Blogartikelbild AI-Infrastruktur-Blase, Luxusaktien vor großem Comeback & Ottobock-IPO

AI-Infrastruktur-Blase, Luxusaktien vor großem Comeback & Ottobock-IPO

In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Aktientalk” unseres Goldesels Michael Flender und Daniel von Investflow sprechen unsere Experten über die Gefahr einer Blase im Bereich von AI-Infrastruktur-Aktien und erläutern die Probleme, die damit einhergehen, dass sich die Unternehmen aktuell gegenseitig querfinanzieren.

Darüber hinaus geht es um eine Seltenheit an deutschen Börsen und zwar ein erfolgreiches IPO des Prothesenherstellers Ottobock und um drastische Kurszielerhöhungen für die Luxusbranche.

Warum Ottobock beim IPO so gefragt war, was das Problem im AI-Sektor werden könnte und warum Analysten für die Luxusindustrie wieder bulliscih werden, das und vieles mehr erfahrt ihr wie immer bei Apple PodcastSpotify oder direkt bei Youtube.

Aktuelle Marktlage

Die Märkte zeigen sich derzeit in einer interessanten Gemengelage: Auf der einen Seite laufen Indizes wie DAX und Nasdaq nahe oder auf Allzeithochs, Gold notiert historisch hoch und Bitcoin erreicht ebenfalls neue Bestmarken. Auf der anderen Seite flackern immer wieder Unsicherheitsfaktoren auf: makroökonomische Daten in den USA bleiben aufgrund des Shutdowns aus, Konsumentenstimmungsdaten (etwa von der New York Fed) deuten auf schlechtere Zukunftserwartungen hin, und einzelne Unternehmen senken Prognosen.

BMW hat am 8. Oktober seine Prognose für das Jahr deutlich reduziert — sowohl wegen verzögerter Zollrückerstattungen (was die Free Cash Flow-Prognosen schmälert) als auch wegen schwächerer Absatzprognosen in China.

Luxusaktien-Comeback? Morgan Stanley hebt Kursziele an

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Ein bemerkenswerter Effekt der letzten Tage: Luxusaktien zeigen wieder Stärke — allen voran LVMH. Morgan Stanley hat die Kursziele für einige Schwergewichte der Branche massiv angehoben: Für LVMH wurde das Ziel deutlich hochgesetzt, und auch Kering erhielt ein großes Upgrade. Die Investmentbank sieht Anzeichen einer Stabilisierung und sogar einer Erholung in Asien, die bislang ein Hemmschuh für die Luxusbranche war.

Die Luxusbranche ist sehr zyklisch, reagiert aber besonders sensibel auf Erholungssignale aus Asien (China). Ein erhöhtes Kursziel von einer so namhaften Bank kann Kaufdruck auslösen und Rallyes verstärken. Für langfristig orientierte Anleger kann eine frühe Positionierung interessant sein — jedoch gilt es zu beachten, dass die operative Erholung Zeit braucht und das Sentiment bereits vorwegläuft.

Auch wenn Analysten optimistischer werden, bedeutet das nicht, dass die Quartalszahlen unmittelbar stark ausfallen werden. Vielmehr preist der Markt bereits eine Stabilisierung ein. Das kann Chancen, aber auch Risiken bergen — insbesondere bei hohen Einstiegsbewertungen.

Ottobock-IPO: Ein seltenes deutsches Erfolgskapitel

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Ein positives Signal für den deutschen Kapitalmarkt lieferte der Prothesenhersteller Ottobock. Das Unternehmen ist als einer der wenigen deutschen Börsengänge dieses Jahres am oberen Ende der Preisspanne ausgegeben worden (Einstiegsbereich 62–66 €). Mit einer Marktkapitalisierung von rund 4,2 Milliarden Euro zählt Ottobock zu den größeren Debüts.

Wesentliche Fakten:

  • Ausgabepreis: Oberes Ende der Spanne (≈66 €).
  • Free Float: Nur rund 19 % — die Gründer- bzw. Familienbeteiligung liegt bei etwa 81 %.
  • Klaus-Michael Kühne hat weitere 3 % gezeichnet, was die frei verfügbaren Aktien noch weiter einschränkt.
  • Internationale Nachfrage: Neben deutschen Investoren gab es signifikante Orders aus den USA sowie von Hedgefonds und langfristigen Investoren.

