Adobe: Dieser Ausbruch könnte die Trendwende einleiten
Adobe Inc. ist eines der größten und wahrscheinlich bekanntesten Softwareunternehmen der Welt. Die meisten Anwender kennen das Unternehmen aufgrund des Adobe Acrobat Reader zum Lesen und Bearbeiten von PDF-Dateien. Daneben bietet Adobe auch Softwarelösungen für Content Creator. Nachdem Adobe im September letzten Jahres angekündigt hatte, den Konkurrenzen Figma zu übernehmen, stürzte der Aktienkurs massiv ab. Die letzten Handelstage könnten nun die Trendwende eingeleitet haben.
Adobe ist mehr als ein PDF-Reader
Die Softwarepalette von Adobe konzentriert sich auf Produkte und Services für Creative Professionals wie Fotografen, Videoeditoren oder Spieleentwickler. Das Flaggschiff ist das Segment Digital Media bzw. die Creative Cloud. Hierbei handelt es sich um eine Kreativplattform, zu deren Kernprodukten Photoshop, Lightroom, Illustrator, Premiere Pro, Acrobat und die KI-Engine Adobe Sensei gehören. Mehr als 70 % des Gesamtumsatzes von Adobe stammen aus der Creative Cloud. Zu den Kunden der Creative Cloud gehören beispielsweise Meta, Electronic Arts oder Roku. Die Adobe Document Cloud gehört ebenfalls zum Segment Digital Media.
Das zweite große Segment ist Digital Experience bzw. die Adobe Experience Cloud. In diesem Segment werden etwa 25 % des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Die Experience Cloud ist eine Software im Bereich des Customer Relationship Management (CRM) und umfasst eine Sammlung von Online-Marketing- und Webanalyseprodukten. Mit der Experience Cloud steht Adobe in direkter Konkurrenz zu Salesforce.
Adobe arbeitet sehr profitabel. Die Bruttomarge über alle Segmente beträgt fast 90 %, bei der Creative Cloud liegt diese sogar bei unglaublichen 96 %!
Mit seinen Produkten arbeitet Adobe in einem attraktiven und wachstumsträchtigen Markt. Der Softwaremarkt im Bereich digitales Marketing soll mit rund 14 % pro Jahr wachsen (Quelle: www.mordorintelligence.com). Die Region mit dem höchsten Wachstumspotenzial ist Asien-Pazifik, in welcher Adobe bereits circa 16 % aller Umsätze erwirtschaftet.
Übernahme von Figma hat die Anleger verstimmt
Das Kernsegment von Adobe wird durch günstigere Produkte wie beispielsweise Canva bedroht. Am 15. September gab Adobe im Rahmen der Zahlen zum 3. Quartal 2022 die Übernahme des Wettbewerbers Figma für 20 Milliarden USD bekannt, wobei die Hälfte des Kaufpreises in Aktien bezahlt werden soll. Figma ist ein Webtool, mit dem mehrere Personen gemeinsam Benutzeroberflächen entwickeln können. Zu den Großkunden von Figma zählen Unternehmen wie Alphabet, Airbnb oder Kimberly-Clark. Den Anlegern war die avisierte Übernahme trotzdem zu teuer, denn noch im Juni 2021 wurde Figma mit nur 10 Milliarden USD bewertet (Quelle: www.bloomberg.com).
Solide Bilanz ermöglicht die Übernahme
Adobe will den Kaufpreis für Figma zur Hälfte in Cash und zur Hälfte in Aktien bezahlen. Gemäß dem Quartalsbericht zum 4. Quartal 2022 weist die Bilanz von Adobe eigene Aktien (Treasury Stocks) im Wert von 23,8 Milliarden USD aus. Dieser Wert entspricht dem Rückkaufpreis der Aktien und nicht dem aktuellen Börsenwert, welcher trotz der Kursverluste der letzten Monate vermutlich trotzdem höher ist. Die notwendigen 10 Milliarden USD über eigene Aktien sind demnach in ausreichender Höhe abgedeckt. Da die Bilanz aktuell einen Cashbestand von ca. 4,2 Milliarden USD aufweist, wird für die weiteren 10 Milliarden USD ein Kredit fällig. Bei der ansonsten geringen Verschuldung und einem Free Cashflow von etwa 7,4 Milliarden USD sollte die Akquisition von Figma finanziell zu stemmen sein.
Tradingsszenario zu Adobe
Im November 2021 markierte Adobe bei rund 700 USD das bisherige ATH. Seitdem ging es kontinuierlich bergab – wie im gesamten Tech-Segment. Bis zur Ankündigung der Übernahme von Figma am 15. September 2022 verlor der Kurs bereits rund 50 % vom ATH. Dennoch folgte auf die Ankündigung der Akquisition ein massiver Abverkauf, bei dem die Aktie an nur einem Tag knapp 17 % verlor. Ende September letzten Jahres wurde das bisherige Verlaufstief bei etwa 275 USD erreicht – ein Verlust vom ATH von mehr als 60 %.
Von diesem Verlaufstief arbeitete sich der Kurs hoch und trat Anfang November in einen Korridor zwischen 325 USD als Unterstützungsbereich und 355 USD als Widerstandsbereich ein, der bisher nicht verlassen wurde.
Am vergangenen Freitag (20. Januar 2023) schob sich der Kurs wieder in den Widerstandsbereich bei rund 355 USD und konnte damit auf Tages- und Wochenbasis (jeweils Schlusskurs) die Abwärtstrendlinie brechen, welche seit dem ATH Bestand hatte.
Ein Long-Einstieg könnte sich ergeben, nachdem Adobe den Widerstandsbereich bei 355-360 USD und die von oben kommende 200-Tage-Linie überwunden hat – also nach aktuellem Stand bei etwa 365 USD (Schlusskurs). Denkbar wäre ein Knock-Out Zertifikat wie dem WKN: DW6R87, welches aufgrund der möglicherweise höheren Volatilität einen moderaten Hebel von etwa 2 hat. Als Unterstützung dienen dann der 200er-SMA (Tagesbasis) und der Bereich um 355-360 USD. Der nächste große Widerstandsbereich ist bei rund 420 USD zu verorten, bei etwa 380 USD ist ebenfalls mit Gegenwind zu rechnen.
Der Artikel ist keine Aufforderung zum Kauf und/oder Verkauf der Aktie. Es handelt sich hierbei um eine journalistische Arbeit. Der Autor hält zum aktuellen Zeitpunkt keine Position in der Aktie.
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