Blogartikelbild Stocks on Fire KW40 – China-Rallye und Short-Attacken

Stocks on Fire KW40 – China-Rallye und Short-Attacken

Was für eine Woche an den Kapitalmärkten. Die Rallye am Aktienmarkt ging ungehindert seiner Wege und wurde in dieser Woche von den China-Aktien angeführt. Der Hang Seng konnte beachtliche 13,1 % hinzugewinnen. Aber auch der Dax konnte um deutliche 4 % zulegen. Die US-Indizes stiegen um 0,6 % (S&P500) bzw. 1,6 % (Nasdaq). Auf die gute Ausgangslage in China hatten wir innerhalb der Goldesel-Community in den vergangenen Tagen mehrfach hingewiesen und hoffen, dass ihr etwas mitnehmen konntet.

Die Rallye am chinesischen Aktienmarkt gleicht mittlerweile fast schon einem Short-Squeeze. Dieser Eindruck deckt sich mit Meldungen darüber, dass in China wohl einige Hedge Funds in Schieflage geraten sind, nachdem die dortigen Aktien so rasant gestiegen sind. Die damit wohl einhergehende Eindeckung von Leerverkäufen erklärt wohl ein Stück weit das Tempo der aktuellen Kurssteigerungen bei chinesischen Aktien.

Aber auch anderweitig machten Shortseller beziehungsweise deren vorherige Arbeit auf sich aufmerksam. Bei Super Micro Computer hatte Hindenburg Research bereits am 27. August vor Bilanzmanipulation gewarnt. In der vergangenen Woche wurde nun bekanntgegeben, dass sich das amerikanische Justizministerium diesen Vorfall genauer ansieht. Zudem meldete sich ein ehemaliger Mitarbeiter, der dem Unternehmen fehlerhafte Buchführung vorwarf.

Ebenfalls unter einer Short-Attacke litt die Münchner Private-Equity-Gesellschaft Mutares, der von Gotham City Research Bilanzierungsunregelmäßigkeiten vorgeworfen wurden.

Risikomanagement und Positionsgröße

Unsere aktuelle Ausgabe der Stocks on Fire ist aufgrund der extremen Bewegungen der Aktien und einem erhöhten Totalausfallrisiko nichts für schwache Nerven und nur mit striktem Risikomanagement handelbar. Wir wollen über die aktuellen Aktien eher informieren. Es handelt sich hierbei nicht um Handlungsempfehlungen und ihr handelt auf eigenes Risiko. Viel Spaß beim Lesen!

Super Micro Computer – Einstiegschance oder Totalausfall?

Aktienverlinkung: US86800U1043

Die Vorwürfe rund um Super Micro Computer (SMCI) hatten wir in der Einleitung bereits angeschnitten. Bei Aktien, die unter dem Vorwurf der Bilanzmanipulation stehen, sollte man grundsätzlich natürlich lieber die Finger weg lassen, zumal SMCI bereits im Jahr 2018 für kürze Zeit nicht mehr an der Börse gelistet war, da man den Jahresabschluss zu spät eingereicht hatte. Unter diesem Aspekt wirken die Vorwürfe der Shortseller natürlich deutlich stärker. Mit Blick auf den aktuellen Aktienkurs ist die Vernichtung von Marktkapitalisierung in kürzester Zeit wirklich heftig: Eine SMCI-Aktie war noch im März 2024 über 1200 USD wert, wohingegen der Kurs am vergangenen Freitag bei rund 420 USD schloss (ein Minus von rund 70 %). Einer der einstigen Highflyern des KI-Chipbooms rund um Nvidia und Co. hat etwa 50 Milliarden USD an Marktkapitalisierung verloren.

Die Meldung in Bezug auf die Untersuchungen durch das Justizministerium sorgte nochmal für einen erheblichen Einbruch des Kurses, auch wenn damit nach den Vorwürfen grundsätzlich gerechnet werden konnte. Die Untersuchungen befinden sich nach Angaben des Ministeriums noch in einem frühen Stadium.

Ist der Chart überhaupt aussagekräftig?

Im Falle von Super Micro Computer sollte man natürlich nicht zu viel auf den Chart geben, da die Aktie in dieser Phase eher von den aktuellen Nachrichten getrieben wird. Nichtsdestotrotz steuert die Aktie auf eine spannende Unterstützungszone zwischen 330 und 358 USD zu, in der eine potentielle Umkehr bzw. ein kurzfristiger Rebound stattfinden könnte.

Tageschart von SMCI – Hält die nächste Zone? – Quelle: stock3.com

Hinsichtlich der Bilanzmanipulation muss man allerdings jederzeit damit rechnen, dass die Aktie ausgesetzt wird oder das Justizministerium Ergebnisse der Untersuchung bekanntgibt, die für weitere deutliche Kursverluste sorgen.

Trades sollte man wie schon beschrieben nur mit sehr wenig Kapital und gutem Riskmanagement eingehen.

Als Trading-Szenario im Bereich der o.g. Unterstützungszone käme daher ein K.O.-Zertifikat mit engem Stop in Frage, bei dem man sein Stop-Level finanziell so wählt, dass man bei einem Ausfall genau so viel verliert, wie man bei “normalen Trades” bereit ist zu verlieren.

Mit der WKN: DQ69YT der DZ Bank hätte man einen Stop knapp unter 300 USD. Aggressiver wäre ein Stop unterhalb der Zone bei 323 USD mit der WKN: HS43DC (HSBC). Als Einstieg sollte man auf eine geeignete Reaktion an der o.g. Unterstützungszone zwischen 330 und 358 USD warten. Als Ziel könnte man die Zone um 500 USD anpeilen.

