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Dominik Maier

06.07.2021 14:46

Geschätzte Lesezeit: 16 Minute(n)

Palantir Aktienanalyse

Palantir ist einer der Gewinner des Big-Data-Booms der kommenden Jahre. Das Unternehmen gilt als geheimnisvoll und wird oft für seine hohen Bewertungsmultiplikatoren und ein düsteres Margenprofil kritisiert. Ein starkes Umsatzwachstum und eine solide Rentabilität sind für Investoren sehr wichtige Faktoren für die finanzielle Performance und Palantir hat gerade erst begonnen, seine langfristigen Wachstumschancen zu nutzen. Was genau macht Palantir? Wie sieht das Geschäftsmodell aus? Wie stehen die Chancen und Risiken? Viel Spaß beim Lesen.

Unternehmenshistorie 

Palantir wurde 2003 von Peter Thiel, Nathan Gettings, Joe Lonsdale, Stephen Cohen und Alex Karp mit der Vision gegründet, den Terrorismus zu reduzieren und gleichzeitig die bürgerlichen Freiheiten zu wahren. 

Anfangs hatte das Unternehmen Schwierigkeiten, Investoren zu finden und es standen zu der Zeit nur 32 Millionen USD zur Verfügung, von denen 30 Millionen USD von Peter Thiels Risikokapitalgesellschaft kamen. Die anderen 2 Millionen USD investierte In-Q-Tel, die Risikokapitalsparte der CIA. Palantir hatte geglaubt, dass es menschliche Analysten brauchte, um Daten aus vielen Quellen zu untersuchen und einen flexiblen Gegner zu besiegen. 

In den Jahren 2009 und 2010 entdeckte die Software das Ghost Net und das Shadow Network, 2 in China ansässige Spionagenetzwerke. Eine Partnerschaft mit Thomson Reuters wurde 2010 eingegangen, um das Produkt Palantir Metropolit als quantitatives Analysetool zu verkaufen. Im selben Jahr schrieb Vizepräsident Joe Biden dem Unternehmen zu, dass es der Regierung bei der Betrugsbekämpfung geholfen habe und kündigte gleichzeitig an, dass es bei anderen Regierungsbehörden eingesetzt werden würde.  

Während einer Finanzierungsrunde im September 2013 sammelte Palantir 196 Millionen USD ein und Alex Karp, der derzeitige CEO, verkündete, dass das Unternehmen kein Interesse an einem IPO hat, da die Umstände zu kompliziert für Palantir wären. Im selben Jahr wurden noch weitere 450 Millionen USD von privaten Investoren eingenommen, die das Unternehmen auf rund 9 Milliarden USD schätzten. In den folgenden Jahren erhielt Palantir zusätzliche Mittel von Unternehmen, die den Datenanalysespezialisten 2015 auf 20 Milliarden USD schätzten. 

Im Jahr 2016 erwarb das Unternehmen Kimono Labs (ein Startup, das es einfacher machte, Informationen von öffentlichen zugänglichen Webseiten zu sammeln) und Silk (ein Startup zur Datenvisualisierung). Palantir half im Jahr 2020 dem NHS (National Health Service) bei der Bewältigung der Pandemie und entwickelte eine in den USA verwendete Impstoffzuteilungssoftware. Im September selben Jahres wurde das Unternehmen schließlich durch ein Direct Listing an die Börse gebracht.  

Geschäftsführung 

Alex Karp, geboren am 2. Oktober 1967, ist einer der Gründer von Palantir und seit der Firmengründung CEO. Karp machte 1989 seinen Bachelor am Haverford College und erhielt 1992 einen Abschluss in Rechtswissenschaften von der Stanford University, wo er Peter Thiel kennenlernte. 10 Jahre später promovierte er in Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, bevor er 2003 Palantir gründete. Alex Karp ist jedoch kein gewöhnlicher CEO, seine Art gilt als exzentrisch. So gibt er von Zeit zu Zeit Meditationskurse im Unternehmen, trägt oft bunte Sportkleidung, hält Tai-Chi-Schwerter in seinen Büros und ist dafür bekannt, Kampfkünste mit seinen Palantir-Mitgründern in den Bürofluren zu praktizieren. Einmal sagte Karp, dass er immer an Palantir denkt, außer wenn er schwimmt, Qigong macht oder bei sexuellen Aktivitäten. Man kann ihn mögen oder nicht mögen, aber als CEO hat er Palantir zu einem Multi-Milliarden-Unternehmen umgewandelt und hat somit eine nachgewiesene Erfolgsbilanz.  

