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Turnaround und Stärke – Diese Aktien fallen auf

Hallo liebe Goldesel-Community,
die Lage an den Börsen ist weiter fragil und angespannt. Es gibt in der Berichtsaison positive Überraschungen wie die Zahlen von Netflix oder auch von ASML und LVMH aus Europa. Es gibt allerdings auch herbe Enttäuschungen wie bei SNAP. Auch die Tesla Zahlen wurden eher negativ aufgenommen.

Viele Aktien – vor allem im Techsektor – haben mittlerweile einen 9-12 monatigen Abwärtstrend hinter sich und haben Kursverluste von 30-90 % seit dem Hoch erlitten. Es gibt aber erste positive Anzeichen, dass diese Trends zumindest teilweise gebrochen werden.

Operative Verbesserungen und sinkende Kurse – die perfekte Mischung

Wann gibt es bei Aktien das größte Potential auf massive Kursgewinne? Nicht, wenn Aktien nach schlechten Meldungen wie Gewinnwarnungen bzw. Prognosesenkungen abstürzen. Sondern vor allem dann, wenn es operativ weiter gut läuft, die Aktien aber trotzdem 50 % und mehr gefallen sind. Dadurch sinkt am Ende die Bewertung deutlich. Aus euphorischen Bewertungen in Zeiten nach Corona sind sehr niedrige Multiples geworden, weil die meisten Börsenteilnehmer für die Zukunft aktuell schwarz sehen. Die Probleme sind allgegenwärtig, als Börsianer wird man über Wochen und Monate zermürbt und glaubt selbst irgendwann, dass es nie wieder besser wird. Aber Bärenmärkte und Phasen mit großen Risiken gab es schon immer, selbst ich habe mit der Finanzkrise, Griechenlandkrise, Corona und jetzt der Inflation mit den geopolitischen Risiken einiges erlebt. Auch wenn die Untergangspropheten aktuell wieder sehr laut sind kann ich euch folgendes sagen: Die Börse und auch die Welt gehen nicht unter 🙂

Bärenmärkte – der Gamechanger

Bärenmärkte machen es einem aber schwer, den Mut nicht zu verlieren. Nach einem schwachen Börsenjahr 2022, dass vor allem von Enttäuschungen und Verlusten geprägt ist, merkt man, dass viele Menschen der Börse schon wieder den Rücken gekehrt haben. In der Phase nach Corona kamen viele im Hype dazu, jetzt schüttelt die Börse viele dieser “Glücksritter” wieder ab. Das ist die Natur der Märkte und der Grund, wieso so viele Menschen am Ende nicht erfolgreich sind oder sogar Geld verlieren.

Man sagt ja oft, die Masse der Privatanleger verliert Geld. Woran liegt das? Ich sehe es jeden Tag:
In Euphoriephasen kann keine Aktie stark genug steigen, Bewertungen sind egal, die Story und Fantasie zählen. Man lässt sich mitreißen und will dabei sein. Viele kaufen dann am Ende eines Hypes und sitzen am Ende auf großen Verlusten, vor allem auch, weil hochspekulative Nebenwerte gekauft werden.

In einem Bärenmarkt dagegen ist die Masse extrem pessimistisch, viele verkaufen am Ende, weil die Nachrichtenlage schlecht ist und es kein Licht am Ende des Tunnels gibt. Frustration macht sich breit und alles wird schlecht geredet und am Ende hat man “die Schnauze voll von der Börse und verkauft”. Einige sagen sich dann: Ich warte, bis es wieder bessere Nachrichten gibt und die Lage besser ist. In der Praxis drehen Börsen aber meist, bevor es gute Nachrichten gibt bzw. es reicht ein kleiner Funken Hoffnung, dass die Kurse drehen. Die Masse rennt dann den gestiegenen Kursen wieder hinterher und kauft deutlich teurer die zuvor verkauften Aktien zurück.

