Blogartikelbild Investor Stefan Waldhauser im Interview – So funktioniert seine Strategie
Lesezeit: Ca. 5 Minuten

Investor Stefan Waldhauser im Interview – So funktioniert seine Strategie

Wachstumswerte sind seine Welt: Seit 35 Jahren investiert Stefan Waldhauser in Aktien und nach dem Verkauf seines Software-Unternehmens ins Silicon Valley hat er es sich zur Aufgabe gemacht, sein Know-how rund um börsennotierte Technologieunternehmen weiterzugeben. Dies tut er vor allem auf seinem Instagram-Kanal “hightechinvesting”. Bei Wikifolio ist Stefan ebenfalls aktiv. Im Interview erläutert er seine spannenden Investmentstrategie.

Jetzt smart investieren

Stefan, du selbst müsstest vermutlich gar nicht mehr traden, 2013 konntest du einen Exit mit deinem eigenen Software-Unternehmen hinlegen. Warum machst du nicht einfach das ganze Jahr Urlaub?

Das wäre mir viel zu langweilig. Ich investiere ja mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont. Das ist viel entspannter als das kurzfristige Trading. Ich konnte mein langjähriges Börsenhobby zum Beruf machen und kann von überall auf der Welt aus „arbeiten” – was gibt es Schöneres?

Beruflich kommst du ursprünglich aus der Softwarebranche. War es daher für dich naheliegend, vor allem in Tech-Werte zu investieren?

Ja, bei Tech-Aktien habe ich sicher einen gewissen Heimvorteil, da ich die Softwareindustrie aus meiner beruflichen Vergangenheit kenne und noch ein Netzwerk im Silicon Valley habe. Generell sollte man vor allem in Branchen investieren, mit denen man sich auskennt. Ich würde mir z.B. nicht zutrauen, selbst die besten Biotech- Aktien auszuwählen.

Stefan Waldhauser im Interview

Streng genommen bist du ja gar kein richtiger Trader, sondern siehst dich selbst als Langzeit-Investor mit einem Anlagehorizont von 5-7 Jahren. Warum genau dieser Zeitraum?

Weil es meiner Erfahrung nach – d.h. zumindest in meinen 35 Börsenjahren – in einem solchen Zeitraum immer möglich war, eine Schwächephase wie den aktuellen Bärenmarkt zu überstehen und dennoch aufgrund der folgenden Kurserholungen noch eine vernünftige Rendite über den gesamten Zeitraum hinweg zu erreichen.

Deine Anlagestrategie orientiert sich an Peter Lynch, der vor allem den Begriff ‚Tenbagger‘, also Aktien, die sich im Wert verzehnfacht haben, geprägt hat. Wie viele Tenbagger hattest du selbst bereits im Portfolio?

Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht. Ich schätze mal, dass es seit 1985 ca. 10 Aktien gewesen sein dürften. Aber ehrlich gesagt, habe ich mein Investment auch mit diesen Tenbaggern gar nicht verzehnfacht. Denn ich nehme in der Regel auch zwischendurch mal Gewinne mit, wenn eine Position zu groß geworden ist.

Hier geht es zum Wikifolio von Stefan Waldhauser – 11 Millionen EUR sind hier von mehreren tausend Privatanlegern investiert.

Dein Ziel ist es, langfristig den Markt outzuperformen. Ist dir das bisher gelungen?

Ja, in den vergangenen Jahrzehnten ist mir das gut gelungen, sonst hätte ich das Stock-Picking
doch längst aufgegeben. In den letzten 2 Jahren war es außergewöhnlich schwer, mit Einzelaktien eine Outperformance gegenüber der Nasdaq zu erzielen, wenn man nicht in die Dickschiffe wie Apple oder Tesla investiert hatte. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir in Kürze wieder bessere Zeiten für Stock-Picker erleben
werden.

Du hast im vergangenen Jahr das Unternehmen Aktien.Guide mitgegründet. Wie unterscheidet ihr euch von der Konkurrenz?

Der Aktien-Guide soll Anleger, die in Einzelaktien investieren wollen, dazu befähigen, bessere Entscheidungen auf Basis von bewährten Anlagestrategie zu treffen. Ziel ist es natürlich, letztlich den Index zu schlagen. Wir geben keine Aktien-Tipps, sondern liefern die Daten Werkzeuge und das Know-How, um selbständig unter ca. 7.000 Aktien “die Besten” herauszufinden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Über dein Wikifolio ‚High-Tech Stock Picking’ kann man sich auch über einen eigenen Blog (high-tech-investing.de) informieren. Warum hältst du es für wichtig, deine Entscheidungen öffentlich zu kommunizieren?

