Blogartikelbild Großer Report zum Zukunftssektor Clean Energy
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Großer Report zum Zukunftssektor Clean Energy

Einen ersten Hype an der Börse erfuhr das Thema Clean Energy nach dem Corona-Crash der Börsen im März 2020. Die Anzahl der Aktionäre, insbesondere jüngerer Generationen, stieg stark an. Die Neobroker machten das Investieren einfach und unterstützen den Trend. Gerade bei jungen Menschen ist der Klimawandel präsent und Grüne Aktien gingen durch die Decke.

Ähnlich schnell ging es jedoch auch wieder abwärts, als sich das Börsenumfeld änderte.

ETF iShares Invesco Clean Energy erneuerbare Energien
Ein Vergleich zweier Sektor-ETFs zeigt den Abverkauf nach der Hype-Phase im Anschluss an den Corona-Crash
blau: iShares Global Clean Energy ETF
orange: Invesco Wilderhill Clean Energy ETF

Das Thema ist aktueller denn je

Viele Facetten des Themas sind aktueller denn je: Steigende Energiekosten, der Wunsch sich als Land unabhängiger von zu importierenden Rohstoffen und deren Zulieferern zu machen, die dringende Notwendigkeit der Einsparung von CO2, um die Klimaziele zu erreichen sowie geplante Vorgaben zu energieeffizientem Bauen und Sanieren. Doch der Reihe nach.

Wenn man an Erneuerbare Energie denkt, fallen einem direkt das Windrad im Feld oder die Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach ein. Klar ist, mit einem Windrad oder dem eingespeisten Strom vom Dach eines Einfamilienhauses wird der Wandel hin zu Clean Energy nicht funktionieren. Die Dimensionen müssen da um ein Vielfaches größer sein und eben deshalb könnte es auch einige Unternehmen geben, die profitieren könnten. Neben den Herstellern von den entsprechenden Windkraftanlagen (z.B. Vestas, Nordex), Solarmodulen (z.B. Enphase, Solaredge) und Wechselrichtern (z.B. SMA Solar) sind das auch Projektierer und Betreiber solcher Wind- oder Solar-Parks (z.B. Energiekontor, Abo Wind, Encavis).

Politik greift ein

Die Bundesregierung hat sich auf die Fahne geschrieben, den Ausbau der Erneuerbaren Energien entschlossen und innovativ voran zu treiben. Sie sieht in der Klimaneutralität eine große Chance. Das Ziel sei es; bis 2045 klimaneutral zu sein und im Jahr 2030 bereits 80 % des Stroms aus Erneuerbaren Energien zu beziehen. Im Ohr liegt uns wahrscheinlich allen noch der Ausruf des Finanzministers: „Erneuerbare Energien sind deshalb Freiheitsenergien.“

Auch die G7-Staaten haben erst kürzlich auf ihrer Tagung im japanischen Sapporo konkrete Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren Energien getroffen. 150 Gigawatt Offshore-Windleistung und 1.000 Gigawatt Photovoltaik sollen bis 2030 zugebaut werden. Deutschland hatte für sich 22 Gigawatt Offshore- und 150 Gigawatt Solar-Leistung beschlossen.

Erneuerbaren Energien in Deutschland

Bevor wir uns mit den verschiedenen Arten der Erzeugung von Energie beschäftigen, betrachten wir erstmal den Status Quo sowie die Rahmenbedingungen in Deutschland. Im Jahr 2022 wurden nach den Berechnungsvorschriften der EU-Richtlinie zur Förderung Erneuerbarer Energien (RED II, 2018/2001) 20,4 % des deutschen Endenergieverbrauchs aus grüner Energie gedeckt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil um 1,2 Prozentpunkte.

Erneuerbare Energien Strom Wärme Verkehr
Anteil der erneuerbaren Energien in verschiedenen Sektoren.
Quelle: Umweltbundesamt

Das der erste Gedanke bei Clean Energy auf das Windrads und die Photovoltaikanlage fallen zeigt, dass das Thema bei der Stromerzeugung bereits im Kopf verankert ist. Im Sektor Strom ist der Anteil schon relativ groß und wächst mit einer merkbaren Geschwindigkeit. So hat sich der Anteil in Deutschland in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt. In den anderen Bereichen ist der Anteil der Erneuerbaren Energien relativ gering und wächst vergleichsweise langsam bzw. stagniert sogar.

Strom aus Erneuerbaren

Bis zu den 80 % in 2030 ist es aber noch ein weiter Weg. In 2022 lag der Anteil in Deutschland bei 46,3 %. Zwar lag er damit gut 9 % über dem Vorjahr, jedoch war 2021 auch witterungsbedingt ein eher schlechtes Jahr sowohl für Wind- als auch Solarstrom. Zusätzlich stockt aktuell der angepriesene Ausbau zusätzlicher Kapazitäten.

