Clean Energy – Der Anfang der Wertschöpfungskette
In unserem ersten Artikel zum Zukunftssektor Clean Energy haben wir euch verschiedene Bereiche und die Situation rund um das Thema Erneuerbare Energien in Deutschland vorgestellt. Nun wollen wir etwas tiefer in die unterschiedlichen Sektoren einsteigen und uns involvierte Unternehmen und damit mögliche Profiteure anschauen.
Bevor ein Solarmodul erste Sonnenstrahlen in Strom umwandelt oder sich ein Windrad im Wind dreht, bedarf es einiges an Planung. Vor der Erzeugung der ersten Watts stehen teils langwierige Genehmigungsverfahren, die Notwendigkeit einer Finanzierung, die Herstellung von Komponenten und schließlich die Errichtung am endgültigen Bestimmungsort. Ist ein Park dann einmal in Betrieb, muss er auch überwacht werden. Zudem ist die technische und kaufmännische Betriebsführung, die Reparatur und Wartung der Anlagen sowie eine Leistungs-, Ertrags- und Kostenoptimierung zu gewährleisten. Auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette der Erneuerbaren Energie stehen Unternehmen mit ihrer Expertise. In diesem Artikel wollen wir uns mit dem Anfang, sprich der Phase der Planung und Projektierung, und dem Ende, d.h. dem Betrieb eines Solar- oder Windparks beschäftigen.
Projektieren und Betreiber
Ganz so strikt trennen lässt sich der Anfang und das Ende dann jedoch nicht. Zumindest nicht, wenn man auf der Suche nach Unternehmen ist, die auf den einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette tätig sind. Denn es gibt einige Player, die sich auf der gesamten Strecke tummeln. So bietet ABO Wind mit ihrem Geschäftsangebot „alles aus einer Hand: von der Standortbegutachtung, Planung, Genehmigung und Finanzierung bis hin zu Errichtung, Netzanschluss, Betriebsführung und Service“ (Quelle: abo-wind.com). Auch Energiekontor sieht ihr Kerngeschäft „von der Planung über den Bau bis hin zur Betriebsführung von Wind- und Solarparks im In- und Ausland“ (Quelle: energiekontor.de). Der Dritte im Bunde, die PNE ist mittlerweile ebenfalls „von der ersten Standorterkundung und der Durchführung der Genehmigungsverfahren, über die Finanzierung und die schlüsselfertige Errichtung bis hin zum Betrieb und dem Repowering nach Laufzeitende“ (Quelle: pne-ag.com) tätig. Werfen wir einen genaueren Blick auf die PNE Gruppe.
PNE schafft Windkraft an Land und auf See
Gestartet ist die PNE Mitte der 90er Jahre als reiner Projektierer von Windparks. Nach den ersten Windparks an Land folgten schnell auch die ersten Offshoreprojekte. Diese nahmen u.a. dank der Projekte „Gode Wind“ I bis III einen immer größeren Stellenwert im Geschäft von PNE ein. Mitte der 2010er Jahre fing die PNE-Gruppe dann an, fertiggestellte Windparks in eigenen Portfolien zu bündeln und den Betrieb der Parks selbst zu übernehmen. Mit diesem Schritt und der Ausweitung des Dienstleistungsbereichs geht PNE ihre Strategieerweiterung an. Und mittlerweile umfasst das Geschäft neben der Windenergie auch Photovoltaik und Speicherlösungen. Auch Wasserstoff spielt bereits ein, wenn auch noch eher untergeordnetes, Thema.
Nach dem Börsengang im Jahr 1998 erfolgte im letzten Jahr mit der Aufnahme in den SDAX der nächste Schritt auf dem Börsenparkett. Gleichzeitig wurde die Wachstumsstrategie „Scale up 2.0“ auf den Weg gebracht. Kernziele sind der Ausbau des Eigenbetriebsportfolios, die Vergrößerung der Projektpipeline und die Steigerung des O&M-Engagements. Das Geschäft soll breiter und flexibler aufgestellt werden, um unabhängiger von etwaigen Schwankungen einzelner Märkte oder Geschäftsbereichen zu werden.
Geschäftsjahr 2022
Das abgelaufene Geschäftsjahr zeigt, dass PNE mit ihrer Wachstumsstrategie auf dem richtigen Weg ist. Denn, obwohl die Zahlen für 2022 eher durchwachsen waren, konnte die prall gefüllte Projektpipeline mehr als überzeugen. Die besondere Herausforderung wird es nun sein, die Aufträge abzuarbeiten und profitabel umzusetzen.
