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Dominik Maier

18.03.2021 17:51

Geschätzte Lesezeit: 8 Minute(n)

ARK Invest Report 3

Cathie Wood hat am 27.02 ein Video zur aktuellen Marktlage herausgebracht, auf welches wir heute eingehen werden. Sie bricht durch die aktuellen Marktumstände ihre Tradition, ein Video pro Monat am Employment Day herauszubringen und hat es um ein paar Tage vorgezogen. In erster Linie wollte sie für ihre Kunden da sein und ihre Gedanken zur aktuellen Marktlage geben. 

In diesem Bericht gehen wir auf alle Punkte ein, die im Video angesprochen wurden. Diese Punkte sind: aktuelle Geld- und Fiskalpolitik, ökonomische Indikatoren, Sorgen des Marktes, der Einfluss von steigenden Zinsen, die Sicht der Finanzministerin Janet Yellen über Kryptowährungen und Inflation vs Deflation. Zum Schluss gehen wir nochmal auf den Geldabfluss der ARK ETF’s ein und auf die Frage, ob man die ETF’s in Deutschland erwerben kann. Wir werden uns außerdem noch die Trades der vergangenen sieben Tage anschauen.

Geldpolitik und Fiskalpolitik

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¹ Cathie betonte, dass die amerikanische Zentralbank die Wirtschaft weiterhin durch eine Ausweitung von M2 im mittleren 20 % Bereich unterstützt. Was ist M2? M2 ist ein Maß, das die Geldmenge, das Bargeld, Scheckeinzahlungen und leicht konver-tierbares Geld umfasst. Es ist ein breiteres Maß für die Geldmenge als M1, das nur Bargeld und Scheckeinlagen umfasst. Der Chef der amerikanischen Zentralbank sagt, dass der Fokus weiterhin auf eine volle Beschäftigung gesetzt wird und wir noch weit davon entfernt sind. Des Weiteren sollte die Inflation konstant leicht über 2 % liegen, wovon wir ebenfalls noch weit von entfernt sind, derzeit sind wir bei 1-1,5 % – also deutet nichts darauf hin, dass die FED mit der Geldpolitik locker lassen würde. 

Zur Fiskalpolitik ist das Stimuluspaket in aller Munde, was zum Zeitpunkt meiner Berichtserfassung, schon vom Senat verab-schiedet wurde. Cathie Wood betonte, wie erstaunlich $1,9 Billionen sind und dabei beinhaltet das Paket nicht den $15 Min-destlohn, welcher von Präsident Biden angestrebt wurde. Die Mindestlohnanhebung wird wahrscheinlich im Infrastruktur-paket enthalten sein, welches auch $3 – 4 Billionen kosten soll. Cathie sagt, dass die Bevölkerung das Paket unter anderem durch Steuern bezahlen wird.

Man sieht laut Cathie mittlerweile schon wie das Stimuluspaket von Ex-Präsident Donald Trump seinen Weg ins System findet. Unter anderem sieht man es anhand des Personal-Income Reports, welcher im Februar veröffentlicht wurde. Das Personal-Income ist hierbei um 11,5 % gestiegen, Monat zu Monat. Wood betonte hierbei, dass es sich hierbei nicht um einen Jahres-vergleich handelt, würde man den Anstieg x12 nehmen kommt man auf einen Anstieg von 138%. Consumer Spending ist im Monatsvergleich ebenfalls um 2,4 % gestiegen, hierbei wird ebenfalls betont, dass es sich um keinen Jahresvergleich handelt. Würde man diesen Anstieg auch hier x12 nehmen, kommt man auf 28,8 %.

Ökonomische Indikatoren

² Da das Einkommenswachstum höher als die Ausgaben waren, ist die Sparrate der Amerikaner auf 20,5 % gestiegen. Am Hö-hepunkt der Krise lag diese bei 33,7 %, jedoch ging es monatlich abwärts. Das Team von ARK hatte gedacht, dass die Sparrate derzeit im einstelligen Bereich liegen würde, aber wie man anhand der Grafik erkennt, ging es wieder steil auf die 20 % nach oben. Der Konsument hat also eine Menge Geld, welches ausgegeben wird. Cathie fügt hinzu, dass die Wirtschaft „on fire“  ist, was laut ARK Invest durch viele wichtige Indikatoren bestätigt wird und das trotz der hohen Arbeitslosigkeit.