Stromverbrauch Erneuerbare Energien Strom Solar Photovoltaik Wind Biomasse
Anteil der erneuerbaren Energien anhand des Bruttostromverbrauchs.
Quelle: Umweltbundesamt

Wind

Die Energie aus Windkraft macht mit einem Anteil von gut 49 % den größten Teil der Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien aus. Zwar bedeuten 125,3 Milliarden kWh ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr, jedoch liegt man deutlich unter den Jahren 2019 und 2020. Auch beim Ausbau der Kapazitäten geht es, mit einem Zuwachs von 2.461 Megawatt, eher langsam voran.

Photovoltaik

Anders sieht das bei Photovoltaikanlagen aus. Hier wurden die Kapazitäten um fast 7.300 Megawatt gesteigert. Neben der gesteigerten Anzahl an PV-Anlagen führten in 2022 auch extrem sonnenreiches Wetter zu einer Produktion von 60,8 Milliarden kWh Strom. Ein Wachstum von gut 23 % gegenüber dem Vorjahr.

Biomasse

Mit 50,2 Milliarden kWh liefert Strom aus Biomasse und biogenem Abfall den drittgrößten Anteil. Aber, die produzierte Menge stagniert in den letzten Jahren nahezu und auch der Ausbau von Kapazitäten findet kaum statt. Dabei kommt der Produktionsart insbesondere die Aufgabe der Flexibilisierung der Stromerzeugung zu. Aufgrund der bessern Planbarkeit in der Erzeugung erfolgt hierdurch ein Ausgleich bei geringerer Wind- und PV-Stromerzeugung.

Wasserkraft und Geothermie

Bei der Wasserkraft schlug das Wetterpendel in 2022 in die falsche Richtung aus. Sehr trockene Witterung ließen die produzierte Strommenge auf 17,5 Milliarden kWh und damit deutlich unter das Vorjahresniveau fallen. Und dies ist ein zu beobachtender Trend der letzten Jahre. Es wird immer trockener und die Stromerzeugung aus Wasserkraft stagniert oder ist rückläufig.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der der Erzeugung aus Geothermie (Erdwärme, Umgebungswärme etc.). Die Kapazitäten stagnieren auf dem Niveau um 0,2 Milliarden kWh.

Wärme und Kälte aus Erneuerbaren Energien

Wie bereits erwähnt, wächst der Anteil Erneuerbarer Energieträger am Endenergieverbrauch eher langsam. Dies könnte bzw. muss sich in den nächsten Jahren ändern. So hat die Bundesregierung Vorgaben erlassen, dass ab 2024 keine neuen Öl- und Gas-Heizungen mehr eingebaut werden dürfen. Neu eingebauter Heizsysteme müssen dann mindestens 65 % ihrer Leistung aus Erneuerbaren Energien erzielen. Für bereits bestehende Gas- und Ölheizungen gibt es einen Bestandsschutz bis zum 31.12.2044. Dann müssen Heizkörper mit fossilen Brennstoffen ausgetauscht werden. Gaskessel dürfen danach weiterhin betrieben werden, wenn sie zu 100 % mit grünen Gasen betrieben werden.

Erneuerbare Energien Wärme Biomasse Holz Gas Geothermie Solar Thermie
Anteil der erneuerbaren Energien im Bereich Wärmegewinnung und Kälte.
Quelle: Umweltbundesamt

Der größte Teil der erneuerbaren Wärmeversorgung wird weiterhin aus fester Biomasse gewonnen. Hierunter fällt neben Holz in jeglicher Form (z.B. Pellets) auch die Holzkohle. Zwar liegt der Anteil immer noch deutlich über 50 %, jedoch ist dieser zuletzt rückläufig. Im Jahr 2000 waren es noch 86 % der erneuerbaren Wärmeversorgung die aus der festen Biomasse kamen. Neben der Solarenergie, die ihren Anteil seit Anfang der 2000er ausbauen konnte, ist es insbesondere die Wärmegewinnung aus Geothermie und Umweltwärme die Anteile dazugewinnen konnten. Alleine zum Vorjahr stieg die Kapazität in 2022 um + 13 % auf 22,0 Milliarden kWh an. Hier fließt u.a. das starke Wachstum auf dem Wärmepumpenmarkt mit ein.

Tradingidee: Nibe Industrier AB

Einer der führenden Wärmepumpenhersteller ist Nibe Industrier AB. Das schwedische Unternehmen stellt neben Wärmepumpen auch Solarmodule her und produziert Komponenten zur Energieeinsparung in verschiedensten Bereichen.

So ist es wenig verwunderlich, dass die gemeldeten Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 von einer sehr starken Nachfrage geprägt sind. Gleichzeitig hatte Nibe im Laufe des Jahres mit dem Material- und Komponentenmangel zu kämpfen. Im vierten Quartal besserte sich die Lage und die Lieferfähigkeit und Produktivität konnten gesteigert werden.