In meinem zu 100 % transparenten wikifolio sind derzeit 11 Millionen EUR von mehreren tausend Privatanlegern investiert. Die haben ein großes Interesse daran, meine Gedanken zu erfahren – gerade wenn es mal nicht so gut läuft und ein Investment schief geht. Offene Kommunikation schafft Vertrauen und macht mich sicherlich zu einem noch besseren Investor. Denn jeder Investment Case auf high-tech-investing.de wird
mittlerweile von tausenden Lesern kritisch unter die Lupe genommen.

Hier geht es zum Wikifolio von Stefan Waldhauser – 11 Millionen EUR sind hier von mehreren tausend Privatanlegern investiert.

Denkst du, in Deutschland wird generell zu viel über die Risiken und zu wenig über die Chancen von Aktien gesprochen?

Wir haben in Deutschland sicherlich generell ein kulturelles Problem mit unserem übersteigerten Sicherheitsbedürfnis. Mich ärgert es, dass die Aktie schon in der Schule als risikoreiches und generell spekulatives Investment gebrandmarkt wird. Dabei ist ein ordentliche diversifiziertes Aktiendepot langfristig gesehen allen anderen Anlageformen weit überlegen.

Charttechnik spielt für dich nur bei Ein- und Ausstiegszeitpunkt eine Rolle. Warum ist das so?

Ich sehe mich gemäß meiner Anlagestrategie als Aktionär grundsätzlich als „Mitunternehmer” und gehe mit einer unternehmerischen Sichtweise an das Investment heran. An der Börse wird die Entwicklung des Unternehmens in der Zukunft gehandelt, und die versuche ich zu antizipieren. Timing des Gesamtmarktes halte ich tatsächlich für Glückssache, die Charttechnik ist für mich dabei eher so etwas wie eine selbsterfüllende
Prophezeiung.

Worauf müssen Anleger achten, wenn sie so wie du – oder Peter Lynch – investieren wollen?

Tatsächlich ist der legendäre Fondsmanager Peter Lynch ein Vorbild für mich und ich kann nur jedem seine auch heute noch aktuellen Bücher empfehlen. Er hat das „Eyes- and Ears-Investing” propagiert und tatsächlich habe ich einige meiner größten Investment-Erfolge genau dann erzielt, wenn mir ein noch junges Unternehmen
mit seinen innovativen Produkten im Alltag aufgefallen war.

Du bist sehr gut mit Michael Flender alias Goldesel befreundet. Was verbindet euch?

Michael und ich verfolgen sehr unterschiedliche Anlagestrategien, aber wir sind beide leidenschaftliche
Stock-Picker, die die Börse lieben und leben. Gemeinsam haben wir auch, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen sogenannten “Finfluencern” keine Übermenschen sind und in den sozialen Medien durchaus auch offen
und ehrlich über unsere Fehler beim Investieren sprechen.

Vielen Dank.

Loading...

Weitere Artikel

Profilbild wikifolio
15.01.2024 19:04
wikifolio: Die heißesten Aktien der letzten Woche

Die zweite Handelswoche des neuen Jahres verlief deutlich freundlicher als der Start. Vor allem die schon 2023 gut gelaufenen Aktien konnten im Kurs zulegen. Dazu zählt zum Beispiel der MDAX-Titel Hochtief, um den sich Übernahmegerüchte ranken. Welche...

Profilbild wikifolio
22.08.2023 18:51
Den DAX alt aussehen lassen? 3 Top-wikifolios für Risikofreudige

Diese 3 wikifolio Trader lassen den DAX alt aussehen. Wie? Indem sie Risiko in Kauf nehmen, um bei der Rendite alles rauszuholen. Das ist der dritte Weg, den DAX zu schlagen. Wir haben nachgerechnet und drei wikifolios gekürt, die auf diesem Weg – mehr...

Profilbild wikifolio
03.08.2023 18:58
Bis zu 30 Prozent pro Jahr – so schlagen 3 wikifolio Trader den DAX

Smart investieren bedeutet, sich nicht mit dem Durchschnitt zufriedenzugeben. Viele wikifolio Trader schlagen den DAX. Wie? Indem sie in der Vergangenheit zum Beispiel mehr Rendite erzielten, beim Risiko aber nichts drauflegten. Das ist der zweite Weg,...

Profilbild wikifolio
14.04.2023 21:08
Bestseller-wikifolios im März

Wie haben die wikifolio-Trader im März abgeschnitten und wem gehörte zuletzt das Vertrauen der Investoren? Einen Hinweis darauf liefert das Qualitätsmerkmal „Bestseller“. Daran erkennen Anleger, dass das entsprechende wikifolio-Zertifikat innerhalb...