Investitionsausgaben und Immobilien haben die höchsten multiples in der Wirtschaft, was bedeutet, dass ein Dollar der aus-geben wurde verursacht, dass mehr Dollars ausgegeben werden, was einen Kreislauf verursacht. 

Sorgen des Marktes und die steigenden Staatsanleihen

Der Markt bestätigt derzeit, dass die Wirtschaft wirklich stark ist. Einerseits paradox, da viele Aktien (vor allem hoch bewertete Technologieaktien) korrigiert haben. Diese Aktien sind durch die steigenden zehnjährigen Staatsanleihen (10 Year Treasury Yield) gefallen. Anfang des Jahres dachten viele Bondinvestoren, dass man nicht über 1 % kommen wird und nun sieht es laut Cathie so aus, als würden wir auf die 2 % zusteuern.³

³

Schaut man auf die Short-Term-Traders sieht man, dass es eine Rekordanzahl von Shorts auf die Bonds gibt (geht man short auf Bonds, profitiert man, wenn diese steigen). Die Trader spielen unter anderem auch einen Momentum-Trade. Somit über-trägt sich diese Volatilität von den Bondmärkten auf die Aktienmärkte und laut Cathie, ist das ein Zeichen, dass Bonds (Staats-anleihen) in einer Bubble sind und der rasante Anstieg zu extrem war.

Jedoch könnte das mit den Bonds auch der Anfang sein, dass der Markt die FED leiten wird, historisch gesehen war dies be-reits öfters der Fall. Was bedeutet das? Die Wirtschaft ist so stark, dass der Markt nun sagt – wir brauchen die quantitative Lo-ckerung (QE = expansive Geldpolitik der Zentralbanken) der FED nicht mehr und die FED wird zum selben Fazit kommen. Cathie glaubt, dass dies durchaus geschehen kann. Als Beispiel nannte sie Ende 2016, Anfang 2017 als Donald Trump Präsident wurde und die Steuern der Unternehmen senken wollte. Der Markt wurde damals ebenfalls nervös, dass die Zinsen angehoben werden. Und was ist passiert? Value-Werte sind stark gestiegen, wie wir es derzeit auch erleben. Der Markt hatte gedacht, dass es der Wirtschaft dadurch viel besser gehen würde und befürchtete eine Zinsanhebung.

Schaut man den sich die einzelnen Sektoren seit Jahresbeginn an, so bemerkt man, dass Finanzwerte (also Banken) um 11 % gestiegen sind und Energiewerte um 27 % (traditionelle Value-Aktien). Technologiewerte sind im Vergleich nur um etwa 1 % gestiegen. 

Wie fühlt sich Cathie dabei?

Sie macht sich keine Sorgen und fühlt sich so, wie sie sich 2016 gefühlt hatte. 2016 stieg der gesamte Markt, Value sogar mehr als Growth. Laut Cathie sei es großartig, da der Bullenmarkt sich innerhalb anderer Sektoren ausbreitet. Es wäre extrem nega-tiv für ihre Innovations-Strategie, wenn nur diese Werte steigen würden, wie es innerhalb der Technologie- und Telekomblase der Fall war und jeder weiß, wie es geendet hat. Es war zu viel Kapital vorhanden und es wurden zu wenige Gelegenheiten zu schnell aufgekauft. Die Kosten dieser Technologien waren damals noch zu hoch und viele dieser Technologien waren noch gar nicht bereit für den Markt. Jedoch wurden dadurch die Samen für die Innovationsplattformen gepflanzt, welche sich derzeit in exponentielle Flugbahnen befinden.

Aus diesem Grund mag sie die Angst, die derzeit herrscht und Cathie glaubt nicht, dass es lange anhalten wird. Sie ist außer-dem glücklich darüber, dass der Realitätscheck eingetreten ist, gerade in dem spekulativen Innovationsbereich.  