Stephen Cohen, geboren am 30. September 1982, ist ein Mitgründer von Palantir und dient als Executive Vice President des Unternehmens. Cohen machte 2005 seinen Bachelor an der Stanford Universität in Computerwissenschaften. Während seines Studiums konzentrierte er sich auf maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz und Verarbeitung natürlicher Sprache und hatte schon seit Beginn des Studiums die Vision, die Welt zu verändern. In einem Interview auf YouTube¹ erzählte er, dass er einen Prototyp für ein Treffen mit dem Präsidenten von In-Q-Tel entwickeln musste und er dafür nur 8 Wochen Zeit hatte. Dieses Treffen hat Palantir die Türen der Regierung geöffnet.  

Peter Thiel, geboren am 11. Oktober 1967, ist ein US-amerikanischer Investor mit deutscher Herkunft und ist Vorstandsvorsitzender sowie früher Investor von Palantir. Thiel kann auf eine nachgewiesene Erfolgsbilanz bei der Leitung vieler Unternehmen sowie Investitionen in andere wie Facebook und SpaceX zurückblicken. 

Zusammenfassend hat das Management eine starke, nachweisliche Erfolgsbilanz und ist weiterhin gründergeführt, was definitiv für das Unternehmen spricht. Auf glassdoor.com befürworten 84 % den Geschäftsführer und würden Palantir einem Freund weiterempfehlen.

Was macht Palantir? 

Palantir baut Softwareplattformen, die es Institutionen ermöglichen, große Datenmengen zu analysieren, indem sie enorme Informationsmengen in einen integrierten Datensatz umwandeln, der ihren Betrieb widerspiegelt. Der Vorteil? Die Kunden können datenbasierte Entscheidungen treffen. Hierbei ist wichtig, dass Palantir keine Daten erstellt oder verkauft, sondern dabei hilft, bereits vorhandene Daten zu interpretieren. Das Unternehmen bietet folgende Produkte an: 

Gotham: Gotham wurde für Analysten von Verteidigungs- und Geheimdiensten entwickelt und war die erste Softwareplattform des Unternehmens (gestartet im Jahr 2008). Die Softwareplattform wird in vielen Regierungsbehörden eingesetzt, wird aber auch gewerblichen Kunden, insbesondere in der Finanzdienstleistungsbranche, zur Betrugsbekämpfung angeboten. Über den folgenden Link bekommt man mithilfe eines Demo-Videos einen sehr guten Einblick in die Software: https://www.palantir.com/palantir-gotham/21-launch/ 

Die KI-fähige Plattform hilft bei Entscheidungsprozessen, um schnellere und genauere Abläufe zu ermöglichen, und das für Betreiber auf allen Ebenen und in allen Bereichen, sprich Land, See, Luft, Weltraum und Cyber. Seit über einem Jahrzehnt hat Gotham Erkenntnisse aus komplexen, unterschiedlichen Daten für große Betriebszentren auf der ganzen Welt gewonnen und verbindet heute riesige Mengen an Nahe-Echtzeit-Daten an – vom Sensor bis zum Soldaten. 

Foundry: Foundry wurde 2016 entwickelt, um kommerzielle Institutionen mit dem Ziel anzusprechen, die Art und Weise, wie Unternehmen mit Informationen interagieren, zu verändern, indem ein zentrales Betriebssystem für ihre Daten geschaffen wird. Es ist im Grunde eine Datenintegrations- und Managementplattform, eine Suite von Analysetools und eine operative Plattform für Geschäftsanwender. Das Kernziel von Foundry besteht darin, Daten und Modelle in Ergebnisse zu übersetzen, die Menschen verwenden können, um operative Entscheidungen zu treffen. Die Softwareplattform findet zudem in nahezu allen Branchen Verwendung – ob Gesundheitswesen, Finanzdienstleistung, Automobil, Einzelhandel, Lieferketten, Telekommunikation, uvm. 

