Blogartikelbild ServiceNow: Unter massivem Handelsvolumen in einen neuen Aufwärtstrend
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ServiceNow: Unter massivem Handelsvolumen in einen neuen Aufwärtstrend

Das Cloud-Computing-Unternehmen ServiceNow (Ticker: NOW) versteht sich als Digitalisierer der großen Konzerne. Das Geschäftsmodell basiert darauf, manuelle Prozesse in digitale Workflows (Arbeitsabläufe) umsetzen. Trotz solider Ergebnisse konnte sich ServiceNow nicht dem Abwärtssog der letzten Monate entziehen und der Kurs fiel auf das Vor-Corona-Niveau zurück. Die kürzlich gemeldeten Quartalszahlen waren besser als befürchtet, doch reicht dies für eine nachhaltige Trendwende?

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Mit der Now Platform zu digitalen Arbeitsabläufen

ServiceNow ist ein Software-as-a-Service (SaaS)-Unternehmen, wobei es Platform-as-a-Service besser beschreibt. Das Herz des Unternehmens ist die „Now Platform“, welche es Kunden ermöglicht, deren Workflows einfach, übersichtlich und einheitlich in der Cloud abzubilden, zu digitalisieren und zu automatisieren. Ursprünglich beschränkte sich die Plattform primär auf eine Art “Helpdesk”-Funktionalität, bei der ein Mitarbeiter Vorfälle meldet, auf die das IT-Team reagiert hat.

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Das Kernelement von ServiceNow ist die Now Platform für die Digitalisierung von Arbeitsabläufen (Quelle: ServiceNow, Investor Presentation Fourth Quarter 2022, www.servicenow.com)

Mittlerweile umfasst die Now Platform Workflows in 4 Bereichen: IT Workflows, Customer Workflows, Employee Workflows und Creator Workflows. IT Workflows decken den größten Bereich ab. Diese umfassen beispielsweise das Ursprungsgeschäft der Problembehandlung, aber auch Performance-Analysen, Wissensmanagement sowie verschiedene Sicherheitsanalysen. Customer Workflows sind zum Beispiel Fallbearbeitungen einzelner Kunden oder Außendienst-Management. Employee Workflows schaffen eine zentrale Schnittstelle für alle Mitarbeiterdienste wie Onboarding-Prozesse und Mitarbeiter-Service-Center. Creator Workflows dienen der Entwicklung unternehmensübergreifender Workflow-Anwendungen, die exakt auf die unternehmensspezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind, beispielsweise App-Entwicklung.

Solider Kundenstamm und stabiles Wachstum

Die Plattform von ServiceNow ist weltweit in mehr als 7400 Unternehmen integriert und bereits rund 80 % der Fortune 500, das heißt der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt, können zum Kundenstamm gezählt werden. Beispielsweise gehören Coca-Cola, JP Morgan und die Allianz zu den Kunden. Marktführend ist die Renewal Rate: ganze 98 % der laufenden Verträge werden erneuert. Dies spricht einerseits für eine hohe Zufriedenheit der Kunden und gleichzeitig verdeutlicht es, dass der Lock-In-Effekt enorm ist – nur 2 % der Kunden wenden sich wieder von ServiceNow ab, nachdem die Now Platform einmal integriert ist.

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Die Now Platform wird in 80 % der Fortune-500-Unternehmen genutzt (Quelle: ServiceNow, Financial Analyst Day 2022, www.servicenow.com)

Obwohl das Unternehmen bereits im Jahr 2003 gegründet wurde, war das Wachstum der letzten 10 Jahre stabil auf einem hohen Niveau. Während der Umsatz im Jahr 2012 noch bei etwa 244 Millionen USD lag, wurden im abgelaufen Fiskaljahr 2022 7,25 Milliarden USD an Umsatz geniert. Das entspricht einer CAGR von über 40 %. Ein genauerer Blick zeigt allerdings, dass der Umsatz zwar immer noch stetig wächst, aber die Umsatzwachstumsraten YoY geringer werden. Vor zehn Jahren wuchs der Umsatz noch im Bereich von 74 % YoY, im letzten Jahr waren es noch 23 %. Die Margen konnten auf Sicht der letzten 10 Jahre immer vergrößert werden: die Brutto-Marge wurde von 57 % auf 82 % gesteigert, die EBIT-Marge stieg von -4 % auf 26 % und die FCF-Marge wurde von 3 % auf 30 % vergrößert.

Der Markt, in welchem ServiceNow sich bewegt, soll in den nächsten Jahren weiterwachsen. Konservative Studien gehen bis 2028 von rund 11 % jährlichem Wachstum des SaaS-Marktes aus, einige Studien sehen Wachstumspotenzial von bis zu 30 % pro Jahr.

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Konservative Schätzungen gehen von einem Wachstum des SaaS-Marktes von 11 % pro Jahr bis 2028 aus (Quelle: www.grandviewresearch.com).

