
Ist Netflix wieder der Streaming-Primus?
Bereits in den vergangenen Jahren konnte der Streaminganbieter Netflix mit exklusiven Inhalten seine starke Marktposition etablieren. Serienhits wie “Stranger Things” oder “Squid Game” waren in aller Munde. Doch auch heute beweisen die Creators ein gutes Händchen und binden Serien- und Filmfans an ihre Plattform.
Bereits innerhalb weniger Tage konnte die neue Staffel von “Black Mirror” Millionen Abrufe generieren. Die jüngste Erfolgsserie “Wednesday” verbucht ebenfalls neue Rekorde. Die Mystery-Serie wird aktuell als populärste englischsprachige Serienproduktion bei dem abonnementbasierten Video-on-Demand-Dienst geführt. Auch für die Zukunft ist die Pipeline gut gefüllt. Neben Sportevents will das Unternehmen seine Marktposition im Mobile-Gaming weiter ausbauen.
Sportevents und Mobile-Gaming
Um am Milliardenmarkt Gaming zu partizipieren, gründete Netflix Ende des Jahres 2022 ein eigenes Gamingstudio. Hier bleibt das Unternehmen seiner Linie treu und will zukünftig wie bei Serien und Filmen seine Spiele selbst entwickeln. Aktuell werden für die 50 verfügbaren Mobile-Games weder eine zusätzliche Gebühr fällig noch wird Werbung geschaltet. Dieses Angebot ist in der normalen Netflix-Mitgliedschaft enthalten. Bereits im Herbst diesen Jahres plant Netflix Livestreams von Sportevents. Der Startschuss soll hier ein Golfturnier mit Prominenten sein.
Mittel- und Langfristig plant Netflix im Markt Live-Sportevents deutlich zu wachsen. Laut Insiderinformationen bietet Netflix um NBA-Übertragungsrechte mit. Sollte sich der Streaminganbieter hier etablieren, ergäbe sich ein komplett neuer Abonnentenkreis.
Basic with Ads und Ende des Account-Sharing als Wachstumstreiber?
Nachdem lange damit gedroht wurde, geht Netflix seit diesem Mai tatsächlich gegen das Account-Sharing, also das “illegale” Teilen verschiedener Nutzer eines Abos, vor. Erlaubt ist das Teilen nur für Mitglieder des eigenen Haushalts. Dadurch gingen dem Unternehmen zahlreiche Einnahmen von Abogebühren verloren, und das schmälerte direkt den Umsatz. Konzerneigenen Schätzungen zufolge betreiben weltweit mehr als 100 Millionen Netflix-Kunden Account-Sharing.
Nach einem ersten erfolgreichen Pilotprojekt in Lateinamerika änderte Netflix seine Account-Sharing-Regeln und wird diese auch konsequenter für Kunden in den USA umsetzen. Folglich wird eine zusätzliche Gebühr von 7,99 USD pro Monat für das Teilen des Zugangs fällig. Dies birgt die Gefahr, dass Abonnenten ihre Mitgliedschaft kündigen und zur Konkurrenz abwandern. Mittelfristig soll sich diese Strategie laut Insidern und Analysten mehr als bezahlt machen. Da viele Nutzer nicht auf die Premiumdienste von Netflix verzichten wollen, rechnet man damit, dass mehr als 30 % der rund 100 Millionen betroffenen Accounts (Account-Sharing) sich zukünftig für ein eigenes Abo entscheiden.
Um preissensible Kunden an das Unternehmen zu binden, hat Netflix darüber hinaus ein werbebasiertes Abomodell eingeführt, welches sich großer Beliebtheit erfreut. Dadurch können neben den steigenden Abonnentenzahlen auch die Einnahmen aus Werbung kräftig angekurbelt werden. Nach eigenen Angaben hat das werbeunterstützte Abo bereits jetzt fast 5 Millionen monatlich aktive Nutzer.
Mit Schwung ins erste Quartal
Trotz wachsender Konkurrenz im Streamingmarkt von Disney+, HBO und Paramount, kann sich Netflix etablieren und präsentierte sehr solide Zahlen zum ersten Quartal 2023 und schlägt sogar die Erwartungen. Insbesondere beim Neukundenwachstum, welches bei Netflix immer kritisch beäugt wird, konnte man überzeugen. Einem Anstieg von weltweit 1,75 Millionen Abonnenten stand ein Abonnentenkündigungen mit 0,2 Millionen gegenüber.
Die Zahl der Nutzer stieg gegenüber dem zurückliegenden Quartal um 4,9 % auf insgesamt 232,5 Millionen Abos. Auch der Gewinn je Aktie lag mit 2,88 USD über den Analystenerwartungen von 2,86 USD. Beim Umsatz von 8,16 Milliarden USD lag das Unternehmen trotz eines Umsatzplus von 3,7 % knapp und den Erwartungen.
Mit Spannung werden die kommenden Earnings am 19. Juli erwartet. Insbesondere wird zu betrachten sein, wie sich die Abozahlen entwickelt haben und ob Kunden wegen steigender Lebenshaltungskosten ihre Streaming-Abos reduziert haben.
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Charttechnische Einordnung: Netflix
Nach dem starken Ausverkauf seit September 2021 hat die Netflix-Aktie eine halbjährige Konsolidierung und eine Bodenbildung zwischen 160 USD und 250 USD absolviert. Trotz schwierigem Marktumfeld hat sich die Aktie behauptet und konnte seit Jahresanfang einen mittelfristigen Aufwärtstrend etablieren. Seit Beginn 2023 verbucht Netflix ein Plus von über 50 %. Auch Ende letzter Woche konnte die Aktie trotz schwachem Marktumfeld überzeugen.

Für einen Einstieg bieten sich aktuell mehrere Szenarien an. Prozyklisch kann einem Bruch der blauen Trendlinie bei entsprechendem Volumen aggressiv gefolgt werden. Eine weitere Möglichkeit prozyklisch zu partizipieren ist das Überwinden des letzten Hochs bei 448 USD. Ziel wäre jeweils das offene GAP bei der 500 USD-Marke. Sollte die Aktie von Netflix bei schwachem Marktumfeld unter die Räder kommen, bieten sich antizyklische Käufe bei der 400-USD-Marke oder beim Retest der Aufwärtstrendlinie im Bereich 350 USD an.
Analysten sind überzeugt
Unterstützung bekommt die Aktie auch von Analystenseite. Erst vergangenen Freitag, den 23. Juni, stufte TD Cowen Netflix erneut auf “Outperform” ein. Das Kursziel für die Aktie wurde von 440 auf 500 USD angehoben.
“Unsere Umfragedaten legen nahe, dass Netflix
TD Cowen via cnbc.com
gut positioniert ist, da bezahlte Sharing-Maßnahmen auf breiter Basis eingeführt werden. Mehr als ein Drittel der Befragten aus US,UK und GER, die Streamingdienste nutzen, planen, den Zugang zu Netflix aufrechtzuerhalten.
Auch weitere Analystenhäuser sind positiv gestimmt. Die Bank of America hebt das Ziel von 410 USD auf 490 USD und rät zum Kauf. Eine ähnliche Einschätzung teilt JPMorgan und hebt Netflix auf 470 USD (380USD) und verleiht der Aktie das Rating “Overweight”.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.
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