Ein wesentliches Merkmal von Foundry ist seine Modularität. Kunden müssen Foundry nicht als Ganzes kaufen, sondern einfach das nehmen, was sie brauchen. Dies hilft nicht nur bei der Akquisition von kleineren Unternehmen, sondern ermöglicht Palantir auch, viel mehr Pilotprojekte durchzuführen, da die Bereitstellung modularer Pilotprojekte weniger Zeit in Anspruch nimmt (was 3–4 Monate gedauert hätte, kann jetzt in einer Woche oder weniger durchgeführt werden). Dies erhöht die Chancen auf Kundengewinnung.  

Der Vorteil dieser Produkte besteht darin, dass sie alle vertikal integriert sind, was eine effektive Zusammenarbeit der Benutzer auf den Plattformen ohne technischen Hintergrund ermöglicht. Diese Plattformen können unabhängig voneinander oder gebündelt in einem einzigen Ökosystem verwendet werden.  

Obwohl diese 2 Produkte an sich erstklassig sind, hat Palantir ein System entwickelt, das diese Produkte einen Vorteil verschafft (insbesondere gegenüber denen, die um Regierungsaufträge konkurrieren):  

Apollo: Apollo ist kein Produkt an sich, sondern es wurde von Palantir entwickelt, um Gotham und Foundry anzutreiben. Es ist ein Continuos-Delivery-System, das es den Produkten von Palantir ermöglicht, an Orten auf der Welt zu laufen, die keine andere SaaS-Plattform (Software as a Service) erreichen kann, wie z.B. getrennte Umgebungen (Drohnen und U-Boote) oder speziell entwickelte Regierungs-Clouds. Apollo verschafft Palantir somit einen wichtigen Vorteil gegenüber anderen traditionellen SaaS-Produkten, die normalerweise in einer einzigen öffentlichen Cloud ausgeführt werden.

Ein weiteres bedeutendes Merkmal von Apollo ist, dass es dem Unternehmen ermöglicht, die verschiedenen Dienste, die in den Plattformen (Gotham und Foundry) enthalten sind, kontinuierlich zu aktualisieren, da es konfiguriert ist, um zu entscheiden, was wann und wie aktualisiert werden soll. Apollo ermöglicht Palantir die Bereitstellung von Updates mehr als 41.000 Mal pro Woche, was es seinen Benutzern ermöglicht, immer über die neueste Technologie zu verfügen und gleichzeitig die Arbeitsbelastung der Ingenieure des Unternehmens zu reduzieren. 

Erst kürzlich gab Palantir die Einführung von Apollo für Edge AI bekannt, das es Kunden ermöglichen soll, mehrere unabhängig versionierte und verkettete Modelle mit Leichtigkeit auf dem Edge zu trainieren, zu verwalten und bereitzustellen. Diese Technologie wird es dem Unternehmen höchstwahrscheinlich ermöglichen, unabhängig von Edge-Anbietern wie Cloudflare ($NET) und Fastly ($FSLY) zu agieren.  

Eine weitere interessante Beobachtung ist, dass Palantir, obwohl es 2003 gegründet wurde, die Software 2008 an seinen ersten Kunden verkaufte. Das bedeutet, dass sie 5 Jahre lang an dem Produkt gearbeitet haben, bevor sie überhaupt in der Lage waren, es zu verkaufen. In einem Interview gab Karp bekannt, dass es in der Anfangszeit des Unternehmens keine Option war, an die Börse zu gehen, da sie bei der Entwicklung ihrer Plattformen nicht öffentlich entlarvt werden wollten.  

Geschäftsmodell 

 Das Geschäftsmodell von Palantir, mit dem es seine Kundenkonten akquirieren und ausbauen will, besteht aus 3 Phasen: Akquisition -> Expansion -> Skalierung.  

