Hotelbranche im Vergleich: Chancen und Wachstum trotz Herausforderungen?
Der Sommer ist vorüber, die Hauptreisezeit liegt hinter uns und vielleicht hast du gerade erst deinen letzten Urlaub beendet. Möglicherweise hast du in den vergangenen Wochen in einem der Hotels von Marriott, Hilton oder IHG übernachtet und die Annehmlichkeiten genossen. Doch was passiert finanziell eigentlich hinter den Kulissen dieser großen Hotelketten, die weltweit jedes Jahr Millionen von Gästen beherbergen?
Marriott, Hilton und IHG sind die Schwergewichte der globalen Hotelbranche. Sie bieten nicht nur eine Vielzahl von Marken und Preiskategorien, sondern kämpfen auch um Marktanteile, setzen auf Innovationen und stehen vor neuen Herausforderungen.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf diese drei Konzerne und ihre Geschäftsmodelle und betrachten Chancen und Risiken. Welcher Konzern ist am besten aufgestellt und lohnt sich möglicherweise aktuell ein Einstieg?
Geschäftsmodell und Strategien
Alle drei Hotelkonzerne – Marriott, Hilton und IHG – setzen in großem Umfang auf das Franchise-Modell. Dieses Modell ermöglicht es ihnen, ihre Marke global zu verbreiten, ohne jedes Hotel selbst besitzen oder betreiben zu müssen. Stattdessen schließen sie Verträge mit unabhängigen Hotelbesitzern, welche die Marke nutzen und in Übereinstimmung mit den festgelegten Standards führen. Dieses Geschäftsmodell ist besonders attraktiv, da es den Konzernen erlaubt, mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz stark zu wachsen und gleichzeitig die Kontrolle über die Qualität und das Image ihrer Marke zu behalten.
Marriott International (MAR)
Marriott ist der größte Hotelkonzern der Welt, mit einem umfassenden Portfolio von über 30 Marken, die von Luxus- bis Mittelklassehotels reichen. Hier eine Auswahl:
- Luxus: Ritz-Carlton, St. Regis, JW Marriott
- Premium: Marriott Hotels, Sheraton, Westin
- Select: Courtyard by Marriott, Fairfield Inn, Residence Inn
- Langzeitaufenthalte: Marriott Executive Apartments, Element by Westin
Marriott nutzt das Franchise- und Managementmodell fast durchgehend, wobei der Großteil der Hotels von unabhängigen Eigentümern betrieben wird. Durch strategische Übernahmen, wie die von Starwood Hotels, hat Marriott sein Portfolio erheblich erweitert und seine Position im Luxussegment gestärkt.
Hilton Worldwide (HLT)
Auch Hilton setzt stark auf das Franchise-Modell und bietet insgesamt 19 Marken an, die verschiedene Segmente des Hotelmarktes abdecken:
- Luxus: Waldorf Astoria, Conrad
- Premium: Hilton Hotels & Resorts, Curio Collection, DoubleTree by Hilton
- Mittelklasse und Economy: Hilton Garden Inn, Hampton by Hilton, Tru by Hilton
- Langzeitaufenthalte: Homewood Suites, Home2 Suites
Hilton war eines der ersten Unternehmen, welches das Franchisemodell in der Hotellerie populär machte. Heute sind die meisten Hilton-Hotels Franchisenehmer. Hilton konzentriert sich stark auf die Technologieintegration, wie die Einführung des digitalen Schlüssels, und hat in den letzten Jahren besonders auf das Wachstum im Mittelklasse- und Economy-Segment gesetzt.
InterContinental Hotels Group (IHG)
IHG verfolgt ebenfalls eine Franchise-Strategie, mit einem umfangreichen Markenportfolio, das über 17 verschiedene Hotelmarken umfasst:
- Luxus: InterContinental, Regent, Six Senses
- Premium: Kimpton, Hotel Indigo, Crowne Plaza
- Mittelklasse: Holiday Inn, Holiday Inn Express
- Langzeitaufenthalte: Staybridge Suites, Candlewood Suites
IHG hat sich mit seinen Holiday Inn Marken stark im Mittelklasse-Segment positioniert, ist aber in den letzten Jahren zunehmend im Luxussegment aktiver geworden, unter anderem durch die Übernahme der Luxusmarke Six Senses. Das Franchise-Modell ermöglicht es IHG, auch in Märkten zu expandieren, in denen es selbst weniger Kapazitäten zur direkten Verwaltung hat.