Gute Ergebnisse und zuversichtlicher Ausblick in einem schwierigen Umfeld

ServiceNow meldete am 25. Januar 2023 nach Handelsschluss die Quartalszahlen für das 4. Quartal 2022 einen Gewinn von 2,28 USD je Aktie bei einem Umsatz von 1,94 Milliarden USD. Damit wurden die Schätzungen für den Gewinn pro Aktie auf Non-GAAP und auf GAAP-Basis übertroffen, der Umsatz lag im Rahmen der Erwartungen. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2021 verdiente ServiceNow 1,46 USD pro Aktie (+56 % YoY) bei einem Umsatz von 1,61 Milliarden USD (+20 % YoY). Der Abonnementumsatz im 4. Quartal stieg im Vergleich zum Vorjahr um 22 %. Abonnements machen den Großteil des Umsatzes von ServiceNow aus und sind entscheidend für die Gesundheit des Unternehmens.

Für das angebrochene 1. Geschäftsquartal 2023 erwartet das Unternehmen einen Umsatz aus Abonnements von etwa 2 Milliarden USD, was einer Steigerung von 22,5 % gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres entspricht.

Im Vorfeld der Geschäftszahlen erhielt ServiceNow eine Reihe positiver Analystenkommentare. Analyst Brad Reback von Stifel behielt seine Kaufempfehlung und erhöhte sein Kursziel von 475 USD auf 495 USD pro Aktie. Alex Zukin von Wolfe Research stufte ServiceNow weiterhin mit “buy” und einem Kursziel von 510 USD ein. Samad Samana von Jefferies stufte das Unternehmen ebenfalls weiterhin mit “buy” und einem Kursziel von 500 USD ein. Der Grundtenor der Analystenkommentare ist ähnlich: ServiceNow sei im Bereich der Unternehmenssoftware gut positioniert und die Nachfrage nach Workflow-Automatisierung sollte in den nächsten Jahren hoch bleiben.

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Die Quartalzahlen von ServiceNow für das Fiskaljahr 2022 waren besser als der Markt erwartet hatte (Quelle: ServiceNow, Investor Presentation Fourth Quarter 2022, www.servicenow.com).

Tradingszenario für ServiceNow

Obwohl ServiceNow in den letzten Quartalen fortwährend solide Ergebnisse geliefert hat, die stets über den Schätzungen der Analysten lagen, konnte sich das Unternehmen dem Abwärtstrend im Tech-Sektor nicht widersetzen. Vor allem die Angst vor einer einschneidenden Rezession, welche selbst die Großkonzerne zum Aufschieben von Investitionen zwingen könnte, führte zur Abkehr der Anleger. Vom ATH (ca. 706 USD) im November 2021 fiel der Kurs bis Oktober 2022 auf rund 337 USD und verlor damit etwa 52 % vom ATH.

Vom Oktober-Tief kämpfte sich die Aktie in eine Seitwärtsbewegung zwischen 367 USD und 430 USD. Nachdem Anfang Januar 2023 der Unterstützungsbereich bzw. die Unterseite der Range bei 367 USD erneut getestet wurde, lief der Kurs innerhalb weniger Handelstage rund 25 % nach oben, überwand den Widerstandsbereich bei 430 USD sowie die 50- und 200-Tage-Linie mühelos. Infolge dieser Aufwärtsbewegung wurde auf die vom ATH ausgehende Abwärtstrendlinie gebrochen.

Nach den Quartalszahlen am vergangenen Mittwoch taxierte die Aktie nachbörslich zwar 7 % tiefer, konnte diese Verluste am folgenden Handelstag aufholen und schloss sogar 3 % im Plus. Das Handelsvolumen am gestrigen Tag nach den Quartalszahlen war mit 6,3 Millionen gehandelten Aktien fast 4-mal höher als im Durchschnitt und das höchste Volumen seit Juli 2022. Sogar auf Sicht von 3 Jahren, also inklusive des Corona-Crashs, gab es nur 2 Tage, an denen mehr Aktien über den Tisch gingen. Ein Short-Squeeze kann nicht ausgeschlossen werden, aber das Interesse an ServiceNow ist mit einer Short-Interest-Ratio unter 1,5 % als recht gering einzuschätzen.

Insgesamt wirkt das Chartbild bullish. Mit dem Ausbruch aus der Seitwärtsrange wurde nicht nur die Abwärtstrendlinie gebrochen, sondern auf Tagesbasis auch ein neuer Aufwärtstrend etabliert. Um auf eine weitere Aufwärtsbewegung zu setzen, wäre ein Knock-Out Zertifikat wie dem WKN: DW14FG denkbar, welches aufgrund der möglicherweise höheren Volatilität einen moderaten Hebel von etwa 2 hat. Unter dem Kurs unterstützen der Bereich um 430 USD und die 200-Tage-Linie auf gleichem Niveau. Im Bereich um 477 USD ist mit Gegenwind zu rechnen, der nächste große Widerstand ist bei etwa 510 USD zu verorten.

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Der Chart von ServiceNow wirkt bullish und der nachbörsliche Abverkauf nach den letzten Quartalszahlen wurde unter sehr hohen Handelsvolumen aufgeholt.

Der Artikel ist keine Aufforderung zum Kauf und/oder Verkauf der Aktie. Es handelt sich hierbei um eine journalistische Arbeit. Der Autor hält zum aktuellen Zeitpunkt eine Position in der Aktie.

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