Das Unternehmen schickt seinen potenziellen Kunden einen „Forward Deployed Engineer“, welche Ingenieure sind, die Hand in Hand mit Kunden arbeiten, um ihre Daten und die Probleme, die sie lösen möchten, zu verstehen. Im Grunde sind diese wie Berater, die die Herausforderungen der Kunden beobachten und die Produkte von Palantir auf die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen anpassen. Dies ist unter anderem ein Grund, warum Palantir von vielen Menschen eher als Dienstleistungsunternehmen als ein SaaS-Unternehmen angesehen wird, da die anpassbaren Plattformen das Geschäftsmodell ziemlich kapitalintensiv machen. Jedoch sollte die Modularität dem Unternehmen helfen, diese Hürde zu überwinden, da die Forward Deployed Engineers immer weniger Zeit pro Kunde aufwenden.  

Das Geschäft konzentriert sich derzeit auf große Institutionen, jedoch wurde in der jüngsten Telefonkonferenz gesagt, dass das Unternehmen beginnt, sich auf den Markt für mittelständische Unternehmen zu verlagern. Ein ziemlich spannender Markt, der Palantir in Zukunft viele weitere Türen öffnen könnte. Gucken wir uns nun die 3 Phasen an. 

Akquisitionsphase 

Während der Akquisitionsphase bietet Palantir dem Kunden kurzfristige Bereitstellungen seiner Software ohne oder mit minimalen Kosten an, mit dem Ziel, dem Kunden den Wert seiner Plattform zu zeigen.  

Expansionsphase 

In dieser Phase tätigt das Unternehmen erhebliche Investitionen mit dem Ziel, die Herausforderungen seiner Kunden zu verstehen und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Diese Phase wird auch zum größtenteils von Alex Karp selbst angetrieben, der vor der Pandemie 250 Tage im Jahr damit verbrachte, Kunden persönlich zu besuchen.  

Skalierungsphase 

In dieser Phase steigt die Plattformnutzung und die Investitionskosten sinken im Allgemeinen. Dies liegt daran, dass die Kernplattform bereits eingerichtet ist und der Aufbau von Modulen darauf viel schneller ist. Kunden werden unabhängiger, obwohl sie weiterhin von Betriebs- und Wartungsservices profitieren können. 

Wie man sich vielleicht vorstellen kann, besteht das Ziel von Palantir darin, die Kunden durch die verschiedenen Phasen durchlaufen zu lassen, bis sie in der Skalierungsphase landen. Dieses Geschäftsmodell sollte es dem Unternehmen helfen, langfristig fokussiert zu bleiben, da es Anstrengungen unternehmen muss, damit die anfänglich hohen Investitionen sich langfristig bezahlt machen.  

Verkaufszyklen können je nach Kunde von 6 bis 9 Monate bis zu über 1 Jahr dauern. Palantir verbraucht viel Zeit und Geld bei der Kundenakquise, was sinnvoll ist, da sie versuchen, jedem Kunden ein maßgeschneidertes Produkt anzubieten, das ihm bei der Lösung seiner spezifischen Probleme hilft. Dieser Ansatz unterscheidet sich von den traditionelleren SaaS-Unternehmen, die ein allgemeineres Produkt anbieten. Dieser Ansatz bringt höhere Kundenakquirierungskosten mit sich, bietet Palantir aber gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil, da die Kunden sehr lange bei ihnen bleiben (hohe Vertragslaufzeit).

Wie verdient Palantir Geld? 

Das Unternehmen erzielt Einnahmen aus dem Verkauf von Abonnements, die es Institutionen ermöglichen, ihre Software zu nutzen. Diese Abonnements stammen aus 3 Hauptquellen: 

Palantir Cloud: Diese Abonnements gewähren Kunden das Recht, auf Softwarefunktionen in einer von Palantir kontrollierten gehosteten Umgebung zuzugreifen. 

On-Premise-Software: Diese Abonnements gewähren Kunden das Recht, die Software von Palantir in der internen Hardware-Infrastruktur des Kunden oder auf ihrer eigenen Cloud-Instanz zu verwenden.  

Beide Dienste werden zusammen mit Betrieb, Verwaltung und Wartungsdiensten verkauft, die kritische Updates sowie Support- und Wartungsdienste umfassen, die für den Betrieb der Software erforderlich sind.  

Professionelle Dienstleistungen: Unterstützung der Nutzung der Software durch den Kunden mit On-Demand-Benutzersupport, Konfiguration der Benutzeroberfläche, Schulung, uvm.  