Was ist nach dem vierten Quartal 2016 passiert? 2017 war ein fantastisches Jahr für die Aktienmärkte über alle Sektoren ver-teilt und sie fügt noch hinzu, dass sich dasselbe Umfeld wiederholen wird. 

Finanzministerin Janet Yellen über Kryptowährungen

Die Finanzministerin Yellen behauptet, dass Bitcoin sehr spekulativ und weder umweltfreundlich, noch nachhaltig sei. Außer-dem sollen Kryptowährungen illegale Aktivitäten fördern. 

Cathie ist sich nicht sicher, warum Yellen das sagte und behauptet, mit großem Respekt, dass die Finanzministerin den Krypto – Bereich nicht versteht. Wenn man den Energieverbrauch von Bitcoin mit der Energie vergleicht, die verbraucht wird, um Gold auszugraben sei es nur ein Bruchteil davon. Außerdem entsteht größtenteils der Energieverbrauch von „bitcoinmining“ durch erneuerbare Energien.

Eine Transaktion von mehreren Millionen $ dauert beim Bitcoin 10 Minuten. Im Vergleich dauert es eine Woche bei einer tra-ditionellen Transaktion. Außerdem sind die Kosten, die bei der Transaktion entstehen beim Bitcoin viel geringer.   

Bitcoin sei außerdem durch die Blockchain viel transparenter als Bargeld und es ist derzeit auch die meist gesicherte verfüg-bare Blockchaintechnologie. Im Beispiel zur Spekulation sagte Cathie, dass Bitcoin Billionen von Dollar in Anwendungsfällen finden wird.⁴   

Gute Deflation

Die gute Deflation bezieht sich auf die Kostenkurve im Technologiebereich, welche von Natur aus immer weiter sinken, wobei die Effizienz und die Kreativität steigen wird. Ein Beispiel dafür wäre das Elektroauto, bei dem die Deflationsrate bei 28 % für jede kumulierte Verdopplung bei der Anzahl der produzierten Einheiten liegt. Cathie Wood betonte hierbei, dass wir derzeit nur bei 2,2 Millionen Einheiten sind und man darüber nachdenken sollte, was das bedeutet. 28 % für jede kumulierte Einheit und es wird nicht lange dauern um die 2,2 Millionen Einheiten zu verdoppeln. Laut Cathie sind es im DNA-Sequenzierungsbereich sogar 40 %.

Diese geringen Basen werden sehr stark ansteigen. ARK glaubt, dass die Elektroauto-Verkäufe in den nächsten fünf Jahren von derzeit 2,2 Millionen auf 40 Millionen Autos ansteigen werden.

In der Zwischenzeit werden diese disruptiven Innovationen kreative Zerstörungen in der traditionellen Weltordnung verur-sachen und es sind nicht nur die Bereiche Elektroautos oder DNA-Sequenzierung verantwortlich. Roboter, künstliche Intelli-genz und Blockchaintechnologie gehören ebenfalls in diese Kategorie.  

Derzeit entsteht viel Innovation und Cathie geht davon aus, dass viele traditionelle Investoren nicht einschätzen können, wie diese S-Kurven (siehe Grafik) sich gegenseitig füttern, wenn die Innovationen miteinander verschmelzen. Das beste Beispiel dafür werden autonome Taxi-Netzwerke sein. Robotik, Energiespeicherung durch Elektroautos (günstigste Form der Trans-portation) und künstliche Intelligenz werden alle miteinander verschmelzen.⁵ 

Schlechte Deflation

Die schlechte Deflation bezieht sich auf die Disruption der traditionellen Weltordnung, in der viele Unternehmen einem Risiko ausgesetzt sind. Die Unternehmen, die bisher dachten, dass sie stabil aufgestellt sind und Sachen sich nie verändern werden, weder im Finanzsektor noch in der traditionellen Autoindustrie (ob Zulieferer oder der Hersteller selbst) sind besonders ge-fährdet.  

