Blogartikelbild Droht die Tesla-Aktie weiter abzustürzen? Analyst nennt Gründe
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Droht die Tesla-Aktie weiter abzustürzen? Analyst nennt Gründe

Die Tesla-Aktie hat es in diesem Jahr nicht einfach. Das Wertpapier des Elektroauto-Herstellers ist seit Jahresbeginn um mehr als 35 % eingebrochen. Ein Top-Analyst von Bernstein Research argumentiert, dass die Aktie des Musk-Konzerns noch weitere 30 % nach unten rauschen könnte. Das sind die Gründe:

30 % Abwärtspotenzial wegen zu geringer Softwareeinnahmen?

Toni Sacconaghi, Analyst von Bernstein, sieht in Tesla nicht den Software-Riesen, wie es viele seiner Kollegen an der Wall Street tun. Seine Analyse ergab, dass die Software von Tesla etwa 290 Millionen USD pro Quartal einbringt, was 1,3 % des Gesamtumsatzes entspricht. Das sind weniger als 5 % des Bruttogewinns.

Sacconaghi stufte die Aktie mit “Underperform” und einem Kursziel von 150 USD ein, was einem Rückgang von 30 % gegenüber dem Kurs von 215 USD entspricht.

Das Gros der Wall-Street-Analysten sieht das anders: Nur 10 % von ihnen stufen die Aktie als untergewichtet oder zum Verkauf ein, 61 % bewerten sie als überdurchschnittlich gut bzw. mit “Buy”, und 29 % empfehlen “Hold”. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 293,43 USD, was einem Aufwärtspotenzial von 36 % entspricht.

Eine der bullischen Thesen bei Tesla und seiner Software besteht darin, dass das Unternehmen in der Lage ist, vor allen anderen die vollständige Funktionalität des selbst fahrenden Autos (FSD) zu liefern. Das würde theoretisch zu einer höheren Akzeptanz der Funktion führen, sagen die Befürworter, aber der Analyst Sacconaghi ist in dieser Hinsicht weniger optimistisch. Er glaubt, dass die FSD-Preise im Laufe der Zeit größtenteils von der Konkurrenz verdrängt werden, so wie es bei fast jeder anderen Automobiltechnologie in der Vergangenheit der Fall war.

Softwareeinnahmen im Detail & bärische Argumente

Der 1. wichtige Faktor für die aktuellen Softwareeinnahmen sind die abgegrenzten Umsatzerlöse aus den Software-Updates des Unternehmens. Diese beliefen sich im letzten Quartal auf 48 Millionen USD oder rund 5 USD pro Monat und Fahrzeug. Sacconaghi geht jedoch davon aus, dass sich diese Zahl im Laufe der Zeit auf 3 USD belaufen wird, da man früher die Gebühren für die Aufladung der Fahrzeuge enthielt, die nun nicht mehr vorhanden sind.

Der 2. Treiber der Softwareeinnahmen kommt von jener Software, die eine Erweiterung von Autopilot und vollständiges Selbstfahren ermöglicht. Die Rate der Nutzer, die das vollständige autonome Fahren hinzufügen, dürfte laut der Analyse bei etwa 5 % liegen. Berücksichtigt man den erweiterten Autopiloten, die günstigere Erweiterungsoption, die nur einige FSD-Funktionen enthält, so steigt die Schätzung auf 10 % bis 12 % für beide Erweiterungsoptionen zusammen.

Der Anteil der Personen, die sich für FSD entscheiden, ist von mehr als 40 % im 2. Quartal 2020 auf etwa 5 % gesunken, da sich der Preis für die Erweiterung verdreifacht hat. Tesla bietet eine monatliche Abo-Option an, erklärte aber 2021, dass die Rate der Teilnehmer an diesem Plan “nicht signifikant” sei.

Laut der Bernstein-Analyse soll der erweiterte Autopilot und FSD den Löwenanteil der Softwareeinnahmen ausmachen und rund 240 Millionen USD einbringen. Bei den einmaligen Käufen von FSD verbucht das Unternehmen einen Anteil von schätzungsweise 60 % zum Zeitpunkt des Verkaufs und verschiebt den Rest bis zur Fertigstellung der Funktionen. Die Analyse deutet auf zusätzliche geschätzte 1,7 Milliarden USD an abgegrenzten Einnahmen aus den beiden Dienstleistungen in der Bilanz von Tesla hin.

So soll die Verbuchung der abgrenzten Umsätze aus FSD auf der Einschätzung des Managements über die Fortschritte auf dem Weg zum vollständigen selbstfahrenden Auto basieren, wodurch die Umsatzrealisierung unvorhersehbar, pauschal und in gewisser Weise willkürlich entsteht, so Sacconaghi.

Der Elektroautohersteller hat andere Softwareangebote wie Premium-Konnektivität gegen eine zusätzliche Gebühr und einen “Beschleunigungsschub” für bestimmte Modelle. Aber Sacconaghi glaubt, dass die Einnahmen aus diesen Angeboten “sehr begrenzt” sind.

Tesla überbewertet?

Der Analyst behauptet, dass das Bullenszenario für die Verbreitung von FSD die derzeitige Bewertung von Tesla rechtfertigen könnte. Diejenigen, die auf die Aktie setzen, gehen davon aus, dass die Tatsache, dass Tesla die Technologie als erstes Unternehmen eingeführt hat, die Zahl der Autokäufer, die diese Funktion erwerben, erhöhen wird.

Sacconaghi behauptet aber, dass die aktuellen Preise, die in die Schätzungen einfließen, wahrscheinlich nicht halten werden, wenn mehr Konkurrenten auf den Markt kommen. So sei das größte Problem die Nachhaltigkeit bei der Preisgestaltung von FSD.

Abschließend sagte Sacconaghi, dass im Laufe der Zeit jedes Auto FSD anbieten wird und die Preise angesichts des starken Wettbewerbs in der Branche wahrscheinlich sinken werden. In der Vergangenheit sei dies auch bei anderen Innovationen der Fall gewesen: elektrischen Fensterheber, Antiblockiersysteme, Tempomat usw.

Technische Einordnung
Chart zur Tesla-Aktie: sind neue Kursgewinne möglich?

Es scheint, als könnte der Kurs an der Zone von 210 USD einen Boden bilden. Eine Bewegung über 235 USD würde diese Annahme bestätigen und für weitere Kursgewinne bis mindestens 265 USD sorgen.

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