Spannende Aktien

Man kann in der aktuellen Phase verschiedene Ansätze fahren – aus Trading und Investmentsicht. Viele Aktien sind meilenweit von den Hochs entfernt, da es entweder operativ nicht mehr so gut läuft, oder eben, weil der Markt die Bewertung zusammenstutzt. Gleichzeitig gibt es einige Aktien, die mit relativer Stärke überzeugen und trotz der widrigen Umstände sogar am Jahreshoch stehen. Die Stärke hier könnte bedeuten, dass es operativ außerordentlich gut läuft und es starke Käufer bei der Aktie gibt.

Zwei deutsche Aktien mit relativer Stärke

Am deutschen Markt gibt es hier nur sehr wenige Aktien. Eine davon ist Aixtron: Ein Maschinenbauer und Zulieferer für die Halbleiterindustrie. Die Stärke ist vor allem vor dem Hintergrund erstaunlich, dass Chipaktien ja zuletzt stark gelitten haben. Die Analysten sind hier überwiegend weiter positiv gestimmt, der Auftragseingang bleibt gut. Die Deutsche Bank hat das Kursziel zuletzt von 27 Euro auf 33 Euro erhöht. Aixtron scheint mit ihrer Technologie den Nerv der Zeit zu treffen und trotz allen Gegenwinds weiter zu wachsen.

Auch ASML konnte zuletzt ja deutlich besser abschneiden als erwartet, trotz der Krise und Exportbeschränkungen nach China trotzt die Branche dem Gegenwind bisher.

Tradingszenario:

Bei einem Ausbruch über 28 Euro auf Schlusskursbasis kann man mit einem Swingtrade auf Sicht mehrerer Wochen folgen. Der Aktie muss man allerdings auch Platz lassen, da die Volatilität sehr groß ist.

Wer die Aktie mit einem Turbo-KO handeln möchte, kann z.B. einen Hebel 4 Turbo-KO der Citi nehmen mit der WKN KG6TLF und einem KO bei 21,02

Aixtron Chart – am Jahreshoch

Auch Vitesco überzeugt dieses Jahr mit relativer Stärke und einem Aufwärtstrend. Das Conti Spin-Off sammelt im Bereich der Elektromobilität am laufenden Band Milliardenaufträge ein. Bis 2030 will man hier 10-12 Milliarden Euro Umsatz erzielen, 40 % Wachstum pro Jahr sind im Bereich Elektrifizierung angepeilt. Der Kapitalmarkttag im Oktober kam insgesamt gut an, die Mittelfristziele wurden aufgestockt. Kursziele der Analysten reichen bis 81 Euro von Warburg, Hauck Aufhäuser IB sieht 75 Euro, die UBS 60 Euro.

Wer den Ausbruch mit einen Turbo-KO Schein umsetzen will, kann z.B. einen Schein der HSBC nehmen: WKN: HG48D5, Hebel 3,94 KO 41,30.

Tradingszenario

Die Aktie ist in einer engen Range, für einen Trade einen Ausbruch über 57,50 auf Schlusskursbasis abwarten. Der Stop knapp unter dem laufenden Aufwärtstrend gesetzt werden.

Vitesco – im Aufwärtstrend und am Jahreshoch

Turnaround Kandidaten

Bei Turnaround-Wetten ist es extrem wichtig zu prüfen, ob die schlechte Kursentwicklung nicht fundamentale Gründe hat. Bei stark abgestürzten Aktien ist dies nämlich meistens so. Einige Beispiele:

  • Uniper lebt nur noch durch einen Staatseinstieg und Milliardenkredite. Selbst wenn das Unternehmen die Krise übersteht, sind Kurse wie vor der Krise durch die extreme Verwässerung sehr unwahrscheinlich. Deshalb für mich für eine große Turnaroundspekulation eher uninteressant.
  • Varta hat die Prognose dieses Jahr mehrfach gesenkt und die Prognose jetzt sogar ausgesetzt. Gleichzeitig schrumpft man beim Umsatz und erzielte in Q3 einen Verlust. Ohne neue Kurstreiber (Erfolge z.B. im Bereich Automotive) für mich nicht interessant, zumal die Insider hier weiter verkaufen.
  • Aktien im Tourismussektor wie Tui und Carnival, wo die hohe Verschuldung belastet und Kapitalerhöhungen für Verwässerung der Aktionäre sorgen.

