Höchstes Kursziel der Wall Street: Nvidia erhält Aufstufung der HSBC

Der Chiphersteller Nvidia übertraf im vierten Quartal die Analystenerwartungen und zeigt starke Wachstumsperspektiven im KI-Geschäft. Der Ausblick verspricht zudem weiteres Wachstum. Frank Lee, Analyst bei der HSBC, hob das Rating der Aktie heute an und sieht ein über 30 % Kurspotenzial. Doch was sind die Gründe des Analysten? Mehr dazu im folgenden Beitrag.

Das vierte Quartal und der Ausblick

Nvidia hatte am 22. Februar die Geschäftszahlen für das vierte Quartal veröffentlicht. Die Ergebnisse übertrafen die Erwartungen der Analysten sowohl beim Gewinn pro Aktie als auch beim Umsatz.

Der Gewinn pro Aktie belief sich auf 0,88 USD und lag damit um 0,08 USD über den Schätzungen der Wall Street. Der Umsatz für das vierte Quartal erreichte 6,05 Milliarden USD, was einem Rückgang von 20,8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dennoch übertraf diese Zahl die Erwartungen der Analysten um 30 Millionen USD.

Nvidias Datacenter-Segment verzeichnete im vierten Quartal einen Umsatz von 3,62 Milliarden USD. Dies entspricht einem Anstieg von 11 % im Vergleich zum Vorjahr und einem Rückgang von 6 % gegenüber dem Vorquartal. Das Gaming-Segment erwirtschaftete hingegen einen Umsatz von 1,83 Milliarden USD. Dies entspricht einem Rückgang von 46 % gegenüber dem Vorjahr und einem Anstieg von 16 % gegenüber dem Vorquartal.

Des Weiteren enthalten die Umsatzzahlen für das vierte Quartal 226 Millionen USD aus dem Bereich Professional Visualization und 294 Millionen USD aus dem Bereich Automotive & Embedded.

Werfen wir nun einen Blick auf die Guidance von Nvidia für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023. Demnach wird der Umsatz voraussichtlich 6,50 Milliarden USD betragen, mit einer möglichen Abweichung von plus oder minus 2 % im Vergleich zum Konsens von 6,32 Milliarden USD. Die Bruttomargen werden voraussichtlich bei 66,5 % liegen, mit einer möglichen Abweichung von plus oder minus 50 Basispunkten.

Die Betriebskosten werden auf etwa 1,78 Milliarden USD geschätzt. Es wird erwartet, dass die sonstigen Erträge und Aufwendungen etwa 50 Millionen USD betragen werden, wobei Gewinne und Verluste aus nicht-verbundenen Investitionen nicht berücksichtigt sind.

Nvidia plant, die Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 am 25. Mai bekannt zu geben.

Über 30 % Kurspotenzial dank KI-Geschäft

Die Nvidia-Aktie könnte ihre beeindruckende Rallye im Jahr 2023 fortsetzen, wenn das stetig wachsende Geschäft des Chipherstellers im Bereich künstliche Intelligenz die gebührende Anerkennung der Wall Street erhält, so die Einschätzung von Frank Lee, Analyst bei der HSBC.

Lee, der Leiter des Technologie-Researchs in Asien, hat das Rating der Aktie angehoben und sein Kursziel von 175 USD auf 355 USD mehr als verdoppelt. Dies entspricht einem Aufwärtspotenzial von über 30 % gegenüber dem Schlusskurs vom Montag.

Der Analyst erklärte in einer Mitteilung an seine Kunden, dass er der Ansicht sei, dass die Gewinne im Geschäftsjahr 2023 und darüber hinaus die Markterwartungen übertreffen werden. Insgesamt habe er bisher möglicherweise zu vorsichtig agiert, was Nvidia betrifft.

Obwohl am Markt teilweise bezweifelt wird, dass die Aktie von Nvidia weiteres Potenzial hat, ist Lee überzeugt, dass noch mehr Raum für Wachstum besteht. Er betonte, dass die bemerkenswerte Preissetzungsmacht von Nvidia im KI-Bereich noch nicht vollständig berücksichtigt sei.

Dabei merkte er an, dass künstliche Intelligenz die Preise im Sektor deutlich steigern werde, da KI-Chips zwischen 10 und 20 Mal teurer seien, als der Durchschnittspreis eines typischen Grafikprozessors für Spiele. Aufgrund der höheren Preise dieser Chips benötige das Unternehmen seiner Ansicht nach keine signifikante Mengensteigerung, um die Wachstumserwartungen beim Umsatz zu erfüllen.

Früherer Pessimismus des Analysten hinsichtlich eines potenziellen Abwärtsrisikos für die Erträge im Jahr 2024 sei auf eine Verlangsamung der Dynamik bei Rechenzentren zurückzuführen gewesen, da 60 % der Umsätze des Unternehmens aus diesem Segment stammen. Lee äußerte sich zuletzt besorgt über steigende Lagerbestände und eine Verlangsamung des Nachfragewachstums bei Wafer-Bestellungen im Zusammenhang mit dem Halbleiterhersteller TMSC.

Trotz dieser Bedenken ist der HSBC-Analyst nun der Meinung, dass sich das Geschäftsmodell des Unternehmens wandelt, um der KI-Entwicklung gerecht zu werden. Er sei überzeugt, dass das KI-Geschäft die schwächelnde Nachfrage nach Rechenzentren mehr als ausgleichen könne und dass die Wall Street sich zuvor zu stark auf Letzteres konzentriert habe. Lee verwies auch darauf, dass der Großteil des Bestandsaufbaus mit KI-Chips zusammenhänge, was dazu beitragen werde, Probleme im Zusammenhang mit einem Überangebot zu lösen.

Abschließend merkte der Analyst an, dass es in den letzten drei Monaten keine bedeutenden Aufwärtskorrekturen der Konsenserwartungen für Umsatz oder Gewinn gegeben habe. Dennoch hob er seine Gewinnerwartungen für die Geschäftsjahre 2023 und 2024 an.

“Wir räumen ein, dass wir das Potenzial von Nvidias KI-Geschäft und die Geschwindigkeit des Hochlaufs nach Microsofts ChatGPT-Einführung unterschätzt haben. Wir glauben, dass die Motivation, generative KI einzuführen, insbesondere bei chinesischen und US-amerikanischen Cloud-Service-Anbietern größer ist, als wir ursprünglich dachten.”

HSBC-Analyst Frank Lee

Technische Einordnung

Im vergangenen Jahr verzeichnete die Nvidia-Aktie einen Kursrückgang von rund 50 %, doch seit Jahresbeginn hat sie sich beeindruckend um über 85 % erholt. Um den dynamischen Aufwärtstrend fortzuführen, müsste die Aktie eine Widerstandszone, die sich im Bereich von 290 bis 300 USD befindet, nachhaltig durchbrechen. Anschließend läge das nächste Ziel bei 325 USD. Sollte die Aktie hingegen eine Korrektur erfahren, bietet die Unterstützungszone zwischen 250 und 239 USD sowie die 50-Tage-Linie Halt. Darunter läge eine weitere Unterstützungszone zwischen 213 und 200 USD.

Übrigens: Jefferies-Analyst: Über 50 % Kurspotenzial für diese Fahrdienst-Aktie!

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert.