US-Dollar zu generieren.“

Das Zitat von AMD verdeutlicht die Erwartungshaltung: Wenn diese Partnerschaft hält was sie verspricht, könnten die Wachstumsperspektiven massiv sein. Aber die Frage bleibt: Mit welchen Margen und welcher Profitabilität wird das Wachstum einhergehen? OpenAI und ähnliche Player müssen erst einmal entsprechend wachsen und dafür zahlen können.

Novo Nordisk: Leichte Enttäuschung, aber kein Crash

Aktienverlinkung: US6701002056

Novo Nordisk hat seine Zahlen veröffentlicht und bewegte die Märkte – wenn auch nicht dramatisch negativ.

  • Q3 Umsatz: Rund 75 Milliarden Dänische Kronen vs. Konsens 76,7 Milliarden. Damit knapp 2 Prozent unter der Konsenserwartung.
  • Wegovy-Umsatz: Erwartet wurden 20,9 Milliarden DKK; realisiert wurden 20,35 Milliarden DKK – ebenfalls leicht unter Erwartung.
  • GLP-1-Umsatz insgesamt: 36,7 Milliarden DKK vs. Erwartung 37,3 Milliarden DKK.
  • Prognosekürzung: Für 2025 wurde die Investitionsprognose gesenkt und die Umsatzwachstumsprognose für 2025 eingeengt. Die frühere Spanne 8 bis 14 Prozent Wachstum wurde auf 8 bis 11 Prozent reduziert. Operatives Gewinnwachstum 2025: statt 4 bis 10 Prozent nun 4 bis 7 Prozent.

Einige zusätzliche Faktoren, die die Stimmung beeinflussen:

  • Konkurrenz durch Eli Lilly: Lilly meldete zuletzt hohe Wachstumsraten (bspw. 38 Prozent) und holt Marktanteile bei Abnehm-Medikamenten. Das setzt Novo unter Druck.
  • Orales Medikament: Novo hat ein potenzielles orales Produkt in der Pipeline, das ein echter Gamechanger sein könnte. Es würde viele Menschen erreichen, die Angst vor Injektionen haben. Sollte das oral verfügbare Medikament früher oder effektiver kommen, könnte das Novo wieder deutlich nach vorne bringen.
  • Politik und Preisdeckel: Diskussionen in den USA und Deals wie mit Pfizer zur Medikamentenpreisbremse sorgen für Unsicherheit über langfristige Preisentwicklung und Zugang.

Uber: Wachstumsstory mit gemischtem Ausblick

Aktienverlinkung: US90353T1007

Uber liefert erneut starke operative Kennzahlen, doch der Ausblick dämpft die Kursstimmung ein wenig.

  • Monthly Active Platform Consumers: +17 Prozent im letzten Quartal.
  • Trips: +22 Prozent.
  • Gross Bookings: +21 Prozent.
  • Umsatzwachstum: +20 Prozent im Quartal.
  • Net Income: ein Anstieg von 154 Prozent, getrieben von steuerlichen Effekten und Bewertungsgewinn aus Beteiligungen – das heißt: ein erheblicher Teil ist einmalig.
  • Operating Income: nur +5 Prozent – also die operative Marge wächst deutlich weniger stark.
  • Gross Bookings Guidance: 52,2 bis 53,8 Milliarden USD. Das lag leicht unter Konsenserwartungen und hat die Aktie belastet.
  • Free Cashflow: über 2 Milliarden USD – das ist beeindruckend und zeigt, wie cashgenerierend das Geschäftsmodell inzwischen ist.

Was wiegt schwerer für die Bewertung?

  1. Starkes Wachstum bei Nutzerzahlen und Fahrten ist ein Beleg dafür, dass die Nachfrage robust bleibt.
  2. Der Gewinnsprung ist zu einem großen Teil bilanziell und einmalig. Die zugrunde liegende operative Dynamik ist eher moderater Natur.
  3. Robotaxis bleiben ein ambitioniertes Zukunftsprojekt, aber die Profitabilität dafür ist noch einige Jahre entfernt. Die Technologie ist teuer und die Skalierung kostet weiterhin Kapital.

Ausblick: Uber ist weiterhin ein starkes Wachstumsgeschäft mit vielseitigen Einnahmequellen (Ride-Hailing, Delivery, Local Commerce). Kurzfristig kann der Ausblick drücken, mittelfristig bleibt die Story intakt. Für Langfristanleger bleibt Uber interessant – der Markt zeigt sich nur kurzfristig sensibel gegenüber Guidance-Abweichungen.

Amazon verklagt Perplexity: KI-Agenten, Shopping-Automation und Rechte

Aktienverlinkung: US0231351067

Ein spannender Rechtsstreit spielt sich gerade zwischen Amazon und Perplexity ab. Worum es geht: Perplexity betreibt unter anderem einen Browser namens Komet, der als KI-Agent Aufgaben wie die Suche nach Produkten oder das Buchen von Hotels übernehmen kann. In der Praxis heißt das: Du sagst dem Agenten, er soll dir einen roten Wäschekorb bei Amazon bestellen, und der Agent erledigt das für dich.