Marktanalyse und geografische Präsenz
Die führenden Hotelgruppen Marriott, Hilton und IHG dominieren die weltweite Hotellandschaft durch ihre enorme geografische Reichweite. Mit weit über 1,5 Millionen Zimmern ist Marriott der größte Akteur, während Hilton und IHG jeweils die Millionenzimmermarke überschreiten. Diese Konzerne sind besonders stark in Nordamerika und Europa vertreten, haben aber in den letzten Jahren ihre Expansion auf den wachstumsstarken asiatischen Markt ausgedehnt. Kleinere Gruppen wie Wyndham und Choice haben sich ebenfalls in spezifischen Regionen etabliert, können jedoch in puncto globaler Reichweite nicht mit den Marktführern mithalten.
Nach den durch die Pandemie bedingten Rückschlägen erholt sich die Hotellerie zügig. Die weltweiten Einnahmen aus dem Hotelgewerbe zeigen einen stetigen Aufwärtstrend und sollen bis 2029 auf über 474 Milliarden Euro anwachsen. Die großen Hotelgruppen profitieren von einer robusten Nachfrage, die durch einen wiedererstarkten internationalen Tourismus und Geschäftsreisen gestützt werden. Die Erholung verdeutlicht die Stabilität und Anpassungsfähigkeit der Branche, selbst in unsicheren Zeiten.
In Deutschland spiegelt sich diese Nachfrage ebenfalls wider: Im Jahr 2023 entschieden sich 55,9 % der Reisenden für eine Unterkunft in Hotels, Gasthöfen oder Pensionen, was ihre weiterhin starke Position im Vergleich zu alternativen Übernachtungsmöglichkeiten zeigt. Obwohl Ferienwohnungen und -häuser mit 23,3 % der Buchungen eine bedeutende Rolle spielen, bleibt das klassische Hotel für die Mehrheit der Urlauber die erste Wahl.
Die großen Hotelkonzerne sind gut aufgestellt, um von dieser positiven Entwicklung zu profitieren. Mit ihrer globalen Präsenz, der Bekanntheit ihrer Marken und den umfassenden Angeboten für verschiedene Zielgruppen können sie sich in einem wachsenden Markt behaupten und weiter expandieren.
Fundamentalanalyse
MAR | HLT | IHG | |
---|---|---|---|
Börsenwert | 69,11 Mrd. USD | 56,04 Mrd. USD | 17,37 Mrd. USD |
Hauptsitz | USA | USA | GB |
Mitarbeiter | 411.000 | 178.000 | 13.460 |
Leistungskennzahlen
Corona hat bei allen drei Konzernen tiefe Spuren hinterlassen. Zwar hat sich die Branche mittlerweile stark erholt und bei vielen Touristen gab es durch Corona extremen Nachholbedarf, allerdings wird prognostiziert, dass sich die schnelle Erholung in Zukunft stark verlangsamt. Dennoch bleibt die Hotelbranche stark aufgestellt und wird auch weiterhin stetig wachsen.
Bilanzanalyse
Die Bilanzen von Hotelkonzernen wie Marriott, Hilton und IHG weisen oft einen hohen Anteil an nicht-physischen Vermögenswerten, wie zum Beispiel Goodwill auf, was typisch für Unternehmen ist, deren Geschäftsmodell auf Franchise beruht und die durch Übernahmen stark gewachsen sind. Goodwill entsteht, wenn der Kaufpreis eines Unternehmens über den materiellen Vermögenswerten, wie Immobilien oder Ausrüstung, liegt. Bei Hotelketten, die zahlreiche Marken unter ihrem Dach vereinen, spiegelt der Goodwill den Großteil der immateriellen Vermögenswerte wider – insbesondere den Markenwert, die Kundenbindung und den Wiedererkennungswert.
Anteil der nicht-physischen Vermögenswerte am Gesamtkapitals
Alle drei Konzerne haben die letzten Jahre über einen ähnlich hohen Anteil nicht-physischer Vermögenswerte am Gesamtkapital verfügt. Hilton hatte 2023 mit knapp 74 % den höchsten Anteil und die IHG Gruppe mit 63 % den geringsten Anteil. Diese Unterscheidung ist Teil des Geschäftsmodells der drei Konzerne. Ein höherer Anteil ist nicht per se gut oder schlecht, auch wenn die Bewertung nicht-physischer Vermögenswerte teilweise problematischer ist, als bei physischen Vermögenswerten wie Immobilien Grundstücken. Dies kann zu höheren Unsicherheiten insbesondere bei Hilton führen.
MAR | HLT | IHG | |
---|---|---|---|
Gesamtkapital | 25,74 | 15,74 | 4,58 |
Gesamtverschuldung | 13,97 | 10,96 | 3,58 |
Liquide Mittel | 0,349 | 0,802 | 0,858 |
Eigenkapital | -2,09 | -3,08 | -2,20 |
Die Bilanzen der drei Konzerne unterscheiden sich teilweise relativ stark. IHG ist prozentual vom Gesamtkapital am höchsten verschuldet, verfügt dabei allerdings auch mit Abstand über die meisten liquiden Mittel. Das Eigenkapital aller drei Konzerne ist negativ, da die drei Konzerne eine aggressive Finanzierungspolitik mit hohem Fremdkapitalhebel betreiben, während aufgrund des Franchising Modells die Kredite größtenteils nicht durch Immobilien, sondern mit Verträgen gedeckt sind, die in der Bilanz teilweise schwer zu erfassen sind.
