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Vestas Wind und das Problem mit der Marge

Die Branche der Windturbinenhersteller ist bereits seit geraumer Zeit in aller Munde, auch wenn es zuletzt im Allgemeinen etwas ruhiger um die Erneuerbaren Energien wurde. Durch die rückläufigen Gaspreise, den noch recht milden Winter und die gut gefüllten Gasspeicher sind die Forderungen nach einem zügigeren Ausbau von Wind- und Solarenergie, wie ich finde, etwas verstummt. Die aktuellen Zahlen von Vestas Wind Systems A/S wurden nun veröffentlicht und sind für die gesamte Branche ein weiterer Schlag in die Magengrube.

Aktienverlinkung: DK0061539921
Die Marge vom Winde verweht

Die Zahlen im Überblick

Die Zahlen von Vestas enttäuschten insbesondere bei der Marge und beim Umsatz. Letzterer lag mit 14,49 Milliarden EUR noch niedriger als das untere Ende der prognostizierten Spanne von 14,5-15,5 Milliarden EUR. Richtig grausam wird es aber bei der Marge: Das Unternehmen meldete für 2022 eine vorläufige EBIT-Marge (vor Zinsen und Steuern) von -8 %. Zuvor erwartete man eine Marge von – 5 %. Spezifische Gründe wurden hierfür nicht genannt. Vestas sprach lediglich davon, dass die schlechte Marge auf “einzelne Ereignisse” und eine geringe Anzahl an Projekten zurückzuführen sei.

Weiterhin geht das Unternehmen davon aus, dass im aktuellen Jahr ein Umsatz von 14-15,5 Milliarden EUR, bei einer Marge von -2 bis +3 %, erzielt wird. Die hohen Inflationsraten und geringere eine Verfügbarkeit von Windkraftanlagen würden sich negativ auf den Umsatz und die Rentabilität auswirken.

Kommt die Rettung mit der leistungsstärksten Turbine der Welt?

Im Dezember 2022 errichtete der Windturbinenhersteller die bislang leistungsstärkste Windkraftanlage der Welt. Die hier verbaute V236-15.0 MW-Turbine wurde bereits im Februar 2021 auf den Markt gebracht, nun aber erst in einer Windanlage verbaut.

Das erste Windrad dieses Typs wurde im Østerild National Test Center für Windkraftanlagen in Westjütland, Dänemark, installiert. Es erzeugte vor kurzem seine erste kWh Strom. Vor der Serienproduktion werden allerdings noch umfangreiche Tests an der gesamten Anlage durchgeführt.

Die Rotorblätter der Windkraftanlage messen 115,5 Meter und weisen mit einem Kapazitätsfaktor (Effizienz der Anlage) von über 60 % einen branchenweit sehr hohen Wert auf. Die Lebensdauer gab Vestas je nach Standortbedingungen mit 25 Jahren oder mehr an.

Es ist meiner Ansicht nach jedoch nicht anzunehmen, dass die neue Generation der Windturbinen das Margenproblem des Unternehmens lösen wird.

Wie ergeht es der Konkurrenz?

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Bei einem Blick auf die Wettbewerber – hier als Beispiel der deutsche Vertreter Nordex SE – wird klar, dass die Margenprobleme nicht daher rühren, dass Vestas schlecht geführt wird. Vielmehr wird deutlich, dass sich mit der Produktion von Windturbinen einfach kein Geld verdienen lässt. Auch Nordex musste bei den Zahlen zu den ersten 9 Monaten 2022 vermelden, dass die EBITDA-Marge (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 2,5 % im Vorjahreszeitraum auf -5,2 Prozentpunkte zusammengebrochen war. 
Nordex wurde unmittelbar nach den Zahlen von Vestas Wind im Trading-Channel von Goldesel Premium als Shortidee vorgestellt. Das von “Gekko” vorgestellte Szenario konnte 1:1 so umgesetzt werden, da die Aktie kurze Zeit später in den Bereich von 14 EUR zurücklief. 

Die Tradingidee Nordex SE Short im Goldesel Premium Hauptkanal. Das vorgestellte Setup konnte genau so umgesetzt werden.

Technische Einordnung

Bei Vestas Wind konnte sich bislang kein nachhaltiger Aufwärtstrend etablieren. Die zunächst heftige Reaktion auf die Zahlen bis zur Unterstützung bei rund 24 EUR wurde schnell wieder aufgeholt und der gleitende 50-Tage-Durchschnitt bei 26,20 EUR scheint zunächst zu halten. Ein weiterer Abverkauf innerhalb der nächsten Handelstage ist allerdings durchaus denkbar, auch wenn die Aktien aus diesem Sektor trotz der schlechten Nachrichten aus der Vergangenheit weiterhin erstaunlich widerstandsfähig erscheinen.  

Der Chart zu Vestas Wind Systems A/S – bislang konnte der SMA 50 auf Tagesschlusskurs gehalten werden.

Auch die Aktie von Nordex konnte nach einer Bodenbildung im Bereich von etwa 8 EUR wieder nach oben drehen. Die Papiere des deutschen Windturbinenherstellers erholten sich zuletzt bis auf knapp über 15 EUR. Dieser Bereich konnte allerdings nicht überwunden werden. Durch die jüngsten Zahlen von Vestas rutschte auch Nordex unter die Unterstützung bei 14 EUR. Ich kann mir weiter sinkende Notierungen gut vorstellen und habe, wie bei Goldesel Premium erwähnt, im Bereich der genannten Unterstützung eine Short-Position mit einem KO-Zertifikat (Hebel 3) eröffnet. Mein mentaler Stop liegt bei 14,26 EUR und somit am heutigen Tageshoch. Das Trading-Szenario aus Goldesel Premium bleibt für mich intakt. Ein Rücklauf am Montag in den Bereich um den Widerstand bei 14 EUR könnte zum Einstieg mit dem Derivat der DZ-Bank WKN: DW89N6 genutzt werden. Die Zielzone liegt für mich zunächst im Bereich der Unterstützung bei 13 EUR. Dort befindet sich aktuell auch der gleitende 50-Tages-Durchschnitt SMA 50.

Der Chart der Nordex SE – die Unterstützung bei 14 EUR wurde durchbrochen. Ein Rücklauf in den Bereich des SMA 50 bei 13 EUR scheint möglich zu sein.

Fazit

Für mich bleibt festzuhalten, dass die Windturbinenhersteller den Beweis schuldig bleiben, dass dieses Geschäftsmodell nachhaltig profitabel werden kann und es ohne Subventionen langfristig funktioniert. Investoren sollten meiner Ansicht nach einen Bogen um die Titel aus dem Sektor machen. Für mich ist der Sektor nur etwas für kurze Intraday-Erholungen oder auf der Short-Seite. 

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Nordex SE (Turbo-KO – Short).

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen.
Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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