Wichtige Kennzahlen 

Die folgenden Kennzahlen in der unteren Tabelle sind alle in USD angegeben: Umsatz, EPS und Nettogewinn. 

(Tabelle selbst erstellt)

Palantir hatte ein robustes Geschäftsjahr 2020 mit einer Umsatzsteigerung von 47,2 %, bei einem erzielten Umsatz von 1,09 Milliarden USD. Hierbei sind 56 % auf Gotham zurückzuführen und 44 % auf Foundry.  

Highlights vom 1. Quartal 

Die folgenden Kennzahlen in der unteren Tabelle sind alle in USD angegeben: Umsatz, R&D Ausgaben, S&M Ausgaben, Nettogewinn, EPS, operativer Cashflow und Billings

(Tabelle selbst erstellt)

Palantir ist ins neue Geschäftsjahr mit einem starken 1. Quartal reingekommen. Der Umsatz ist um 49 % im Jahresvergleich gewachsen, wobei Foundry um 72 % im Jahresvergleich gewachsen ist und Gotham um 83 %. Beeindruckend ist, dass Palantir den operativen Cashflow um knapp 404 Millionen USD auf 116,88 Millionen USD steigern konnte, was einer operativen Cashflow-Marge von 34 % entspricht.  

Das Unternehmen hält derzeit 2,34 Milliarden USD an Cash in der Bilanz und hat Schulden in Höhe von 452,72 Millionen USD. 

Kunden von Palantir 

Palantir hat Berichten zufolge 149 Kunden sowohl im staatlichen als auch im kommerziellen Bereich. Der Großteil des Umsatzes vom 1. Quartal 2021 stammt aus seinen Regierungsaufträgen, etwa 208 Millionen USD und somit 60,96 % des gesamten Umsatzes. Kunden aus dem kommerziellen Bereich machten etwa 133 Millionen USD aus und somit 31,04 % des gesamten Umsatzes. 

Die Gotham-Softwareplattform hat Kunden wie die U.S. Army, U.S. Navy, CIA, National Nuclear Security Administration, U.S. Special Operations Command, U.S. FDA, NSA, FBI, CDC, Air Force uvm. 

Die Foundry-Softwareplattform hat Kunden wie Morgan Stanley, Airbus, Merck, Fiat Chrysler Automobiles, U.K. National Health Service, BP, IBM, Lilium, Sarcos uvm.  

Chancen

Mit Blick auf die Zukunft erwartet Palantir für das 2. Quartal 2021 einen Umsatz in Höhe von 360 Millionen USD, was im Jahresvergleich ein Anstieg von 43 % ausmachen würde. Die bereinigte operative Marge soll bei 23 % liegen. 

Für Gesamtjahr gibt Palantir nur Prognose für einen bereinigten Free Cash Flow von über 150 Millionen USD in Aussicht. Jedoch gibt es einige unabhängige Schätzungen von Analysten, welche von einem Umsatz von 1,48 Milliarden USD im Gesamtjahr 2021 ausgehen, was eine Steigerung von 35,6 % im Jahresvergleich ist.  

Palantir gab außerdem eine langfristige Prognose von +30 % Wachstum bis zum Geschäftsjahr 2025 an, was bedeuten würde, dass das Unternehmen im Jahr 2025 einen Umsatz von +4 Milliarden USD erzielen würde. Die Schätzungen könnten jedoch sehr konservativ sein, da sie in den Quartalen als börsennotiertes Unternehmen immer konservative Prognosen abgegeben haben und diese immer übertroffen haben. Das Unternehmen baut zudem Verträge mit der Regierung aus und richtet sich mit den Modulen von Foundry immer mehr an mittelständische Unternehmen. Darüber hinaus haben sie einen Vertrag mit IBM unterzeichnet, der ihnen bei der Kundenakquise helfen soll, da man nun mit einem Vertriebsteam von mehr als 2.500 Mitarbeitern zusammenarbeitet. Durch eine neue Partnerschaft mit DataRobot könnten zusätzliche Fantasien entstehen:  