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Mutares – ein Meme im Shortseller-Bericht

Aktienverlinkung: DE000A2NB650

Bei der Private-Equity-Gesellschaft Mutares aus München bahnte sich der Shortsellerbericht bereits einen Tag vor der Veröffentlichung an, da der Kurs schon im Vorfeld massiv unter Druck geriet.

Auch hier soll es Ungereimtheiten in der Bilanz gegeben haben. Im Bericht bezog sich der Shortseller allerdings auffällig oft auf die in der Vergangenheit ebenfalls attackierte Investmentgesellschaft Aurelius. Zudem veröffentlichte Gotham City Research in ihrem Bericht ein Meme zum den Vorwürfen, das sich auch auf Aurelius bezog. Ob man solche Methoden wirklich als fundiertes Research betrachten kann, bleibt der Einschätzung eines jeden Einzelnen überlassen.

Das Management meldete sich am Donnerstag, den 26. September mit einer Stellungnahme und wies die Vorwürfe zurück. Bei den vom Shortseller Gotham City genannten Unstimmigkeiten bei der Kapitalflussrechnung handele es sich nur um einen Übertragungsfehler, welcher nicht in den testierten Berichten, sondern nur bei der Veröffentlichung der Zahlen vorliegen würde. Die weiteren Anschuldigungen seien haltlos.

Man halte zudem an der Jahresprognose und der Dividendenstrategie fest. Im Rahmen der Dividendenstrategie hat das Management zuletzt eine Dividende von mindestens 2 EUR festgeschrieben, womit die aktuelle Dividendenrendite bei rund 9 % liegt.

Vorstand und Aufsichtsrat untermauerten die Stellungnahme mit zahlreichen Insiderkäufen in Höhe von insgesamt über 500.000 EUR am 27. September. Seit Wirecard sollte man aber auch hier wissen, dass dies kein sicheres Kriterium dafür ist, dass im Unternehmen alles sauber läuft.

Der Vorfall wurde auch von Michael und Daniel im Podcast auf Spotify und Apple-Podcast besprochen. Hört hier gerne auch nochmal rein.

Was sagt der Chart?

Tageschart von Mutares – die letzte Unterstützung hält noch (auf Schlusskursbasis) – Quelle: stock3.com

Die Aktie von Mutares kam nach den Vorwürfen von Gotham City Research massiv unter Druck und unterschritt auch die nächstgelegene Unterstützungszone zwischen 21,10 und 21,60 EUR. Diese Zone konnte allerdings auf Schlusskursbasis noch gehalten werden, sodass dieser Bereich als Stop auf Schlusskursbasis für (wie beschrieben sehr riskante) Rebound-Trades genutzt werden kann. Als erstes Ziel könnte ein Gapclose im Bereich 25 EUR angenommen werden.

Legt Gotham City nach?

Bei den meisten Shortseller-Berichten folgt auf die Stellungnahme des Managements jedoch auch eine erneute Antwort der Shortseller, die den Kurs erneut unter Druck setzen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob das auch in diesem Falle passieren wird.

Pinduoduo – Wie lange geht die China-Rallye?

Aktienverlinkung: US7223041028

Bei Pinduoduo gab es nach dem Hype um Temu nach den letzten Quartalszahlen einen deutlichen Abverkauf von über 30 % in wenigen Tagen. Auch wenn das Ergebnis je Aktie mit 3,20 USD die Erwartungen von 2,79 USD deutlich schlagen konnte, lag der Umsatz mit 13,36 Milliarden USD unter den Schätzungen von 13,97 Milliarden USD. Der anfängliche Nachfrageboom bei Temu scheint nachzulassen und auch das Wachstum wirkt mittlerweile endlich. Mehr zu den letzten Zahlen findet ihr auch in diesem Artikel.

Im Zusammenhang mit dem Rebound in China vollzog die Aktie von Pinduoduo ebenfalls eine beeindruckende Erholungsrallye und erholte sich vom Tief um über 50 %. Mit Blick auf die zuletzt eher schwachen Zahlen, könnte die Aktie von PDD eine der ersten sein, die bei einem Rücksetzer der China-Aktien nach der Rallye leidet.

Short nach Gapclose?

Nach der beeindruckenden Rallye hat die Aktie von PDD eine deutliche Reaktion gezeigt, nachdem die Gap nach den letzte Zahlen geschlossen wurde. Charttechnisch befindet sich die Aktie hier zudem an einem relevanten Widerstand. Dieser wurde zwar bereits einige Male durchbrochen, hatte im Chart jedoch auch in der Vergangenheit immer eine gewisse Relevanz. Sollte die Aktie den Bereich um 132,50 USD im Stundenchart unterschreiten, könnte man über eine Short-Position nachdenken. Als Stop dient der Bereich über 140 USD. Das erste Zwischenziel kann bei 123 USD gesehen werden, ehe die nächste Unterstützung bei rund 115 USD in Angriff genommen werden könnte.

Wer die Aktie nicht direkt leerverkaufen kann, der müsste auf einen K.O.-Schein zurückgreifen. Hier könnte beispielhaft ein Schein der HSBC mit der WKN: HS9N11 gewählt werden (4,5er Hebel). Bei dem hohen Hebel sollte aber die Höhe des eingesetzten Kapitals gut überdacht werden.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert (Mutares SE und Co. KgaA). Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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