AMD & OpenAI: Ein Deal, der Investoren nervös macht

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Das wohl kontroverseste Thema der letzten Tage: Die Ankündigung einer tiefen Partnerschaft zwischen AMD und OpenAI.

Kurz zusammengefasst: OpenAI plant langfristige Abnahmevereinbarungen, AMD erhält im Gegenzug Aktienoptionen in signifikantem Umfang — eine Struktur, die viele Marktteilnehmer mittlerweile beunruhigt.

Darum geht es:

  • Lieferung: AMD soll ab 2026 insgesamt 6 GW an Rechenleistung liefern.
  • Umsatzpotenzial: Analysten sprechen von über 100 Milliarden USD Zusatzumsatz für AMD über die Vertragslaufzeit (je nach Modellierung).
  • Bewertungswirkung: AMD-Aktien legten zeitweise über 30 %
  • Struktur: AMD gewährt OpenAI Aktienoptionen von bis zu 10 %.

Diese Entwicklung kann mittelfristig aber zum Problem werden. Wenn ein Hersteller Finanzmittel oder Equity vergibt, damit ein Kunde dessen Hardware kauft, entsteht eine Schleife, in der Umsatz vermeintlich „geschoben“ wird. Es ist nicht per se illegal oder grundsätzlich schlecht — aber es verändert die ökonomische Aussagekraft der Transaktion. Wurde echter wirtschaftlicher Mehrwert erzeugt oder baute man eine Finanztöpferei, in der die linke Tasche Geld in die rechte steckt?

Die Skalierung solcher Deals ist enorm: OpenAI spricht von einem langfristigen Bedarf von etwa 26GW. Die Finanzierung solcher Anschaffungen ist komplex. Teilweise erfolgt sie über Fremdkapital, Equity-Emissions oder Fremdfinanzierung durch Lieferanten.

Analysten sind gespalten. Einige erhöhen Kursziele massiv (weil sie künftigen Umsatz und Margen optimistisch bewerten), andere warnen vor einer Schein-Profitsituation.

Paul Tudor Jones und die Bubble-Debatte: 1999 vs. Heute

Ein prominenter Investor, Paul Tudor Jones, hat gewarnt, dass die gegenwärtige Marktphase an die Zeit der Dotcom-Blase 1999 erinnert — nicht im Sinne eines unmittelbaren Crashs, sondern in Form eines möglichen „spectacular blowoff“, also einer Phase, in der die Spitze der Bewertung exzessiv hochschießt, bevor es zu einer scharfen Korrektur kommt.

Wir sehen alle Zutaten für ein starkes Rallye-Szenario — aber genau darin liegt auch die Gefahr eines spektakulären Übertreibens, ähnlich wie 1999.

Paul Tudor Jones

Unsere Einschätzung dazu:

Es gibt berechtigte Parallelen wie hohe Bewertungen in Tech, ständig neues Kapital, das in die gleichen Werte fließt und wilde Spekulationen bei neuen Geschäftsmodellen.

Der große Unterschied zur damaligen Bubble ist, dass die großen Tech-Konzerne auf immensen Cash-Beständen sitzen. Das verschafft dem System Stabilität — nicht zu vergleichen mit 1999, als viele Geschäftsmodelle noch gar keinen verlässlichen Cashflow hatten. Teile des Marktes sind zweifellos spekulativ (Start-ups ohne nachhaltiges Geschäftsmodell, Überkapazitäten in neu entstehenden Bereichen). Andere Segmente (Cloud-Infrastruktur, etablierte Softwareunternehmen) haben hingegen reale, nachhaltig wachsende Einnahmequellen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es Blasen-ähnliche Elemente gibt — aber sie sind nicht flächendeckend. Kurzfristiges Timing solcher Hypes ist nahezu unmöglich. Wer versucht, „die Spitze“ zu erwischen, riskiert, die längere Aufwärtsbewegung zu verpassen. Langfristige, fundamentbasierte Anleger bleiben oft im Vorteil — auch wenn sie zeitweise Papierverluste tragen müssen.

Technologieunternehmen kaufen ihre eigene Ware zurück — ein alarmierender Trend

Große Technologieunternehmen investieren selbst in kleinere KI-Player oder Finanzierungsrunden, um diese dann mit ihrer eigenen Hardware auszustatten. Zuletzt fand das wieder in einer Finanzierungsrunde statt, bei der sich Nvidia an X.AI beteiligt und gleichzeitig Liquidität bereitstellt, damit X.AI später Nvidia-GPUs kaufen kann.