Bedarfsprognosemodelle sind oft veraltet, starr und schlecht für den Umgang mit Veränderungen gerüstet. Die Geschwindigkeit, mit der sich Lieferketten, Verbrauchernachfragen und Versandlogistik im letzten Jahr verändert haben, hat Unternehmen gezwungen, ihre Herangehensweise an die Nachfrageprognose für die Zukunft zu überdenken. Hierfür hat Palantir am 24. Juni 2021 eine Partnerschaft mit DataRobot angekündigt, die darauf abzielt, agile Echtzeitlösungen zu entwickeln, um die dringendsten Probleme der Nachfrageprognose zu lösen. In einem Gespräch mit CNBC sagte der COO von Palantir, Shyam Sankar, dass die Partnerschaft mit DataRobot das Wachstum in der Einzelhandelsbranche erleichtern wird. Sankar hob den Wert hervor, die KI-Modellierung von DataRobot zu den Kernproduktangeboten von Palantir hinzuzufügen. Dies soll einen Service anbieten, der den Einzelhändlern helfen wird, schnell auf die Bedingungen zu reagieren, sobald die „Nach-Covid-Wirtschaft“ wiedereröffnet wird. Hierfür wurde ein, benutzerfreundliches Framework entwickelt, das die besten Chancen der Modellentwicklung von Palantir Foundry und DataRobot kombiniert, um Kunden die Möglichkeit zu geben, datengesteuerte, leicht zu aktualisierende Prognosemodelle innerhalb von Minuten, nicht Monaten, von einer einzigen Plattform aus zu erstellen und zu testen. Dies könnte Palantir auch die Tür zu kleinen und mittelständischen Unternehmen öffnen.  

Das Unternehmen schätzt seinen TAM für den Regierungs- und den kommerziellen Bereich zusammen auf 119 Milliarden USD. Diese Schätzung schließt bereits jene Länder aus, in denen Palantir seine Dienstleistungen nicht verkaufen wird, wie beispielsweise China. 56 Milliarden USD sollen aus dem kommerziellen Bereich stammen und 63 Milliarden aus dem Regierungsbereich. Zusätzlich argumentiert Palantir, dass die Marktchancen wachsen, da es neue Funktionalitäten entwickelt, die ein größeres Spektrum von Anwendungsfällen seiner Kunden abdecken.  

Ein wichtiger Pluspunkt ist, dass Palantir seit über 17 Jahren gründergeführt ist und der CEO sowie Frühinvestor Peter Thiel Aktien am Unternehmen halten. Das Unternehmen fokussiert sich ausschließlich auf die Produktentwicklung- und Verbesserung und gewinnt dadurch immer wertvollere und längerfristige Kontrakte mit Unternehmen und Regierungsbehörden. Ist die Skalierungsphase einmal erreicht, steigt die Plattformnutzung und die Investitionskosten sinken. 

Die Aktie wird aktuell von 8 Analysten auf Tipranks gecovert, davon 2 mit „buy“, 3 mit „hold“ und 3 mit „sell“. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten über die nächsten 12 Monate beträgt 22 USD, was eine Performance von -17,29 % mit sich bringen würde. Das höchste Kursziel liegt bei 30 USD und das niedrigste bei 17 USD.   

Risiken 

Über die Technologie von Palantir ist nicht viel bekannt. Man weiß, wofür ihre Produkte verwendet werden, jedoch weiß man nicht, wie sie gebaut wurden oder welche spezielle Technologie sie antreibt. Viele Anleger halten dies für problematisch, weil dem Unternehmen die notwendige Transparenz fehlt, die man von einer Aktiengesellschaft erwarten würde. Auf der anderen Seite sollte dies verständlich sein, wenn man in ein Unternehmen investiert, das mit hochsensiblen Regierungsdaten arbeitet, die verwendet werden, um die USA vor potenziellen Bedrohungen zu schützen. 

Das nächste Risiko wäre die hohe Bewertung von Palantir. Das Unternehmen hat ein derzeitiges KUV von 41,33 und trotz des vorausschauenden starken Wachstums ist das Unternehmen nahe zur Perfektion bewertet. Sollten Quartalszahlen in der Zukunft enttäuschen, könnten größere Kursverluste entstehen.  

