Ist das Deutschlands beste Aktie? – Analyse mit Trading-Szenario
Als Aktienland ist Deutschland allgemein nun wirklich nicht bekannt. Allerdings kann sich die Performance des deutschen Leitindex DAX in den letzten Wochen und Monaten durchaus sehen lassen. Der DAX steht mit über 17.000 Punkten an seinem All Time High (ATH) und auch eine der stabilsten und am besten gelaufenen Aktien könnte bald neue Hochs erklimmen.
Wir wollen schauen, ob sich ein Einstieg hier lohnen könnte, auch wenn ein Einstieg am Hoch psychologisch immer am schwersten fällt. Von der menschlichen Psyche fällt es uns deutlich leichter, “günstige”, stark gefalle Aktien als Schnäppchen einzusammeln. Doch diese vermeintlich guten Gelegenheiten entpuppen sich nur allzu oft als dauerhafte Rohrkrepierer. Denn diese Aktien sind nicht umsonst so billig, das operative Geschäft läuft in der Regel schlecht und das Management ist nicht in der Lage, das Ruder herumzureißen.
Genau so gestaltet es sich andersherum mit den Top-Performern. Diese liefern beständig gute Ergebnisse und sind zu Recht immer etwas zu teuer. Unser heutiger Artikel widmet sich der Siemens AG, die scheinbar auch immer zu teuer ist. Zudem wollen wir schauen, ob es sich bei der Siemens AG tatsächlich um Deutschlands beste Aktie handelt.
Geschäftsmodell und Historie
Die Geschichte von Siemens begann bereits im Jahre 1847 in einem kleinen Hinterhof in Berlin, wo der damals 30 Jahre alte Erfinder Werner von Siemens den bereits erfundenen Telegrafen entscheidend weiterentwickelte und damit den Grundstein für die heutige Siemens AG legte.
Die heutige Gesellschaft teilt sich in vier große Geschäftsbereiche auf, deren Umsatzverteilung in der nachfolgenden Grafik dargestellt sind.
Starke fundamentale Entwicklung
Schaut man sich die fundamentale Entwicklung der Siemens AG an, so wird deutlich, dass die Kursentwicklung sich auf die gute Geschäftsentwicklung zurückführen lässt. Nach einem schwächeren Jahr 2019, wohl durch die Corona-Pandemie geprägt, in der viele Industriebetriebe und somit die Kundenbasis von Siemens zum Stillstand verdammt war, konnte die operative Entwicklung anschließend wieder deutlich zulegen.
Die nachfolgenden Grafiken veranschaulichen die operative Entwicklung von Siemens. Sofern einzelne Quartale noch nicht berücksichtigt wurden, haben wir diese noch im Text hinzugefügt.
Die Umsätze konnten, wie in der Grafik ersichtlich ist, das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreichen. Allerdings ist nach der deutlichen Delle im Jahr 2019 die Erholung bis auf das Niveau vor der Krise fast abgeschlossen. Im Q4 2023 erzielte Siemens einen Umsatz von 21,8 Milliarden EUR (Prognose: 18,4 Milliarden), womit sich ein Jahresumsatz von 81,5 Milliarden EUR ergibt.
Für die nächsten Jahre werden weiter steigende Umsätze erwartet, womit das Vorkrisen-Niveau überboten werden sollte. Für das erste Quartal 2024 meldete Siemens einen Umsatz von 18,4 Milliarden EUR, der damit 400 Millionen EUR über dem Vorjahreszeitraum lag.
Stark ist auch die Entwicklung beim EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization – also dem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Dieses war nach kontinuierlichen Steigerungsraten im Jahr 2019 ebenfalls rückläufig, erholte sich aber auch wieder deutlich. Von 2021 bis 2022 ging das EBITDA im Vergleich zu Vorjahr allerdings wieder kurzzeitig zurück. Im Jahr 2023 konnte Siemens hier aber die Vorjahresvergleiche deutlich übertreffen, da das Unternehmen durch die ersten 9 Monate des Jahres 2023 bereits das Vorjahr übertreffen konnte. Im Q4 2023 wurde ein EBITDA von rund 3,6 Milliarden EUR erzielt, womit sich für das Gesamtjahr 14,16 Milliarden EUR ergeben.