Am Ende stand ein Umsatz von 40,1 Milliarden SEK. Dies bedeutet ein Wachstum von + 30,0 % im Vergleich zum Vorjahr. Innerhalb von vier Jahren hat man den Umsatz damit verdoppelt. Der Gewinn pro Aktie lag mit 2,16 SEK ebenfalls deutlich über dem Vorjahr von 1,65 SEK (+ 30,9 %).

Das Chartbild zeigt aktuell ein spannendes Situation. Nachdem die letzte Widerstandszone zügig durchbrochen wurde steht der Kurs nun knapp unter dem letzten Verlaufshoch. Sollte diese Marke um 126 SEK genommen werden wäre das nächste Ziel das Allzeithoch aus dem November 2021. Gut möglich wäre jedoch, dass die Aktie in Form eines kleinen Rücksetzers nochmal neuen Schwung zum Überspringen holt. Daher gilt es dem Markt nichts vorweg zu nehmen und auf klare Signale zu warten.

Nibe Aktie Charttechnik erneuerbare Energien Clean Energy
Der Chart der Nibe-Aktie von stock3.com.

Erneuerbare Energien im Verkehrssektor

Im Verkehrssektor, d.h. im Schienen- und Straßenverkehr, ist der Anteil an Erneuerbaren Energiequellen am geringsten. Eine Rolle spielt hier auch die gesetzlich festgelegte Treibhausgas-Quote, die vor allem den Einsatz von Biokraftstoffen in den letzten Jahren gedeckelt hat. Dieser Effekt ist in 2022 nicht mehr zu beobachten, denn trotz einer Anhebung der Treibhausgas-Minderungsquote bleibt der Biokraftstoffabsatz konstant. Dafür konnte die Verwendung von Strom aus erneuerbaren Quellen für den Verkehr um 16 % zulegen. Grund hierfür war im Wesentlich ein grünerer Strommix und das Wachstum bei der Elektromobilität. Im Gesamtbild fiel dies jedoch nicht groß ins Gewicht, da auch die Menge an fossilen Kraftstoffen deutlich zunahm. Hinzu kommt, dass fast 90 % der Erneuerbaren Energien im Schienenverkehr eingesetzt wird.

Spannend wird zu sehen sein, wie sich die Elektromobilität auch im PKW-Bereich entwickelt. Erste Anzeichen gab es in den letzten Wochen, als BMW und Mercedes Benz deutlich gestiegene Absatzzahlen bei Fahrzeugen mit Elektroantrieb vermeldeten.

Siehe hierzu auch: Mercedes-Benz überrascht Analysten

Erneuerbare Energien Verkehr Auto Schiene Elektromobilität Biodiesel Kraftstoff
Anteil der Ereuerbaren Energien im Schienen- und Straßenverkehr
Quelle: Umweltbundesamt.

Biokraftstoffe

Der mit Abstand meist genutzte Energieträger im Verkehrssektor ist Biokraftstoff und insbesondere Biodiesel. Doch es mehrt sich die Kritik an Biosprit. Hergestellt aus Ölpflanzen, Getreide, Zuckerrüben oder Holz, ist er in Zeiten knapper Anbauflächen eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Der Bundeslandwirtschaftsminister stellt gar ein Verbot von Biosprit aus Nahrungspflanzen bis 2030 in den Raum.

Solche Meldungen sind natürlich Gift für den Aktienkurs von Unternehmen wie Verbio, CropEnergies oder Eni. Entgegen dem Trend am Gesamtmarkt ging es für diese Aktien seit Ende November unaufhörlich nach unten.

Vermeidung von Treibhausgasen

Neben den direkten Vorteilen der Erneuerbaren Energien senkt eine steigende Nutzung dieser, die Freisetzung von klimaschädlichen Treibhausgasen, die z.B. bei der Nutzung fossiler Brennstoffe entstehen. Im Jahr 2022 hat der Einsatz Erneuerbarer Energien in Deutschland rund 232 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten vermieden. Dies bedeutet ein Anstieg der Vermeidung in den letzten 10 Jahren um etwa 75 %.

In die gleiche Kerbe schlagen auch die Pläne der EU eine Sanierungspflicht für Gebäude zu erlassen um einen gewissen Energieeffizienzstandard zu gewährleisten.

So geht es weiter

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien wird auf allen (politischen) Ebenen mit Nachdruck gefordert und gefördert. Der gesamte Sektor der Clean Energy steht vor einer Zukunft erhöhter Nachfrage und enormen Investitionen. Im Rahmen einer kleinen Artikelreihe wollen wir die einzelnen Bereiche der Erneuerbaren Energien näher beleuchten. Dabei begeben wir uns auf die Suche nach spannenden Unternehmen und möglichen Profiteuren des Ausbaus der Kapazitäten. Wer sind die Big Player in der Solarbranche? Und wer ist im Bau eines Windparks alles involviert?

Wir wollen für euch attraktive Investmentmöglichkeiten finden um auch langfristig an der Entwicklung im Bereich Clean Energy zu partizipieren. Dafür stellen wir euch die Favoriten der Goldesel Redaktion in den einzelnen Bereichen vor.

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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