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Morgan Stanley-Analyst: 50 % Aufwärtspotenzial für Amazon

Inmitten von Stellenstreichungen und einer sich verändernden Geschäftsstrategie bei Amazon, sieht Morgan Stanley-Analyst Brian Nowak ein beachtliches Aufwärtspotenzial von über 50 % für den Online-Riesen. Um das Potenzial dieser Prognose besser zu verstehen, werfen wir einen kurzen Blick auf den kürzlich veröffentlichten Quartalsbericht des Unternehmens und gehen auf die Einschätzung des Analysten ein.

Aktienverlinkung: US0231351067

Das vierte Quartal und der Ausblick

Im Quartalsbericht vom 02. Februar 2023 gab der Online-Riese Amazon bekannt, dass der Gewinn pro Aktie im vierten Quartal 2022 mit 0,03 USD das erwartete Ergebnis um 0,14 USD verfehlt hat. Dies ist zum Teil auf einen Bewertungsverlust von 2,3 Milliarden USD vor Steuern zurückzuführen, der in den nicht-operativen Erträgen (Aufwendungen) aus der Stammaktieninvestition in Rivian Automotive enthalten ist.

Trotz des enttäuschenden Gewinns konnte Amazon im vierten Quartal 2022 einen Umsatz von 149,2 Milliarden USD erzielen, was einer Steigerung von 8,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht und die Erwartungen um 3,43 Milliarden USD übertraf.

Das Segment Nordamerika verzeichnete einen Umsatzanstieg von 13 % auf 93,4 Milliarden USD im Jahresvergleich, bzw. um 14 % ohne Berücksichtigung von Wechselkursveränderungen. Im Segment International verzeichnete Amazon einen Umsatzrückgang von 8 % auf 34,5 Milliarden USD, wobei der Umsatz ohne Wechselkursveränderungen um 5 % zulegen konnte. Der Umsatz des Segments Amazon Web Services (AWS) stieg im Jahresvergleich um 20 % auf 21,4 Milliarden USD.

In Bezug auf die Prognose für das erste Quartal 2023 erwartet Amazon einen Nettoumsatz zwischen 121,0 und 126,0 Milliarden USD, was einem Wachstum von 4 % bis 8 % gegenüber dem ersten Quartal 2022 entsprechen würde. Damit liegt die Prognose leicht unter dem Konsens von 125,13 Milliarden USD. Die Prognose berücksichtigt eine ungünstige Auswirkung von Wechselkursen in Höhe von etwa 210 Basispunkten. Das Betriebsergebnis wird voraussichtlich zwischen 0 und 4,0 Milliarden USD liegen, im Vergleich zu 3,7 Milliarden USD im ersten Quartal 2022.

Die Einschätzung des Analysten

Morgan Stanley-Analyst Brian Nowak bestätigt Amazon erneut als Top-Investmentempfehlung und sieht großes Potenzial für das Technologieunternehmen. Mit einem Kursziel von 150 USD prognostiziert er ein beachtliches Aufwärtspotenzial von über 50 % im Vergleich zum Schlusskurs vom gestrigen Handelstag.

Amazon-CEO Andy Jassy informierte die Mitarbeiter letzte Woche in einem internen Memo über geplante Stellenstreichungen. Das E-Commerce-Unternehmen beabsichtigt, 9.000 Stellen in den Bereichen Cloud Computing, Personalwesen, Werbung und Twitch-Livestreaming abzubauen. Diese Kürzungen folgen einer früheren Entlassungswelle, durch die bereits mehr als 18.000 Stellen wegfielen.

Nowak ist der Ansicht, dass insbesondere die Rentabilität von Amazon Web Services (AWS) von diesen Maßnahmen profitieren könnte, da dieser Geschäftsbereich vermutlich im Fokus der letzten Kürzungsrunde stand. Er geht davon aus, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) für AWS im zweiten Quartal und im Gesamtjahr 2023 infolge der Stellenstreichungen um etwa 100 bzw. 50 Basispunkte ansteigen wird. Für das Jahr 2024 prognostiziert der Analyst sogar einen Anstieg der EBIT-Marge um rund 75 Basispunkte.

“Wir glauben, dass ein Großteil der Kürzungen aus dem Bereich AWS/Werbung stammt, was dazu beitragen sollte, dass das AWS-EBIT durch die kurzfristigen Entlassungen eine bessere langfristige Hebelwirkung erzielen wird.”

Morgan Stanley-Analyst Brian Nowak

Laut Analyst Brian Nowak betreffen die Stellenkürzungen bei Amazon insgesamt etwa 8 % der Belegschaft. Im Vergleich dazu stehen Meta mit 24 % und Alphabet mit 6 % Kürzungen. Nowak merkt an, dass die erste Runde der Stellenstreichungen bei Amazon vorrangig Positionen mit niedrigeren Gehältern betraf. Dies lässt darauf schließen, dass die jüngsten Kürzungen zu höheren durchschnittlichen Einsparungen pro Mitarbeiter führen könnten.

Insgesamt sollen diese Maßnahmen das EBIT von Amazon in den Jahren 2023 und 2024 um jeweils 5 % bzw. 6 % steigern, was einer Erhöhung auf 1,1 Milliarden USD im Jahr 2023 und 2,1 Milliarden USD im Jahr 2024 entsprechen würde.

Technische Einordnung

Der Chart der Amazon-Aktie

Nach einem Rückgang von fast 50 % im vergangenen Jahr hat sich der Aktienkurs von Amazon seit Jahresbeginn um über 15 % erholt. Der Kurs liegt momentan an der unteren Grenze der Widerstandszone, die zwischen 100 und 110 USD verläuft. Um eine neue Aufwärtsbewegung einzuleiten, muss diese Zone nachhaltig durchbrochen werden. In diesem Fall wäre die nächste Widerstandszone, die zwischen 130 und 138 USD verläuft, das Ziel. Als aktuelle Unterstützung fungiert die 50-Tage-Linie. Wenn jedoch diese Unterstützung durchbrochen werden sollte, liegt die nächste Unterstützungszone im Bereich von 86 bis 82 USD.

Siehe auch: wikifolio: 30 Prozent pro Jahr – so schlagen 3 wikifolio Trader den Nasdaq

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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