
Amphenol – ein Underdog seit 30 Jahren im Aufwärtstrend
Die Amphenol Corporation (Ticker: APH) zählt zu den führenden Herstellern einer Vielzahl an elektronischer Komponenten, welche in den unterschiedlichsten Industriezweigen zum Einsatz kommen. In den letzten zehn Jahren hat Amphenol mit einer jährlichen Rendite von fast 18 % p.a. den S&P 500 locker outperformt. Aktuell steht der Kurs wieder in den Startlöchern für den Weg zurück zum ATH.
Wegbereiter der weltweiten elektronischen Revolution
Amphenol liefert elektronische Verbindungen für eine Vielzahl von Endsektoren. Die Komponenten sind zwar im Vergleich zu den Endprodukten oder Prozessen der Kunden kostengünstig, aber entscheidend für die Gewährleistung einer zuverlässigen Verbindung und Datenübertragung. Oder wie Amphenol sagt: “Enabling the Electronics Revolution”. Ein echter Schaufelverkäufer!

Die Kunden von Amphenol kommen aus den Bereichen Automobil, Industrie, Militär, Luft- und Raumfahrt, mobile Geräte und Netzwerke, Breitbandverbindungen und IT-Datenkommunikation. Das sind praktisch alle wichtigen Wirtschaftszweige, mit Ausnahme der rein dienstleistungsorientierten Branchen.
Amphenol unterteilt seine Produkte in zwei Segmente:
Interconnect Products and Assemblies: Hier erwirtschaftet Amphenol rund 96 Prozent des Gesamtumsatzes. In diesem Segment entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen eine breite Palette von Steckverbindern und -verbindungssystemen, einschließlich Antennen und Sensoren, die in einer Vielzahl von Endmärkten eingesetzt werden.
Cable Products and Solutions: Dieses Segment steht für die restlichen 4 Prozent des Umsatzes. In dieses Segment fallen Kabellösungen und die zugehörigen Komponenten, die hauptsächlich in den Märkten der Breitbandkommunikation und Informationstechnologie eingesetzt werden.
Die Länderverteilung der Umsätze spiegelt zwar die breite Aufstellung wider, birgt aber ein Risiko, was nicht jedem Investor gefällt: etwa 45 % des Gesamtumsatzes werden in Asien erwirtschaftet. Rund 33 % der Umsätze kommen aus den USA und 22 % aller Umsätze stammen aus dem Rest der Welt.

Amphenol blickt auf eine solide Wachstumshistorie
Vor 20 Jahren im Jahr 2002 erwirtschaftete Amphenol einen Umsatz von knapp über 1 Milliarde USD. Im abgelaufenen Fiskaljahr 2022 waren es 12,6 Milliarden USD. Dies entspricht einem annualisierten Umsatzwachstum von 13 %. Im gleichen Zeitraum stiegen die EPS von 0,12 USD je Aktie auf 3,19 USD je Aktie, was einem Wachstum von 18 % pro Jahr entspricht. In den gesamten 20 Jahren war es nur das Jahr der Finanzkrise, in dem der Umsatz rückläufig war, ansonsten konnte das Unternehmen immer ein positives Wachstum zu verzeichnen.
Amphenol lässt auch das Herz vieler Dividendenjäger höher schlagen. Seit dem Jahr 2005 zahlt Amphenol eine Dividende und hat diese bis 2022 um durchschnittlich 24 % pro Jahr gesteigert. Die aktuelle Dividendenrendite ist mit etwa 1 % zwar nicht besonders hoch, aber die geringe Ausschüttungsquote von 25 % lässt viel Spielraum für weiteres Wachstum.


Defensiver Ausblick für das kommende Quartal
Trotz der soliden Ergebnisse gibt sich das Management zurückhaltend für das nächste Quartal. Das derzeitige wirtschaftliche Umfeld sei nach wie vor unsicher und man habe eine anhaltende Abschwächung der Nachfrage in den kommunikationsbezogenen Märkten festgestellt.
Unter der Annahme, dass sich die Marktbedingungen nicht wesentlich verschlechtern und die Wechselkurse konstant bleiben, erwartet Amphenol für das erste Quartal 2023 einen Umsatz im Bereich von 2,8 bis 2,9 Milliarden USD. Dies würde einem Rückgang von 2 bis 4 % gegenüber dem Vorjahresquartal entsprechen, wobei 2 % negativen Währungseffekten zugeschrieben werden. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird voraussichtlich im Bereich von 0,65 bis 0,67 USD je Aktie liegen, was einem Rückgang von 3 % bis zur Stagnation gegenüber dem ersten Quartal 2022 entsprechen würde.
Ob das Ergebnis wirklich so schlecht ist, wie das Management vermutet, wird sich Ende April 2023 zeigen. Bisher konnten die Prognosen fast immer übertroffen werden.
Tradingsszenario zu Amphenol
Seit dem Börsengang im Jahr 1991 zeigt der Chart einen makellosen Aufwärtstrend, welcher sogar in der Finanzkrise weiter Bestand hatte.
Ende Dezember 2021 erreichte der Kurs das bisherige ATH bei etwa 88,5 USD. Bis zum Verlaufstief im Juni 2022 bei rund 61 – 62 USD verlor der Kurs rund 30 %, was im Vergleich zum restlichen Technologie-Universum noch zu verkraften ist. Vom Juni-Tief marschierte der Kurs innerhalb von sechs Wochen auf bis an den Widerstandsbereich bei etwa 80 – 81 USD. Nach einem nochmaligen Rücksetzer bis auf den Unterstützungsbereich bei 65 – 67 USD pendelte der Kurs seit Jahresende 2022 zwischen dem Unterstützungsbereich um 74 USD und dem Widerstandsbereich bei rund 80 – 81 USD. Die aktuelle Stimmung im Markt, steigende Volumen und die stützende 50-Tage-Linie könnten den Kurs über diesen Widerstand heben. Im Bereich 85 – 86 USD befindet sich der letzte Widerstandsbereich vor dem ATH. Gefährlich wird es, falls der Kurs die Unterstützung bei 61 – 62 USD nachhaltige unterschreiten sollte, da dann der langfristige Aufwärtstrend auf Monatsbasis neutralisiert wäre.


Fazit: Schaufelverkäufer für die digitalisierte Welt
Amphenol ist ein Unternehmen, das wenig Aufmerksamkeit bekommt, aber ohne dessen Produkte unser heutiges Leben kaum funktionieren würde. Die operative Entwicklung in den letzten Quartalen war gut. Das Chartbild ist langfristig solide, kurzfristig ist möglicherweise ein wenig zu viel Euphorie im Kurs eingepreist. Auch wenn das Management aktuell zurückhaltend in die Zukunft blickt, spricht viel für den anhaltenden Erfolg des Unternehmens. Die Produkte von Amphenol sind durch Trends wie Elektromobilität, 5G, Clean Energy, Cloud-Computing, künstliche Intelligenz und vielen weiteren Themen so gefragt wie nie.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse in keinem der besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten investiert.
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