Ähnliche Strukturen beobachtet man bei AMD/OpenAI. Equity- oder Optionspakete werden gewährt, gekoppelt mit Abnahmeverpflichtungen. Hierdurch entsteht ein kreisförmiger Geldfluss, der reale Nachfrage vom echten Markt mechanisch unterscheidet.

Schwächere Anbieter könnten auf Kosten der Glaubwürdigkeit des gesamten Segments hochgehalten werden. Aber es gibt auch Argumente dafür, warum Unternehmen dieses Modell wählen — nämlich Beschleunigung von Produktentwicklungen, Sicherstellung von Kapazitäten und strategische Bindung wichtiger Partner. Wo letztlich die Grenze zwischen sinnvoller strategischer Kooperation und marktverzerrender Selbstbedienung zu ziehen ist, bleibt offen.

Niedrige Margen bei GPU-Dienstleistungen: Oracle als Warnbeispiel

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Ein besonders praxisnahes Warnsignal lieferte Oracle mit zuletzt bekanntgewordenen internen Daten und Berichten, die zeigten, dass das Leasing von Servern mit Nvidia-GPUs sehr niedrige Bruttomargen liefert.

In einem Quartal erzielte Oracle rund 900 Millionen USD Umsatz in diesem Segment, davon waren nur etwa 125 Millionen USD Bruttogewinn — also eine Marge von rund 14–16 %.

Das zeigt, dass bei Anbietern von GPU-basierten Cloud-Services die Margen aktuell deutlich schwächer sind, als bei klassischen Cloud- oder SaaS-Geschäften. Gründe sind hohe Investitionskosten für Hardware, hohe Stromkosten, Aufwände für Kühlung, niedrige Auslastung in frühen Phasen und der Preisdruck durch Kundenverhandlungen.

Skaleneffekte sind theoretisch vorhanden — aber sie setzen voraus, dass die Anbieter ihre GPU-Auslastung maximieren und langfristig bessere Einkaufskonditionen bekommen. Deshalb gilt: Nicht jeder, der GPUs vermietet, verdient daran gut. Gerade neue Marktteilnehmer mit geringerer Auslastung oder hoher Verschuldung sind am verwundbarsten, wenn sich die Nachfrage verlangsamt oder Preise fallen.

Infrastruktur und Energie: Wer profitiert vom AI-Boom?

Die massiven Rechenzentren benötigen nicht nur GPUs, sondern auch Energie, Kühlung, Übertragungsinfrastruktur und Speicherlösungen. Wenn AI-Bedarf in der Größenordnung von mehreren Gigawatt entsteht, dann sind das gigantische Investitionen — sowohl in Hardware als auch in Energieversorgung.

Betroffene und potenzielle Gewinner sind die Hersteller von Transformatoren, Hochspannungstechnik und Übertragungsinfrastruktur (z. B. Unternehmen wie Siemens Energy).

  • Anbieter von Energiespeichern und Batterieanlagen wie Tesla.
  • Bau- und Engineering-Firmen, die Rechenzentren errichten und skalieren (z.B. Nebius).
  • Stromerzeuger und Versorger, insbesondere dort, wo Kapazitäten kurzfristig ausgebaut werden müssen.

Wichtig ist: Diese Effekte brauchen Zeit. Die Errichtung von Infrastruktur ist nicht tagtäglich skalierbar — Engpässe können zu Verzögerungen führen und damit indirekt die Margen der AI-Infrastruktur-Anbieter beeinflussen.

Tesla: Neue günstigere Varianten — Enttäuschung oder cleverer Schachzug?

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Tesla kündigte eine kostengünstigere Version des Model 3 und Model Y an, mit Reduktionen bei einigen Ausstattungsmerkmalen (z. B. kein großes Glasdach, manuelle Spiegelverstellung, weniger Komfortfeatures). In den USA resultierte das in einem Preisabschlag von ungefähr 5.000 USD. Gleichzeitig entfällt bei einigen Käufern der Anspruch auf volle staatliche Zuschüsse (7.500 USD), je nach Modell und Konfiguration. Die Aktie fiel kurzzeitig rund 4,5 %. Investoren hatten von dem Event deutlich mehr erwartet – stattdessen gab es eher „kostenoptimierte“ Versionen bestehender Modelle.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Kering, LVMH.

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