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Fresenius im Fokus: Ist der Turnaround eingeleitet?

Marktführer im deutschen Gesundheitsmarkt

Fresenius SE & Co. KGaA ist ein Gesundheitsanbieter aus Deutschland, der sich durch Übernahmen in verschiedene Gesundheitsbereiche global diversifiziert hat. In den letzten Jahren war das Unternehmen ein Sorgenkind im DAX, nun könnte der Turnaround eingeleitet worden sein.

Insgesamt operiert Fresenius in vier Segmenten: Fresenius Medical Care (FMC), Fresenius Kabi, Fresenius Helios und Fresenius Vamed.

Das für Fresenius wichtigste und umsatzstärkste Segment ist Fresenius Medical Care (FMC). FMC ist als eigenständiges Unternehmen an der Börse gelistet und notiert im DAX. Der Mutterkonzern hält 32 % an FMC. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen und Produkte für Menschen mit chronischem Nierenversagen an. Patienten, die an Nierenversagen leiden, werden mittels Dialyse behandelt. Im Jahr 1996 kam es zum Zusammenschluss mit dem US Dialyse-Anbieter National Medical Care, wodurch FMC zum weltweit größten Anbieter für Dialyse-Behandlungen wurde. Zu den wichtigsten Produktgruppen zählen Dialysatoren und Dialysegeräte. 9 % der weltweiten Dialyse-Patienten werden mit Produkten von FMC behandelt.

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Fresenius operiert in vier Segmenten, von welchen Fresenius Medical Care das größte ist (Quelle: Company Presentation December 2022 © Fresenius SE & Co. KGaA Investor Relations & Sustainability).

Fresenius Kabi ist spezialisiert auf Produkte für die Therapie und Versorgung von kritisch und chronisch kranken Patientinnen und Patienten. Das Produktportfolio umfasst intravenös zu verabreichende Arzneimittel (I.V.-Arzneimittel), Infusionstherapien und Biosimilars-Produkte mit den Schwerpunkten Autoimmunerkrankungen und Onkologie. Fresenius Helios ist Europas führender privater Krankenhausbetreiber. Ende 2021 betrieb Helios allein in Deutschland 90 Krankenhäuser und rund 130 Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Kabi und Helios gehören zu jeweils 100 % zum Mutterkonzern. Fresenius Vamed plant, errichtet und betreibt Krankenhäuser sowie andere Gesundheitseinrichtungen in aller Welt. Vamed gehört zu 77 % zum Mutterkonzern und hat laut dem aktuellen Geschäftsbericht keine unmittelbaren Wettbewerber.

Mit dieser Diversifikation ist Fresenius grundsätzlich hervorragend in vielen zukunftsträchtigen Bereichen des Gesundheitssektors vertreten.

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Fresenius ist hervorragend in vielen zukunftsträchtigen Bereichen des Gesundheitssektors vertreten (Quelle: Company Presentation December 2022 © Fresenius SE & Co. KGaA Investor Relations & Sustainability).

Verlangsamtes Wachstum durch die Corona-Pandemie

Der Kurs von Fresenius befindet sich derzeit fast 50 % unter dem Aktienkurs vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Vor allem die schwache Performance von FMC sorgte für erhebliche Kursverluste.

Die Dialyse-Patienten gehörten zur Risikogruppe für einen tödlichen Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion. Viele der verstorbenen Patienten hätten dank des Dialyse-Verfahrens noch einige Jahre gelebt. Für FMC sind die Umsätze also nicht nur in den Jahren 2020 und 2021 weggebrochen. Sie fehlen auch in den nächsten Jahren dauerhaft.

Beim Blick auf die Umsatzverteilung der letzten Jahre sieht man allerdings gut, dass FMC auch schon vor Ausbruch der Pandemie seinem Ruf als „Wachstumsunternehmen“ nur bedingt gerecht wurde. Die Umsätze wuchsen nur auf einem abflachenden Niveau, dafür aber stetig.

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Fresenius wuchs in den letzten Jahren stetig aber mit spürbarer Verlangsamung (Quelle: Company Presentation December 2022 © Fresenius SE & Co. KGaA Investor Relations & Sustainability).