Gerade das Thema mit langwierigen Genehmigungsverfahren scheint hier eine Hürde zu sein. Zwar haben sich sowohl Deutschland als auch die EU auf schnelle und unkomplizierte Genehmigungsverfahren für Erneuerbare-Energie-Anlagen verständigt, in einigen Bereichen laufen die Verfahren aber immer noch etwas schleppend. Erste Erfolge konnten im 1. Quartal 2023 gefeiert werden.
Rekordpipeline in Q1 2023
So konnten in den ersten drei Monaten sowohl in Deutschland als auch in Frankreich erfolgreich Genehmigungen eingeholt werden. Auch gewonnene Ausschreibungen tragen zu einer Rekord-Projektpipeline bei Wind und Photovoltaik bei, die sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 7.201 MW/MWp auf 13.814 MW/MWp nahezu verdoppelt hat. Mit dem dynamischen Start sieht die PNE eine gute Basis für das Gesamtjahr und bestätigt die eigene Prognose des EBITDA von 30 bis 40 Millionen Euro.
Während man bei den Umsatzerlösen mit 32,2 Millionen Euro das Vorjahr (29,5 Mio. Euro) übertreffen konnte, litt das EBITDA im Q1 2023 unter sinkenden Strompreisen, auch aufgrund der Strompreisbremse und schlechteren Windverhältnissen. Die 8,6 Millionen Euro beim EBITDA liegen deutlich unter den 15,8 Millionen Euro des Vorjahresquartals.
Der gesamte Sektor hat zu kämpfen. Mehr dazu: Ist das also die weltweit beste Solar-Aktie?
Haben wir die Tiefs gesehen?
Immer wieder gab es Übernahmegerüchte um PNE. Zuletzt wurde im Oktober 2022 bekannt, dass der Großaktionär Morgan Stanley sich von seinen Anteilen trennen möchte. Aufgrund der Größe des Aktienpakets (mehr als 44 %) hätte ein Investor den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten müssen. Angetrieben von dieser Phantasie, schwang sich die Aktie zu neuen Höhen auf. Doch Ende Januar 2023 dann die Rolle rückwärts. Morgan Stanley stoppte die Gespräche mit möglichen Investoren. Und mit dem Ende der Übernahmephantasie fiel auch der Kurs deutlich und die Aktie verlor 25 % in vier Tagen. Im Bereich um die 12 Euro fand die Aktie in einer alten Unterstützungszone erstmal Halt und eine kleine Erholung setzte ein.
Während viele grüne Aktien in letzter Zeit deutlicher unter Druck kamen, hielt sich die Aktie von PNE noch relativ stabil. Sollte die 50-Tageslinie und das letzte Verlaufshoch im Bereich der runden 15 Euro zurückerobert werden, hellt sich das Chartbild auch deutlicher auf. Dann könnte der kurze Ausverkauf nach der Meldung der Quartalszahlen ein Swing-low darstellen. Falls man einem möglichen Ausbruch folgen möchte, könnte man dies mit der WKN HG22H5 (Hebel 3,1) tun.
Encavis als reiner Parkbetreiber
Und es gibt sie dann doch, die Unternehmen, die sich auf eine Stufe der Wertschöpfungskette konzentrieren. Die Encavis AG ist ein reiner Betreiber von Solar- und Windparks. Dabei erwirbt das Unternehmen fertiggestellte Parks, betreibt diese weiter und tritt als Stromproduzent am europäischen Strommarkt auf.
Wobei so ganz auf ein Geschäftsmodell versteift sich Encavis dann doch nicht. Mit einer Tochtergesellschaft ist Encavis im Bereich des Asset Managements tätig. Dort bieten das Unternehmen interessierten Investoren die Möglichkeit, in Strukturen der Erneuerbaren Energien zu investieren. Sei es in Form von Einzelmandaten oder breitgestreut in Fondslösungen.
Mehr zu Encavis gibt es in unserem Interview mit dem Sprecher des Vorstands der Encavis AG Dr. Husmann auf unserem youtube Channel: Das große Goldesel Encavis Interview: Übergewinnsteuer, Lieferketten, Zukunftsaussichten
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