Die hohe Kundenkonzentration ist ebenfalls ein Thema, da der Verlust eines der großen Kunden die Ergebnisse des Unternehmens stark beeinträchtigen könnte. Obwohl dies vorerst ein Risiko bleiben wird, sollte die Diversifizierung der Kunden über die Zeit zunehmen, da das Unternehmen Anstrengungen unternimmt, sein kommerzielles Segment zu erweitern. 

Konkurrenten im direkten Vergleich  

Obwohl es einige Unternehmen gibt, die man als Konkurrenten von Palantir betrachten kann, wie Snowflake, C3.AI und Alteryx, argumentiert das Unternehmen, dass ihre eigenen Kunden ihre Hauptkonkurrenten sind. Sie argumentieren, dass, wenn Wettbewerber ihre eigenen internen Lösungen entwickeln, sie die Produkte von Palantir möglicherweise nicht benötigen. Jedoch könnte man dagegen argumentieren: Wenn ein Unternehmen Palantir-Software erwirbt, erwirbt es nicht nur das Produkt, sondern das gesamte Know-how, das Palantir aus der Zusammenarbeit mit anderen Kunden hat und bekommt zusätzlich kontinuierliche Updates und eine erstklassige Technologie.  

Zur Info: NTM TEV/REV (Total Enterprise Value / Umsatz für die nächsten 12 Monate) und NTM P/E (Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten 12 Monate). Marktkapitalisierung ist in USD angegeben. 

(Tabelle selbst erstellt)

Burggraben 

Die Softwareplattformen von Palantir sind klebrig und mit hohen Wechselkosten verbunden. Das Unternehmen tätigt erhebliche Investitionen während der Akquisitionsphase- und Expansionsphase und führt diese Konten in der Regel mit Verlust, um potenzielle Kunden den Mehrwert ihrer Produkte aufzuzeigen. Sobald der Kunde in die Skalierungsphase übergeht, bleibt er normalerweise sehr lange bei Palantir. Die Vertragslaufzeit beträgt aktuell 3,7 Jahre für alle Kunden und 4,6 Jahre für gewerbliche Kunden. Die Mehrheit der Kunden des Unternehmens kann die Verträge ohne Vertragsstrafe vorzeitig kündigen, was noch besser für die Klebrigkeit der Produkte spricht. Die Kunden entscheiden sich nicht, zu gehen, auch wenn sie dies kostenlos tun können. Dies sollte dem Unternehmen wahrscheinlich in der Zukunft die Preismacht geben, wenn es Verträge mit bestehenden Kunden erneuern muss.  

Apollo verschafft Palantir einen Wettbewerbsvorteil und ist die Plattform, die das Unternehmen von anderen SaaS-Anbietern unterscheidet, insbesondere wenn es um die Zusammenarbeit mit der Regierung geht. Dadurch kann die Software von Palantir fast überall ausgeführt werden, was besonders für die Verteidigung der Regierung wichtig ist. Darüber hinaus erweitert Apollo for Edge AI, das TAM des Unternehmens und macht es weniger abhängig von anderen Edge-Anbietern wie Cloudflare und Fastly. 

Der Fokus auf Sicherheit und Datenschutz bewirkt großes Vertrauen in die Software von Palantir. Da das Unternehmen seit vielen Jahren mit sensiblen Regierungsinformationen arbeitet, hat es einen klaren Fokus auf Sicherheit und das ist genau das, was viele potenzielle Kunden in einem Unternehmen wie Palantir suchen, da viele Unternehmen sensible Informationen sammeln, auf die kein externer Zugriff haben sollte. Dies verschafft dem Unternehmen einen weiteren Wettbewerbsvorteil gegenüber potenziell etablierten Anbietern. Sie haben von Anfang an die Gelegenheit abgelehnt, Daten zu verkaufen, zu sammeln oder zu schürfen.  