Die Aussichten für den Turnaround von Fresenius

Die aktuelle Unternehmenspräsentation vom Dezember 2022 umreißt die Ergebnisse für das Q3/2022 von Fresenius. Die Ergebnisse zeigen, dass auch das Jahr 2022 wieder ein hartes Jahr für Fresenius war. Trotz leicht gestiegener Umsätze im Vergleich zum Vorjahr gingen das operative Ergebnis und der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal um 17-19 % zurück.

Das „Transformationsprogramm FME25“ soll FMC wieder zu einer verbesserten Profitabilität und zu beschleunigtem Wachstum führen. Bis zum Jahr 2025 will FMC 5.000 Stellen abbauen und insgesamt 500 Millionen EUR an jährlichen Kosten einsparen. Durch den Verkauf einiger unprofitabler Krankenhäuser möchte Helios ebenfalls die Profitabilität steigern.

Außerdem positioniert sich Fresenius gut in Schwellenländern, wo es vielerorts noch keine oder eine unzureichende medizinische Versorgung gibt. 2015 generierte Fresenius nur 2,8 Milliarden EUR Umsatz in Asien und 2021 waren es bereits 3,9 Milliarden EUR.

Tradingszenario für Fresenius

Fresenius befindet sich seit Juni 2017 in einer übergeordneten Abwärtsbewegung. Beim Kurs von aktuell rund 28 EUR steht Fresenius noch rund 65 % unter dem ATH von 80 EUR. Im Oktober 2022 erreichte der Kurs ein Verlaufstief bei 20 EUR – einem Niveau, bei dem der Kurs zuletzt 2010 stand.

Seit Oktober befindet sich der Kurs im Aufschwung. In wenigen Wochen war ein Kursgewinn von 44 % zu verzeichnen und das aktuelle Niveau ist äußerst spannend. Unter dem aktuellen Kurs warten mehrere potenzielle Unterstützungen.

Mit den Zwischentiefs im August und Dezember 2022 hat sich eine ansehnliche inverse Schulter-Kopf-Schulter Formation (iSKS) als Umkehrsignal gebildet. Im Bereich um 27 EUR liegt eine Unterstützungszone und der 200er-SMA (Tagesbasis). Darüber hinaus hat der Kurs in den vergangenen Tagen die Nackenlinie der iSKS erfolgreich getestet.

Technisch spricht derzeit vieles für eine mindestens kurzfristige Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Da Fresenius üblicherweise auf kurze Sicht wenig volatil ist, könntest du die Aufwärtsbewegung beispielsweise mit einem Knock-Out Zertifikat wie dem WKN: DDQ7HS handeln. Wenn du eine weitere Bestätigung abwarten willst, wäre auch ein Einstieg nach dem Überschreiten (Schlusskurs) des Zwischenhochs bei 28,9 EUR denkbar.

Als Kursziel aus der iSKS ergibt sich ein Niveau von rund 35 EUR. Aufgrund des recht wackligen Gesamtmarktes bieten sich Gewinnmitnahmen im Bereich von 30 EUR und 32 EUR an.

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Das Chartbild von Fresenius deutet eine interessante Einstiegsmöglichkeit an.

Fazit

Fresenius ist seit einigen Jahren angeschlagen. Zu übermütige Wachstumsfantasien des Managements sorgten für Verstimmung bei den Anlegern. Die Corona-Pandemie führte zu einem Gewinneinbruch bei FMC, der den Mutterkonzern schwer belastete.

Mit dem Transformationsprogramm FME25 möchte das Unternehmen wieder profitabler werden und an die alten Erfolge anknüpfen. Trotz aller Rückschläge ist Fresenius der weltweite Marktführer im Dialyse-Markt und besitzt die größte Krankenhauskette in Deutschland und Spanien.

In den letzten Geschäftsberichten ist wenig von dem Turnaround erkennbar. Der Einstieg des aktivistischen Investors Elliott Investment Management im Oktober 2022 weckt allerdings Hoffnungen, dass dieser schneller vonstatten geht, als bisher erkennbar. Am 22. Februar 2023 wird der Geschäftsbericht für das Fiskaljahr 2022 veröffentlicht.

Mit Blick auf den Chart bietet sich eine interessante Gelegenheit, zumindest kurzfristig an dem Aufschwung zu partizipieren.

Der Artikel ist keine Aufforderung zum Kauf und/oder Verkauf der Aktie. Es handelt sich hierbei um eine journalistische Arbeit. Der Autor hält zum aktuellen Zeitpunkt eine Position in der Aktie.

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