Viele dieser Unternehmen (IBM, General Electric, etc.) haben sich aufgrund der Anteilseigner das kurzfristige Denken angeeig-net, sei es durch Dividendenerhöhungen oder Aktienrückkäufe. Dadurch haben diese nicht verstanden wie schnell sich die Welt durch Innovation verändert.  

Diese Unternehmen müssen dann in naher Zukunft ihre Preise so stark senken um ihre Schulden bezahlen zu können, welche sich über die Jahre entwickelt haben. Die Produkte veralten oder werden durch Innovation disruptiert. 

Die beiden deflationären Kräfte sind kurzfristig sehr machtvoll und werden für eine große Verwirrung sorgen. Wenn nun eine große Verwirrung herrscht, besonders in der traditionellen Weltordnung wird die Umlaufgeschwindigkeit von Geld (siehe Gra-fik) weiter fallen als bisher schon, da die Menschen das Geld zurückhalten werden. Die Menschen sind dem Risiko abgeneigt und werden besorgt über ihre Zukunft und die Zukunft solcher Unternehmen sein. ⁶  

Liquidität von ETF’s 

Cathie glaubt, dass es ein generelles Missverständnis von der Liquidität von ETF’s gibt. Es gibt Unterschiede zwischen einem ETF Portfoliomanager und einem Fondsmanager. Ein Portfoliomanager im ETF-Bereich muss sich nicht über den Geldfluss sorgen machen, da das ETF Ökosystem den Aktivitäten zuvorkommend ist. Cathie muss lediglich Investitionsentscheidungen treffen. In der Fondswelt ist es nicht dasselbe, diese müssen sich Sorgen machen, weil sie sich neben den Investmententschei-dungen auch mit dem Geldfluss auseinandersetzen müssen. Sie ist überrascht darüber, wie einige ETF Moderatoren reagiert hatten, obwohl diese es eigentlichen besser wissen müssten.

Wie kann man in Deutschland in diese ETF’s investieren? 

Leider ist in Deutschland nicht möglich in die ARK ETF’s zu investieren. Der Grund ist, die ETF’s sind nicht MIFID-ll-konform. Um in Europa frei handelbar zu sein, muss ein ETF den UCITS-Richtlinien folgen. Was sind die UCITS-Richtlinien? Den Anlegern wird versprochen, dass die ETF’s mit den geltenden rechtlichen Vorgaben und hohen Qualitätsanforderungen der Europäischen Union im Einklang stehen. Das UCITS Regelwerk wird in regelmäßigen Abständen überarbeitet, um sicherzustellen, dass die Richtlinien den Anforderungen der sich stetig weiterentwickelnden Finanzmärkte gerecht werden. Auf diversen Online-Brokern wird jedoch der ARKK angezeigt, versucht man jedoch Anteile zu erwerben, bekommt man eine Meldung, dass dieser nicht zum Verkauf an Privatanlegern zugelassen sei. ⁷

Das soll jedoch kein Hindernis sein. Wir als Privatanleger in Europa können uns durch die Transparenz von ARK Invest die bes-ten Unternehmen heraussuchen und unser eigenes ARK ETF erstellen. Der Vorteil ist, dass man selbst die Gewichtung der ein-zelnen Positionen bestimmen kann. 

Außerdem nimmt man sich keine Unternehmen ins Depot, von denen man nicht. so überzeugt ist, wie Cathie Wood. Neben den ARK Reports werde ich in den nächsten Berichten interessante Unternehmen von ARK Invest vorstellen. Somit bleiben wir immer auf dem neuesten Stand und haben zusätzlich eine spannende Unternehmensanalyse zum Lesen.

¹ Foto: https://fred.stlouisfed.org/series/M2

² Foto: https://fred.stlouisfed.org/series/PSAVERT

³ Foto: https://fred.stlouisfed.org/series/DGS10

⁴ Foto: google.de -> bitcoin in usd

⁵ Foto: https://curvefinder.com/curvefinder-growth-mindset-tools-and-tips/personal-innovation-just-like-riding-a-bike/

⁶ Foto: https://fred.stlouisfed.org/series/M2V

⁷ Quelle: https://www.etf-nachrichten.de/ark-etfs-sind-sie-in-deutschland-handelbar/ 

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