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Banken als Profiteure des Zinsanstiegs?

Die Berichtssaison ist eröffnet

Traditionell läuten die Banken die Berichtssaison in den USA ein. Am Freitag meldeten mit JP Morgan Chase, der Bank of America, Wells Fargo, BNY Mellon und der Citigroup gleich fünf Banken Zahlen zum vierten Quartal 2022. Mit BlackRock kam noch ein weiteres Schwergewicht der Finanzbranche dazu.

Die Banken werden oft als große Profiteure der gestiegenen Zinsen genannt. Die Quartalszahlen der Banken lagen, mit einzelnen Ausnahmen, allesamt solide über den Erwartungen.

Die Quartalszahlen für den Gewinn je Aktie und den Umsatz der fünf Banken im Überblick
Quelle: Investing.com
Grafik: eigene Darstellung

Gewinnwachstum dank gestiegener Zinsen?

Doch sind die guten Ergebnisse tatsächlich eine Folge des gestiegenen Zins-Niveaus? Dazu schauen wir uns die Quartalszahlen der drei umsatzstärksten Banken etwas genauer an. Konkret werfen wir einen Blick auf die Zahlen zu den Zinseinnahmen der Banken. Wir beginnen mit der Entwicklung des Zinsüberschusses (net interest income).

Der Zinsüberschuss der Banken konnte in den letzten Quartalen stetig zulegen
Quelle: Investor Relations Website – Quartalsberichte der jeweiligen Bank
Grafik: eigene Darstellung

Auf den ersten Blick scheint sich die Vermutung, dass die Banken von den steigenden Zinsen profitieren, zu bestätigen. Doch mit dem steigenden Zins wächst nicht nur der Ertrag aus dem Zinsgeschäft, sondern auch die Zinsaufwendungen. Insbesondere die zu zahlenden Zinsen auf Einlagen und kurzfristige Verbindlichkeiten sind im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich angewachsen. Im vierten Quartal 2021 waren z.B. die Einlagenzinsen bei den Zentralbanken noch negativ und der Aufwand quasi ein zusätzlicher Ertrag.

Neben dem Zinsertrag wächst auch der Zinsaufwand der Banken kontinuierlich
Quelle: Investor Relations Website – Quartalsberichte der jeweiligen Bank
Grafik: eigene Darstellung

Zinssätze wirken auf beiden Seiten der Bilanz

Betrachten wir die durchschnittlichen Zinsen der Aktiv- und Passivseite in der Bilanz der Banken zeigt sich auch, dass ein Nettoeffekt aus den steigenden Zinsen (noch) nicht im großen Maße in den Büchern der Banken ankommt. Absolut betrachtet ist der Zinssatz aus dem Kreditgeschäft im eigenen Bestand deutlich größer, allerdings ist dieser auf der Passivseite mit Bezug auf die Verbindlichkeiten ebenso höher. Der Spread zwischen den beiden Zinssätzen hat sich somit im Vergleich zum Vorjahresquartal kaum verändert.

Zinssätze in den Büchern der Banken wächst bei der Kapitalanlage und bei den Verbindlichkeiten
Die Zinssätze erhöhen sich sowohl auf der Aktiv- als auch der Passivseite
Quelle: Investor Relations Website – Quartalsberichte der jeweiligen Bank
Grafik: eigene Darstellung

Erhöhte Vorsorge für Kreditausfälle

Während die Erhöhung der Zinsen somit (aktuell noch) keinen eindeutig positiven Effekt auf die Zinsgeschäfte der Banken hat, ist der Fall bei der Risikovorsorge sehr eindeutig. Der Effekt der deutlich erhöhten Rückstellungen für Kreditausfälle in diesem Quartal bzw. Geschäftsjahr ist klar negativ. Eine Erhöhung bzw. Reduktion einer solchen Rückstellung läuft vollständig durch die Gewinn- und Verlustrechnung und beeinflusst somit das Ergebnis.

Das Risiko, dass Kreditnehmer ihre Zinsen nicht mehr bedienen können, steigt aktuell nicht nur durch das höhere Zinsniveau. Auch die Inflation trägt ihren Teil dazu bei. Die laufenden Unterhaltskosten steigen stetig. Wachsen dann noch mögliche Kreditzinsen, aufgrund neuer Zinsfixierungen bei einem variablen Zins oder einer anstehenden Refinanzierung weiter an, werden Ausgaben entsprechend priorisiert werden müssen.

Die Banken haben ihre Rückstellungen für Kreditverluste deutlich erhöht
‘+’ Zuführung (Aufwand in GuV) / ‘-‘ Entnahme (Ertrag in GuV)
Quelle: Investor Relations Website – Quartalsberichte der jeweiligen Bank
Grafik: eigene Darstellung

Fazit

Die Banken profitieren von den gestiegenen Zinsen. Die Auswirkungen sind jedoch (noch) nicht so groß, wie man meinen könnte. Auch die Banken müssen höhere Zinsen auf Seiten der Verbindlichkeiten, z.B. Einlagen bei Zentralbanken, zahlen. Zusätzlich steigt mit den Zinsen auch das Ausfallrisiko von vergebenen Krediten im Privatkundenbereich, aber auch bei drohenden Unternehmensinsolvenzen aufgrund einer möglichen Rezession.

Möglicherweise verstärken sich die positiven Effekte mit einem längerfristig höheren Zinsniveau. Und die Börse handelt ja bekanntermaßen die Zukunft.

Eine weitere Branche die gerne als Profiteur der gestiegenen Zinsen genannt wird, ist die Versicherungsbranche. Demnächst werfen wir auch hier einmal einen genaueren Blick auf die Auswirkungen durch den gestiegenen Zins. So viel sei vorweggenommen: auch hier gibt es nicht nur positive Effekte des Zinsanstiegs.

Auch betroffen vom Zinsanstieg: Tournaround am Immobilienmarkt? Trading-Idee Compass Inc.

Der Artikel ist keine Aufforderung zum Kauf und/oder Verkauf von Aktien. Es handelt sich hierbei um eine journalistische Arbeit.

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