Bechtle: Ist das der Auftakt zu neuen Höhen?
Bechtle ist mit mehr als 80 IT-Systemhäusern und IT-Handelsgesellschaften in 14 europäischen Ländern das mit Abstand größte deutsche IT-Systemhaus. Das Unternehmen notiert im MDAX und im TecDAX. Infolge des Aufschwungs der letzten Handelstage schnellte der Kurs von Bechtle über eine wichtige Marke. Folgt der Kurs nun wieder der robusten operativen Entwicklung?
Bechtle als Bindeglied zwischen IT-Herstellern und Endkunden
Kaum ein anderes Geschäftsfeld hat sich in den letzten Jahren so fulminant entwickelt wie die IT-Branche. Es gibt wahrscheinlich kein Unternehmen, welches heutzutage ohne Hardware wie Server, Computer oder Smartphones und Software wie Office-Anwendungen oder Abrechnungsprogrammen auskommt. Schon allein aufgrund der Angebotsfülle ist dieses Feld für die meisten Unternehmen schwer zu durchschauen und zu komplex, um eigene Abteilungen mit diesem Thema zu beschäftigen. Hier kommen IT-Systemhäuser ins Spiel.
IT-Systemhäuser wie Bechtle verkaufen die IT der Hersteller an Unternehmen und helfen dabei, IT erfolgreich im Unternehmen einzubringen. Sie sind das Bindeglied zwischen IT-Herstellern und Endkunden. Neben der Realisierung von IT-Projekten warten die Systemhäuser auch die IT-Systeme der Unternehmen oder entwickeln Anwendungen nach den Kundenwünschen. Teilweise übernehmen die Systemhäuser sogar komplett die Aufgaben, welche die Kunden-IT-Abteilungen eigentliche innehätten (Managed Services).
In den vergangenen Jahren hat die Coronapandemie den Trend der Digitalisierung noch einmal beschleunigt. Viele Unternehmen waren gezwungen, die Abläufe in kürzester Zeit zu digitalisieren. Dadurch konnten viele IT-Systemhäuser die Umsätze nicht nur temporär steigern, sondern haben beispielsweise durch Wartungsverträge auch wiederkehrende Umsätze hinzugewonnen. Mit Blick auf den Stand der Digitalisierung in Europa dürfte vor allem in Deutschland weiterhin viel Potenzial vorhanden sein. Beim Ranking nach dem Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) liegt Deutschland nur knapp über dem europäischen Durchschnitt. Der Score für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung liegt sogar unter dem Durchschnitt.
Robust durch die letzten (Krisen-) Jahre und zuversichtlich im Ausblick
Bechtle verdient in 2 Segmenten Geld. Der größte Bereich IT-Systemhaus & Managed Services ist Bechtles Systemhaus-Sparte und erwirtschaftet etwa 64 % des Gesamtumsatzes. In diesem Bereich fallen ungefähr 80 regionale Systemhäuser, vor allem in der DACH-Region. Diese übernehmen IT-Projekte, beraten bei der IT-Strategie und arbeiten bestenfalls als Managed Service Provider und bearbeiten die Aufgaben der Kunden-IT. Der Bereich IT E-Commerce ist Bechtles Handelssparte und erwirtschaftet rund 36 % aller Umsätze. Hier betreibt Bechtle Onlineshops in 14 europäischen Ländern, welche über 40.000 verschiedene Produkte aus Bereichen wie Telefon, Internet, Hardware, Software oder Bürobedarf von allen Marken anbieten. 63 % aller Umsätze stammen aus Deutschland und 37 % werden im restlichen Europa erwirtschaftet.
Die letzten Geschäftszahlen vom 3. Quartal 2022 zeigten, dass Bechtle scheinbar gut durch die Krisen gekommen ist. Geschäftsvolumen, Umsatz und EBIT wuchsen mit fast 15 %, 12 % und rund 9 % im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem der Bereich IT-Systemhaus & Managed Services wuchs mit fast 22 % im Vergleich zum Vorjahr extrem stark.
Auch beim Ausblick war das Management optimistisch, wollte jedoch keine zu hohen Erwartungen wecken. Bechtle bestätigte die bestehenden Prognosen und erwartet für das Gesamtjahr 2022 ein deutliches Umsatz-, Geschäftsvolumen- und Ergebniswachstum zwischen 5 % und 10 %. Dabei sollen die Margen gehalten werden. „Es bestehen gute Chancen, unsere Prognose in Teilen auch zu übertreffen. Angesichts der hohen Unsicherheiten bezüglich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ziehen wir es jedoch vor, unsere Ziele unverändert zu lassen“, so das Management.
Tradingszenario zu Bechtle
Seit November 2021 befindet sich Bechtle im übergeordneten Abwärtstrend. Vom ATH bei rund 70 EUR verlor die Aktie zwischenzeitlich über 54 % und markierte im Oktober 2021 ein Verlaufstief bei 32,4 EUR, welches Anfang Januar dieses Jahres nochmal angelaufen wurde.
Innerhalb der letzten zwei Wochen lief der Kurs über 15 % nach oben. Mit dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag von 37,4 EUR wurde die Abwärtstrendlinie auf Tages- und Wochenbasis gebrochen. Gleichzeitig wurde durch das höhere Hoch auch der Abwärtstrend vorerst auf Neutral gestellt.
Im Discord-Chat von Goldesel Premium wurde über den Bruch der Abwärtstrendlinie umgehend informiert.
Kurzfristig sieht das Chartbild vielversprechend aus, auch die steigenden Handelsvolumen sprechen für den Trend. Allerdings liegen über dem aktuellen Kurs einige Widerstände. Die nächsten Widerstände warten im Bereich um 38 EUR und 40 EUR, dazwischen liegt derzeit der 200er-SMA auf Tagesbasis. Nach Eroberung des 200er-SMA kann die Situation neu bewertet werden.
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