Turnaroundchance Netflix

Eine Aktie, die 2022 massiv verloren hat und von vielen schon totgesagt wurde, ist Netflix. Der Streaming-Gigant kämpft 2022 mit steigender Konkurrenz und der Zurückhaltung der Konsumenten, da diese nach Corona zunächst wieder den Fokus auf Erlebnisse in der “realen Welt” gelegt haben. Der Schock in Q1 und Q2 mit sinkenden Abozahlen hat die Aktie 75 % vom Hoch abstürzen lassen. Auch Fondsmanager wie Bill Ackmann haben das Handtuch geworfen.

Die Q3 Zahlen sorgen aber jetzt für neue Hoffnung: 2,4 Millionen neue Abonnenten hat man gewonnen, deutlich mehr als die erwarteten 1 Million. Und auch Q4 soll 4,5 Millionen neue Nutzer bringen, das sorgt für neuen Optimismus bei Aktionären. Eher schwach ist aber das Umsatzwachstum, das durch den starken Dollar fast zum erliegen gekommen ist. Chancen bietet in Zukunft das neue werbefinanzierte Abomodell und der Kampf gegen das weit verbreitete Account-Sharing. Wenn es Netflix gelingt, die Kunden, welche sich bisher ein Abo geteilt haben, zu einem eigenen Account zu bewegen, könnte es einen neuen Schub bei den Abozahlen geben.

Tradingszenario

Der Ausbruch über die 250 USD Hürde ist gelungen. Auch die 200 Tagelinie wurde am Freitag geknackt. Die Aktie bleibt für mich bullish, so lange die 250 USD Marke gehalten wird. Wer auf eine Fortsetzung der Erholung spekulieren will, kann hier z.B. einen Turbo-KO Schein der DZ-Bank wählen. WKN: DW6R5Q, Hebel 3,9, KO bei 217$

Eine weitere Aktie, die es 2022 massiv getroffen hat, jetzt aber schon eine kleine Erholung eingeleitet hat, ist Roblox. Und diese Erholung ist in gewisser Weise auch fundamental untermauert. Die Nutzerdaten vom September zeigen weiter zweistelliges Wachstum: 57,8 Millionen täglich aktive Nutzer bedeuten 23 % Wachstum YoY (Year over Year). Die Bookings legen um 11-15 % zu, vor allem der starke Dollar drückt hier das Wachstum. Am 9. November kommen hier die Zahlen.


Tradingszenario
Ich würde einen Ausbruch über die 200 Tagelinie abwarten, dann kann man Long folgen. Vom Tief hat sich die Aktie schon verdoppelt. Zum Hype Hoch bei über 140 USD ist aber noch ein weiter weg. Die Aktie ist bisher nicht an deutschen Börsen gelistet, kann also nur direkt an der NYSE gekauft werden. Alternativ auch hier wieder ein Turbo-KO Schein, z.B. von Morgan Stanley. WKN: MD7MB9 Hebel 3,9, KO 32,33 USD.

Zum Abschluss noch eine spannende Branche für einen möglichen Trendwechsel am deutschen Markt. Die IT-Dienstleister haben wie fast alle Nebenwerte massiv Federn gelassen. Dabei läuft es hier operativ weiter gut: Nagarro und GFT Technologies haben zuletzt sogar die Prognose erhöht. Auch Bechtle berichtet weiter von soliden Geschäften. Der ganze Sektor hat für mich großes Potential, wenn die Stimmung am Markt mal nachhaltig dreht. Bei Nagarro bin ich schon long. Stop ist hier der Bereich um 93 Euro (200 Tagelinie).

Nagarro – Trendwende voraus?

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