Bewertungskennzahlen
MAR | HLT | IHG | |
---|---|---|---|
KGV | 25,07 | 49,36 | 29,23 |
KUV | 2,94 | 5,43 | 3,95 |
KBV | – | – | – |
Marriott und IHG sind ähnlich bewertet und notieren mit einem KGV von 25 bzw. 29 und notieren beide damit minimal oberhalb des jüngsten historischen Durchschnitts. Hilton dagegen notiert mit einem KGV von 49 deutlich über dem historischen Durchschnitt von knapp 34. Die Expansionspläne und Erwartungen an zukünftiges Wachstum sind enorm.
Chancen und Risiken für die Hotelbranche
Die Hotelbranche ist sehr kapitalintensiv und wird von großen Konzernen wie Marriott, Hilton und IHG dominiert. Diese etablierten Marktführer haben die Branche weitgehend aufgeteilt, was es neuen Unternehmen extrem schwer macht, Fuß zu fassen.
Chancen:
- Wachstum in Schwellenländern: Aufstrebende Märkte in Asien, Afrika und Lateinamerika bieten großes Potenzial für Expansion.
- Technologische Innovationen: Digitalisierung ermöglicht effizientere Abläufe und verbessert das Gästeerlebnis.
- Nachhaltigkeit: Der Trend zu umweltbewussten Reisen eröffnet Chancen für Hotels, die auf Nachhaltigkeit setzen.
Risiken:
- Marktkonzentration: Neue Marktteilnehmer haben es schwer, sich gegen etablierte Konzerne durchzusetzen.
- Alternative Unterkünfte: Plattformen wie Airbnb erhöhen den Druck auf traditionelle Hotels, besonders im Mittelklasse-Segment.
- Makroökonomische Risiken: Wirtschaftliche Schwankungen wie Inflation oder politische Instabilitäten können die Branche empfindlich treffen.
Chart
Die Aktien der drei Konzerne haben sich die letzten Jahre stark parallel entwickelt, wobei Hilton aktuell am stärksten performt und neue Allzeithochs ausbildet. Alle drei Aktien besitzen einen schönen langfristigen Aufwärtstrend und notieren nahe an ihrem Allzeithoch. Bei Marriott könnte sich jetzt bald eine prozyklische Einstiegschance ergeben.
Über dem aktuellen Kursniveau befindet sich ein markanter Widerstand, der bereits zweimal angelaufen wurde. Zwar hat die Aktie seit ihrem letzten Tief Anfang August bereits eine ordentliche Rallye absolviert, dennoch könnte es mit dem aktullen Momentum gelingen, den Widerstand zu überwinden. Im besten Fall bietet sich ein Break-and-Retest Szenario an: Die Aktie steigt unter hohem Volumen über den Widerstand und korrigiert dann erneut in den Bereich zurück. Dann würde sich ein Einstieg ergeben.
Dieses Szenario lässt sich mit einem Knock-Out Zertifikat der HSBC (WKN: HG7Q6G) sehr gut umsetzen. Das Derivat hat eine Knock-Out Schwelle bei 145,41 USD, woraus sich aktuell ein Hebel von 2,29x ergibt.
Fazit
Die Hotelbranche steht nach den herausfordernden Jahren der Pandemie wieder auf einem stabilen Fundament. Konzerne wie Marriott, Hilton und IHG dominieren den globalen Markt und sind gut aufgestellt, um von der wiedererstarkten Nachfrage, insbesondere in aufstrebenden Märkten wie Asien und Lateinamerika, zu profitieren. Chancen bieten sich vor allem durch technologische Innovationen und den Trend zu nachhaltigem Reisen. Allerdings bestehen Risiken durch die zunehmende Konkurrenz alternativer Unterkunftsmodelle wie Airbnb und mögliche makroökonomische Unsicherheiten.
Die Aktien der großen Hotelketten haben sich langfristig positiv entwickelt und notieren aktuell nahe ihrer Allzeithochs. Investoren sollten jedoch das unterschiedliche Bewertungsniveau berücksichtigen, insbesondere Hilton, das aktuell deutlich höher bewertet ist. Insgesamt bietet die Branche weiterhin langfristiges Wachstumspotenzial, auch wenn die Dynamik sich in den kommenden Jahren voraussichtlich verlangsamen könnte. Ein Einstieg kann insbesondere für langfristig orientierte Anleger interessant sein, die an den stabilen Aufwärtstrends der Aktien partizipieren möchten.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Hilton Worldwide Holdings Inc.
Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.
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