Letztlich kann auch das Nettoergebnis von Siemens zuletzt überzeugen. Das Q2 2022 war mit einem negativen Ergebnis zwar ein unschöner Ausrutscher, allerdings wurde ebenso wie beim EBITDA das Vorjahr mit den Neun-Monats-Ergebnissen im Jahr 2023 bereits übertroffen. Im Q4 2023 kamen dann nochmal 1,72 Milliarden EUR zum Jahresnettoergebnis dazu.
ATH nur durch Dividende getrübt
Der langfristige Chart von Siemens erfreut jeden Aktionär, der bereits seit einiger Zeit an Bord ist. Vom Corona-Tief konnte sich die Aktie mittlerweile fast wieder verdreifachen.
Der Rücksetzer im Oktober 2023 wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, bestehende Positionen aufzustocken oder neu einzusteigen, auch wenn klar ist, dass man nie genau das Tief trifft. Oft ist es aber dann eben auch so, dass insbesondere bei solchen Qualitätsaktien wie Siemens negative Stimmung und rückläufige Kurse eher Kaufgelegenheiten darstellen. Dies hatte Michael im September 2023 auch richtig eingeschätzt und allen Goldesel-Premium-Nutzern, auch wenn die Aktie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ihr zwischenzeitliches Tief gesehen hatte.
Wie dem auch sei, ging es von der Zone bei 120 EUR schließlich wieder unaufhaltsam gen Norden. Zuletzt wurde am 8. Februar 2024 ein neues All Time High erreicht, welches am darauffolgenden Tag nur durch die Auszahlung der Dividende in Höhe von 4,70 EUR wieder eingebremst wurde. Den Dividendenabschlag hat die Aktie bereits wieder aufgeholt und steht kurz davor, über 170 EUR auszubrechen.
Wer bei Siemens nun endlich einen Fuß in die Tür bekommen möchte, der könnte bei einem Ausbruch auf ein neues ATH eine erste Position eröffnen. Um einen größeren Rücksetzer zu vermeiden, kann man die Position an den letzten Tiefs bei 162 oder unterhalb von 155 EUR absichern. Andernfalls könnte man auch einen Rücksetzer in diese Zone abwarten, um mit einer Trading-Position oder einem ersten Kauf ins Langfristdepot dabei zu sein.
Kurzfristige Trades könnten bei Bedarf auch mit folgendem K.O.-Zertifikat der HSBC WKN: HG6PTD (3,03er Hebel) umgesetzt werden.
Deutschlands beste Aktie!
Doch ist Siemens mit der aktuellen Performance jetzt Deutschlands beste Aktie? Dieser Frage haben wir uns zum Abschluss nochmal gestellt. Bei solch einer Betrachtung kommt es natürlich immer auch auf die Vergleichsgruppe, den Zeithorizont und die Marktkapitalisierung an. Ein Schwergewicht wie Siemens ist natürlich mit kleineren Werten aus dem S-Dax schwerer zu vergleichen, auch wenn das Unternehmen wohl zahlreiche kleinere Player in den letzten Jahren abgehängt haben dürfte.
Bezogen auf die letzten 52 Handelswochen hat es Siemens zumindest in die Top-10 der Dax-Werte geschafft. Die nachfolgende Grafik zeigt deutlich, dass Rheinmetall und SAP die Gewinnerliste im Dax zurzeit anführen.
Um die Vergleichsgruppe noch etwas zu erweitern, haben wir uns die Kursentwicklung aller deutschen Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung über 5 Milliarden EUR angeschaut. Auch hier konnte sich Siemens gerade noch einen Platz in der Top-Ten-Liste sichern. Ähnlich wie in der Vergleichsgruppe der Dax-Werte, konnte Rheinmetall mit einer Rendite von 320 % innerhalb von 5 Jahren wieder überzeugen. Auf Platz 2 befindet sich die Online-Apotheke Redcare Pharmacie (zuvor Shop-Apotheke). Ebenfalls aus dem Rüstungsbereich konnte Hensoldt mit einer Rendite von knapp 200 % auf sich aufmerksam machen.
Für unseren kleinen Ausflug in die Performance-Ecke der deutschen Big-Caps bleibt also festzuhalten, dass Siemens hier mit zwei guten 10. Plätzen vertreten ist. Die rein nach Kursperformance beste deutsche Aktie ist aber in den beiden analysierten Kategorien Rheinmetall. Dass ein Rüstungskonzern diese Auswertung anführt, spricht leider nicht dafür, dass sich die weltpolitischen Entwicklungen verbessert haben, doch das steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist in folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Redcare Pharmacie. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
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