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Bico Group – Turnaround eingeleitet?

Hallo liebe Goldesel-Community,
die Woche war geprägt von starken Kurssteigerungen am Markt. Vor allem viele Tech- und Nebenwerte hat es nach oben gespült. Diese wurden in den letzten 12 Monaten am härtesten getroffen. Die überwiegende Anzahl der Techaktien konnte mit zweistelligen Kurssteigerungen glänzen. Und trotzdem gab es auch hier noch einzelne Ausreißer nach oben. Einer davon war die Bico Group. Grund sind die Zahlen zum 3. Quartal und der am 10. November abgehaltene Kapitalmarkttag.

95 % Kursverlust vom Hoch zuvor – Gründe?

Die Bico Group (ehemals Cellink) war bis September 2021 ein absoluter Highflyer an der Börse und hatte sich seit Anfang 2021 nochmals verdreifacht. Angefacht wurden die Kurssteigerungen von Produktinnovationen und vor allem Übernahmen – teilweise im Monatstakt. Damit hat man sich neue Expertise und Umsatz hinzugekauft um seinem Ziel, das führende Unternehmen im Bereich Bioprinting und Bioscience zu werden, näher zu kommen. Bezahlt hat man das als Unternehmen bzw. Aktionär vor allem durch die Herausgabe immer neuer Aktien. Es gab also eine massive Verwässerung. Das ging so lange gut, bis es erste operative Enttäuschungen gab und der Markt die hohen Verluste nicht mehr tolerierte. Mit der gleichzeitig schlechteren Stimmung an der Börse und massiv gestiegenen Zinsen ist die Aktie schließlich gecrashed. Mit einem neuen CFO will Bico das Ruder jetzt herumreißen.

Übernahmen der Bico Group seit 2016
Quelle: Präsentation Capital Markets Day 2022

Was macht Bico genau?

Die Aufgabe von Bico besteht laut Management darin, die Pharma- und Biopharmaindustrie in die Lage zu versetzen, neue Behandlungen schneller und sicherer zu entwickeln. Dabei will das Unternehmen zudem mit mehr Spezifität überzeugen und weniger Tierversuch nutzen. Bico hat hier führende Technologien zur Laborautomatisierung geschaffen. Aktiv ist man speziell in den Bereichen
Bioprinting: Ermöglicht lebensrettende Behandlung durch “Bioprinting” – also drucken von Gewebe und Organen
Bioautomation: Beschleunigung der Entwicklung und Herstellung von diagnostischen und bioanalytischen Testplattformen.
Bioscience: Bereitstellung von benutzerfreundlichen Instrumenten für mehr Effizienz und Geschwindigkeit in verschiedenen Anwendungsbereichen.

Die drei Geschäftsbereiche von Bico

Aktiv ist das Unternehmen mittlerweile in über 65 Ländern mit mehr als 1.200 Angestellten. Die Marktgröße sieht Bico schon jetzt bei über 100 Milliarden USD. Das Marktwachstum soll bis 2030 im Schnitt 12,5 % betragen.

Q3 Zahlen und Kapitalmarkttag als Wendepunkt?

Bico hatte nach dem starken Absturz des Börsenkurses versprochen, einen stärkeren Fokus auf Profitabilität und Cashflows zu legen und ein positives EBITDA zu erreichen. Im 3. Quartal 2022 ist dies dann auch gelungen und hat für einen riesigen Sprung bei der Aktie gesorgt. Über 60 % konnte die Aktie zulegen und diese Gewinne zum Ende der Woche sogar ausbauen.

Die Umsätze konnte man gegenüber dem Vorjahresquartal um 74 % auf 550 Millionen SEK (1 Euro = 10,73 Schwedische Kronen) steigern , davon waren 28 % organisches Wachstum. Gegenüber dem Vorjahr ist das aber eine deutliche Verlangsamung des Wachstums, hier war dieses dank Übernahmen noch dreistellig. Wichtiger war dem Markt aber vor allem die Entwicklung beim Ergebnis. Und hier lag Bico beim EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bei einem knappen Plus von 1,8 Millionen SEK. Das bereinigte EBITDA (vor allem um Mitarbeiteroptionen und Übernahmekosten bereinigt) lag bei 18,1 Millionen SEK gegenüber -16 Millionen im Vorjahresquartal. Man sieht hier also wie erhofft die massiven Fortschritte im operativen Geschäft. Grund ist vor allem das gestartete 100 Millionen SEK große Kostensenkungsprogramm, welches Effizienzen z.B. beim Working-Capital umsetzt und Synergien bei Zukäufen heben soll. Der volle Effekt soll dann im ersten Quartal 2023 zum Vorschein kommen. Gleichzeitig spricht das Management weiter von einer hohen Nachfrage. Die Zuwächse beim Umsatz wurden dabei von allen Geschäftsbereichen getragen.

Ausblick Q4

Gut kommt auch der Ausblick auf das 4. Quartal an. Das Unternehmen rechnet hier auf Basis von Kundengesprächen mit einem guten Quartal. Auch die mittel- und langfristigen Aussichten sieht Bico ermutigend, auch wenn eine schwächere Konjunktur kurzfristig beeinträchtigen könne. Man rechnet in allen drei Geschäftsbereichen mit starken Wachstumschancen. Haupttreiber ist der starke Trend großer Pharmaunternehmen hin zur Automatisierung von Laborprozessen, welcher exponentiell wächst.

Auf dem Kapitalmarkttag hat das Unternehmen dann noch neue finanzielle Ziele herausgegeben. Diese fokussieren sich wie zuvor auf mehr profitables Wachstum. Konkret möchte Bico:

  • Zweistelliges organisches Wachstum bei konstanten Wechselkursen erreichen
  • Eine EBITA-Marge abzüglich aktivierter Entwicklungskosten von größer als 10 %
  • Nettschulden / EBITA kleiner als 3

Die neuen Ziele sollen laut CEO Gatenholm die Vision unterstützen, bis 2030 das weltweit führende Laborautomatisierungsunternehmen für die Anwendung in der Therapieentwicklung zu sein.

Bico Group: Über 90 % Kursverlust vom Hoch im September 2022 – hat sich zuletzt wieder verdoppelt

Fazit

Mit dem Q3 und den großen Erfolgen hin zu einem positiven EBIDTA, könnte der Grundstein für einen Trendwechsel – sowohl operativ als auch beim Aktienkurs – gelegt sein. Wichtig ist jetzt aber aus Investorensicht, dass in den kommenden Quartalen weiter geliefert wird. Q4 und das Q1 2023 sind für die Vertrauensbildung sehr wichtig. Sollte es gelingen hier den Hebel wieder umzulegen, könnte die Aktie doch noch eine Erfolgsgeschichte werden. Kurzfristig ist die Aktie etwas heiß gelaufen, die 200 Tagelinie könnte erstmal einen Widerstand bilden. Langfristig aber mit großen Chancen, wenn die Vision des Managements umgesetzt wird. Falls das Unternehmen hier wieder enttäuscht, ist als Aktionär aber auch ein Totalverlust möglich. Hochspekulativ, aber mit klar positiven Impulsen zuletzt. Ich denke über einen Nachkauf nach, wenn der positive Newsflow anhält.

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