Technische Chartanalyse

(Chart von ViTrade)

Seit dem IPO im September 2020 befindet sich Palantir in einem Aufwärtstrend, wobei sich zwischenzeitlich von November 2020 bis Mai 2021 eine große Schulter-Kopf-Formation gebildet hatte. Hierbei wurde fulminant die sogenannte „Nackenlinie“ im Bereich 17-18 EUR durch eine Konfluenz vom wöchentlichen SMA38 und einem starken Fibonacci Retracement auf Wochenbasis verteidigt. Seitdem kennt der Kurs nur noch die Richtung Norden, wobei das Volumen zunächst einmal diese Bewegung noch nicht bestätigt. Dennoch kann die Schulter-Kopf-Formation als Konsolidierung auf hohem Niveau betrachtet werden und nun als Trendfolge-Formation agieren. Bei entsprechend ansteigendem Volumen und Überbieten der 25-EUR-Marke können langfristige Investoren erste Positionen in die Bewegung hinein kaufen und mit Kurszielen von 36 EUR oder weiter geschaut sogar von bis zu 59-60 EUR rechnen. Die Kursziele stammen von Fibonacci Extensions, auf welche nicht im Detail eingegangen wird.   

Dennoch sollte man bei Palantir nicht blind ein „blue sky“-Szenario spielen. Aufgrund des geringen Volumens im letzten Anstieg läuft der Kurs Gefahr erneut in Richtung 18 EUR abzurutschen. Anleger können dieses Niveau für das Aufbauen von Positionen nutzen. Ein Halten dieses Kursniveaus würde eine erste kleine Aufwärtsstruktur etablieren, welche ihren Beginn am 11.Mai hat. Erst ein Bruch der benannten Marke hätte sehr negative Folgen auf das Chartbild. Dann sind bärische Kursziele von 13,60 EUR oder gar 7 EUR realistisch.    

Fazit 

Palantir ist ein spannendes Unternehmen mit sehr guten langfristigen Wachstumsaussichten und einem erstklassigen Management, welches fast 2 Jahrzehnte die Software entwickelt und kontinuierlich verbessert hat. Durch langfristige Beziehungen zu Regierungsbehörden hat sich das Unternehmen viel Vertrauen geschaffen und hat unter anderem mit Apollo einen Wettbewerbsvorteil aufgebaut, welchen man nicht ignorieren sollte. In den nächsten Quartalen sollte man sich darauf konzentrieren, wie sich der kommerzielle Bereich mit Foundry weiterentwickelt und ob Palantir durch die Modularität der Plattform, der Partnerschaft mit DataRobot und dem Vertriebsteam von IBM neue Kunden im Klein- und mittelständischen Unternehmensbereich aufbaut, wobei der Großkundenbereich noch lange nicht ausgeschöpft ist. Man sollte jedoch nicht die hohe Bewertung aus den Augen lassen und mit stärkeren Kursrücksetzern rechnen, sollte ein Quartal den Erwartungen unterliegen.  

Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist die Aussage von Alex Karp in einem CNBC-Interview: „Wir sind auf lange Sicht dabei – wenn Sie spekulieren, oder kurzfristig denken, gibt es viele andere Dinge, mit denen Sie spekulieren können. Wir bauen ein Unternehmen auf, an das wir glauben, wir werden es auf lange Sicht tun…. wenn Sie etwas anderen wollen – es ist eine riesige Welt, kaufen Sie andere Aktien, niemand zwingt Sie, Palantir zu kaufen…“    

Quellen:

¹ Quelle zum Video: youtube.com/watch?v=g_6_kGDdjwI.                                                          

 ² Bildquelle: https://www.glassdoor.de/Überblick/Arbeit-bei-Palantir-Technologies-EI_IE236375.11,32.htm 

³ Bildquelle: https://blog.palantir.com/palantir-apollo-powering-saas-where-no-saas-has-gone-before-7be3e565c379 

⁴ Quelle zum Video: www.youtube.com/watch?v=c-B6Pbf1XrI 

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techcrunch.com/2016/08/10/palantir-acquires-data-visualization-startup-silk/

handelsblatt.com/finanzen/maerkte/aktien/ipo-datenfirma-palantir-startet-am-30-september-an-der-boerse/26210176.html?ticket=ST-16542506-ihODeIQfseeDzKgRECzI-ap4

rnd.de/digital/was-ist-palantir-das-verbirgt-sich-hinter-dem-umstrittenen-software-unternehmen-aus-silicon-valley-IL7FVUQU5FFVNIR4AXESDGJAUI.html

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