Amazon hat Perplexity verklagt. Die Vorwürfe drehen sich um:

  • Verletzung der Nutzungsbedingungen: Perplexity hat angeblich automatisiert Amazon-Seiten genutzt, ohne sich als Bot zu kennzeichnen.
  • Kommerzielle Interessen: Amazon befürchtet, dass diese Bots Werbeeinnahmen umgehen, Anzeigen nicht anklicken und damit die eigene Monetarisierung untergraben.
  • Data Scraping: Perplexity soll Inhalte und Preise ohne Zustimmung extrahiert haben.

Perplexity wiederum argumentiert, Amazon behindere Innovationen und versuche, neuen Nutzungsmodellen den Zugang zu versperren. Die Auseinandersetzung ist symptomatisch für die kommende Phase: KI-Agenten werden Angebote automatisieren und viele traditionelle Traffic- und Werbemodelle infrage stellen. Unternehmen wie Amazon werden sich wehren, wenn neue Agenten ihr Geschäftsmodell bedrohen.

Das ist nicht nur juristisch relevant, sondern marktwirtschaftlich auch ein Indikator für Machtverschiebungen zwischen etablierten Plattformen und neuen KI-getriebenen Schnittstellen. Wir dürfen uns in den nächsten Monaten auf eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten und Verhandlungen freuen, die letztlich definieren, wie Daten, Interfaces und Commerce in einer Welt mit autonomen Agenten organisiert werden.

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Marktreaktionen und Einzelaktien: Arista, Auto1, Vonovia und Co.

Die gestrigen Marktbewegungen haben viele Firmen stark getroffen. Ein paar markante Fälle:

  • Arista Networks: Trotz besser als erwarteter Zahlen gab es einen Ausblick, der „nur“ im Rahmen der Erwartungen lag. Bei der Bewertungslage ist das genug für einen Rücksetzer von rund 10 Prozent. Wenn ein Titel zuvor extrem gelaufen ist, reicht oft ein normaler Ausblick nicht mehr.
  • Auto1: Ein interessantes Beispiel aus Deutschland. Während viele IPOs und Tech-Storys einst euphorisch gestartet und dann eingebrochen sind, schafft Auto1 den Turnaround. Verkäufe und operative Kennzahlen sind stark: Absatz 218.617 Fahrzeuge vs. 176.000 im Vorjahr, Umsatz 2,1 Milliarden. Das Unternehmen hat die Prognose erhöht und präsentiert sich profitabel – beeindruckend nach dem schwachen Start nach IPO. Solche überraschenden Drehungen treiben die Volatilität zusätzlich.
  • Vonovia: Profitables Geschäftsmodell dank Wohnraumnachfrage und Mietentwicklung. Auch hier optimistische Prognosen bestätigt. Immobilienwerte reagieren allerdings oft sensibel auf Zinsbewegungen.
  • Andere große Moves: Exxon Enterprise -19%, Pinterest -19%, Upstart -14%, Super Micro Computer -10%. Das zeigt, wie breit die Verkäufe gestreut waren.

Ferrari: Auftragspipeline spricht für das Unternehmen

Aktienverlinkung: NL0011585146

Ferrari liefert ein schönes Gegenbeispiel zu vielen Tech-Geschichten: Trotz verfehlter Q3-Erwartungen läuft die Aktie gut. Warum?

  • Auftragsbestand: Sehr solide, teilweise weit bis ins Jahr 2027 ausgebucht. Das schafft Sichtbarkeit und Planbarkeit für mehrere Jahre.
  • Umsatzwachstum Q3: +7,4 Prozent – gemischte Quartalszahlen, aber die Perspektive zählt bei Luxusgütern mehr als punktuelle Abweichungen.
  • Pipeline und strategische Initiativen: Das Management kommuniziert klar, wie die Wachstumsfelder aussehen und wo Margen gehoben werden sollen.

Bei Premium- und Luxusmarken ist die Erwartungshaltung anders. Investoren kaufen Zukunftssichtbarkeit und Marktposition. Solange die Nachfrage robust bleibt und Wartezeiten hoch sind, bleibt das Geschäftsmodell attraktiv.

Palantir: Eindrucksvolles Wachstum, aber auch Risiken

Aktienverlinkung: US69608A1088

Palantir lieferte ein extremes Wachstum: Umsatzanstieg von 63 Prozent. Die Kennzahlen sind beeindruckend und einige Aussagen, die aus dem Management kamen, klangen fast hyperbolisch. Trotzdem bleibt die Diskussion um Bewertung und Short-Positionen lebhaft.

  • Wachstum: 63 Prozent Umsatzwachstum ist exzellent, dazu ein starkes Gewinnwachstum und hohe Profitabilität. Die Rule-of-40 ist bei Palantir sehr hoch (im Gespräch war ein Wert von über 100).
  • Bewertung: Aktienbewertungen haben sich in den vergangenen Monaten extrem nach oben bewegt. Das macht Titel anfällig für Korrekturen, speziell wenn Marktstimmung kippt.
  • Short-Interesse: Es gibt prominente Short-Positionen, darunter Put-Optionen von bekannten Investoren. Das erhöht die Volatilität weiter.

Fazit: Palantir ist operativ in einer hervorragenden Form, aber die Bewertung erfordert eine starke Fortführung des Wachstums. Sollte der Markt kippen, wäre Palantir ein Kandidat für scharfe Rücksetzer – einerseits wegen der hohen Erwartung, andererseits wegen bestehender Spekulationen gegen die Aktie.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Novo Nordisk, Ferrari.

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